Diskurshygiene

Diskurshygiene also, Fritze. Aha. Nicht Hyäne, Hygiene. Kennst nicht, schon klar Fritze.

Weißt Fritze das erklärt aber einiges. Aber emm nein, nicht so.

Es macht keinen Sinn nur eine Gruppe zu beschuldigen, einen schlechten Diskussionsstil zu haben. Das mag aus individueller Sicht so erscheinen. Aber wie heißt es so schön neudeutsch: Bias! Man muss es nicht selbst sein, aber man ist mitten im Spiel, sieht nur die eigene Mannschaft. Und überhaupt ist der Schiri blind. Die anderen foulen doch die ganze Zeit und warum kriegen wir die rote Karte? Geht ja gar nicht.

Wenn man an der allgemeinen Diskussionskultur arbeiten möchte, dann ist das komplex und will wohl überlegt sein. Persönliche Scharmützel eigenen sich so rein überhaupt nicht, um die Welt zu retten. Da wird es meist nur schlimmer. Auch der Twitterpranger hat seine eigenen Gesetze und der Herdentrieb eh. Und das Ding mit moralischer Selbstdarstellung und gar dem Katsch und Tratsch nicht vergessen. Es ist auch auf social media komplex und systemisch. Abgesehen davon was es uns über den eigenen Umgang mit Emotionen und unseren Autopiloten lehrt, kann man auch sehr viel beobachten. Was sich nicht einfach ändert, wenn man „du du du“ sagt. Und viele Themen sind sehr aufgeladen als das man die Mitmenschen überhaupt in einen Modus der Selbstrefektion bekommen könnte.

Das Eisen ist heiß und als Person von öffentlichem Interessen und hoher Reichweite ist es noch heißer.

Ja und dann also emm es ist sicher wichtig und hilfreich, dass wir konstruktiv als Gesellschaft reden können. Wie auch immer man das schafft, weil ja das ist kein 100% neues Thema. Auch früher hat man sich gefetzt. Ich sag ja immer Twitter is so wie der Bundestag schon immer war. Nur sind die danach ein Bier trinken gegangen. Das machen die Twitterer nicht. Maximal mit dem eigenen Bubble. Naja wie dem auch sei, es ist aufgrund der Herausforderungen durchaus wünschenswert, wenn die Gesellschaft konstruktiv miteinander umgeht. Zumindest der Großteil. Abgeschlossene geschützte Diskursräume sind allerdings wieder schräge linke Illusionen. Es wird immer öffentliche Diskussionen geben und diese werden immer lauter sein als irgendein Hinterzimmer. So wie Aktivismus immer lauter sein wird als leises Networking. Ist das laute immer besser? Nein. Aber es muss auch nicht immer falsch sein.

Auf alle Fälle muss man sich klar sein, das es nicht nur einen Schuldigen gibt. Das wie so oft immer zwei dazugehören. Ich kann nicht das gleiche Verhalten auf der eine Seite gut finden und auf deren anderen schlecht. Und schon gar nicht, wenn ich es dann sogar selbst auslebe.

Unabhängig davon, Menschen in eine neue Zukunft oder ein neue Wirtschaftsmodell mitzunehmen braucht mehr als konstruktiven Dialog. Nur weil weniger beleidigt wird, heißt es nicht, dass Menschen überzeugt sind oder sich überzeugen lassen.

Menschen brauchen was konkretes zum anfassen. Flugtaxis und Co sind Spielerei. Aber wenn es um den Alltag geht. Um Sicherheit, um Familie, um gutes Leben, da brauchen wir keine Lustschlösser, keine warmen Worte, keine Träumereien. Wir brauchen was greifbares. Etwas worauf man hinarbeiten kann. Etwas was wir am besten kennen und somit greifen können. Eine Zukunft die sich jeder vorstellen kann.

Oder man lässt sich treiben. Weil die Lösung kann auch eine ganz andere sein. Lösungsoffen in vielen Punkten ist die Zukunft, da bin ich sicher. Und sie kann sich nur entwickeln, wie sich sich immer entwickelt hat. Weil das Morgen nie so ist, wie man es sich heute gedacht hat. Und weil man morgen wieder neue Ideen hat. Und und und.

Von einer sehr hohen Flughöhe herab auf Menschen schauen und ihnen sagen, sie müssen mit weniger klar kommen, sie müssen sich anpassen etc. wird nicht funktionieren. Man muss landen und die Welt von unten sehen, um gemeinsam in die Zukunft zu gehen.

Fritze bist eingeschlafen? Heee? Ja ich weiß Schlafhygiene sooooo wichtig.

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