Es war einmal … Teil 5

Scheren mir heute mal aus. Und machen so eine Mischung aus dem was einem so vor die Füße fällt und dem was sich so Leben nennt. Und worüber man sich gern ausschweigt. Und dabei ist es doch so allgegenwärtig.

Bin heute über eine Doku gestolpert. Eine die Liebe, dunkle Gedanken und Suizidgedanken thematisiert. Ein ungewöhnliches Paar in vielerlei Hinsicht. Der Altersunterschied lässt viele von uns natürlich gleich mal urteilen. Aber die meisten werden versuchen dagegen anzukämpfen. Weil wer möchte für seine Liebe schon abgestempelt werden. Und was du nicht willst, was man dir … Goldenen Regel halt.

Aber eigentlich geht es um was anderes als den Altersunterschied. Es geht um das was die beiden eint. Und irgendwie war der Altersunterschied schuld daran. Schuld daran, dass man offen und ehrlich miteinander spricht. Weil man selbst nicht an eine Beziehung glaubt. Und daher auch nichts verbergen muss. Ehrlichkeit.

Wenn Das sprechen über Suizidgedanken der Beginn einer Liebe ist. Dinge, die man sonst für sich behält. In der optimierten Heilewelt-Zeit in der wir leben, verdrängen wir vieles. Das Dauerlächeln soll gewinnen. Unangenehme Dinge aus dem Leben gedrängt. Sei des der Umgang mit Tod oder allgemein „negative Gefühle“.

Uns war von vornherein klar, dass es mit uns nichts wird, aufgrund des Altersunterschieds. Deswegen gab es auch keine Maske, weil wir mussten ja niemand sein. Weil, wir wollten ja nichts, so, nichts Konkretes zumindest. Und das einzige, wonach wir uns vielleicht innerlich gesehnt haben, war der Wunsch, jemandem wirklich nahe zu sein. Und zwar nicht körperlich, sondern auf einer seelischen Ebene.

Ich weiß nur, dass es irgendwie Schlag auf Schlag kam. Ein Auto vor den Baum setzen wollte ich auch schon mal. Ähm, und es sagst du: „Ach ja, ich habe mir überlegt, vom Dach zu springen“, oder so was.

Tino und Isa

Meine dunkelste Zeit war während meines Studiums. Was wenn du jetzt nicht die Kurve nimmst, sondern den Baum gerade aus. Und gleichzeitig auch die Phase, um mich selbst zu akzeptieren. Zu mir zu finden. Was aber seine Zeit braucht. In einer Zeit in der andere täglich nur feiern. Ich habe glaube damals mal recherchiert. Ist ja jetzt schon ein Weilchen her. Wenn ich mich recht entsinne war so Pi mal Däumchen ein Drittel aller Jugendlichen, die mind. einmal Suizidgedanken plagen. Ich habe den Prozentsatz vergessen, die es dann auch wirklich versuchen. Gibt bestimmt neuere Studien drüber. Damit umgehen können wir irgendwie immer noch nicht. Was für mich aber wichtig war, war zu verstehen, dass es irgendwie recht normal ist. Etwas was auch wieder vergeht. Weil bekanntlich bringt sich ja nicht ein Drittel aller jungen Leute mal so um. Ich frag mich bis heute, warum dem so ist. Also warum gerade unter Jugendlichen diese Gedanken so verbreitet sind. Vielleicht die Hormone. Das noch irgendwie haltlos sein. Oder wir Erwachsen reden nicht mehr offen drüber. Weil man spätestens als Elternteil stark sein muss.

Ich find … wir dürfen alle gern viel offener damit umgehen. Und warum darf’s mir denn nicht schlecht gehen? Es geht Menschen so schlecht, dass sie sich umbringen, ja? Und warum redet man da nicht drüber? Warum muss es so weit kommen?

Tino

Warum hast Du mich gebor’n
Bevor ich da war, war ich schon verlor′n
Land der Henker, Niemandsland
Das Paradies ist abgebrannt
Ich hab′ Heimweh
Fernweh?
Sehnsucht
Ich weiß nicht, was es ist
Ich will nur weg

Als dann meine Diplomarbeit näher rückte, war ich dann in der Phase, um rauszu wollen in die Welt. Sein zu wollen. Auch raus aus dem Dunkel. Fuhr durch Deutschland und quartierte mich bei einer Internetbekanntschaft ein und war noch nicht mal so richtig aus dem Zug ausgestiegen, trafen mich die Worte „Ich bringe mich um“ wie so ein Hammer von hinten. Standardbegrüßung halt. Schmunzel. Ja wir können heute drüber schmunzeln. Der Satz damals vielleicht auch geschuldet nicht nur der damaligen Probleme sondern auch der Zeit, der Zeit der Anfänge des Internets. Als es noch eine geheimer stiller Ort war, wo man geschützt offen und ehrlich sein konnte und so auch eine Form Nähe aufbaute. Es war anders als heute. Nun ja mein Dunstkreis ist klein aber fein. Und dieser Mensch gehört immer noch dazu. Und die ein oder andere dunkle Stunde des anderen kennen wir. Weißt du noch, als ich dir aus dem Telefonbuch vorlas? Weißt du noch, wie ich nachts in deinem Zimmer stand, weil der Traum so real war, dass ich schauen musste, dass alles gut ist?

Ich würde nicht so weit gehen, dass man Menschen nur verstehen kann, wenn man das selbe gefühlt hat. Weil das kann man eh nie. Wir haben alle andere Gedanken, Gefühle, Erfahrungen. Manchmal kreuzen sich Leben, ergeben sich ähnliche Situationen und doch sind sie immer individuell. Und oft reicht einfach Verständnis. Nicht verurteilt werden. In unserer Spaßgesellschaft. Das Dauerstrahlen. Und oft weiß ich gar nicht, warum man urteilen sollte. Sind dunkle Gedanken verwerflich? Ist Trauer verwerflich? Ist Schmerz verwerflich? Grübeln?

Von Zeit zu Zeit zeichne, male und schreibe ich. Weil dadurch mal in meinem Kopf Ruhe herrscht, was selten der Fall ist.

Und das Schlimme ist, dass man das Grundeinstellungsnetzwerk nicht abschalten kann, sondern nur ablenken. Oder eben Die Macht der Einbildungskraft benutzen. aber die Vorschläge hören sich an wie diese ewige Leier von „du musst mal unter Leute“, „du musst Sport machen“. Aber dumme ist, so verkehrt sind sie gar nicht. Such wenn sie sich in dem Moment so schlimmer anhören. Von außen gesprochen.

Von da an habe ich es aber geschoben, weil andere haben es schlimmer und es geht vorbei. Diese Sätze immer wieder in seinem Kopf hin und her zu rollen hat dazu geführt, dass ich jahrelang nicht nach Hilfe gesucht habe und mir auch keine Hilfe zugestanden habe, bis es dann klar war: Okay, ich will leben, aber ich kann nicht leben. So wie es jetzt ist, kann ich nicht leben. Und dann habe ich Hilfe geholt, aber eigentlich viel zu spät, was schade ist.

Das mit der Hilfe ist auch nicht so einfach. Ich hatte für mich immer das Glück, Mittel und Wege zu finden um zu recht zu kommen. Dinge zuzulassen, um auch wieder raus zu finden. Das Glück zu haben, dass es vorbei geht. Egal wie dunkel die Stunde/ die Phase. Aber manchmal klappt es nicht. Ich habe Menschen gesehen, die die richtige Hilfe fanden. Und die die immer noch danach suchen. Und manchmal wäre es so einfach. Manchmal würde es nicht mal viel brauchen, aber genau das gib es dann nicht. Und manchmal taugen wir einfach nur als Hilfesuchender, wenn wir in ein Schema passen. Und manchmal reicht das Zuhören aber nicht mehr. Manchmal braucht es mehr, um raus zu finden.

Wenn ich mal Gedanken hatte, so: Ich will nicht mehr, dann war der nächste Gedanke an meine Kinder und dann war klar, nee, das ist nicht die Lösung, so zu gehen.

Manchmal reicht nicht einmal mehr das. Ich weiß nicht wie schwer es sein muss für Kinder, das Gefühl nicht wichtig genug gewesen zu sein, damit man bleibt. aber wie schwer ist auch das Gefühl, dass es für die Kinder bessere wäre, man ist nicht mehr da.

Ich bin aufgewachsen auf einem 500 Seelendörfchen im schöne Sozialismus. Ich war 12 als die Wende kam. Nein der Kapitalismus ist nicht schuld an dunklen Gedanken. Ach wenn die Wende viele dunkle Gedanken erzeugt hat. Aber auch davor war. Auch zu DDR Zeiten in unserer kleinen dörflichen Gemeinschaft habe ich sie kennen lernen dürfen. Die Männer, die es versuchten teilweise mehrmals und die die es auch schafften.

Ich würde sagen, das Bild ist eine unglaublich schöne Szene. Es ist farbenfroh, es sind viele Menschen und die lachen alle und man selbst steht in der Mitte von dem Ganzen. Aber man ist selbst wie in einer Schneekugel. Man nimmt die Hand an diese Scheibe und kann sich nicht verbinden mit der Umwelt.

Also bei mir … es war so eine Decke von Traurigkeit. Und oft auch unverstanden fühlen. Wenn ich jetzt eine Farbe geben müsste, würde ich sagen Grau.

Ich weiß nicht, wie es ist wenn man regelmäßig in diesem tiefen Abgrund verschwindet. Wenn alles grau und aussichtslos erscheint. Ich weiß nicht, dass es nicht gut sein kann. Wenn diese Phase im Leben bleibt.

Ich habe durch Tino gelernt, dass ich auch mal sagen kann: „Ich weiß nicht.“ Dass ich nicht alles können muss. Dass ich nicht alles richtig machen muss.

Ich mag total ihre ruhige Art. Also ich würde sagen, ich bin ruhiger geworden, seit ich sie kenne, und was ich auch total mag, ist, so ihre … Sie denkt nicht in Stress und Problemen, sondern eher in Lösungen.

Dieser Perfektionismus bringt uns alle noch um. Gibs da Hirnforschung zu? Evolutiionsbiologie? Das kann die Evolution nicht gewollt haben. Da is was schief gelaufen. Aber spannend, dass sie trotz dieser Neigung zum Perfektionismus so lösungsorientiert ist. Ob das zusammenhängt?

Ich würde sagen, vor der Trennung habe ich definitiv, ich war da auch nicht in Therapie, versucht, die Beziehung als Lösung für meine depressiven Phasen zu sehen. Er hat es damals beschrieben mit Worten wie: „Es ist mir zu eng. Es ist mir zu klebrig.“

Manche Sachen kann aber aber doch reparieren.

Tränen sind gelaufen. – Viele Tränen, auf beiden Seiten. Und es waren sehr arge Themen, noch mal tiefere Themen, noch mal Themen, bei denen er gedacht hatte: „Okay, da kann ich nie drüber sprechen.“

Es ist übrigens auch nicht einfach richtig zuzuhören. Das richtige im richtigen Moment zu sagen. Oder zu schweigen. Und manchmal gibt es Situationen da kannst du nicht das richtige tun. Weil nichts richtig sein kann. Ich hab die Reaktionen nicht verstanden, egal was ich tat. Nicht umsonst fragte ich, was erwartest du von mir? Wie soll ich reagieren? Bis man mir die Podcasts hab. Ich lernte dort von denen, die dir nah zu sein scheinen. Weil auch sie einen geliebten Menschen verloren haben. Nachdem ich einige Folgen angehört hatte, hab ich verstanden.

Verstanden, dass ich nicht das richtige sagen kann. Weil scheinbar nichts richtig ist. Und schon gar nicht Verständnis haben für die die auch nur versuchen der Situation gerecht zu werden. Aber wenn der Therapeut meint, dass man ja bloß nicht die andeere Seite sehen darf, weil es geht ja um eine Selbst und darum, dass der andere Mist macht. Dann bin ich mir wieder nicht so sicher, ob Therapie immer das richtige ist. Auch ohne satanistische Rituale. Mir hat das schon zu denken gegeben, wenn man raushört, wie die spricht, die in Therapie ist und wie die die es nicht ist. Mein Therapeut sagt. He aber fuck, es ist so verdammt schwer. Dazusitzen und irgendwie den Weg finden zw. nur zuhören und nichts sagen und das richtige / etwas sagen. Und genauso schwer ist es auch machtlos einfach nur zuzugucken.

Und wenn dann Aussagen von anderen zur Schablone werden. Egal ob vom Therapeuten oder vom Podcast. Ja ich versteh das. Wir suchen Halt. Einen Umgang mit der Situation. Einen Ausweg. Wir hangeln uns an dem entlang, was man uns reicht. Was die Welt und reicht. Um rauszukommen. Aber mähh da auf der anderen Seite. Hallo? Auch nur ein Mensch. Der nicht versteht, was von ihm erwartet wird. Und warum alles falsch ist.

Zurück zu Tino und Isa.

Was irgendwie hilft, ist: Ich mache es trotzdem. Das ist auch ein Satz, ein Wort, den wir zusammen irgendwie ausgearbeitet haben. „Mir geht’s schlecht, ich fühle mich nicht danach, ich mach’s trotzdem.“

Isa

Vielleicht ist das so, wie mit dem Sport. Man hat echt keinen Bock. Aber hinterher fühlt man sich besser. Und vielleicht ist es einfacher das mit jemanden auszuarbeiten, der genauso fühlt. Der das kennt. Das nicht wollen/ können/ das sich überwinden müssen/ das tief in den Seilen hängen.

Wenn ich so drüber nachdenke – über die 18 Jahre meines Lebens *hust* … das Leben ist immer ein auf und ab. Und auch die ganz dunklen Stunden gehen vorbei. Und manchmal passieren ganz wilde Sachen. Wir können uns alle wegbeamen. Es war einmal … Teil 2 Hat der Sterzer ja auch festgestellt, das der richtige Biochemiecocktail uns alle verrückt machen kann. Und manche von uns, haben damit mehr zu kämpfen als andere.

Niemand fragt uns vor der Geburt, wer wir sein wollen. Wie wir sein willen. Welche Last wir tragen wollen.

Sind es diese Spannungszustände? Das was wir alle kennen. Nur halt extremer. Die Menschen dazu treiben, den Freitod zu wählen. Nur damit es aufhört. Das Wissen Fehler begangen zu haben.

Wir Menschen sind übrigens komisch. Sehr komisch. Und es ist nicht der Kapitalismus, der uns in den Tod treibt. Wenn es verwerflich ist alt zu werden. Weil man nicht der sozialen Norm entsprochen hat, sich mit Gift „frühzeitig“ aus dem Leben zu verabschieden. Dann war es nicht der Kapitalismus. Sondern Sucht, Spiritualität. Zufall.

Vernunft hat die Evolution nicht vorgesehen. Überleben anscheinend aber auch nicht immer.

Beide Hände auf der Herdplatte
Nur eine falsche Bewegung und ich lande im Gegenverkehr
Ich sag ja nicht, dass ich es vorhabe
Doch es gibt Phasen, in den’n ich mich immer wieder frag, wie es wär

Was, wenn ich’s einmal nicht mehr Heim schaffe?
Wie lange würd es dauern, bis es jemand, dem ich wichtig bin, merkt?
Denk bitte nicht, dass ich drauf hin plane
Doch die Gedanken komm’n, wie sie wollen und ich kann mich nicht wehr’n

Selbst die leichtesten Dinge sind plötzlich so schwer
Und jeder Happy Song bricht mir mein Herz
Ich kann’s nicht ganz versteh’n und auch nicht besser erklären

Es ist wie Rennen im Traum, man kommt nie wirklich an
Ich such nach Serotonin und kratz die Reste zusamm’n
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei, irgendwann“
Doch solche Tage dauern wochenlang

Ich werf mich gegen die Tür mit den Skeletten im Schrank
Hab 99 Probleme und alle nenn’n sich Angst
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei, irgendwann“
Dass ich’s mir selber nicht mehr glauben kann
Wie lang noch bis irgendwann?

Was, wenn ich unter Wasser einatme?
Mich aus Versehen ’n bisschen zu weit über das Geländer lehn?
Du musst mir glauben, dass ich aufpasse
Ich will nicht sterben, nur nicht aufwachen

In meinem Abschiedsbrief, den ich nie schreibe, steht
„Du liebst jemand, der sich leider manchmal selbst nicht liebt“
Du musst mir glauben, dass ich aufpasse
Ich will nicht sterben, nur nicht aufwachen

Selbst die leichtesten Dinge sind plötzlich so schwer
Und jeder Happy Song bricht mir mein Herz
Ich kann’s nicht ganz versteh’n und auch nicht besser erklären

Es ist wie Rennen im Traum, man kommt nie wirklich an
Ich such nach Serotonin und kratz die Reste zusamm’n
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei, irgendwann“
Doch solche Tage dauern wochenlang

Ich werf mich gegen die Tür mit den Skeletten im Schrank
Hab 99 Probleme und alle nenn’n sich Angst
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei, irgendwann“
Dass ich’s mir selber nicht mehr glauben kann

Wie lang noch bis irgendwann?
Wie lang noch bis irgendwann?
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei, irgendwann“
Doch solche Tage dauern wochenlang

Wie lang noch bis irgendwann?
Wie lang noch bis irgendwann?
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei irgendwann“
Dass ich’s mir selber nicht mehr glauben kann

Es ist wie Rennen im Traum, man kommt nie wirklich an
Ich such nach Serotonin und kratz die Reste zusamm’n
Ich sag mir so oft: „Das geht alles vorbei irgendwann“
Dass ich’s mir selber nicht mehr glauben kann

Schreibe einen Kommentar