Urlaub in Estland – Epilog

Ich komme wieder!

Keine Frage. Schön war es. Und viel zu kurz. Es hat einige Tage gedauert, bis meine Beine wieder schmerzfrei waren 😀 Viel zu wenig Zeit für viel zu viele schöne Dinge. Ich bin mir sicher, ich komme wieder. Es gibt noch so viel zu sehen. Estland ist zwar klein, aber groß genug um noch viele schöne Tage hier zu verbringen. Herrliche Natur, das Gefühl von Freiheit, aber auch eine Menge Geschichte. Wir sind noch nicht fertig mit der Suche nach unseren Wurzeln. Da gibt es noch ein paar Punkte, die zu erledigen sind. Und ich möchte noch mehr sehen von der Natur. So ein oder zwei Inseln … und und und .. ach und vielleicht hat ja diese unbekannte estnische Biathletin, dann auch mal Zeit.

Tallinn

Eine schöne Stadt. Sehr grün. Viele historische Gebäude. Aber auch viel Wachstum und Umbruch. Ist interessant, wie sich die estnische Metropole in der ca. ein Drittel der Bevölkerung lebt, entwickelt. Man schafft es zwar innerhalb von einem Tag die historische Altstadt zu besichtigen, aber Tallinn hat mehr zu bieten. Man muss ich nur die Zeit dafür nehmen. Und wenn man genug von Tallinn hat, dann nimmt an die Fähre nach Helsinki oder einen Bus in eine andere estnische Stadt. Was ich im übrigen als sehr angenehm empfand ist das Fehlen von Hupen in estnischen Autos. Egal wo oder wann, Berufsverkehr oder einsame Straße, ich habe nie eine Hupe gehört. Und ich verwette meinen wohlgeformten H… dass ich morgen auf dem Weg zur Arbeit gleich wieder wei0, was eine Hupe ist.

Wie auch immer, ich bin mit sicher, dass ich mir den ein oder anderen Fleck noch mal in Ruhe anschauen werde und den ein oder anderen Fleck neu entdecken werde.

Pärnu

Ein schöner ruhiger Kur- und Badeort. Wenn das Wetter passt, kann man sich am Strand vergnügen und abends durch die unzähligen Parks spazieren. Wer Party will, kann in einen Nachtclub gehen. Ich habs nicht ausprobiert. Aber bis 3 gehen die Minimum – zumindest der den ich über meinem Zimmer hatte 😀 Abends gibt es auch auf den Straße Live-Muke, aber trotzdem fand ich es nicht wirklich laut. … Und für schlechtes Wetter bietet fast jedes Hotel einen Spa-Bereich. Also wer einen ruhigen Strandurlaub möchte und keine 35 Grad braucht – was aber nicht heißt, dass es in Pärnu nicht auch mal heiß sein kann –  sollte Pärnu mal ins Auge fassen. Ich kann es nur empfehlen (Werbetrommel rühr)

Estland

Wenn man kapiert hat, wie das so läuft, dann kommt man ganz gut zurecht. Ab und an ist alles hochmodern und ab und an noch schön einfach. Aber im Großen und Ganzen kommt man mit wenigen Mitteln (auch auf Kommunikation bezogen) recht weit. Und nett und freundlich sind sie eh alle. Ok, der ein oder andere ist nordisch grummelig, aber das ist die Ausnahme.

Also Alkohol kann man nur zwischen 10 und 22 Uhr kaufen. Normalpreise gibt es eigentlich nur in großen Supermärkten. Ach ja und in den großen Touristenzentren wie der Altstadt von Tallinn sollte man drauf achten, dass man nicht abgezockt wird – wie überall in Touristenzentren. Kauf dir mal auf der Zugspitze was zu trinken. Gefahren wird mit dem Bus nicht mit der Bahn. Und mit dem Bus kommt man verglichen mit den deutschen Bahnpreisen billig in alle größeren Städte. Und da die meisten Linien häufig fahren, kommt man an einem Tag auch in und zurück.

Familie – gegeben, gesucht, gefunden

Schön war es. Ich hoffe, dass der Kontakt erhalten bleibt und man sich ab und an mal sieht. Wir haben uns herzlich empfangen gefühlt und ich fand es auch relativ locker für den Erstkontakt. Wegen der Sprachschwierigkeiten kann man nicht immer reden. Da fehlen manchmal die Worte. Und so eine Quaselstrippe bin ich leider auch nicht. Aber aber aber, von den paar Minuten Schweigen abgesehen, war es wirklich sehr schön und nett! Danke! Danke! Danke!

Wie gesagt, ich ähh wir kommen wieder.

Sonstiges

So viel Russisch wie in diesen Urlaub habe ich die letzten 20 Jahre nicht gehört. Das beinhaltet auch die letzten Schuljahre :-D.

Urlaub in Estland – Tag 9 Heimflug

Merke: Einchecken am Tallinner Flughafen nur am Automaten

Flughafenhalle Tallinn
Flughafenhalle Tallinn

Zumindest wenn man Lufthansa fliegt. Diese Information schockte mich etwas am Infoschalter. Aber wieder erwarten ging es einfacher als in München. 2 Klicks und wir waren beide eingecheckt. Man muss nur wissen, wo man seinen Ausweis durchziehen muss. Der Flughafen ist schon schnucklig. Und ich dachte immer Köln oder Dortmund wären klein 😀 Ca. 2 Stunden vor Abflug darf man dann sein Gepäck aufgeben. Am Schalter!! Das muss glücklicher Weise nicht durch den Automaten :-D. Wir haben noch ein wenig Zeit und setzen uns raus in die Sonne.  Schön einsam hier. Ab und an kommt mal ein Taxi und der ein oder andere Raucher. Aber im Großen und Ganzen glaubt man nicht, dass man an einem Flughafen ist. Es gibt auch nur eine Sicherheitskontrolle. Durch die kommen wir diesmal auch ohne Probleme. Inge passt auf ihr Ticket auf 🙂

Merke: Finnische Lakritze ist das Geld nicht wert

Wir geben noch ein wenige Geld aus und kaufen Schokolade, Marzipan und Lakritze. Während ich das Kalev Marzipan nur empfehlen kann – vor allem die Variante mit Vana Tallinna Rum – muss ich feststellen, dass die finnische Lakritze nicht so mein Fall ist. Lakritze mit Füllung. Das ist ja nur was für Weicheier. In Finnland gibts bestimmt bessere als am Tallinner Flughafen 🙂

Über den Wolken

Kann es schön sein, aber auch windig. In Tallinn selbst war mir ja schon am Morgen klar, dass es etwas wackelig werden kann. War ja ganz schön windig. Das war nicht ohne. Lauter Luftlöcher und schwups hängt dir der Magen in der Nase. Ist ja gar nichts für mich. Und ich stelle wieder fest, dass ich mein Testament immer noch nicht gemacht habe. Dauert eine ganze Weile bis sich der Flug stabilisiert. Dass wir eine niegelnagelneue Maschine haben, macht es nicht besser. Ok, sie riecht gut. Nix alter Ledergeruch, den ich im Flieger so hasse, aber wer weiß ob da nicht ein Fabrikatsfehler drin steckt …

Essen und Landung

Nachdem der Magen sich wieder beruhigt hat und ich mir erstmal einen Wein genehmigt habe, um die Nerven zu beruhigen, gibts etwas zu essen. Und siehe da, man kann es sogar fast so bezeichnen. Frisch aufgewärmte Pizza auf die Hand. Geschmakstechnisch akzeptabel. Und mehr als ein Fingerhut. Ist bei der Lufthansa etwa wieder der Wohlstand ausgebrochen? Bei der Landung will die Pizza doch fast wieder raus. Die ist genauso wackelig wie der Start. Warum ist es in München auch so windig? Verdammt. Der wackelt sich da einen zurecht, dass ich die Tragfläche schon am Boden schleifen sehe. Geht aber zum Glück alles gut. Außer uns bleiben wohl nur noch ein paar andere Fluggäste in München, der Rest hetzt zum Anschlussflug. Dafür ist das Gepäckband dann sehr übersichtlich. Der Taxifahrer ist auch ganz nett und wie immer billiger als sein Pfaffenhofener Kollege. Nachdem er uns abgesetzt hat, fährt er gleich bei seinem Bruder vorbei. Der is nämlich der Dönermann von Pfaffenhofen 😀 … ich packe derweil aus und leg die Füße hoch und beweg mich die nächsten Tage keinen Zentimeter. Inge hingegen rödelt gleich wieder los und ist auch 2 Tage später schon wieder mit ihren lustigen Witwen unterwegs. Irgendwie waren wir wohl in verschiedene Urlauben. Fühl mich alt!

Urlaub in Estland – Tag 8 Tallinn

Windspiele am Pärnuer Strand

Der Bus nach Tallinn geht um 12 Uhr. Der Koffer ist gepackt und ich habe noch etwas Zeit und entscheide mich bei kühlen Temperaturen und Windstärke 10 dem Strand noch mal einen kleinen Besuch abzustatten. Außer mir hat es nur ein paar Kitesurfer an den Strand verschlagen. Aber die nutzen das Wetter so richtig aus. Die haben schon einen richtigen Zahn drauf. Und ab und an hebt mal einer ab. I believe I can fly! Macht richtig Spaß zuzugucken. Ich nutze den Wind auch, um ein paar lustige Portraitfotos mit wehendem Haar zu machen. Spaß muss sein. Nach einer Stunde gehe ich durchgefrohren zurück zum Hotel und wir machen uns auf zum Bussijaam.

Zurück nach Tallinn

Das Gebäude des Busbahnhofs schaut aus wie einem alten Western entsprungen. Die Dame am Schalter und ich haben kleine Kommunikationsprobleme. 8 Euro pro Person, macht also 16 Euro. Ich hab nur einen 20er und die Dame will trotzdem noch was von mir. Ich versteh kein Wort und es endet darin, dass ich den Inhalt meiner Geldbörse auskippe. Ahh sie wollte noch einen Euro, da sie Probleme mit dem Wechselgeld hatte :-D. Hab aber nur 2, aber die nimmt sie dann. Schon interessant auf welche verschiedenen Arten man Euro aussprechen kann. Diesmal sitzen wir nicht in der ersten Reihe, der Bus ist auch kleiner und voll besetzt, Gepäck muss man auch selbst ein und ausladen – wie gut, dass ich so klein bin, da kann ich auch ins Gepäckfach klettern – und Wifi gibt es auch nicht. Für 40 Cent mehr kriegt mach schon ne  Menge Komfort mehr.

Zurück im Tallinner Hotel mit Hinternissen

Diesmal haben wir auch in Tallinn Zimmer auf unterschiedlichen Etagen. Ich bin wieder ganz oben und Inge ganz unten. Ich habe ein schönes kleines Zimmer im Dachgeschoss. Sehr schnuckelig. Plötzlich klopft es. Inga steht vor der Tür. Zuerst ging wohl das Zimmer nicht auf mit der Karte, also sie runter und mit Händen und Füssen und Russisch Problem erklärt. Karte noch mal neu programmiert. Inge wieder ab ins Zimmer und upps noch belegt. Noch mal runter und zum Glück wohl eine Dame da gewesen, die Russisch konnte. Haben sie sich wohl in der Nummer vertan :-D. Jedenfalls hat sie jetzt das Zimmer neben an und damit ich nicht ins falsche Zimmer gehe, kam sie netter weise vorbei. He he ich bin stolz auf sie! So ganz allein hinbekommen. Ok, sie wusste ja auch nicht wo ich war – musste sie auch erst erfragen, aber trotzdem.

Starthilfe für die estnische Bahn

Von dem ganzen Busgefahren habe ich Sehnsucht nach einer ordentlichen Bahnfahrt. Aber die fährt hier ja nicht. Also versuche ich mich symbolisch als Bahnanschupser am Tallinner Bahnhof. Meine Mutter hat ihren Spaß mit meinem Samsung. Huch, ich habe gar nicht gedrückt. Huch, schon wieder 😀 Heute gehen wir mal keine Treppen und wandern ausnahmsweise mal durch den Park in die Altstadt. Ich glaube ich muss nicht erwähnen, das auch Tallinn voll von alten großen Bäumen ist. Immer wieder faszinierend, auch bei dunklen Wolken.

Olde Hansa

Inge mag mal wieder neun Burger von Mc Donalds. Ich glaube ich hab ihre Geschmaksnerven ruiniert 😉 Diesmal bereuen wir es aber, als wir den die Olde Hansa entdecken. Ein auf Hansezeiten getrimmtes Restaurant. Da hätte ich gern auch auch ein paar Euro mehr für ausgegeben. Man kriegt ja zumindest für das Auge was geboten. Die Spiesekarte gibt es in verschiedenen Sprachen auf alten Pergamentpapier. Die Kellnerinnen sind in alten Trachten gekleidet. Vor dem Restaurant kann man Zimt von einem alten Krämerwagen kaufen. Und Nebenan gibt es Honigbier und alte Handwerkskunst. Mist Mist, leider satt.

Eis und Souvenirs die Zweite

Aber für ein Eis ist noch Platz. Das war doch noch auf der ToDo-Liste. Wie sagte Inge so schön: Auch wenn es aus Strömen regnet, wir müssen noch ein Eis essen. Zum Glück scheint ja jetzt wieder die Sonne. Also kaufen wir uns im Shop Eriti Rammus. Inge nimmt Vanille und ich Schoko. Leider muss ich sagen, dass ich verloren habe, da die Vanille-Version eindeutig die bessere Wahl war. Also merke: Vanille ist besser als Schoko und schmeckt auch noch vanilliger als in Deutschland. Mist! Erinnert mich auch irgendwie an das Vanilleeis von früher als ich Kind war.

Wir finden auch in Tallinn noch einen „vernünftigen“ Souvenirshop, wo es mehr als Matroschkas  gibt. Ich brauch ja schließlich noch ein Estland-Cap. Ist ein Tallinn-Cap geworden und ne Estlandkerze mit Tallinnfeuerzeug. Unter der Ladentheke gibt es dann noch gegen entsprechende Millionen einen estnischen Pass zu kaufen, der unauffällig in meine Tasche wandert. So jetzt kann ich hier bleiben 🙂 Ne, das ganze ist ein kleines Büchlein mit den wichtigsten Informationen über Estland. Ich finde das eine ganz nette Idee. Und irgendwie witzig 🙂 Dann schleppt mich Inge noch in einen Buchladen, wo sie noch ein paar deutsche Bücher über Estland und Tallinn kauft und ich kann der Biografie von Kristina Smigun nicht wiederstehen. Außerhalb Estlands kommt ja nicht ran an das Buch. Gut ,ich kann kein Estnsich und daher ist das für mich eher ein Bilderbuch, aber ein schönes!

Autos, Autos und Autos

Mich „fasziniert“ ja schon die ganze Zeit, dass es in Tallinn und Pärnu kaum Kleinwagen gibt. Mal ganz zu schweigen von alten VWs oder so, die man zumindest noch in Deutschland findet. Nein, man sieht nur BMWs, Mercedes, Audi und Co. Und das bei den Strassen. Gerade in den alten Innenstädten dominiert Kopfsteeinpflaster. Um so witziger finde ich den Jaguar, der mitten in der Innenstadt von Tallinn steht. Inge meint nur, wenn das ihrer wäre, würde sie ihn über das Kopfsteinpflaster tragen und es tut ihr in der Seele weh, wenn die Dinger über die Straße hoppeln. Der Knüller sind aber die Polizeiautos: Skoda!! Der komplette Gegensatz zu den Autos der Bevölkerung, aber genau das was ich eigentlich erwartet hätte. Billig und praktisch.

Polizeiskoda
Polizeiskoda
Jaguar
Jaguar

Möwen

Mitten in Tallinn landen zwei Möwen, die sich bereitwillig fotografieren lassen. Sie kommen sogar immer ein paar Zentimeter näher und posieren. 🙂 Dann kommt ein älteres – menschliches – Pärchen und der Herr füttert die Möven aus der Hand. Unglaublich. Naja man will ja für das Posen auch entsprechend bezahlt werden 🙂 Noch witziger wird es, als plötzlich eine junge Möwe im Sturzflug von der Stadtmauer gesegelt kommt und meine Mutter nur um ein paar Zentimeter verfehlt. Nun sitzt sie da auf der Straße und guckt komisch rüber. Nein, nicht deiner Mutter, das ist meine! Die leben schon sehr gefährlich diese jungen Möwen. Und sind durch nix zu erschrecken. Ein Wunder, wenn die überleben.

Mal gucken obs Glück bringt

Schornsteinfeger sind ein Wahrzeichen von Tallinn und daher findet man auch mitten in der Altstadt einen Schornsteinfegerskulptur. Wie alle anderen Touristen – von denen es hier deutsche und russische in Massen gibt – lassen wir es uns nicht nehmen und machen mal ein Foto. Irgendwie hat er genau die richtige Größe für uns 😀 Ungewollter Weise muss ich lachen, da Inge mal wieder sehr viel Spaß mit dem Samsung hat. Ne ne Touchscreen ist nix für Inge. Aber was für meine Lachmuskeln. Nun gut, hoffen wir mal, dass der kleine schwarze Mann uns Glück bringt. Leider finden wir die lebensgroße Trachtenpuppe, bei der man den Kopf durchstecken konnte, nicht mehr. Naja zum wirklichen Suchen haben unsere Beine aber auch keine Lust mehr.

Schon wieder Lost in Tallinn

Da wir ja alle Parks in der Tallinner Innenstadt angucken wollten, nehmen wir für den Rückweg zum Hotel den Park auf der anderen Seite. Schwerer Fehler. Nicht, dass es nicht schön wäre so in der Abendsonne. Nein, man muss halt wieder den Hügel rauf und dann auch irgendwie runter. Wir enden diesmal am Trampelpfad zum Toompea-Schloss rauf oder in dem Fall runter und ich weigere mich den zu benutzen. Beim Sportplatz nebenan finde ich den Eingang nicht und so müssen wir irgendwo aussenrum, aber siehe da, wir kommen direkt vorm Hotel raus.

Abschied: Sonnenuntergang in Tallinn

Inge liegt tot auf dem Bett – war ja auch eine anstrengende Woche und irgendwann ist der Akku leer. Ich krame meine letzte Kraft hervor und mach mich noch mal auf die Socken Richtung Toompea-Schloss-Aussichts-Plattform. Abschied nehmen. Interessant finde ich, dass auf jeder Bank im Bark junge Leute sitzen, die den Abend genießen.

Urlaub in Estland – Tag 3 Pärnu

Merke: In Estland fährt man Bus und nicht Bahn

Fahrschein nach Pärnu
Fahrschein nach Pärnu

Ein Blick auf den Fahrplan der Bahn verrät, dass es nur 2 Züge am Tag von Tallinn nach Pärnu gibt. Einen um 6:48 Uhr und einen im 17.29 Uhr. Aha. Nein, ich will nicht ohne Frühstück Zugfahren und dann 4 Stunden in Pärnu mit Gepäck rumlungern, bis wir ins Hotel können. Dann doch mal lieber Bussi Reisid. Fährt alle 30 Min ein Bus und man solls kaum glauben, der braucht nur 2 Stunden, während der Zug 3 Stunden benötigt. Unter Beachtung der Tatsache, dass es in Estland keine Autobahnen gibt und man max. 110 km/h auf Schnellstraßen fahren darf, eine beachtliche Leistung. Oder besser gesagt ein Armutszeugnis für die Bahn! Also ab mit dem Taxi zum Bissijaam. Die 4 Euro investieren wir doch gern anstelle mit dem Gepäck Bus-Tam-Hopping zu betreiben. Man will ja komfortabel reisen und nimmt den teuersten Bus für 8,40 Euro. Einen Sitzplatz kriegt man auch gleich zugewiesen und da wir ne halbe Stunde zu früh waren, waren wir wohl die ersten und sitzen glatt ganz vorn auf den Logenplätzen.

Merke: In Estland gibt es kaum Autos und kaum Kurven

Irgendwo zw. Tallinn und Pärnu
Irgendwo zw. Tallinn und Pärnu

Nachdem wir die Stadt Tallinn verlassen haben, geht es ab auf die E7. Kurzzeitig mal zweispurig, sonst immer nur eine Spur. Interessant sind die Radfahrer die auf dem schmalen Seitenstreifen den LKWs trotzen. Ich denk gerade nach, was in Deutschland passieren würde, wenn ein Radfahrer auf der Standspur der Autobahn fahren würde. Knappe 130 km geht es immer schnurstracks geradeaus. Kurven kann man an einer Hand abzählen. Und weit und breit kaum Autos. Rechts und links pure Natur. Wälder und Wiesen. Zwischendrin mal ein Rapsfeld oder ein Weizenfeld oder einen Pferdekoppel. Aber alles in allem relativ wenig landwirtschaftlich genutzte Felder. Und die Häuser, die man sieht kann man auch an einer Hand abzählen. Meine Mutter wundert sich, dass die paar Häuser die wir sehen meist verlassen aussehen. Aber mal ehrlich, wer will denn schon an einer Schnellstraße Mitten im Nirgendwo wohnen, wenn du so viel Platz hast und überall hinkannst. Wenn ich aufs Land will, geh ich nicht an einen Schnellstraße. Ich komme zu dem Schluss, dass hier sogar mir das Autofahren Spaß machen würde. Alles ruhig und gemächlich, teilweise einsam in Mitten einer herrlichen Natur. Neben uns sitzt eine Russin, die ein wenig nervt. Ich hätte auch behauptet, dass sie Wodka getankt hat. Da ihr angeblich beim Busfahren immer schlecht wird (so die Übersetzung meiner Mutter), muss sie unbedingt vorn sitzen und vertreibt somit eine nette Estin, die irgendwie nicht neben ihr sitzen will. Aber zum Glück ist noch viel Platz im Bus. So und nun das geilste. Wer nicht die Schönheit der Natur genießen will oder kein Nickerchen machen will, der kann im Internet surfen. Die paar Cent, die der Bus teurer ist als die anderen, rentieren sich nicht nur beim Bus selbst (großer neuer Reisebus), sondern lassen das Herz eines jeden Internetjunkies höher schlagen. Kostenloses WLAN!!! Ok kostenloses WLAN findest du an vielen öffentlich Orten, aber im Bus ist das schon sehr angenehm. Sollte man bei uns auch in Zügen einführen! Aber nein das geht ja bei uns schon aus Sicherheitsdingends nicht. Wie dem auch sei, ich und die estnische Jugend freuen uns drüber.

Strand Hotel

Blick vom Hotel aufs Meer
Blick vom Hotel aufs Meer

Nach knapp 2 Stunden hält der Bus das erste und einzige Mal und wir sind da. Wir sind zwar etwas früh, aber da nur ein Taxi weit und breit steht, warten wir lieber beim Hotel bis wir rein können. Besagte Russin läuft aber gerade in diesem Moment Richtung Taxi. Der Fahrer mag sie aber anscheinend nicht und ruft – woher auch immer – einen Kollegen herbei. Ich ahne schlimmes, aber als wir in seine Nähe kommen, hält er uns freundlich die Türe auf 🙂 Ab zum Strand Hotel. Wie der Name schon sagt, mehr oder weniger direkt am Strand. Wobei ich nicht weiß, wieso das Hotel STRAND heißt. Auf Estnisch ist Strand „Rand“. Und Deutsche gibt es weit und breit nicht. Naja vielleicht ist es ja finnisch. Wir sind umzingelt von Finnen – in allen Größen und Formen. Die machen hier wohl gern Badeurlaub weil es preiswerter ist als in der Heimat. Wobei ich die Hotelpreise nicht ohne finde. So 80 – 100 Euro nenne ich nicht gerade billig. Aber vielleicht geht es den Finnen ja um die Grundnahrungsmittel 😉 die billiger sind als in Finnland. Meine Mutter kriegt ein Zimmer im Erdgeschoss. Ich muss rauf in den vierten. Man sagt mir an der Rezeption, dass mein Zimmer in der Nähe des Nachtclubs ist und es wohl besser wäre, wenn ich das Zimmer nehme und nicht meine Mutter, da es etwas lauter werden kann. In ein paar Stunden weiß ich was sie gemeint hat 😀

Erstkontakt und Strandbesuch

Strand Pärnu
Strand Pärnu

Nachdem wir schnell mal die Klamotten wechseln und die Koffer auspacken, klingelt auch schon das Telefon. Ich hatte ja brav der unbekannten Verwandtschaft unsere Ankunft mitgeteilt. Und schon kommt meine – öhhh was ist sie denn??- also die Tochter der Cousine meiner Mutter (ich kenn mich da nicht so aus mit den Verwandtschaftsbezeichnungen) vorbei. Ich hatte irgendwo gelesen „Niemals einen Esten umarmen“. Stimmt! Brauch man auch nicht, die machen das von allein!! 😀 Immer diese Vorurteile. Nach der ersten Begrüßung zeigt sie uns den Strand und wir verabreden uns für den Abend, wo auf uns eine Begrüßungsparty wartet. Aufgrund der hohen Temperaturen (ca.. 28 Grad) verzichten wir jedoch auf einen Strandspaziergang und setzen uns dafür auf eine Bank in einem der unzähligen Parks – halb Pärnu ist ein Park – und bereiten uns seelisch und moralisch auf das große Familientreffen vor.

Begrüßungsparty

Am Abend treffen wir dann zu Hause bei unserer Verwandtschaft die Cousine meiner Mutter, ihre Tochter mit Ehemann und ihre zwei Töchter mit Anhang :-). Der Sohn der Cousine meiner Mutter schaut mit seinen beiden jüngsten auch vorbei. Es gibt estnsiche Spezialitäten wie Kilu (der kleine estnische Strömling) auf Schwarzbrot mit Schnittlauch und jede Menge einheimisches Bier zum probieren. Dazu wird noch gegrillt. Demzufolge kann ich nicht mehr jedes Detail wiedergeben! Ich war mehr oder weniger beschwipst. Alles in allem ein schöner Abend. Und auch vollkommen ungezwungen. Herzlich. Eine Mischung aus Russisch, Englisch, Deutsch und Estnisch. Es gibt viel zu erzählen und man meistert dies in den eben genannten Sprachen oder mit Händen und Füßen. Ich hätte nie gedacht, dass es so schön wird. Fühlt sich gut an! Kann nur ein Anfang sein!

Urlaub in Estland – Tag 2 Tallinn

Merke: Man kann auch den Bus oder Trolleybus benutzen

City Tour Bus
City Tour Bus

Nachdem wir am ersten Tag uns die Füße wund gelaufen hatten und die Tallinn Card nicht genutzt hatten, haben wir beschlossen heute mal den Bus zu benutzen. Sowohl als Transportmittel in die Innenstadt als auch zur Stadtbesichtigung. Also ab zur Bushaltestelle und rein in den Trolleybus, den man mit der Tallinn Card kostenlos benutzen kann. Nachdem wir unter dem Viru Einkaufszentrum die Busbahnhof begutachtet hatten – ganz interessant so ein unterirdischer Busbahnhof, der irgendwie ein einen dt. Zugbahnhof erinnert – haben wir nach einigem Suchen auch den City Tour Bus auf dem Viru Platz gefunden. Zum Aufwärmen gibt es erst einmal die blaue Linie mit interessanten Information auf dt. Sprache danke Köpfhörern – wenn man erstmal begriffen hat, wie man die Sprache einstellen kann. Nachdem wir wieder zurück sind, heißt es schnell Essen fassen. In 30 min geht es weiter.

Merke: McDonalds ist überall McDonalds

Viru Tor
Viru Tor

Dank der hilfreichen Tipps einer nicht genannt werden wollenden estnischen Biathletin (kommt keiner drauf wer das ist), die pünktlich zu unserer Ankunft die Flucht aus Tallinn ergriffen hatte, aber online jederzeit hilflose deutsche Touristen berät, finden wir auch einen richtigen McDonalds in der Nähe des Viru Platzes!! Und es gibt richtige Cheeseburger und Pommes. Normale Preise und Geschmack wie überall auf der Welt 🙂 Ich glaube Inge hat das erste Mal Cheeseburger gegessen. Aber sich nicht beschwert 😀 Und wir schaffen es pünktlich zum Beginn der grünen Linie wieder zurück. Dank Tallinn Card (Werbung mach) geht es auf zur zweiten kostenlosen Stadtrundfahrt.

Fehrsehturm – das höchste Gebäude Estlands

Tallinner Fernsehturm
Tallinner Fernsehturm

Am Meer entlang, vorbei an Song Festival Platz, geht es ab in den Wald. Wobei rechts an der Straße nette kleine Wohnhäuser stehen. Mit Gewächshäusern und Garten. Da könnte man doch glatt wohnen wollen. Mitten im Grünen und doch fast in der Innenstadt von Tallinn. Diesmal steigen wir aber aus. Und zwar am Fernsehturm. Frisch modernisiert und erst im April wiedereröffnet. Schlappe 314 Meter hoch. Mit 3,5 Meter pro Sekunde gehts innerhalb von weniger als einer Minute auf die 170 Meter hohe Aussichtsplattform. Ich glaub ich muss nicht erwähnen, dass ich doch glatt Druck auf den Ohren hatte. Kein Wunder bei der Geschwindigkeit. Oben angekommen erwartet einen ein 360 Grad Panorama Blick und alle 2 Meter ein Design-Computer in Bilzform. Ich hab das Bildungsfehrsehn jedoch gekonnt ignoriert. Auf dem Boden bekommt man Informationen wie weit welche Städte in welcher Richtung entfernt sind. Und dann gibt es da noch Löcher im Boden – soll heißen Glasboden. Ganz Mutige schauen durch und blicken 170 Meter in die Tiefe. Inge weigert sich strickt durchzugucken 🙂 Ich blinzl zumindest mal leicht runter. Nix für schwache Nerven. Aber kleine Kinder springen drauf run als wäre es nix.

Blick auf den Botanischen Garten und Tallinn
Blick auf den Botanischen Garten und Tallinn

Eine Ebene drüber befindet sich ein Cafe und Restaurant und eine Aussichtsplattform, die glücklicher Weise rundrum mit Maschendrahtzaun abgesichert ist. Aber leider hält der nicht den Wind ab. Ganz schön windig hier draußen. Von hier hat mein einen schönen Blick auf die 10 km entfernt liegende Innenstadt von Tallinn, den Botanischen Garten neben an, die Wohngebiete ringsum in mitten der Wälder, die Ostsee und den Pirita Hafen. Leider hatte ich meine Kamera falsch eingestellt und das Wetter war trübe, so sind kaum brauchbare Bilder rausgekommen. Muss ich wohl noch mal wiederkommen 😀 Aber alles in allem kann ich einen Besuch nur empfehlen. Hypermodern alles, Superblick – vor allem da Tallinn so grün ist und man nicht nur nackte Häuser sieht.

Botanischer Garten

Botanischer Garten
Botanischer Garten

Da zwischen den Bussen immer 1,5 Stunden Wartezeit liegen, entscheiden wir uns für einen Kurztrip in den Botanischen Garten, der nur 5Min entfernt vom Fehrsehturm liegt. Ist ja mal wieder kostenlos dank Tallinn Card. Neben diversen gut gepflegten Außenanlagen mit den verschiedensten einheimischen Pflanzen- und Baumarten, gibt es auch ein Gewächshaus mit einheimischen Pflanzen und Tieren wie Bananen, Kakteen oder Kakadus – öhhh subtropischen meinte ich :-). Sehr schön, aber als jemand, der der estnischen Sprache nicht mächtig ist, kann man leider nur erraten, was was ist. Es sei denn man kennt die lateinischen Bezeichnungen. Da wir ja heute keine Lust zum Laufen haben und aus Zeitmangel, haben wir uns auf das Gewächshaus beschränkt und auf den Rundgang um das Gelände verzichtet und uns zur Bushaltestelle begeben.

Pirita Jacht Hafen

Pirita Jacht Hafen
Pirita Jacht Hafen

Der Bus bringt uns nun zum Pirita Jacht Hafen und dank offenem Oberdeck bei kaltem Wind  ist Inga soft wieder bereit auszusteigen. Also machen wir unseren nächsten Zwischenstop am Pirita Jacht Hafen. Auf dem Weg dorthin habe ich meinen Friedhof gefunden. Im Vorbeifahren fand dich den Tallinner Waldfriedhof sehr faszinieren. Natur pur. So stellt man sich seine letzte Ruhestätte vor. Ist aber leider ein Promifriedhof 🙁 Zurück zum Pirita Hafen. Erbaut 1980 anlässig der Olympischen Spiele in Moskau, wurden dort die Segelwettbewerbe ausgetragen. Heute trainieren dort die Olympiasieger von morgen. Sehr süß wenn Dreikäsehochs sich im Segeln üben. Da hilft schon mal der Trainer mit Motorboot. Nach geruhsamen anderthalb Stunden an der Strandpromenade des Hafens gehts ab zurück in die Stadt.

Bier gibt es auch billiger und Esten sind wohl Weintrinker

Dinner in the Sky
Dinner in the Sky

Bevor ich wieder die 7 Euro für ein Bier zahle oder die Minibar für 3,2 Euro pro Bier plündere, gehen wir mal im Viru Einkaufzentrum shoppen. Hier gibt es Bier zu Normalpreisen und 5 Regale voller Wein. Übertrifft ja unsere deutschen Supermärkte um Längen. Zur Sicherheit nehmen für für die morgen anstehende Busreise nach Pärnu auch gleich Kekse und Äpfel mit. Wo wir beim Thema wären – wäre ja mal wieder Zeit etwas Nahrung aufzunehmen. Irgendwie klappt das aber nicht so. Die Speisekarten sind immer sehr übersichtlich und irgendwie nicht so mein Fall. Nach längerem Suchen, folge ich Inges Vorschlag und wir enden wieder bei McDonalds 😀 Ein Dinner in the Sky auf dem Freiheitsplatz war auch irgendwie keine Alternative. Wie kann jemand in 50 Meter Höhe an einem Kran baumelnd noch was essen? Und das noch zu gesalzenen Preisen? Ich würde da keinen Bissen runterkriegen und und das Frühstück oben drein wieder von mir geben. Ne ne da guck ich lieber von unten zu und warte bis einer von oben …

Tallinna lillefestival

Auli
Auli

Gestern hat uns doch ein netter Herr einen Flyer in die Hand gedrückt – Tallinna lillefestival am Toompea-Schloss. Liegt ja eh auf dem Heimweg. Also schauen wir noch mal vorbei. Es gibt mittelalterliche Musik mit Duddelsäcken von der Band Auli. Die Sonne ist rausgekommen und mit ihr so einige Zuschauer. Ein buntes Publikum: Familien, Touristen, Einheimische, verkleidete und normale 🙂 So ein kleiner Dreikäsehoch hat richtig Spaß und ist die Attraktion des Abends 🙂 Zuerst stampft er nur mit dem rechten Bein auf. Im Takt wie die Musiker. Und dann dreht er voll auf. Inge ist fasziniert 😀 So geht ein weiterer Tag zu Ende und wir zufrieden grinsend ins Bett.

Urlaub in Estland – Tag 1 Tallinn

Abflug mit kleinen Hindernissen

Viertel nach 5 – der Wecker klingelt, das Adrenalin steigt. Immerhin 3 Stunden Schlaf. Dachte schon ich schlaf gar nicht. Noch mal Unterlagen prüfen: alle Unterlagen da, Geld da, Handy da –  den Rest kann man kaufen.  Taxi kommt widererwarten auch pünktlich, Mutter einsacken und ab geht’s … in den Stau! Scheiß Baustelle. Naja, haben ja noch Luft und wir kommen noch recht pünktlich am Flughafen an. Verdammt die Taxipreise werden auch immer schlimmer. 80 Euro – das war vor 2 Jahren noch 10 Euro billiger. Nun gut, einckecken am Automaten. Öhhhhh, der is aber anderes als bei der Lufthansa-Demo-Seite. Öhhh … ahh nette Dame die hilft. Ach man kann jetzt das Gepäck auch gleich am Automaten aufgeben. Nicht, dass ich mir gemerkt hatte, wie das geht, aber ich weiß jetzt, dass es geht :-D. Ohne Piep durch die Sicherheitskontrolle ist auch was neues. Geht ja wie am Schnürrchen … bis jetzt! Inga hat ihr Ticket an der Sicherheitskontrolle verbasselt. Panik! Ok, meine hält sich in Grenzen. Während Inga noch mit der „sehr freundlichen“ Dame an der Kontrolle rum tut, frag ich mal einen netten Sicherheitsmenschen, ob man irgendwo ein neues Ticket kriegt – wir sind ja schließlich eingecheckt. Ok, geht. Na dann, wieder was gelernt. .. ahh und schau mal mit dem nächsten Körbchen kommt auch das vermisste Ticket angefahren. Dann ist ja wieder alles gut. So nochmal Inga beruhigen und ab zum Gate 85 oder 95 oder so. Das ist quasi Hintertupfigen am Münchner Flughafen. Endstation, weiter gehts nimma. Was für ein Glück, dass es diese Rollbänder gibt, sonst hätten wir schon am Flughafen schlapp gemacht. Meine letzten Worte in Endlosschleife vor dem Abflug: Ich werde sterben! So sollte ein Urlaub anfangen 😀

Ankunft

Blick aus dem Hotelfenster auf Toompea Turm
Blick aus dem Hotelfenster auf Toompea Turm

Rums, gelandet. Süßer, kleiner, schnucklicher Flughafen. Und nun? Irgendwo gibt’s Busse. In Estland gibt es überall Busse. Ok, es gibt eindeutig zu viele für mich und wo ist jetzt der Ticket-Kiosk?? Also Infoschalter. Uaaaa Englisch reden! Ach stimmt, da war doch was. Ich hasse Fremdsprachen. Die Lösung heißt Airport-Shuttle Bus 90 K. Schlappe 2 Euro pro Person (Liebe Münchner denkt mal drüber nach!) und dafür gibts quasi gleich eine Stadtrundfahrt. Der Bus fährt einmal rund um die Innenstadt und hält an allen wichtigen Plätzen (Hotels). Und das alle 20 Minuten. Die Dame nennt mir auch gleich die Station wo wir raus müssen. Station 12 bedeutet, dass wir fast zum Schluss raus müssen und somit eine kostenlose Stadtrundfahrt bekommen. Irgendwie sitzen lauter Deutsche im Bus 🙂 … Irgendwann möchte eine estnische Oma einsteigen. Der Busfahrer erklärt ihr, dass dies 2 Euro kostet. Schimpfend – ich versthe nur was von Schmarotzki oder so –  steigt sie wieder aus. Naja der Stadtbus ist ja billiger. So jetzt noch mal Handy raus und Google Maps befragen. Und schon sind wir pünktlich kurz nach 14 Uhr im Hotel. Mit perfektem Blick auf dem Toompea Turm, auf dem jeden Tag die estnische Fahne gehisst wird (inklusive Nationalhymne).

Bahnhof

Zug nach Türi am Tallinner Bahnhof
Zug nach Türi am Tallinner Bahnhof

Und gleich ab ins Vergnügen. Da die Tallinn Card in unserem Hotel doch allen Ernstes ausverkauft ist, kaufen wir die halt im Hotel Shnelli am Bahnhof – ich find den Namen so geil :-).  Nachdem das erledigt ist, schauen wir uns am Bahnhof um. Dafür, dass hier so gut wie keine Züge fahren, sind 9 Gleise schon sehr beachtlich. Gut, die Züge schauen nicht sehr modern aus und lang sind sie auch nicht, aber immerhin sind welche da. Und es steigen sogar 10 Leutchen ein. Völlig undenkbar in Deutschland. Der Hauptbahnhof der Hauptstadt entspricht einem Bahnhof in einer deutschen Kleinstadt. Aber auch logisch, wenn man weiß, dass das Schienennetz sehr dürftig ist und die Züge sehr langsam fahren. Busse verkehren hingegen zwischen allen Städten ohne Zwischenhalt und sind klimatisiert und sogar mit Wifi ausgestattet. Dann nimmt man eben den Bus anstelle Bahn.

Schlümpfe gibt es auch in Tallinn

versauter Schlumpf
versauter Schlumpf

Neben dem Bahnhof gibt es einen kleinen Markt. Sah sehr russisch aus. Ich hätte mir da doch glatt ein Schlumpf-Shirt gekauft. Ich wusste gar nicht, dass Schlumpfe was zum vermessen haben … Aber nun gut, wir wollen ja nicht gleich am ersten Tag mit Blödsinn anfangen. Ansonsten gab es dort wie auch auf deutschen Märkten so mehr oder weniger alles. Angefangen von Obst und Gemüse, Klamotten bis hin zu Handwerkszeug und alten russischen Kinderbüchern. Da mein Magen knurrte, haben wir uns mal ein wenig am Bahnhof umgeschaut. Am Bahnhof muss es doch was zu essen geben. Sei er auch noch so klein. Erfreulicherweise erblickte ich einen Burger-Stand.

Merke: Cheeseburger ist nicht gleich Cheeseburger

Cheeseburger auf estnisch
Cheeseburger auf estnisch

Na dann mal nen Cheesburger kaufen. Ok, ich war dann etwas irritiert als die Dame ein Brötchen aus der Verpackung holt und dies dann in die Mikrowelle packte. Gut, das mach ich zu Hause auch, aber ich verkauf die Dinger ja net. Als sie mir dann das Ding in die Hand drückte, verging mir leider der Appetit. Majo auf einem Cheeseburger. Und das nicht zu knapp!1 Dazu Karotten und Weißkraut. Und irgendwas fleischartiges, was ich nicht ganz interpretieren konnte. Da nicht mal meine Mutter das Ding verspeisen wollte, landete es leider im Mülleimer.

Merke: Mehrere Wege führen zum Toompea-Schloss

Alternativer Weg zum Toompea Schloss
Alternativer Weg zum Toompea Schloss

Dann muss halt der Notrations-Müssliriegel dran glauben. Frisch „gestärkt“ gehts auf die andere Straßen Seite zum Toompea-Schloss. Wobei ich sagen muss, dass wir keine Ahnung hatten, wohin diese Treppen führen, als wir uns entschieden, den Menschen zu folgen die sich unendlich lange Treppen nach oben quälten. Dummer Weise dachten wir, nach der Hälfte, dass wir nicht weiter Treppen steigen  wollen und sind einfach in die andere Richtung abgebogen. Böser Fehler.  Währen die Treppen schön schnurstracks nach oben führen, war dies die alternative Route auf schmalem Trampelpfad ohne Geländer die Stadtmauer entlang nach oben. Das ist ja so rein gar nichts für meine Höhenangst. Ok, es gab einen schönen Ausblick auf den Park und Sportplätze, aber mit runter gucken war bei mir nicht viel. Oben hab ich erst einmal drei Kreuze gemacht.

Selbstzerstörendes Klo

Junge Möwe
Junge Möwe

Oben auf der Aussichtsplattform erblickte Inge freudestrahlend ein Toilettenhäuschen. Ich sage es euch, so was hab ich noch nie gesehen. Behindertengerecht also vergleichbar mit den ICE-Klos nur größer. 20 Cent reingeworfen und Inge reingesteckt. Ich hab mir dann die Zeit mit einem für mich unidentifiziertbarem Vorgel vertrieben. Nachdem ich jetzt etwas geforscht habe, glaube ich, dass es eine junge Möwe war. Sehr zutraulich und gar nicht ängstlich diese Jungvögel. … So nach 5 Minuten wundere ich mich, ob Inge vom Klo verschluckt wurde. Auf Nachfragen meint sie, sie findet die Spühlung nicht. Also Bedienanleitung lesen (ist ja alles schön drauf geschrieben – außen!!) Ich einige mich dann mit mir selbst, dass es sich um ein selbstzerstörendes emm selbstreinigendes Klo handelt. Und ernsthaft, wenn man das Ding verlässt, geht die Autowaschanlage los 🙂 Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. Plädiere dafür so was auch in Deutschland einzuführen. Wäre sicher für die ein oder andere Folge „Verstehen Sie Spaß“ gut geeignet 😀

Merke: Ein Tourist ist ein gutes Opfer wenn es um Nahrung geht!! Das ist überall so!

Rathaus
Rathaus

Jetzt aber was essbare suchen! Also vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten ab in das Zentrum der Altstadt. Dort gibt es sehr viele kleine Restaurants, wo vor jedem ein nettes junges Mädel oder Junge steht, die/der einen einläd was zu essen. Ist quasi wie auf Malle wo man in Discos geschleppt wird. Hier halt zum Essen. Wobei das schon sehr nervig ist. Aufgrund des starken Hungers einigen wir uns auf was bekanntes und keine Experimente mit unbekanntem estnischen Essen. Schon wieder schwerer Fehler. Meine Mutter kriegt ne Pizza Magaritha für knapp 10 Euro und ich eine vegetarische Pizza für 13 oder so. Preis-Leistungs-Verhältnis ist miserable, da macht sogar der Inder in Pfaffenhofen ne bessere Pizza. Der Schock kommt aber erst bei der Rechnung. Das Glas Bier (0,5) kostet schlappe 7 Euro. Das übersteigt sogar die Wiesenpreise!! Naja, ich nehme das nicht so tragisch und muss tierisch lachen, aber noch mal mach ich das nicht! Zur Sicherheit frage ich demnächst bevor ich ein Bier bestelle!

Hafen

Schiffsrestaurant
Schiffsrestaurant

Gestärkt machen wir uns dann wieder auf die Socken und marschieren Richtung Hafen. Vorbei an Parkanlagen mit Bogenschützen, Stadtmauern und sehr viel Kopfsteinpflaster. Es ist ein schöner lauer Abend und die Sportler kommen aus ihren Löchern. Ich hab irgendwie das Gefühlt, dass der Hafen Treffpunkt für Jogger und Radler ist. Neben den Terminals für die großen Fähren gibt es auch einen netten Hafen für kleine Jachten. Ok, die Boote sind kleiner als in Monaco 🙂 aber die würden auch nicht hierher passen. So langsam wird es kalt, vor allem bei der steifen Brise am Hafen. Und so langsam schmerzen die Füße. Also machen wir uns auf den Weg zurück.

Merke: alle Wege führen zur Alexander Nevsky Cathedral oder zum Freiheitsplatz

Alexander Nevsky Cathedral
Alexander Nevsky Cathedral

Gehen wir also am besten den gleichen Weg zurück den wir gekommen sind. Mehr oder weniger. So groß ist die Altstadt nun doch nicht, dass man sich verlaufen könnte. Bis zum Freiheitsplatz war das auch alles kein Problem. Nur dann war die Frage, wie wir ohne diesen Trampelpfad an der Stadtmauer entlang zum Bahnhof bzw. zum Hotel gelangen. Das ganze endete trotz Google Maps darin, dass wir Kreise um die Alexander Nevsky Cathedral drehten. Ich habe jetzt eine Phobie was diese Kirche betrifft und mag sie nie wieder sehen. Obwohl sie ja nicht schlecht ausschaut. Und wenn wir nicht an diese Kirche rauskamen, dann halt auf dem Freiheitsplatz. I feel so lost in Tallinn :-D. Und das trotz Karte – und ich kann eigentlich Karten und Straßennamen lesen – Wifi und Google Maps Navigator.

Die rettenden Treppen

Tallin am Abend
Tallin am Abend

Nach gefühlten 10 Stunden kamen wir doch wider erwarten an der Aussichtsplattform an, zu der die Treppen führten, die wir zu Beginn verschmäht hatten. Das ganze hatte einen Vorteil. Mittlerweile war Sonnenuntergang und wir hatten zwischen gefühlten 1000 Liebespaaren immerhin einen netten Blick auf Tallinn in orangem Sonneruntergangslicht.

Endlich im Hotel angekommen durften wir noch der estnischen Hynme lauschen, währen die Fahne auf dem Toompea Turm eingeholt wurde. 7 Stunden über Kopfsteinpflaster laufen sind eine ideale Schlaftablette 🙂 Da schläft man in jedem Hotelbett mit oder ohne Straßenlärm wie ein Murmeltier!

Alles in allem ein anstrengender aber dennoch schöner und interessanter Tag. Viel gesehen, viel neues gelernt und auch viel gelacht 😉