Bin ich ein Arschloch?

Ich versuche mich ja immer noch im Lebensmotto: „Man muss kein Gutmensch sein. Es reicht vollkommen, kein Arschloch zu sein.“ In diesem Sinne schauen wir mal was Arte so recherchiert hat, wie man Arschloch wird. Oder in dem Fall konkret Egoist. Weil nun ja, wir Menschen sind halt so. Es gibt vieles was wir in unserem Werkzeugkasten haben. Und manchmal entscheidet man sich für das falsche Werkzeug. Und manchmal wird einem auch das falsche Werkzeug in die Hand gedrückt. Zu einem Teil hat man keine Wahl, zum anderen dann doch. Auch in unserer Welt heute.

Und nebenbei hab ich der Wissenschaft noch ein paar Daten gespendet. Aber der Reihe nach.

Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Eigenliebe oder Eigeninteresse. Also erstmal eine natürliche in jedem Individuum angelegte Motivation, für sich selbst zu sorgen.

Psychologe Pablo Hagemeyer – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Soderle, das merken wir uns schon mal. Wir sind nun mal keine Ameisen und keine Borg. Wir haben uns um uns selbst zu kümmern. Irgendwer muss ja.

Wenn wir von Egoisten und Egoistinnen sprechen, dann meinen wir meistens Verhalten, das noch darüber rausgeht. Das also wirklich die eigenen Bedürfnisse auch rücksichtslos über die Bedürfnisse anderer Menschen stellt

Psychologin Anne Böckler-Raettig – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

So wohl die gängige Definition.

Und geht dann halt über Aspekte wie Rache nehmen, hin zu bösartigen sadistischen Verhaltensweisen.

Psychologe Morten Moshagen – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Sadismus liegt mir fern. Rache, das war schwierig. Dazu später. Ich bin zwar nie auf Rache aus, aber ein gewisses süßes Gefühl der Genugtuung, wenn man von weitem beobachten kann … wenn der der einem Leid zugefügt hat, auch mal leiden darf. Und ich glaube die sammeln wir alle ein im Laufe des Lebens. Die Arschlöcher, die uns leiden lassen. Aber Hass und Rache sind keine guten Ratgeber. Verzeihen und Absolution erteilen, muss man trotzdem nicht.

Warum gibts Egoismus überhaupt? Wichtige Frage. Muss irgendwas mit Evolution zu tun haben. Hat sich bestimmt bewährt. Sicher bin.

Die Tendenz uns um unsere eigenen Bedürfnisse zu kümmern und die auch in den Mittelpunkt zu stellen, die ist uns angeboren. Die hat auch in unserer Entwicklungsgeschichte ihre Funktion. Also wenn wir als Spezies uns nicht zentral um die eigenen Bedürfnisse gekümmert hätten, hätten wir nicht überlebt. Gleichzeitig ist es ganz wichtig zu sagen dass wir als Spezies auch nicht überlebt hätten, wenn wir uns nicht umeinander gekümmert hätten. Also auch die Tendenz uns großzügig hilfsbereit mitfühlen zu verhalten, ist uns angeboren

Psychologin Anne Böckler-Raettig – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Soderle, halten wir bitte noch mal fest, dass es noch mal fest, dass es nicht die neoliberalen Ökonomen sind oder sonstige Kapitalisten und Konzernbosse, die uns erklären, dass Menschen von Hause aus Egoisten sind, das sagt auch die Psychologie. Das liegt in unseren Genen. Hat die Evolution für sinnvoll erachtet. Aber eben nicht nur, wir können uns auch um andere kümmern und kooperieren. Is auch in den Genen. Wobei ich die steile These in den Raum stellen würde, dass wir uns primär um die Mitglieder unserer Sippe kümmern. Und kooperieren, wenn wir nen Nutzen davon haben. Da waren wir schon mal. Die Urvölker die in den Wipfeln der Bäume leben. Und man sich beim Hausbau gegenseitig hilft.

Und wie immer gilt natürlich, Anlagen in uns können wir fördern oder verkümmern lassen. Und das hängt dann eben mit dem Einfluss auf uns ab. Erziehung, Umfeld, Erfahrungen allgemein und auch Kultur, Zeitgeist.

Komponente 2 sind also unsere Erziehung. Unsere Erfahrungen und Umwelt, aber auch die kulturellen Bedingungen, in denen wir aufwachsen. Das alles bestimmt mit wie egoistisch wir uns später verhalten. Einen Beleg dafür lieferte 2015 eine Langzeitstudie der Universität Amsterdam. Ein Forschungsteam wollte herausfinden wie Narzissmus bei Kindern entsteht und befragte dazu 565 Kinder zwischen sieben und elf Jahren und deren Eltern über mehrere Jahre. Die Kinder sollten angeben wie sehr Aussagen auf Sie zutreffen würden. Aussagen wie: „Ich verdiene etwas extra“ oder „ohne mich wäre es in meiner Klasse langweilig“. Die Eltern wiederum sollten ähnliche Aussagen bewerten wie „mein Kind ist klüger als andere Kinder“. Das Ergebnis: Heranwachsende, deren Eltern Angaben ihr Nachwuchs sei besonderer als andere Kinder oder verdiene im Leben etwas Außergewöhnliches. besaßen später weniger Einfühlungsvermögen und reagierten überempfindlich auf Kritik. Laut der niederländischen Studie würde man sich so selbstverliebte Egoisten heranziehen, die die sich tatsächlich gern das Beste und saftigste Stück vom Kuchen sichern.

Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Überraschung. Um nicht zu sagen, wie immer liegt die Kunst darin ein gesundes Mittelmaß zu finden. Sonst gehts halt schnell nach hinten los. Und dank Millionen an Ratgebern – Bücherverbrennung JETZT – kanns ganz schnell ungemütlich werden in der Gesellschaft. Und das ganz ohne Neoliberale und Reiche. Man muss nicht reich sein, um ein egoistisches Arschloch zu sein. Die fallen nur stärker auf.

Wir sind egoistischer, wir achten mehr auf unsere eigenen Bedürfnisse, wenn unsere eigenen Bedürfnisse gerade nicht immer so befriedigt sind. Wenn wir gestresst sind, wenn wir Hunger haben. Da gibt’s Hinweise, dass wir uns dann weniger großzügig verhalten. Diese typischen Beispiele: wir haben es gerade eilig und dann stellen wir unser Auto eigentlich auf einen Parkplatz, der gar nicht für uns vorgesehen ist. In diesen Situationen denken wir beispielsweise nicht langfristig. Also wir denken gar nicht an die Konsequenzen unseres Verhaltens für andere. Wir versetzen uns nicht in die Lage von andere. Wir denken uns nicht in andere ein und wir fühlen uns auch nicht in andere ein. Das heißt eine bestimmte Situation kann den Egoismus in uns besonders hervorkehren und wir verhalten uns punktuell egoistisch ohne ein Mensch zu sein, der grundsätzlich immer egoistisch handelt.

Psychologin Anne Böckler-Raettig – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Nur die anderen. Ich nicht. Sicher bin. Gaaanz sicher. Ich arbeite mal kurz an meinem Selbstkonzept.

Steile These, das schaffen wir alle und unser inneres moralisches Konto gleicht das schon wieder aus.

Egoismus ist ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal was bedeutet dass Menschen die sagen immer mit 20 im Vergleich zu allen anderen Personen eher egoistisch sind die werden das mit 40 immer noch sein

Psychologe Morten Moshagen – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Gut abgesehen von den Momenten in denen jeder von uns halt auch mal egoistisch sein kann, is das Problem, dass so ein echter Egoist das eben nicht einfach mal mit dem Finger wegschnippt. Kann man sicher dran arbeiten, aber das muss man dann auch wollen. Von allein geht das nicht weg.

Da sind alle Egoisten gleich. Kennst du einen kennst du alle.

Das würde ich so allgemein glaube ich nicht bejahen. Also da gibt es natürlich sehr große Unterschiede von Personen zu Personen. Zumal wir uns auch in einer Gesellschaft befinden, die eben auch kompetitiv ist. Wo einfach auch nicht alle Personen nett sind, müssen wir letzten Endes immer uns auch gegenüber anderen durchsetzen. Und die Frage ist eben ab wann das überhand nimmt

Psychologe Morten Moshagen – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Gibs Tests zu. Habe mich am Dark Faktor Test versucht. Muss an einem Egoismus arbeiten. 1,66 hat die Anne auch. Also die Psychologin da. Gut Selbsteinschätzung is ja immer das eine. Fremdeinschätzung wäre noch mal spannend. Man kann halt nur versuchen so ehrlich wie möglich zu sein. Aber so 0 Punkte bei Sadismus glaub ich sogar. Ich kann ja nicht mal Fliegen töten. Und dank Osterziehung is das mit Narzissmus und Egoismus auch nicht so weit her.

Könnte sein, dass ich gut im Plan liege mit „kein Arschloch zu sein“. Apropos Ansprüchlichkeit. Ich bin übrigens der Meinung, dass ich einen Anspruch auf Klimageld habe. Und darauf nicht geblockt zu werden. Aber das könnte an der moralischen Enthemmung liegen. Hust.

Zurück zu den Arschlöchern. Also nicht uns Fritze.

Die vier meist genannten Attribute eines Arschlochs in der Studie aus Georgia waren: Aggressionen, übertriebene Anspruchshaltung, Rücksichtslosigkeit und Manipulation. Die größten Arschlöcher im Leben der Befragten waren übrigens Männer mittleren Alters – durchschnittlich 42

Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Könnte das Alter des größten Gerangels sein, wer es jetzt nicht schafft, schaffts nie. Und langsam Richtung Midlifecrisis abdriften. Hust.

Arschlochverhalten erzeugt Schaden. Das macht kaputt. Das irritiert so sehr, dass es auch traumatisch sein kann. Gerade in den Strukturen die eben eine hohe Hierarchie haben, wenig transparent sind, Machtgefälle. Da kommt man natürlich mit dem Modell egoistischen Arschloch weiter, weil es ja auch ein Erfolgsmodell in diesem System ist.

Also Arschlochverhalten als Erfolgsmodell und in welchen Branchen finden sich Arschlöcher dann besonders häufig?

Ich würde schon vermuten, dass gerade in den Branchen, wo es natürlich um Egoismen geht, um eigenen Erfolg, Berühmtheit, Reichtum oder auch um der Beste zu sein. Also mehr Status zu erreichen. Dass da egoistische Arschlöcher unterwegs sind.

Psychologe Pablo Hagemeyer – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Ich vermute – ah. Ich glaube da gibs Studien. Aber da hab ich jetzt keine Lust zu. Ich vermute is jedenfalls sehr mau.

in einer idealen Welt sollten wir Leute in Machtposition haben, die keine Macht wollen. Denn die werden verantwortungsvoll damit umgehen. Wenn nun jetzt eine egoistische Person eine Machtposition hat, dann wird sie die Macht nutzen, um eben ihre eigenen Interessen durchzusetzen

Psychologe Morten Moshagen – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Weiß nicht. Klar ideale Welt. Aber Evolution und so. Da setzt sich schon eben das Alphatierchen durch. Und dass muss eher egoistisch sein. Weil sonst würde man sich das auch gar nicht antun. Und ich bin mir da auch nicht so sicher, dass wir uns das nicht zu schön reden. Diese ideale Welt. Wir haben sie ja nie gekostet.

Die Preisfrage ist, wie ließen sich diese Kosten vermeiden. Die Antwort des Netflix CEO Reed Hastings, er toleriere bei Netflix keine brillant Jerks. Also Mitarbeitende die fachlich brillant aber charakterlich sagen wir unvollkommen sind.

Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Das sagt sich so leicht. Und was machen wir mit den charakterlich unvollkommenen? Ich frag nur interessiert.

Gefühlt werden wir aber immer egoistischer. Sagen Umfragen. Ich mach das ja immer am Umgang mit Rettungskräften etc fest. Fühlt sich alles nicht gut an. Aber

Wir sehen an ganz vielen Ecken auch Leute die sich umeinander kümmern. Die sich zurücknehmen. Die rücksichtsvoll sind. Die respektvoll miteinander umgehen. Die sich wirklich Mühe geben ihre eigenen Interessen, ihre Freiheiten nicht über das wohl andere zu stellen.

Psychologin Anne Böckler-Raettig – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Ja stimmt schon. Es gitb sie noch. Ich glaube aber, dass dieses empathische, kooperative nachlässt. Wir kooperieren, wenn wir davon eine Nutzen haben. Aber wir leben in einer Welt wo wir gefühlt von niemanden mehr abhängig sind. Alles fällt vom Himmel. Kommt aus der Steckdose im Supermarkt oder von Amazon. Der Staat gibt dir Geld, Arzt und so weiter.

Dazu müsste noch viel mehr implementiert werden, dass wir auf Kooperation aus sind. Dass wir auf Respekt aus sind, dass wir Empathie benutzen – auch als Währung. Und das das ein Wertes der sich lohnt gelebt zu werden

Psychologe Pablo Hagemeyer – Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Und ja, Ideen vor, wie Kooperation unter den Bedingungen wichtig sein kann. Ich fürchte, sie wird erst wieder wichtig, wenn es zu spät ist. Wenn die Zeiten wieder rauer werden. Wenn der Wohlstand vorbei ist. Wenn es darum geht überhaupt noch die wichtigsten Dinge zu bekommen. Wenn Kooperation wirklich wieder wichtig wird. Wenn man auf andere Angewiesen ist. Eine Hand wäscht die andere.

Egoisten und Arschlöcher werden uns wohl trotzdem immer wieder begegnen wir werden uns über andere ärgern und andere werden sich womöglich über uns ärgern doch wenn sich viele von uns für Kooperation und Empathie entscheiden ist längst nicht aller Tage Abend

Wie werden wir „Arschlöcher“ los? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Wir werden es wohl auf die harte Tour lernen müssen. Und ja so sind wir halt. Wir passen uns der Umwelt an. Und werden auch selbstgerecht und träge. In einer Welt für die wir nicht geschaffen wurden. Die wir aber selbst geschaffen haben.

Alles nicht erbaulich, ich weiß.

Nicht so einfach Mensch zu sein.

PS: Was da gerade überall „ausgehandelt“ wird mit der ganzen Streikerei, ist nichts anderes als das größere Stück vom Kuchen für mich und die meinen. Nicht mehr und nicht weniger.

Zwei Formatradio-netten begrüßen die Leute
Zur lustigsten Morningshow
Es folgt nun ein Lied vom Besten von heute
Verkünden sie lachend und froh

Ein Vogel singt zweitausend mal in der Stunde
Dass er die Welt retten will
Wovon wir träumen an Tagen wie diesen
Das Beste wär‘ ihr bleibt still

Die Idole der Jugend, sie werben für ein Fast-Food Produkt
Ich glaub das Licht am Ende des Tunnels ist kaputt

Auf den Tresen der schäbigsten Kneipe der Stadt
Kotzt ein Arzt giftgrüne Galle
Ein Rosenverkäufer nimmt neben mir Platz
Er schreit „Ich hasse euch alle!“

Zumindest auf den Bildern
Soll es ausseh’n als hätten wir Spaß
Und tief, so tief wie wir können
Schau’n wir ins Glas

Der berühmteste Junkie der Stadt sagt „Willkommen im Club“
Das Licht am Ende des Tunnels ist kaputt

Auf einmal steht da ein entfernter Bekannter
Mit dem sind noch Rechnungen offen
Auf dem Oberarm trägt er ein Frei.Wild-Tattoo
Na schön, das lässt ja hoffen

„Hey Enno dein Lied, das ist so schön ruhig
Das klingt ja wie Xavier Naidoo“
Irgendwo brennt eine Sicherung durch
Ich steh auf, rufe „Nein!“ und schlag zu

Laut sind die Schreie und rot ist das Blut, das er spuckt
Das Licht am Ende des Tunnels ist kaputt

Wie einst Anne Will in Bestform
Löcherst du mich mit Fragen
Möchtest wissen wie denn mein Tag war
Ich sage „Ich habe mich sehr gut geschlagen“

Wo ist der Sandmann wenn man ihn braucht
Kann er mich bitte vergraben?
Du drehst dich weg und durch den Raum
Dröhnt ein schweigendes Klagen

Und dann fragst du, ob ich dich noch liebe
Und ich lüg‘ wie gedruckt
Das Licht am Ende des Tunnels

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