Dschungelkind

Ich glaub ich mach jetzt wieder in Geschichten. Das mit Wissenschaft und Moral und Aktivismus kannst in der Pfeife rauchen. Alles drüber, weit drüber. Und jenseits von „Menschlichkeit“. Alles irgendwie immer nur auf der suche nach dem perfektem Menschen.

Ach guck das Dschungelkind is wieder da. Vielleicht erde ich mich auch erstmal mit Naturvölkern. Das Steinzeithirn im realen Leben.

Dass sie Probleme hatte sich in D zurechtzufinden, daran erinnere ich mich noch. Sehr lange her, dass ich das Buch gelesen hatte. fast 20 Jahre. Aber selten so fasziniert ein Buch gelesen.

Dann fragte mein Vater die Fayu „Warum habt ihr uns nicht gesagt, dass das der Krokodilfluss war?“ Und da haben die ihn angeguckt und sagt „Ja aber jeder weiß doch, dass das der Ktokodilfluss ist“. Jahre später haben die uns erzählt, dass als sie uns beobachtet haben, waren die unglaublich beeindruckt von unserem Mut. Und haben gedacht ‚was für eine mutige Familie, dass die in diesem Fluss schwimmen mit diesen Krokodilen“ Die ja sehr aggressiv sind. Und als sie dann gemerkt haben, das war nur weil wir es nicht wussten, .waren sie natürlich sehr enttäuscht. Aber dieser Spruch aber „jeder weiß das doch“, diesen Spruch habe ich jahrelang auch gehört als ich hierher kam. Immer wieder und immer wieder. Ich kam in Situation rein, man sagt „Sind sie bescheuert? Das weiß doch jeder“ Das ist doch logisch“ Deshalb war für mich diese Geschichte so prägend weil ich verstand, dass man oft denkt ‚das muss man doch wissen‘ aber manchmal, wenn man aus einer Kultur kommt, weiß man es nicht

Im Urwald lernt man RICHTIG zu jagen! | Sabine Kuegler

Ich glaube, dass es eins unserer größten Probleme ist. Dass wir eben glauben, alle anderen würden die Welt so sehen wie wir auch. Würden die gleichen Probleme sehen, die gleichen Regeln, die gleichen Zusammenhänge. Aber wir verfügen alle über verschiedenes Wissen. Und das von Sabine ist eine Extrembeispiel. Also nicht nur das mit dem Krokodillfluss sondern eben sozialisiert zu werden im Dschungel mit ganz anderen auch sozialen Regeln. Und denn kommst in diese moderne Welt und nix von deinem Koordinatensystem passt.

Und da sich Bücher um so besser verkaufen, um so wilder die Geschichten, hat sie noch ne Story auf Lager wie unterschiedliches soziales Wissen am Ende sogar tödlich enden kann.

Es waren keine Missionare, es waren Anthropologen und die wollten dann diesen Stamm forschen. Und die Missionare haben sie gewarnt, gesagt „seid vorsichtig!“ „Nein wir kennen uns da aus. Wir haben alle unser Doktortitel. Wir wissen schon was wir machen“ 🙃 sind denn dahingegangen und eine einige Wochen später kam durch ein Radio – man hat ja immer ein System im, es ist nicht so dass man da hingeht und man hat keinen Kontakt mit der Außenwelt, wir haben so Radios – die Frau kam dann am Radio eines Morgens und war am schreien „Hilfe, Hilfe. Hilfe! Kommt, rettet mich! Rettet mich! Die haben meinen Mann umgebracht!“ Dann sind die hochgeflogen. Ein einheimischer Experte, der auch dieses Gebiet kannte und auch die Sprache von diesem Stamm kannte und ist hingegangen und kam dann zu dem Haus, das dieses Ehepaar gebaut hat. Und vor dem Haus lag der Mann, der Amerikaner, und war tot. Und neben ihn stand der Häuptling und die anderen. Und die waren ganz verblüfft. Und da ist er hingegangen zu dem Häuptling „was ist denn los hier?“ Sagt er „ich weiß nicht was los ist“ Er sagt „die Frau hat mir seit Wochen gesagt, dass sie mich als Ehemann haben möchte und jetzt habe ich den Mann beseitigt und jetzt weigert sie sich rauszukommen.“ Was passiert ist, ist folgendes. In dieser Kultur, wenn eine Frau immer wieder einen Mann anlächelt und ihm Essen gibt und ihn Aufmerksamkeit gibt, bedeutet das, dass sie den Mann als Ehemann haben möchte. Der Häuptling natürlich von seiner Position hat gesagt „ich muss da was machen, weil wenn ich nicht was mache, dann werde ich meine Ehre verlieren“ Und die Frau natürlich war eine Amikanerin wollte natürlich extra nett sein und hat nicht den Häuptling andauernd angelächelt. Und der Häuptling sagte noch zu diesem Helfer, der gekommen ist, er sagte „Und ich ich wollte sie gar nicht haben als Ehefrau, aber ich hatte keine Wahl “ weil in derer Kultur wenn sowas passiert, dann meistens geht dann der Mann zum ihrem Ehemann und dann besprechen sie „okay was machen wir“ , dann kommen sie zu einer Einigung. Aber er konnte ja nicht die Sprache sprechen von dem Amerikaner und der Amerikaner konnte nicht seine Sprache sprechen. Also seine einzige Wahl in seinem Kultur war, den Mann umzubringen

Im Urwald lernt man RICHTIG zu jagen! | Sabine Kuegler

Em ja. Möge er in Frieden ruhen. Mit Doktor Titel. Aber wie man sieht, Bildung allein reicht nicht. Und Kommunikation so wischtisch. Und Regeln nicht immer logisch und verständlich.

Kommen wir vom Wissen zur Spiritualität.

Also das größte Missverständnis für viele ist, dass Kannibalismus hat eigentlich nichts damit zu tun mit dem Essen oder oder wir essen jetzt irgendwie Menschenfleisch. Es hat mit der Spiritualität und mit dem Geist zu tun. Es gibt drei Gründe warum man Kannibalismus dort unter Stämmen praktiziert wird – es ist natürlich heute verboten, aber damals. Das erste war, wenn man jemand liebt und man möchte, dass der Geist dieses Mensch bei einem bleibt, glauben die, wenn du ein Stück des Menschen isst, dann bleibt der Geist auch in dir. Und bleibt auch bei dir. Der zweite Grund ist, wenn du das Gegenteil machen willst. Du hast einen Feind und du willst sicher sein, dass der Geist dieses Feindes niemals rückkehren kann in deren Gebiet, was für die das schlimmste ist, was man sich vorstellen kann. Das war natürlich auch ein Grund. Und das dritte hatte mit Magie zu tun. Ich habe in der Zeit wo ich unterwegs war nur einmal erlebt dass es ein Stamm war die jemand gegessen hat das war ein weißer oder ein farbloser aber nur weil sie schauen wollten wie der schmeckt das habe ich eigentlich nur ein einziges Mal erlebt das war am Ende des 18 Jahrhundert darüber erzählen sie noch heute aber generell gibt’s immer einen Grund was mit was mit der Seele oder mit dem Geist oder mit Magie zu tun hat

Im Urwald lernt man RICHTIG zu jagen! | Sabine Kuegler

Bei uns war übrigens wieder Horse and Spirit. Glaube da wurde aber keine gegessen. Man meditierte nur zwischen den Pferden. Ohhhh.

im Urwald muss man ja richtig jagen, das heißt man muss Kräfte haben, die fast übermenschlich sind. Sonst würde man das nicht schaffen. Und dadurch hat sich natürlich wahrscheinlich durch die Evolution ein Jagdadrenalin entwickelt, das wenn man jagen geht, dann geht man auf ein totales Rausch, sagt man glaube ich. High, wahnsinnig, man sieht Farben, die man noch nie gesehen hat. Man hat das Gefühl, man ist übermenschlich. Und Micki wollte das nicht. Weil Frauen dürfen da nicht jagen gehen-Das ist eigentlich verboten. Aber ich bin dann hinter seinem Rücken zum Häuptling gegangen und der hat gesagt „okay wir erlauben das einmal“. Und dann bin ich mit einigen Männern auf die Jagd gegangen- Und habe tatsächlich noch einmal dieses Gefühl oder das Erlebnis gehabt jagen zu gehen Und habe das auch sehr detailliert im Buch beschrieben, weil das ist etwas was z.B ich noch nie gelesen habe also ich persönlich habe noch nie jemand das gelesen dass jemand mal beschreibt was was passiert bei den Urstämmen. Also das sind ja Menschen, die ja nur im Urwald leben. Wie schaffen die das jagen zu gehen ? Und warum treibt es sie immer wieder zurück, jagen zu gehen. Weil das so schwer ist und so anstrengend ist. Und ja und das hat mit dem Rausch zu tun und das ist fast wie eine Sucht

Im Urwald lernt man RICHTIG zu jagen! | Sabine Kuegler

Da hatte ich doch letztens so nen schönen Artikel, da gings auch im Jagdlust. Oh schade leider mittlerweile Paywall

Schade, aber dann nehmen wir halt was älteres.

Wer jagt, fühlt sich gut, weil eine Vielzahl von Hormonen, Neurotransmittern und -modulatoren wie Testosteron, Serotonin, Endorphine und Cortisol euphorisieren und das Schmerzempfinden hemmen. Wäre das nicht so, würden Menschen erst gar nicht jagen, meint Elbert. „Das Jagen an sich muss lustvoll sein, Fleisch zu haben oder – bei jagdähnlichen Spielen – das Fußballtor zu erzielen, reichen allein als Motivation nicht aus.“

Gewalt und Euphorie gehen im „Jagd-Netzwerk“ eine weitgehend stabile Verbindung ein und verändern dabei die Hirnstrukturen. So werden die Kontrollfunktionen des präfrontalen Cortex, des Stirnhirns, die üblicherweise aggressive Reaktionen mäßigen, ausgeschaltet. Das Gehirn, ein überaus anpassungsfähiges Organ, hat sich verändert. „Wird das Töten einmal als lustvoll erlebt, ist eine Grenze überschritten“, sagt Elbert: „Zu morden kann eine Art Sucht werden. Ehemalige Kindersoldaten erzählen, dass sie manchmal noch abends losgezogen seien, weil sie so einen starken Drang hatten, zu kämpfen.“ Es habe auch Anführer gegeben, die in regelmäßigen Abständen Blut sehen mussten.

Jagdlust im Dienste des Krieges

Wobei sehr interessant ist, dass mehr US-amerikanische Soldaten traumatisiert sind als Kindersoldaten in Afrika. Das mit unserer Biochemie ist jedenfalls eine fragwürdige Sache. Aber Mensch halt doch ein Tier.

Deshalb auch zurück in den Dschungel

Das Stammesleben basiert ja … eine Gruppe das heißt, wenn man in dieser Stammesgruppe ist, dann hat man dann gibt man seine eigene Identität auf. Man gibt man seine Verantwortung auf. Man gibt ja alles auf.

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So viel zu diesem Kollektivding. Weil ja am Ende ist es so. Deine Identität geht in der Gruppenidentität auf. Was am Ende wohl auch tief in uns verwurzelt ist. Aber das wars dann mit individueller Freiheit. Andere entscheiden über dich und richten im Zweifel. Soviel zu Fromm.

Und wenn du so sozialisiert bist, dann ist die westliche Welt eine in der man sich nicht zurecht findet.

Ich war ja jahrelang wieder in der Kultur gewesen, in der Kultur meine Kindheit. Und habe mich durch die Zeit immer mehr und mehr, tiefer wieder in diese Kultur hineingefunden. Aber nicht nur in der Kultur sondern auch in der Natur. Also nicht nur in den Stämmen sondern mit der Natur. Und man sagt ganz leicht das Wort „eins mit der Natur werden“ aber viele verstehen nicht was das wirklich bedeutet. Eins mit der Natur zu werden dort, da ist man es ist so, als ob man nicht mehr existiert als dass man keine eigene Identität mehr hat, man ist ein Teil von allem um ein herum. Und ich befand mich in dieser Kultur und habe mich immer weiter und weiter verloren, immer tiefer und tiefer reingegangen bis alles nicht mehr außerhalb, nichts mehr existiert hat. Es hat nichts mehr existiert. Ich war so tief in dieser Welt drin, ich war so verwurzelt wieder in das Stammesleben. in der Natur. Und in dem Moment. Es gab keine Vergangenheit, es gab keine Zukunft. Es war nur dieser Moment.

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Das ist sicher auch ein wichtiger Punkt. Wir Menschen leben eigentlich primär im jetzt, hier und heute. Vielleicht noch etwas Jahreszeit und Wissen darüber, dass du die Natur um dich herum nicht vollständig zerstören darfst. Und Kreislauf des Lebens und so. Aber das wovon man heute gern so redet, dass wir uns komplexe Vorgänge wie Klimawandel in die Zukunft denken sollen oder nach Afrika und so, ne das is nix, wofür wir geschaffen sind.

Jetzt redet Micki. „Glaubst du wirklich, du bist einer von uns? Sieh dich an, du redest davon ein Stammesmenschen zu sein! Doch du benimmst Dich genauso wie die, die du angeblich verachtest. Alles was dich interessiert, sind deine eigene Wünsche, dein eigenes Glück, dein eigenes Wohlergehen. Dir geht es nur darum, was Du fühlst und was Du willst. Du gehörst nicht hier her. Du hast es verspielt einen festen Platz in diesem Stamm zu bekommen, als du auf die Jagd gegangen bist. Dies ist nicht deine Welt und sie wird es nie sein. Und glaubst du wirklich, dass du jemals irgendwo ganz dazu gehören wirst? Du bist und bleibst weder weiß noch schwarz, weder melanesisch noch Europäer. Du läufst von dir selbst weg, von deiner Verantwortung, von deinen Ängsten und deinen Schwächen. Hast du überhaupt eine Ahnung was es heißt, Verantwortung zu tragen? Werde endlich erwachsen und kapiere, warum es im Leben wirklich geht! Anstatt dich hier zu verstecken und den einfachen Weg zu wählen, deinen Ängsten und dein Schicksal zu entkommen. Es ist an die Zeit, dass du lernst, dich dem Leben zu stellen, anstatt dich wie ein Feigling zu verkriechen. Das was du machst, ist unfair! Mir gegenüber, dem Stamm, der dein Leben gerettet hat, und deinen Kindern gegenüber.

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Zack Treffer versenkt. Aber auch exakt erläutert, dass das ICH im Kollektiv eben verschwinden muss. Das Wir ist wichtig. Man uns sich unterordnen. Seine eigenen Wünsche unterordnen.

Und den nachfolgenden Part analysieren wir dann mal tiefenpsychologisch 🙃

Ich geriet in Rage in diesem Augenblick. Hasste ich ihn abgrundtief. Ich fühlte mich von Micky bedroht, bedrängt, mir mein neues Leben wieder zunehmen. Etwas in mir explodierte. Ich drehte mich um und sah Pfeil und Bogen an einem Baum lehnen. die jemand dort zurückgelassen hatte. Nein, dachte ich mir, ich lasse mich von niemanden aus diesem Leben reißen. Ich machte einen Satz zum Baum, griff nach dem Bogen und drehte mich zurück zu Micky. Ich spürte den Schock der Menschen um uns herum, als ich den Pfeil spannte, auf ihn zielte und die Sehne losließ. Ich hörte Mickys lauten Schrei als der Pfeil in seinen Bein drang. Ich sah sein Wut als er ihn herauszog, sich auf mich stürzte und mir den Bogen aus der Hand riss. Dann holte er weit aus und schlug zu. Er traf mich so hart, dass ich rückwärts taumelte. Ich fühlte den brennenden Schmerz als meine Ohren unter der Wucht seiner Hand explodierten. Und auf eine seltsame Weise fühlte es sich gut an. Es verstärkte meine Wut noch. Mich überkam ein dunkles wildes überwältigen Verlangen zu töten. Es war noch viel intensiver mächtiger und unkontrollierter als das was sie vor einigen Wochen auf der Jagd spürte. „Ich werde dich umbringen“ schrie ich und stürze mich auf ihn.

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Schön, dass sie so offen drüber redet. Wohnt sie jetzt nicht in München? Ich frag nur vorsichtig.

Das Interessante ist, wenn man sich dann so tief in dem Urwald oder mit der Natur verbindet, dann ist man ja auch auf einer wahnsinns andere Ebene. Und Micki ist immer wieder gekommen, hat gesagt mwir müssen raus wir . Und da plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich bedroht bin, mein Leben ist bedroht. Es ist natürlich kein Grund ihn anzuschießen und so. Aber das war so eine Situation, dass natürlich auf einer Seite auch nicht korrekt war, aber auf der anderen Seite hat es etwas ausgelöst in mir. Und es ist so als ich dann auch plötzlich wieder wach wurde. Und plötzlich wurde alles wurde wieder so klar und so bewusst

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Wenn die Biochemie nachlässt … Und zack wirst du aus dem Stamm geworfen

Viel schlimmer gewesen wäre es ,wenn ich seine Ehre angegriffen hätte. Weil er ihr Häuptling ist. Wenn ich ihn geschämt hätte oder wenn ich mich lustig über ihn gemacht hätte. Das die Konsequenzen daraus wären viel viel schlimmer für mich gewesen. Ihn anzuschießen ist natürlich nicht okay. Ich hätte ihn auch nicht umgebracht. Ich habe ich habe ihn ja ins Bein geschossen. Aber ich hätte ihn auch woanders anschießen können. Aber es gibt für alles immer – wie sagt man – eine Konsequenz. Und letztendlich war die Konsequenz, erstens musste man so eine Zeremonie machen und so. Aber dann kam der Häuptling hat sich dann hingesetzt und hat auch zu Micki gesagt . es gab mehrere Gründe – aber die haben gesagt: „Nimm sie mit und bring sie zurück in ihre Welt. Weil sie ist weder Mann noch Frau. Sie passt hier in unserem System nicht rein. Sie hat das Jagdadrenalin in sich. Und in einem Stammessystem hat jeder seine Ordnung und jeder seinen Platz. Und wenn irgendwas da ist was irgendwie Unruhe bringt, kann das für die ganze Stamm Unruhe machen. Und da kann die Gesellschaft auch auseinanderfallen in dem Sinne. Und deshalb haben die mich sozusagen rausgewiesen. Weil ich geschossen hab. Aber es war auch hauptsächlich der Grund, weil sie gesagt haben „sie muss zurück in ihre Welt“

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Und ja solche Systeme haben ihre Regeln. Und man ist sich der Gefahr bewusst, dass einiges ins Wanken kommen kann, wenn man diese Regeln hinterfragt, aushebelt. Blöde Sache. Aber blöde is auch immer, wenn du irgendwas dazwischen bist. Weder Fisch noch Fleisch. Dich weder hier noch da eingliedern kannst.

Interessant auch ihre Ausführungen dazu, wie diese Völker darüber denken, wie wir über sie entscheiden. Um sie angeblich zu schützen.

Der Häuptling widersprach heftig und sagte etwas, was mir sehr zu denken gab und meine Haltung dazu komplett veränderte. „Warum sollen wir weiterhin wie Tiere auf dem Boden schlafen, während ihr in weichen Betten schlaft? Warum sollen wir weiterhin in Dreck sitzen, während ihr auf bequemen Sofas sitzt? Warum sollen wir weiterhin nachts frieren, während ihr euch in warmen Decken wickelt`? Warum sollen unsere Frauen weiter blind werden, weil sie ständig dem Rauch des Feuers ausgesetzt sind, während ihr auf Öfen kocht. Warum sollt ihr ein bequemes Leben haben, während wir um unsere Existenz bangen? Welches Recht habt ihr uns zu sagen, was wir haben können und was nicht?“

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Amen. I feel.

Es gab eine Zeit, wo wir alle gekommen sind, sagen wir müssen da rein und müssen die Menschen alle zivilisieren. Und die müssen alle Kleidung tragen. Müssen alle sein wie wir. Jetzt machen wir genau das Gegenteil, Nein die Leute sollen sich wieder ausziehen. Sie sollen nackt rum laufen . Se sollen weiter ihre Kultur haben. Sie müssen weiter in den Stämmen leben und so. Und ich sag und ich höre mir das immer an, auch hier andauernd in der westlichen Welt. Und ich sag , was gibt euch das Recht zu sagen, was sie machen und nicht machen können/ dürfen. Was gibt euch das Recht, zu sagen, dass sie keine Handys haben dürfen, keine Kleidung haben dürfen?

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Ich bin mir sicher, dass will die Wissenschaft so. Oder das Universum. Die Betroffenen möglichst nicht befragen. Die Bildungselite hat das im Griff. Wegen Moral und so.

immer wieder habe ich mich mit Einheimischen drüber unterhalten. Und die sind so wütend drüber. Weil die sagen „was sind wir? Sind wir Tiere, die man in einen Zoo einschließt?

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So und jetzt gehen wir alle mal tief in uns und denken drüber nach. Weil ja, hmm.

Was natürlich aber noch dazu sagen muss, was bedroht sind natürlich die Wälder. Was bedroht ist, ist der Urwald. Es wird wahnsinnig abgeholzt da. Und da haben wir auch viel Arbeit gemacht und so. Aber da habe ich auch immer gesagt, wenn wir den Menschen wirklich helfen, also wenn wir wirklich, was machen wollen, was sinnvoll ist, müssen wir Ihnen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln als Gesellschaft. Weil die moderne Welt die Technologie, die können wir nicht aufhalten. Und die soll auch nicht aufgehalten werden. Was wir aber machen können ist, ihnen die Möglichkeit zu geben , in dieser neuen Welt hineinzukommen ohne, dass sie ihre Tradition abgeben müssen, ohne dass sie ihre Wälder abholzen müssen. Das ist das was sie wollen. Aber sie wollen weiter in ihren Dörfern leben. Sie wollen weiter ihre Gärten haben. Aber sie wollen auch Elektrizität haben, sie wollen auch ein Ofen haben, sie wollen auch Decken haben. Und ich habe immer gesagt , wir haben nicht das Recht Ihnen zu sagen, was sie machen oder haben oder nicht haben dürfen. Dass müssen die selbst bestimmen

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Also brauchst du eine finanzielle Einnahmequelle. Und das darf nicht das Holz sein. Hm Schwierig.

Moderatorin: Du hast hast ja sehr früh schon als Kind erlebt, was es bedeutet wenn es Unfrieden gibt. Also der Stamm der Fayu, der hat untereinander Krieg geführt. Es gab vier Gruppen, die sich bis aufs Blut bekämpft haben. Die Fayu waren im Krieg mit den Nachbarstämmen. Und ihr als Familie kamt da mitten rein.

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Ich erinnere mich.

Als wir reinkam zu Fayu, waren die was man nennt ein Blutkrieg. Das heißt, die hatten sich – die Fayu war man ein sehr großer Stamm, mehrere tausend Mitglieder – und hatten sich innerhalb von zwei bis drei Generationen von mehreren tausend Menschen auf 400 Mann Frauen und Kinder runtergeschlachtet … Das interessante ist, die haben zu ihm gesagt „wir wollen Frieden haben, wir wollen nicht mehr töten, wir wollen kein Krieg, aber wir wissen nicht wie“. Und mein Vater hat zu denen gesagt „ich kann euch den Frieden nicht bringen. Den Frieden den müsst ihr selbst machen. Was ich aber euch anbieten kann, ist eine Plattform, wo ihr euch treffen könnt. Wo ihr wieder kommunizieren könnt, was nicht mit dem Krieg zu tun hat.

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Sowas brauchen wir dann auch für Politik, social media und so.

Meine Schwester, die da auch sehr empfindliches Gehör. Hat dann drunter gelitten. Und eines Tages ist die einfach ausgetickt, also sie fing an zu weinen und weinen und hörte nicht mehr auf. Und mein Bruder und ich saß und haben zugeguckt, wie die da ihren Kriegstanz am machen waren. Und da habe ich etwas gesehen, was ich noch nie gesehen hatte bei meinem Vater. Und zwar saß er da und plötzlich sprang er auf, lief raus nach draußen zwischen diese Kriegern. Nahm die Pfeile, fing an die zu brechen über sein Knie und schrie „Hört auf“ Hört auf! Hört auf!“ Und natürlich alles wurde still und alle waren schockiert. Weil mein Vater sich nie eingemischt hat. Er hat immer gesagt, wir werden uns nicht da einmischen. Und da hatte mein Vater die zwei Häuptlinge geholt und hat aufs Haus gezeigt und sagte „Hört ihr meine Tochter wie die am schreien ist? Hört ihr das?“ Er sagt „ich kann das meiner Familie nicht mehr antun. Also entweder geht ihr und bekriegt euch irgendwo anders. Oder ich verlasse euch und nehme meine Familie mit. Ihr entscheidet!“ Er ging dann wieder ins Haus. Einige Zeit später rief man ihn wieder raus. Und dann haben die gesagt „wir wollen nicht, dass ihr geht. Wir wollen dass ihr bleibt. Und wir haben eine Entscheidung getroffen.“ Und zwar da hatten sie so Steine gesammelt „wir werden jetzt eine Grenze bauen, um euer Haus herum um den Landeplatz. Und ab dem Zeitpunkt darf keiner mehr die Waffen in diese Zone mit reinbringen. Alle müssen sie draußen halten.

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Regeln so wichtig

Und dann passierte, was Interessantes. Zum ersten Mal saßen sie da einander gegenüber. Hatten keine Waffe. Also lohnt sich das nicht zu streiten. Dann fingen sie an miteinander zu reden. Kleinigkeiten ja, Kinder was immer. Und irgendwann fingen sie an Essen zu teilen miteinander. Und irgendwann mal fingen sie an zu kommunizieren. Also nicht nur zu kommunizieren sondern haben dasselbe Feuer geteilt. Und bis eines Tages – die haben uns das noch nicht mal gesagt – haben die tatsächlich Frieden geschlossen

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Frechheit!

Was mir jetzt heute eigentlich zum ersten Mal richtig ich bewusst geworden … sie müssen sich vorstellen hier sind vier Gruppen, wo jeder jemandem umgebracht hat. Jetzt sitzen sie vor jemand der ihre Frau zerstückelt hat, ihr Kind umgebracht hat. Ihren Vater umgebracht hat. Und jetzt vergeben sie diese Person. Ich sag immer ja die Fayu waren ein einfaches Volk, aber sie haben eine Stärke gehabt, dass ich noch nie in meinem Leben erlebt habe. Sie haben es geschafft einander zu vergeben. Und nicht nur das. Die haben auch angefangen ihre Töchter und Söhne zu verheiraten. Und diese Grenze habe ich gemerkt wurde immer größer und größer. Und die fingen an ihre Hütten in dieser Grenze reinzubauen. Weil die zum ersten Mal erlebt haben, was es ist keine Angst zu haben und nachts schlafen zu können. Aber was noch erstaunlicher war ist, dass als die Fayu den Frieden geschlossen haben, kam der nächste Stamm und guckte die Fayu an und dachte „na ja wenn die keinen Krieg mehr führen, warum sollen wir Krieg führen?“ Und die haben die Waffen niedergelegt. Dann kam der Dostamm und hat gesagt „wenn die Fayu und die Kirikiri kein Krieg mehr führen, warum sollen wir kriegen?“ Und die haben die Waffen niedergelegt. Und diese Welle von Frieden hat angefangen, weil die Fayu am Ende des Tales gelebt haben und ist diesen ganzen Tal hunderte von Kilometer ein Stamm nach dem anderen hat Frieden geschlossen. Bis Stämme die noch nichtmals wussten, dass die Fayu existiert. Und dieser Frieden hält an bis heute. Und das alleine nur weil ein kleines Volk sich entschieden haben, dass die Zukunft ihrer Kinder war mehr für sie wichtiger als das Gefühl von Hass und von Rache. Und die haben es geschafft. Und dieser Frieden hält an bis heute

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Immer dieser Herdentrieb. Einer fängt an zu niesen und zack.

Die Fayu sind wieder am Wachsen. Damals hatten sie zwei Kinder heute haben sie sechs bis zehn Kinder

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Wir sollten noch mal über Bildung von Frauen reden. Hust. Und die ein oder andre westliche Errungenschaft. Hust.

Man hat keine Privatsphäre im Stamm-System. Man hat kein Entscheidungsrecht in dem Sinne. Man hat auch keine Verantwortung. Also man trägt ein bisschen Verantwortung. Jeder trägt ein kleines Teil von der Verantwortung. Man hat aber auch keine Freiheit.

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Think about it!

Dann komm man zu der westlichen Kultur. Sichtbar werden. Hier sehe ich die Strukturen, dass jeder Mensch eine Struktur für sich selbst ist. Dass jeder Mensch Verantwortung für sich selbst hat. Dass jeder Mensch eine Identität hat – seine Identität. Und auch Freiheit hat. Im Urwald Freiheit zu haben bedeutet Tod!

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Darum sagt uns die Vernunft im Urwald auch, folget der Gruppe, egal was sie tut, denkt, sagt. Und weil wir alle sehr lange im Urwald gelebt haben, nun ja, wir kennen das Problem. Wahrheit is irrelevant. Gruppe is wichtiger.

Ich weiß, dass viele die aus den Kulturen kommen, die dann nach Australien wo immer hingehen, die haben alle dasselbe Problem. Man hat Angst vor der Freiheit

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Auch ne spannende Erkenntnis. Aber am Ende ist es wieder die Orientierungslosigkeit. Das Koordinatensystem das wegbricht.

Aber als ich dann verstanden habe, um in dieser Welt zu überleben, muss man sichtbar sein. Man muss lernen Nein zu sagen. Man muss seine eigene Identität haben. Man muss seine Privatsphäre schützen. Dann habe ich aber auch diese Freiheit entdeckt. Und das hat für mich so eine neue Welt geöffnet. Zum ersten Mal mir wurde bewusst, ich bin frei! Ich kann entscheiden, was ich machen möchte, was ich sein möchte. Ich kann entscheiden, was ich sage. Ich kann entscheiden, wenn ich nicht was machen will. Und das hat für mich so einen Unterschied gemacht. Und als ich das verstanden habe, habe ich zum ersten Mal auch die westliche Kultur verstanden. Und habe angefangen mich zu integrieren. Und als das passiert ist. Bin ich auch glücklich also zufrieden geworden hier

Im Urwald lernt man RICHTIG zu jagen! | Sabine Kuegler

Das ist schön. Wichtig, dass man sein Zuhause findet. Sich zurecht findet. Und eben nicht das Gefühl hat, nicht reinzupassen. Am Ende ist auch die westliche Welt ein Sammelsurium von Gruppen. Weil Menschen das brauchen. Egal wie frei wir sind.

Das, was ich gelernt habe im Leben, ist einfach zu sagen, dort wo man ist – wie sagt man – dankbar zu sein. Dankbarkeit ist für mich so dermaßen wichtig geworden. Zu sagen, ich bin dankbar, dass ich z.B heißes fließendes Wasser habe. Ich bin dankbar dass ich Freunde habe. Ich bin dankbar, dass es meinen Kindern gut geht. Und für mich habe ich einfach gelernt, dass viel für mich Glück bedeutet auch Dankbarkeit. Glück bedeutet Familie. Glück bedeutet meine Freunde. Und und ich glaube und besonders jetzt Gesundheit. Und ich bin auch so dankbar dafür. Und das hat vieles in meinem Leben verändert

Im Urwald lernt man RICHTIG zu jagen! | Sabine Kuegler

In dem Sinne, seid dankbar und zufrieden.

Und ja, ich halte es für wichtig, das zu reflektieren was sie berichtet. Aus einer Welt, einer Zeit, die wir nicht mehr kennen. Die uns aber bis heute prägt. Mit all dem was tief in uns verankert ist.

Nacht !

Apropos Krieg. Es sterben immer noch Kinder. Jagdlust hin oder her. Wir alle haben die Fähigkeit zum Monster zu werden.

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