„Identitätsschützende Denkfehler“ war Titel der Vorlesung Nummer 8. Um nicht zu sagen, dass wir genau da beim eigentlichen Problem sind. Der Mensch das Herdentier. Das soziale Wesen. Und all seine Abhängigkeit von Gruppen. Den Gedanken der Gruppen. Eigengruppe, Fremdgruppen.
Ich komme immer wieder zum Schluss, dass Gruppe unser Untergang sind. Dass alles Übel in den Gruppenmechanismen zu suchen ist. Und gleichzeitig is es darum auch die Lösung aller Probleme. Es ist am Ende die stärkste Kraft. Oder anders gesagt, es geht um das soziale. Das Miteinander. Jenseits des eigenen ungeschützten, verletzlichen Ichs.
Wer bin ich? Was bin ich? Identität. Immer Teil des großen ganzen. Nie komplett rausgelöst und ausschließlich individuell. Social Media, der Ort wo dir so viele zusehen. Der Ort, an dem dein Wort so viel sagt. Der Ort, der Haltung verlangt. Der Ort, der uns zeigt, wie wenig Wahrheit wirklich zählt.
Die richtige nicht nur als Status-Marker in der Öffentlichkeit sondern für einige sogar Haltung als Lebensziel. Man muss Haltung zeigen. Die Richtige versteht sich. Haltung ist wichtiger als Wahrheit. Wahrheit halt die Evolution nicht vorgesehen. Haltung hingegen schon. Die richtige Wertung. Die die die Gruppe hören will. Die denen ich mich nahe und zugehörig fühle. Die die mir sagen was richtig und falsch ist.
Leuten ist nicht so wichtig, ‚ist das jetzt richtig oder falsch? Muss ich das noch mal überprüfen?‘ sondern der erste Gedanke ist eher ‚passt es zu dem was ich ohnehin schon denke?‘ Zeigt jetzt die neue Untersuchung, dass es gar kein Klimawandel gibt, dann wird das eher der Republikaner weiterleiten. Zeigt die neue Untersuchung, dass der Klimawandel noch viel viel schlimmer ist, als wir jemals gedacht haben, dann wird es der Demokrat weiterleiten. Beide werden nicht überprüfen, ob das jetzt eine gute Quelle ist. Das ist ein bisschen stärker bei den Republikaner in der Studie rausgekommen als bei den Demokraten. Aber bei beiden konnte man es nachweisen. Das ist ein Beispiel wo man sehen kann, die Gruppenmoral führt dazu , dass man nicht nur sich der Gruppe zuordnet moralisch sondern, dass man auch die Informationen in die eine oder andere Richtung schickt
Vorlesung „Bullshit-Resistenz“ (2023, UDK Berlin) 8. „Identitätsschützende Denkfehler“
Und manche wissen genau, was eine Gruppe hören will. Es gibt für jeden eine. Man kann sein Zuhause finden. Und die meisten wollen dann auch die Welt verändern/ steuern. Egal ob jetzt Querdenker, Progressiver oder Liberaler, Soze oder Konservativer oder gar rechtsaußen oder linksaußen. Der Markt muss bespielt werden. Irgendeiner muss ja. Und um Wahrheit geht es dann eben nicht.
Mir kreist die Isabella ständig im Kopf herum. Nicht nur wegen dem was Aufruhr erzeugte von den auch so bösen Kollegen. Nein wegen ihrer Fähigkeit das zu sagen, was andere hören wollen. Tilo wollte hören, dass es Veronika war, die eine bessere gerechtere Lösung bei der Gaspreisbremse verhinderte. Quasi dieses Pro-Kopf-Budget. Die faire, gerechte Lösung. Sag schon Isabella, wer wars? Sag schon, war es die Vorsitzende? Sag schon. Was soll die Arme Isabella da tun? Und ich denke an die PK der drei Vorsitzenden. An einen Vassiliadis. Eine Gewerkschaftler, der kein aber auch wirklich kein Interesse hat unsoziale Lösungen zu akzeptieren. Wie er sein Bedauern ausrückt, dass es technisch nicht anders umzusetzen ist in der kurzen Zeit. Weil die Daten nicht verfügbar gemacht werden können so kurzfristig, die man bräuchte. Weil eben nicht bekannt ist, wer hinter welchem Anschluss hockt. Ich denke daran , dass Veronika eine Tag vor Ende der Kommission zielgenauere Lösungen präferierte. Eben wegen bekannter technischer Probleme, die eine bessere „Gaspreisbremse“ verhinderten. Ja zerfleischt wurde sie von Mitgliedern der SPD dafür. Von denen die jetzt Starökonomin Isabella vor sich her tragen.
Aber ja, Isabella, immer schon weiter DIE Wahrheit erzählen. DIE Wahrheit, die man hören will.
Wir zwei stehen an verschiedenen Fronten
Maxim – Alles versucht
Und da ist einfach kein Frieden in Sicht
Es ist 12. Prost. Es ist der Tag der Ananas, Zwiebel etc. Ich denke an Getier und Grünzeug. Freiheit. Es ist kalt und nass. Es ist nicht mehr warm.
Haltung ist nicht die Lösung, sie ist Teil des Problems. Aktion erzeugt Reaktion. Haltung erzeugt Gegenhaltung. Je stärker und intensiver die Haltung, um stärker die Gegenreaktion. Aber Feedback-Loops ignoriert man gern, wenn man dann sich selbst hinterfragen müsste.
Klima war mal ein großes Thema unter den Republikanern. Wichtiger noch in den 90er Jahren unter George Bush. Aber als die Demokraten das zum Thema gemacht haben, wurde das von den Republikanern so stark damit verbunden ‚das ist jetzt das Thema vom Gegenlager‘, dass sie angefangen haben das zu leugnen und sich dagegen zu stemmen.
Vorlesung „Bullshit-Resistenz“ (2023, UDK Berlin) 8. „Identitätsschützende Denkfehler“
Und das gilt für alle Seiten. Je nach Thema. Auch Progressive müssen Dinge anders sehen als sie sind, um die Welt zu verbessern. Lieber die Torten der gefühlten Wahrheiten vor sich hertragen als echte Evidenz. Lieber das Tor für die mögliche Verbesserung offen lassen, als Begrenztheit zu akzeptieren. Was wird sonst aus dem Lebensinhalt?
Und je nachdem wo wir uns verorten, übernehmen wir die Sichtweisen. Und je größer der Drang in der Gruppe zu Status gelangen, um so größer die Fehler ideologischen Fehler. Und je gebildeter man ist, um so größer gar die Fehler beim vermeintlichen Wissen bezüglich der großen Themen unserer Zeit.
Am Ende gibt es sie eben nicht. Die, die jenseits von Ideologie unterwegs sind. Und auch Antonio war es nicht. Auch wenn er die Ideologie nur bei anderen sah. Auch wenn man ihm zu gute halten muss, dass er durchaus auch ohne Studien, das Problem erkannt hat. Nur leider einseitig, wie wir das gern tun. Dieses Gefängnis der Ideologie gilt natürlich nur für andere.
In scientific discussion, since it is assumed that the purpose of discussion is the pursuit of truth and the progress of science, the person who shows himself most ‘advanced’ is the one who takes up the point of view that his adversary may well be expressing a need which should be incorporated, if only as a subordinate aspect, in his own construction. To understand and to evaluate realistically one’s adversary’s position and his reasons (and sometimes one’s adversary is the whole of past thought) means precisely to be liberated from the prison of ideologies in the bad sense of the word – that of blind ideological fanaticism. It means taking up a point of view that is ‘critical’, which for the purpose of scientific research is the only fertile one.
Antonio Gramsci, Siehe: Institutionalism Theories and Hegemonic Practices in Global Polity Formation
Wahrscheinlich war er mit einer durchaus guten Beobachtungsgabe ausgestattet. Und ot sind Mustererkennung und Bauchgefühl ein erster Ansatz, die man heute mit entsprechenden Studien und Gegenstudien belegen kann oder eben widerlegen. Oder korrigieren/ ausbauen.
Am Ende hängen viele von uns in diesem Gefängnis fest. Und vor allem, die die sich politisch einmischen. Die die Dinge verändern wollen. Gerade sie brauchen starke Gruppen. Und somit haben sie auch das stärkste Gefängnis. Jenseits der Mitte. Jenseits von Freiheit des Denkens. Jenseits von Wahrheit und Wissenschaft. Und Vernunft.
Eigentlich müsste ich das sauber aufarbeiten. Sauber zusammenstellen. Als Beitragsreihe zu Philipps Vorlesungen. Nur die Vorlesung nicht mehr und nicht weniger. Aber mir fehlt die Motivation. Und irgendwie ist das hier ein loses Sammelsurium meiner Gedanken. Und das sollte es auch bleiben.
Aber was bleibt als Fazit dieser Vorlesung? Am Ende sind wir doch verloren. Wer bitte kann denn alles dauernd mittels Studien prüfen? Diese erstmal in den, dann verstehen und im Zweifel gar hinterfragen. Und darum wird das alles nicht besser werden. Und auch wenn wir rein theoretisch mit ganz viel Magie dem Führungspersonal die Problematik verständlich machen könnten, ist es recht unwahrscheinlich, dass sie dann das Volke bei kritischen Themen „gemeinsam“ führen könnten. Aber so weit werden wir nicht kommen. Es braucht Zeit das zu verstehen, es braucht Willen. Es braucht ein Hinterfragen seiner eigenen Überzeugungen. Es macht unsicher.
Die 7jährigen haben mich wieder mal geerdet. Und dann sitze ich da und bin mir sicher, dass vieles schon immer so war wie es ist, nur sehen konnte und wollte ich es nicht.
Eigentlich wollte ich ja morgen früh mit der Sonne aufstehen. Wie letztes Jahr. Es hat durchaus seinen Reiz zu dieser frühen Stunde zu radeln. Auch wenn ich ja eher nachtaktiv bin und daher nicht der frühe Vogel. Ich warte schon auf die lauen Nächte. Nun ja, morgen jedenfalls hat der Klima emm das Wetter beschlossen, dass ich lieber im Bett bleibe. 14 Grad und Wolken ist weder was für mich noch für Getier und Fotos. Vielleicht dann doch eher ne Abend Runde. Oder auch gar nicht. Vielleicht ist es besser so. Das Stadtradeln naht. Drei Wochen Zeit früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang zu genießen. Und vor allem ein guter Grund.
Auf meinem Balkon ist die Transformation voll im Gange. Die Ameisen haben wes mit der Blattlauszucht so gut gemeint, dass die Marienkäfer in Massen geschlüpft sind. Jetzt is grad ein Schwung dran mit Transformation. Is spannend zuzugucken.
Ich glaube nicht, dass sich Dinge verändert haben. Sie waren vielleicht nicht so offensichtlich sichtbar. Aber sie waren schon immer so da.
Wir sind aufgewachsen zwischen Plattenbau und Kindergarten
Drei Straßen waren unsere ganze Welt
Vor dem Fenster warten Strommasten im Kleingarten
Ich hab‘ nie verstanden, was den anderen daran nicht gefälltManchmal sehn‘ ich mich zurück, zurück in diese Zeit
Bevor wir von hier weggingen, haben drei Straßen noch gereichtKomm, wir bauen wieder Luftschlösser
Unser eigenes kleines Reich
Komm, wir bauen wieder Luftschlösser
Ich will, dass das wieder reichtWir hatten keine Uhren und blieben unten bis es dunkel wurde
Und ein Jahr schien so unvorstellbar lang
Es gab kein Problem, das nicht mit Abzählreimen zu lösen wäre
Und abends waren dann unsere Schuhe voller SandManchmal sehn‘ ich mich zurück, zurück in diese Zeit
Bevor wir damals weggingen, haben drei Straßen noch gereichtKomm, wir bauen wieder Luftschlösser
Unser eigenes kleines Reich
Komm, wir bauen wieder Luftschlösser
Ich will, dass das wieder reichtIch will ’n ganzen Strauß voll Pusteblumen
Und keine Langstielrosen
Mir und dir ist das genug
Will mit dir unterm (?) Sternenhimmel
Unter eine Decke
Kaugummiautomatenringe an unsere Finger steckenKomm, wir bauen wieder Luftschlösser
Elen – Luftschlösser
Unser eigenes kleines Reich
Komm, wir bauen wieder Luftschlösser
Ich will, dass das wieder reicht