Die autoritären Linken

Ich weiß gar nicht, ob der Begriff offiziell existiert. Das erste Mal drüber gestolpert bin ich bei Liane Bednarz. Sie hatte den Begriff öfter auf Twitter verwendet. Ist schon 2 Jahre her. Und was verfasst hat sie auch

Am Anfang hab ich gar nicht verstanden, was sie meinte mit autoritären Linken. Mittlerweile habe ich es gelernt. Die, die wissen was richtig ist und alles andere muss bekämpft werden. Die, die dir sagen wollen, wie du zu sein, zu reden hast, was du zu tun hast. Die, die eigentlich tolerant sein wollen, es aber nicht sind. Die dir sagen, dass du dich zu outen hast, weil du nur so frei sein kannst. Die ihre eigene Verantwortung z.B. bei den Ausschreitungen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Sommer 2020 ignorieren. Die, die unsere Geschichte wegrationalisieren wollen, weil sie nicht mehr ins heutige Weltbild passt.

Warum führe ich das aus. Die Welt gerechter machen, die Welt sozialer machen. Was ist gerecht? Wer definiert das? Was ist der Preis?

Diese Vehemenz, diese Unnachgiebigkeit, dieses ich weiß was richtig ist, das andere gehört bekämpft. Dieses autoritäre Denken. Wenn es nur einzelne Stimmen wären. Aber gerade auf Twitter sind es viele, sind es die große Accounts. Die die anstiften. Die, die andere an den Twitterpranger stellen. So neben der Spur und bewusst provokant der Nuhr auch ist, in einigen Punkten hat der diesbezüglich recht.

Die Identitätspolitik, die zum Teil keinen Raum mehr zum Atmen lässt. Die jetzt sogar die SPD einnimmt noch mehr entzweit als sie eh schon ist. Meine politischen Heimat ist schon länger kaputt, jetzt aber endgültig tot. Wenn es in Volkspartien, die eigentlich plural sein müssen, eskaliert, weil die jetzt von der linken Strömung geführt werden und sie deshalb Pluralität der Meinungen nicht mehr akzeptieren.

Nachdem Dobrindt kundtat, dass er keine romantischen Gefühle gegenüber den Grünen hätte, antwortete ich „Was sich neckt das liebt sich. Alte bayrische Weisheit“. Ich bekam als Antwort aus dem linken Feminismus-Spektrum „klingt nach Vergewaltiger-Weisheit“. Ich hab 15:21 verloren. Nach Likes. Jetzt mal ernsthaft, soll das die Zukunft der nach uns kommenden sein? Ja es gab/ gibt sie, die Dinge falsch interpretieren und auch mehr als zu weit gegangen sind. Aber sollen wir Menschen uns dann geißeln? Am besten doch Pillen schlucken? Science Fiction sind nicht nur Flugtaxis und Supercomputer. Es sind auch Filme wie „Der Hüter der Erinnerung“ oder „Equilibrium“ – friedliche Welten erkauft doch Pillen und Konformität. Oder der Blick in die Vergangenheit des Ostblocks.

Das macht mir Angst.

Sollen die, die nach uns kommen, so sein wie sie zu sein haben? Und sollen sie anders-Sein öffentlich vor sich her tragen müssen, weil man nur so wirklich „respektiert“ wird? Ist es das was man sich wünscht? Oder wollen wir alle nicht einfach so respektiert und akzeptiert werden – ohne Quoten-Kampagnen, ohne Outing-Pflicht-Kampangen, ohne Gendersternchen, ohne „ich bin stolz xxx zu sein“. Leben und leben lassen. Leben nach der goldenen Regel des Lebens.

Einwurf Gendersternchen und Quote: Da hat eine Frau das beste Argument selbst gebracht mit dem Kollegen und der Stelle auf die sich beide beworben hatten. Dass er Gendersternchen akribisch verwendet schön und gut. Am Ende hatte er wohl wirklich aber nie ne Chance wenn er nicht doppelt so gut gewesen wäre als sie. Was ist gerecht? Wer definiert gerecht?

Ach und dieser lustige Philosophen-Prof da der S. Dieser ungehobelte Twittertroll in der Bürgerratsdiskussion. Hauptsache das Gendersternchen sitzt, aber Frauen im Netz absprechen anonym unterwegs sein zu dürfen und mir AfD Nähe attestieren. Es ist so bezeichnend. Gendersternchen wirkt Wunder.

Anmerkung der Redaktion 30.12.2021: Ich hab angefangen ihm zu flogen. Ja in Diskussionen schwere Kost. Wenn er mal diskutiert. Aber eigentlich kein Troll und niemand der täglich querschießt. Dafür viel Klassik hört. Daher sehe ich manche Menschen mittlerweile anders. Einige. Ich lese sie. Schon länger. Man lernt andere Seiten kennen. Aber „lustig“ ist es schon irgendwie. Nein lustig ist das falsche Wort. Das Leben dreht sich gerade irgendwie komisch in irgendwelchen Kreisen. Und als ich eben diesen Part raussuchte um nachträglich zu veröffentlichen *AusGründen*, dann is das schon schräg … wie vieles andere auch …

Apropos Gendern hatte mir der verschollene Barkmann dagelassen, weil ich und gendern als im Osten sozialisierte Frau *hüstl*

Apropoos Barkmann. Verschollen, aber er schreibt jetzt selbst übers Gendern.

Verschiedene Lebensrealitäten, verschiedene Lebensentwürfe. Ja, Be And Let Be. Aber wie zwischen all der Autorität. Nix gegen eine gerechtere Welt. Wer möchte das nicht. Aber um welchen Preis?

So nebenbei: Mein Debattierclub hat mal gemeint, dass es okay ist, wenn andere reicher sind und auch steinreich. Hauptsache man selbst kann ein gutes zufriedengestelltes Leben führen. Umverteilung nicht zwingend nötig. Auch nicht bei den eher linksorientierten.

Ich hab Angst davor. Dass der Pluralismus der Gesellschaft, dieses „Leben und leben lassen“, das wir uns Stück für Stück erarbeitet haben, verloren geht. Das was heute sicher nicht perfekt ist. Aber wenn wir ehrlich sind viel offener ist als vor 20 Jahren. Ich habe Angst davor, dass es dieses Autoritäre, diese Unnachgiebigkeit, dieses nur das ist richtig, diese Identitätspolitik gratis dazu gibt bei der großen Transformation.

Ich will das nicht. Freiheit ist mehr als nur Autobahn. Freiheit ist das was Merz sagte, dass es egal ist mit wem ich mein Bett teile, solange es im gesetzlichen Rahmen ist. Und es geht niemanden was an und mich auch nicht bei anderen. Freiheit ist der Garten mit Häuschen grün überwachsen mit Solardach. Freiheit ist das Reiten, bei dem einen auf dem Pferd bei dem anderen der Drahtesel. Und wegen mir das klimaneutrale E-Auto, das mit max. 100 auf der Autobahn brettert und Ulf in Endorphinrausch versetzt. Ohne das einer verurteilt.

Ist der Sozialismus (progressiv/ links) nicht genau daran gescheitert? Er wollte/ sollte eine gerechtere Welt schaffen. Am Ende gab es ein Bild dem man entsprechen musste und wenn nicht … und es waren eben nicht alle gleich, manche waren gleicher.

Ich will das nicht. Das ist nicht gut. Das ist nicht richtig. Das ist keine Grundlage für die Knöpfe die mir wichtig sind. Sie sollen frei sein dürfen. Und sie sind Charaktere, die frei sein müssen.

1 Gedanke zu „Die autoritären Linken“

  1. Hier steckt viel Wahres drin. Zumindest was ich als Wahrheit empfinde.
    Trotzdem glaube ich, das Pluralität nicht durch Algorithmen erreicht werden kann. Wenn wir nicht raus kommen aus unseren Reihen, Kreisen wird es uns auch nicht gelingen Pluralität zu leben. Wir müssen Frieden schließen mit der Gegenwart, der Vergangenheit. Sie sind geprägt von Extremen. Auch extremen Irrtum. Wir werden weder Vergangenheit noch Gegenwart verändern. Es geht nur für die Zukunft. Das geht nicht mit Revolutionen sondern nur mit Evolution. Wir werden weder die Erde noch die Menschheit lebenswert gestalten wenn spalten. Naturfreunde und Feinde Impfbefürworter und Gegner, Auto gegen Fahrrad gegen Fußgängerzone gegen Flieger gegen was noch wir finden ein Dagegen. Bei uns stehen vielleicht genauso so viele Fahrräder in Kellern wie Autos am Straßenrand. Es ist auch nicht Familienfreundlich wenn Papa täglich 5 Stunden mit der Bahn ins Geschäft fährt, weil er seinem Dogma frönen will. Wir müssen Lösungen für 8 Mrd Menschen finden in 8 Mrd Lebenssituationen. Da helfen keine Losungen!
    Es gilt meiner Meinung nach darum Extreme zu vermeiden. Extreme Ausbeutung von Menschen und Natur, extreme Macht, extremen Gleichschritt.
    Die Natur ist vielfältig, nicht gleichmäßig kleinkarriert. Es wird Zeit, dass wir ein Teil dieser Vielfalt werden.

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