Ich kann sie nicht ersetzen

Der Sechsjährige hat bei meinem letzten Besuch mehrfach gefragt, ob ich jetzt seine Oma bin. Gut meine Haare werden grauer. Ich sehe das als George Clooney Effekt. Aber er meint etwas anderes. Vielleicht hat er letztes Jahr zugehört. Als du mich gebeten hast, jemand zu sein, der deinen Kindern auch noch mal eine andere Welt zeigt. Eine Welt, die sie nicht mehr zeigen kann. Weil das Schicksal entschied, sie viel zu früh aus dem Leben zu reißen. Oder er spürt deine Gedanken. Sie wie Kinder immer mehr spüren als wir sie wissen lassen willen.

Den spielerischen Umgang des Sechsjährigen verträgt dein Herz noch nicht, der Schmerz des Verlustes noch zu groß, aber er hat mich an deine Worte erinnert. Eine Bezugsperson zu sein. Auch wenn ihr nicht mehr da seid. Wenn der Weg viel weiter ist, als er noch noch vor einem Jahr war.

Ich kann mit ihnen spielen, ihnen meine Sicht auf die Welt erklären. Versuchen meine Werte zu vermitteln. Apropos, ich hatte da ja zur Geburt so ein Buch … ach das verstaubt sicher. Muss ich alles selber machen … ich kann versuchen öfter zu kommen. Ich muss wegen der Werte *hust*. Kann regelmäßig nachfragen. Wir können telefonieren. Mich kümmern auch von der Ferne. Und Weihnachten erkläre ich ihnen das Ding mit den Bias. Nachdem wir den Bio-Bauernhof ausgebaut haben mit neuen Windrädern und ich 100 Mal bei irgendwelchen Spielen verloren habe. Wobei zur Familie gehöre ich nicht. Ich bin das dazwischen. Kann der sein, der nachfragt, ob ihr gut angekommen seid. Jemand sein, dem ihr nicht egal seid.

Aber ich kann die Liebe, die Sorge einer Mutter bzw. Großmutter nicht ersetzen.

Ich kann nur ich sein. Ein bisschen komisch. Viel eigen. Viel anders. Aber viel Ohr. Viel Schulter. Und viel treu.

Ich bin ich. Und sowas hat nicht jeder.

Und jetzt alle zusammen.

PS: Er hat Katzi mit in den Urlaub genommen. *Schmunzel*. Und mir zum Abschied einen dicken Schmatz auf die Wange gedrückt.

Schreibe einen Kommentar