Monster

Manchmal erschafft man Monster. Der Weg zur Hölle ist eben doch mit guten Absichten gepflastert. Twitter mag eine eigene Welt sein, aber sie zeigt uns so viele Mechanismen auf, den wir ausgeliefert sind und es nicht mal merken. Wie sehr Menschen im Sinne des guten, zu kleinen unreflektierten Monstern werden. Nicht weil sie von Natur aus schlechte Menschen wären. Nein, aber sie werden zu blinden unreflektierten Kämpfern.

Gib Menschen ein Feindbild und sie werden es überall sehen. Und sie werden sie überall sehen. Das war schon immer so und wird so bleiben. Der Tiger der modernen Welt. Lieber einmal zu viel geschossen als einmal zu wenig. Wir sind gepolt auf das negative. Ein falsches Wort. Und man gab uns doch die Schablonen, um die Felde zu entlarven. Es ist doch so einfach.

Als sich 2013 die AfD auf Facebook formte, hatte ich schon so meine Momente wo es sich anfühlte als würde man verstehen wie 1933ff geschehen konnte. Wie blind Menschen plötzlich in Gruppen werden. Wie sehr alles zu einem Einheitsbrei verschwimmt. Ja, ja genau. Und es gibt diese Momente auch im Moment regelmäßig auf Twitter. Wenn der Herndentrieb unreflektiert Achterbahn fährt.

Ich bin übrigens eine FDP-Schnepfe des fossilen Kapitals. Tageszusammenfassung Ende. Ja wenn du eFuels und ihre Bedeutung für das klimaneutrales Leben thematisierst, wirst gegrillt. Is irre. Wobei ich den „Vorwurf“ Teil des fossilen Kapitals zu sein, echt lustig fand. Weil we know where it comes from. Menschen machen mich fertig. Dieses blinde Nachplappern. Mir war das bisher nie so krass bewusst, bis man auf Twitter genau hinschaut. Ich mein, die lesen ja nicht mal mehr was du schreibst. Differenzieren auch Null. Beißreflex und dann druff.

Aber sagen wir so …. mit Humor

Ich versuche es mit Humor zu nehmen. Auch wenn es mich echt sauer macht. Weil es so viel kaputt macht. Und was ich überhaupt nicht verstehe, ist die Reduzierung der ganzen eFuels Thematik auf PKW Verkehr. Die Idee den PKW Bestand eben nicht komplett austauschen zu müssen, ist per se ja nicht falsch, wird sich aber wohl nicht realisieren lassen. Das kann man gelassen und ruhig ausführen ohne der FDP ans Bein pinkeln zu müssen. Weil wenn am Ende ein paar Porsche-Fahrer 15 Euro je Liter blechen, stirbt auch keiner. Ich kapier die ganze Debatte nicht. Vor allem jetzt. Die EU hat entschieden und jetzt müssen wir abwarten wie sich die Dinge entwickeln.

Das ist eh nur noch irre. Alle nur noch FDP blind. Und Lobby. Puh. Manchmal schafft man halt Monster und vergisst dabei die sachliche Debatte und um Flugverkehr, Schiffsverkehr und Teile der Industrie. Das kommt wenn dann maximal im Nebensatz. Oder man glaubt heute vorrechnen zu können, was in 10, 20, 30 Jahren ist. Die Glaskugeln hätte ich gern. Wie auch die die besagt, dass mit Lützerath das 1,5 Grad Ziel fällt. Welches ja auf das Jahr 2100 datiert ist. Ach und Klimageld? Sozialer Ausgleich? wovon rede ich überhaupt? Es nervt.

Warum dackeln wir Menschen so oft einfach blind hinterher?

Wie kommt es, dass Menschen oft ganz ähnliche Meinungen haben, selbst wenn die Themen höchst unterschiedlich sind? Dan Kahan, Jurist und Psychologe von der Yale Law School in New Haven, sieht den Grund in einer Art Lagerdenke: Die Haltung, die man zu einer gesellschaftlichen Frage hat, ist zu einem mächtigen Symbol der Gruppenzugehörigkeit geworden. Wer seine Haltung ändert, muss fürchten, den Zugang zur Gruppe zu verlieren. Und diese Gefahr führt zu Wahrnehmungsverzerrung und einem einseitigen Blick auf die Fakten.

Ausbruch aus der Lagerdenke

Und die Anheizer und Meinungsmacher gehen mir auf den Trichter. Sie raffen gar nicht, was sie da tun. In Zeiten in den wir das Gegenteil von Polarisierung und Lagerdenken bräuchten. Und als ob die FDP was an ihrem Handeln ändern würde, wenn man auf social media nur genug auf sie einprügelt. Irre. Ich mein woher diese Annahme? Kommt das auch von Urzeiten als man noch mal in Gruppen von 50 Handeln zusammenlebte und wenn man dem Störenfried die Ohren langgezogen hatte, dann war der eingenordet und alles gut? Seuftz.

Wie rückt man solche Verzerrungen wieder gerade?

Das ist oft gar nicht möglich. Entscheidend ist es, Situationen zu finden, in denen man Themen angehen kann, ohne dass sie an den üblichen politischen Zugang gekoppelt sind. Ein gutes Beispiel findet sich im Südosten Floridas. Auch da gibt es die übliche Lagerbildung zur Frage des Klimawandels. Viele Einwohner beteiligen sich aber auch aktiv an Projekten, in denen ihre Region vor den Folgen der Klimaveränderung geschützt werden soll.

Es gibt dort das Aktionsbündnis Southeastern Florida Regional Climate Change Compact. Dessen Mitarbeiter geben sich große Mühe, es nicht zu Diskussionen in diesem Stil kommen zu lassen, in dem im Rest der USA die Klimawandeldebatte geführt wird. Und dann ist es auf einmal egal, ob jemand den Klimawandel für real hält oder nicht, sobald Menschen Teil dieser lokalen Debatte sind. Da geht es um Fragen wie „Sollen wir die historische Route A1A landeinwärts verlegen?“ oder „Müssen die Ufer befestigt werden?“, und keiner fühlt sich mehr in dieser Konkurrenzsituation zweier Gruppen.

Ausbruch aus der Lagerdenke

Gut das wären dann aber konkrete Maßnahmen zum Umgang mit der Erwärmung der Welt, den Auswirkungen des Klimawandeln. Ohne dass man debattieren muss, ob der Menschengemacht ist. Wo man dann aber an dem Maßnahmen scheitert, die darauf abzielen den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Über das nächste Windrad reden, scheitert dann.

Bei stark polarisierenden Debatten haben wir auch beobachtet, dass sich Menschen, die wissenschaftlich interessiert sind – nicht unbedingt wissenschaftlich gebildet –, seltener mit einem der Lager identifizieren. Vielleicht kann man solche Personen als Hebel einsetzen, um Denkanstöße in den jeweiligen Gruppen zu verbreiten.

Ausbruch aus der Lagerdenke

Ich weine bittere Tränen. Woher nehmen, wenn nicht stehlen. Es wäre so schön gewesen, es wäre so einfach gewesen. Man hätte die Brücken bauen können. Aber es gibt sie nicht diese Menschen. Stattdessen sind sie alle Teil irgendwelcher Lager mit abwertendem Blick auf die anderen, Vorurteilen und Überzeugungen. Nicht die Freiheit im Kopf, die es brauchen würde. Doppelseutz. Vielleicht habe ich deshalb so lange festgehalten. An der Hoffnung. Weil ich weiß, dass da eigentlich niemand ist, der Zugang zu allen Lagern erreichen könnte.

Und ich kann zwar zwischen den Lagern springen, aber mich kann keiner in die Öffentlichkeit schubsen, damit ich die Welt rette. Es sei denn man will mich töten. Was gefühlt nach 10 s der Fall wäre. Das wäre nicht artgerecht für mich ☝ Und überhaupt.

Wir brauchen mehr Philipps. Die könnten sowas. Wobei die halt nicht fürs Klima ausgelegt sind. Gut müssen sie sich rein arbeiten. Ich denke laut. Wobei das vielleicht auch auf die Marotzkes unserer Welt zutrifft. Aber die nimmt keiner wahr. Das funktioniert nur wenn Menschen der breiten Masse bekannt sind.

Now, he finds himself assailed on both sides. Because he called Mann „a great climate scientist,“ the many people who find fault with Mann’s hockey stick are blaming Kahan for drinking Michael Mann Kool-Aid. And Mann’s defenders are attacking Kahan for criticizing Mann’s review.

Kahan was caught in the crossfire of an ongoing war that he has had little to do with. And his comments were respectful; he was puzzled by Mann’s review, not angry. 

But anger is what came his way by return post. The lesson? There are apparently not many people left who can discuss climate science dispassionately, or who care to.

Dan Kahan: Caught in the climate-change crossfire.

Und jetzt sichte ich schon wieder da ich armer Thor. Starre auf die Worte und verliere den Glauben komplett.

For now, there are no proven protocols for using science curiosity to help extinguish the group rivalries that generate public disagreement over policy-relevant science, particularly among the most science literate members of such groups.

Why Smart People Are Vulnerable to Putting Tribe Before Truth

Irgendwann vor 2 oder 3 Jahren schrieb ich mal, dass die größere Herausforderung wohl die gesellschaftliche wäre und weniger die technische. Und das schlimme ist, dass sich zu wenige Menschen bisher darüber Gedanken gemacht haben. Viele biegen in altbekannte Muster ab wie Rechts/ Links, auch wenn sie mal allgemeingültiger angesetzt haben. Und die ganze Umweltpsychologie ein nix – Umweltpsychologie – Stochern im Nebel – Schuld. Und von Transformationsforschung reden wir erst gar nicht. Und nein das is kein Problem einer einzelnen Person. Seuftz

Stattdessen schaffen wir Polarisation und kleine Monster.

Es bracht nicht den Top-Wissenschaftler. Es braucht etwas anderes. Menschen jenseits der Lager. Jenseits der Gruppen. Und dies aber auch wirklich im Herzen. Wenn das Herz für ein Lager schlägt, wir das immer durchschlagen. Weil wir nicht frei sind. Dann nicht frei sein können. Weil uns das Lager dann immer beeinflusst. Immer. Und ich habe das hart lernen müssen. Es funktioniert nicht, wenn man es nicht wirklich will und liebt. Es braucht Menschen, die diese hitzigen Debatten auflösen können. Die Menschen erreichen können. Als Menschen. Mit all ihren Unsicherheiten. Mit ihren Fehlern. Ihren Überzeugungen. Ihren Ängsten, Träumen. Die wollen, dass man versteht auch wenn es ein Kraftakt ist.

Ich fühl mich leer und die Nacht liegt schwer
So schwer auf meinen Schultern
All die Hoffnung, die war, ist schon lang nicht mehr da
Schon wieder ’ne Nacht einfach vertan

Ich hab gesucht und gesucht in den hintersten Ecken
Nach Augen, die mich interessier’n
Noch nie hat das geklappt, doch ich mag’s nicht kapier’n

Wovon soll’n wir träumen?
So wie wir sind, so wie wir sind, so wie wir sind
Woran könn’n wir glauben? Wo führt das hin?
Was kommt und bleibt? So wie wir sind

Frida Gold – Wovon sollen wir träumen

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