Schlüssel zur Veränderung

Ich denke. Ich denke mal wieder laut.

Dass sich unsere Gesellschaft an vielen Stellen verändern muss, damit wir nachhaltiger leben werden – sprich den Planeten nicht für die, die nach uns kommen, als Scherbenhaufen hinterlassen – sollte bekannt sein. Oder auch nicht. Aber sollte zumindest logisch nachvollziehbar sein. Da die Art wie wir zumindest in den Industriestaaten leben und auch in den Schwellenländern wie China und Indien einfach nachgewiesenermaßen eben das Gegenteil von nachhaltig ist. Gesellschaften kann man aufteilen in viele kleine „Teilsysteme“, dazu gehören auch einzelne Unternehmen. Sie sind quasi etwas im Kleinen, was eine Gesellschaft im Großem ist. Es kommen Menschen zusammen, die als „Ganzes“ Unternehmen nachhaltig gestalten können/ müssen. Und auch hier gibt es eben nicht diesen einen Weg. Gibt es nicht diesen Knopf und alles stellt sich um. Es gibt nicht diesen gleichen Wissensstand.Nicht die gleiche Moral. Es gibt nicht diesen einfachen Weg. Es gibt nicht diese kostenlose Veränderung.

Und das ganze bringt mich wieder zu dem Punkt, was ich persönlich glaube, was wichtig ist. Wie Gesellschaften, egal ob klein oder groß, in unserer heutigen Welt, Veränderungsprozesse durchleben können. Ich glaube das viel durch Motivation passieren muss. Dass Menschen innehalten und ins nachdenken kommen und dann bewusst Dinge verändern. Und andere davon dann auch inspiriert werden oder einfach nur mitschwimmen im Strom des Lebens. Aber dass es am Ende immer Menschen braucht, die angestupst werden müssen, um selbst dann Motivation zu finden Veränderungen anzugehen. Veränderungen sind immer anstrengend. Wir können selten einfach eine Schalter umlegen und dann ist alles gut. Und nehmen wir den Alkoholiker. Du kannst ihm 1000 Mal sagen, er muss aufhören weil. Er wird es erst dann tun, wenn er für sich den Punkt erreicht hat, wo er eine Motivation gefunden hat, warum es sich lohnt sich dieser harten Arbeit – lebenslangen Arbeit – zu stellen. Ein Ziel vor Augen hat, eine Perspektive. Etwas wofür es sich lohnt. Wenn er versteht. Wenn es von innen kommt.

Dann kann man kämpfen. Man braucht einen Grund. Und ich glaube nicht, dass man diese Motivation erzeugen kann, indem man dramatisiert, indem emotionalisiert. Indem man anklagt. Indem man Sprüche klopft. Indem man Geschichten erzählt. Indem man mit Zahlen jongliert. Indem erpresst oder überdreht, wie es Aktivismus tut und so weiter. Ich glaube nicht, dass dies so die breite Masse erreicht. Stattdessen glaube ich, dass die leisen nachdenklichen Töne wichtig sind, die Menschen dazu bringen zuzuhören, um dann für sich zu reflektieren. In sich zu gehen. Zu grübeln. Um dann diese Art von Motivation zu finden, Veränderungen angehen zu wollen. Nicht weil jemand gesagt hat, tue es, sondern weil man selbst entschieden hat. Weil ihnen sowohl Problem als auch Ziel klar werden. Weil sie bereit und offen dafür sind. Und das ist eher der Fall, wenn wir uns selbst damit auseinander setzen und nicht von außen vorgegeben bekommen.

Für mich ist es der entscheidende Schlüssel. Wenn man es schafft, die Prozesse in einem Menschen auszulösen, die ihn dazu bringen von sich aus heraus Veränderung anzugehen. Und diese Veränderungen können dann vielschichtig sein. Können von Kleinigkeit im alltäglichen Alltag bis hin zu großen Erfindungen oder Wirtschaftsunternehmen, die die Welt verändern führen. Oder auch einfach gedacht den inneren Widerstand zu überwinden und offen für Veränderung zu sein.

In unserer freien pluralen Welt. In einer Welt mit wenig Hierarchien. Einer Welt mit viel politischen Zündstoff und Gerangel um Deutungshoheit und ganz viel Widerstand gegen Ansichten/ Ideen anderer. Gerade auch bezüglich nachhaltigem Leben. In dieser Welt ist wohl kaum möglich Veränderung von oben bzw. durch Moral umzusetzen. Sprich von außen vorgegeben. Es muss vielmehr von innen kommen. Und dieses von innen kommen, muss aber auch angestubst werden. Auch das fällt nicht vom Himmel. Ach ja und auch diese klassischen Bias, die dafür sorgen, dass wir in dem althergebrachten festhängen. Dass wir erstmal primär davon ausgehen alles zu wissen und der uns sonst was erzählen kann. Die kriegst du nur gekillt, wenn du bewusst reflektierst.

Und genau das ist auch etwas was in Unternehmen häufig bei Veränderungsprozessen schief geht. Aus einer gewissen Flughöhe wird über die Köpfe von Mitarbeitern hinweg entschieden. Oder man ruft neue Leitbilder aus, nach denen man „auf Arbeit leben sollte“. Schönen neue Werte. Dinge die nie funktionieren. Weil sie eben nicht verinnerlicht sind. Weil es nicht von innen kommen. Und man es stattdessen von innen eher ablehnt. Keine Ahnung welche neusten Methoden im Change Management gerade hipp sind. Aber meist befriedigen sie eh nur die Kassen der Berater. Wobei es schon spannend wäre mal zu prüfen, ob es da im Moment mal wieder DIE Lösung gibt, um Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten. Und nach welchem Prinzip das ganze funktionieren soll. Weil egal worum es sich bei der Veränderung handelt, es dreht sich immer darum, Widerstände abzubauen und veränderte Prozesse als neuen Standard zu etablieren. Aber irgendwie ist das eben nicht so einfach.

Was Nachhaltigkeit betrifft, glaube ich dass es sowohl in der Gesellschaft als auch im Kleinen also z.b. in Unternehmen unterschiedliche Ebenen und somit unterschiedliche Stellschrauben gibt. Es gibt Entscheidungen, die musst du auf oberer ebene treffen. Der Normalbürger kann keine Energiewende allein stemmen. Genauso kann Sachbearbeiter Müller keine Ökostrom-Vertrag abschließen und Solar aufs Dach pappen und Dienstreisen per Bahn anordnen und das Kantinenessen bestimmen. Das sind normal Dinge, die du auf oberer Ebene entscheiden musst. Genau wie du in produzierenden Unternehmen nur von oben entscheiden kannst, ob du Kreislaufwirtschaft aktiv vorantreiben willst mit deinen Produkten.

Aber dann gibt es eben auch noch andere Themen, die zum Arbeitsalltag gehören. Kleinigkeiten, die nur Sachbearbeiter Müller weiß oder auch nur seinen Bereich betreffen. Dinge die darauf angewiesen sind, dass Herr Müller will. Dinge verändern will. Zeit investieren will. Hirnschmalz investieren will. Eingeschliffenes überarbeiten will. Was am Ende bedeutet ihn abzuholen. Ihm Wissen zu vermitteln. Ihn anzustupsen. Nicht ihn zu zwingen. Nein, ihn zum denken zu bringen. Ihn dazu zu bringen mitmachen zu wollen. Zu verstehen. Und dann halt zu handeln. Dazu braucht es glaube ich, Wissensvermittlung auf einer Ebene, die ihm ein Grundverständnis ermöglicht. Niemand muss die Berichte des Weltklimarates oder Weltbiodiversitätsrates auswendig kennen. Aber zu verstehen, dass das keine Erfindung der Grünen ist. Und was sie uns mitteilen, kann helfen. Genau wie es helfen kann sich gegenseitig auszutauschen, welche Ideen man im eigenen Umfeld hätte. Und auch jede noch so kleine Idee umzusetzen. Selbstwirksamkeit, auch wenn sie die Welt nicht rettet.

Und dann glaube ich, dass da noch eine andere Ebene ist. Vielleicht sollte man sich als Unternehmen auch der Verantwortung bewusst sein, Mitarbeitern Informationen bereitzustellen, die ihnen ermöglichen komplexe Zusammenhänge wie eben Klimawandel oder Artensterben zu verstehen. Und eben auch die Herausforderungen der Zeit des Umbaus hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft, die eben nicht auf Kosten der nachfolgenden Generationen den Planeten überfordert. Nein diese bessere Welt fällt nicht vom Himmel. Und sie heißt nicht, dass wir alle grün wählen müssen und die Werte der grünen Partei leben müssen. Der Erhalt der Lebensgrundlagen und somit eigentlich das „nackte Überleben“ hat relativ wenig mit Moral und Werten und Parteiprogrammen mit diversen Gendersterndli zu tun. Und ja Unternehmen können da helfen, Informationen an die Mitarbeiter weiterzugeben, dass man auch als Konservativer nachhaltig leben kann, wenn man das Thema aus dem politischen Diskurs auslöst und in den Alltag überträgt. Und wenn ich als Unternehmen meine Mitarbeiter für das Thema mehr sensibilisieren kann kann, Wissen vermitteln kann, dann wird genau dieses Wissen auch nach außen getragen. Und das sollte man auch nicht unterschätzen.

Weil auch da draußen kann jemand den Schlüssel benutzen. Und bei jemand anderen Veränderungen aufschließen. Ihn anstupsen. Ihn zum nachdenken und handeln bringen. Jenseits von Belehrung. Jenseits von Zwang. Jenseits von scharfen Sprüchen. Jenseits von Streit.

Und eben diese beiden zuletzt genannten Ebenen. Die sich daraus speisen, dass man Wissen vermittelt. Dass man anstupst. Das braucht meiner Meinung nach wahrscheinlich eher eine bereite Kommunikationsstruktur von unten. Nicht der Chef. eher die kollegiale Ebene. Das Team oder einfach der von der Nachbarabteilung. Und im Zweifel wird genau das unterschätzt. Glaubt man stattdessen es strukturiert von oben denken zu müssen. Und unterschätzt dabei die Dynamik der breiten „unteren Ebene“.

Apropos Sprücheklopferei ist nicht die Lösung. Es macht mich durchaus sehr nachdenklich, wenn ich bei Homburg oder Brandenburg Kommentare lese wie „wieder treffend auf den Punkt gebracht“. Für seine Fans bringt man am Ende immer alles treffend auf den Punkt.

Nachhaltigkeit, Klimawandel, all das ist ein Marathon. All das braucht Durchhaltevermögen. Braucht Willen. Entbehrung. Veränderung gibt es nicht umsonst. Verbesserung gibt es nicht umsonst. Aber es gibt Mittel und Wege diesen Willen zu aktivieren. Und diesen Schlüssel, der viele Leute öffnet, den haben nur wenige. Und leider sind sich die, die ihn besitzen, meist dessen gar nicht bewusst. Und die verwenden dann nicht den Schlüssel, sondern die Brechstange.

Ich leb von Tag zu Tag, du lebst von Jahr zu Jahr
Und trotzdem kommt’s mir vor als ob es gestern war
An unserm Strand in Andalusien brennt noch Licht
Du hattest noch so viele Pläne und ich hatte Zuversicht

Und das was bleibt, ist, alles geht vorbei
Und ich frag mich fehlst du mir oder fehlt mir nur die Zeit

Es fehlt die Zeit, es fehlt die Zeit
Es fehlt die Zeit, wenn man sie braucht
Es fehlt die Zeit, es fehlt die Zeit
Es fehlt die Zeit, wenn man sie braucht

Und wir könn’n sie nicht zurück drehen
Nur ein Stück mit ihr mitgehen
Uns fehlt die Zeit, uns fehlt die Zeit
Mir fehlt die Zeit, dir fehlt sie auch

Auch wenn ich stehen bleib die Welt, nimmt ihren Lauf
Sie reißen Häuser ein und stellen Neue drauf
Und hinter Fenstern zieh’n die Leute aus und ein
Und du hast schon Familie und ich bin noch allein

Und das was bleibt, ist, alles geht vorbei
Und ich frag mich fehlst du mir oder fehlt mir nur die Zeit

Es fehlt die Zeit, es fehlt die Zeit
Es fehlt die Zeit, wenn man sie braucht
Es fehlt die Zeit, es fehlt die Zeit
Es fehlt die Zeit, wenn man sie braucht

Und wir könn’n sie nicht zurück drehen
Nur ein Stück mit ihr mitgehen
Uns fehlt die Zeit, uns fehlt die Zeit
Mir fehlt die Zeit, dir fehlt sie auch

Es fehlt die Zeit, es fehlt die Zeit
Es fehlt die Zeit, wenn man sie braucht
Es fehlt die Zeit, es fehlt die Zeit
Es fehlt die Zeit, wenn man sie braucht

Und wir könn’n sie nicht zurück drehen
Nur ein Stück mit ihr mitgehen
Uns fehlt die Zeit, uns fehlt die Zeit
Mir fehlt die Zeit, du fehlst mir auch

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