Der Krieg nach dem Krieg

Mein psychologischer Input der letzten Tage beinhaltete die PTBS Variante der Menschen mit Kriegserfahrung. Sprich Bundeswehr Soldatinnen und Soldaten. Und wie so oft bleiben viele Fragezeichen und sehr viel Hilflosigkeit angesichts unseres Unwissens.

Karsten hat mit dem psychologischen Tremor auch ein Symptom von PTBS eingeworfen. Die krasseste Variante waren die Kriegszitterer aus dem ersten Weltkrieg.

Ob es sich beim Zittern wirklich um einen psychologischen Tremor und keine anderen Ursachen wie z.B. Parkinson vorliegen, muss man mit aufwendigen Tests erstmal abklären. Davon spricht Karsten erstmal gar nicht. Andere aber schon. Siehe z.B. https://flexikon.doccheck.com/de/Psychogener_Tremor

So einfach wie Karsten es beschreibt, was man tun kann, ist es am Ende auch glaube selten. Aber es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass wir eigentlich die Mechanismen noch nicht wirklich verstanden haben und somit auch keine „Heilung“ haben.

Robert ist da ein gutes Beispiel. Er meint zwar, dass über seine Erfahrungen zu sprechen, ihm hilft, aber das tut er schon sehr lange. Ansonsten ist er austherapiert. Seine Erfahrungen sind fürchterlich. Sein Bester Freund von der Front, der das gleiche miterlebt hat, ist obdachlos und Alkoholiker.

Wesensveränderungen. Aggressivität. Menschen meiden. Die Familie nicht mehr in den Arm nehmen können. Angstzustände. Flucht in Alkohol. Schlaflosigkeit. Und damit verbunden auch die totale körperliche Erschöpfung. Von Zittern ganz zu schweigen. Und dann musst du am Ende soagr noch dafür kämpfen, dass die geholfen wird bzw. auch die psychischen Erkrankungen als Folge der Einsätze anerkannt werden.

Das schockierendste ist ja, dass es zum einen Jahre dauern kann, bis überhaupt Symptome auftreten bzw. man sie nicht mehr verstecken kann und dann aber auch jahrzehntelange Therapie keine Heilung bringt. Man muss lernen damit zu leben.

Und wenn man glaubt, man geht mal kurz für ein paar Wochen in die Klinik und dann kommt man geheilt zurück. Ne ist nicht. Familien zerbrechen. Wenn du deine Frau nicht mehr in den Arm nehmen kannst. Und irgendwie nicht mehr aus der Klinik rauskommst

Und wie so oft sind die Veränderungen unterschiedlich. Während die einen in Selbstzweifel und Depressionen versinken, keine Nähe mehr zulassen können, reagieren andere übermäßig aggressiv, treffen irrationale Entscheidungen, beenden langjährige Beziehungen, versinken in Hass und negativen Gedanken. Emotionsregulierung, Impulskontrolle versagen.

Was bleibt ist die Hoffnung Therapie und zumindest soweit da herauszukommen, dass man man das Gefühl hat, das Leben ist noch lebenswert und kann auf zufriedenstellende Art am Leben teilhaben. Auch wenn es nicht mehr wie früher wird.

Aber viele kommen nicht mal in eine Therapie

Ein besonders krasses Beispiel dafür, was passieren kann, wenn eine PTBS nicht rechtzeitig behandelt wird, ist der Fall von Stefano B. Der Afghanistanveteran hatte schon mehrere Suizid-Versuche hinter sich und seine Frau hatte sich per Mail vergeblich hilfesuchend an die Bundeswehr gewandt, als Stefano B. am 26. Januar 2024 in die Ulmer Innenstadt fuhr.

Er hatte Waffenattrappen dabei und nahm in einem Starbucks-Café 13 Geiseln. Sein Ziel: Sich von einem Sondereinsatzkommando der Polizei erschießen zu lassen – „suicide by cop“. Alle Geiseln überlebten, einige nun selbst traumatisiert. Stefano B. wurde schwer verletzt. Er ist mittlerweile zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Traumatisierte Bundeswehr-Veteranen – Der dritte Krieg

Und für die, die es in eine Therapie schaffen, bleibt oft zwar die Erkenntnis, dass wir versuchen mehr Wissen über PTBS zu erlangen aber irgendwie im Nebel stochern.

Mit Zwillingsstudien bei Vietnamveteranen und durch Tierexperimente wurde festgestellt, dass der Hippocampus und das Volumen des Frontalcortex bei den meisten PTBS-Patienten verkleinert ist. Allerdings ist noch unklar, ob diese Auffälligkeit ein prädisponierender Faktor oder eine Folge der PTBS ist. Bei PTBS-Patienten hemmen Hippocampus und Frontalcortex die Angstreaktionen nur ungenügend mit der Folge, dass diese nicht wieder gelöscht oder verlernt werden können.

Auch einige Hormone tragen zu diesen schädigenden Vorgängen bei, insbesondere Hormone der Hippothalamus-Hypophysen-Nebennierendenrindenachse wie Cortisol und Catecholamine. Die übermäßige Ausschüttung dieser Hormone unter Stress schädigt bestimmte Hirnregionen, wie zum Beispiel den Hippocampus, der für das deklarative Gedächtnis zuständig ist. Sie führt außerdem dazu, dass bestimmte Ereignisse besonders tief ins Gedächtnis eingegraben werden.

Posttraumatische Belastungsstörungen: Mit komplexer komorbider Symptomatik

Ähnliche Veränderungen findet man auch bei ADHSlern oder Autisten. Und mit Sicherheit auch bei Borderlinern – da war was, aber das is ja auch PTBS.

Was hilft das Wissen, dass bestimmte Hinrregionen verkleinert sind, wenn man nicht weiß, ob das nicht vorher auch schon so war? Und ob es reversibel ist. Neuroplatizität und so.

Aber Hauptsache KI und Mars und so.

Egal womit ich mich befasse, man kommt immer wieder zum Schluss, dass wir so wenig wissen. Und so vielen Menschen nicht helfen können. Und auch kein Verständnis entwickeln können, wenn Menschen anders sind als die Masse. Es ist frustrierend.

Und die Psychotherapeuten haben erst letzte Woche auf ihrem Kongress festgestellt, dass ihre Erfolgsrate zu gering ist. Ausdiskutiert am Beispiel Depressionen. Aber wenn man alle möglichen Konzepte mixt, dann wirds bestimmt besser. Arhg.

Und dann hörst du dir Kongress.Vorträge von vor 2 Jahren an, da freut man sich zwar, dass Philipp Sterzer zitiert wird, aber am Ende um den Umgang mit Klimawandel und Co. Verflucht noch mal, so wird keiner gesund. Kümmert euch um Forschung.

Argh. Ich hasse das.

Ich hatte mal vor einigen Jahren ne Tierdoku gesehen. Wenn sie Tiere wieder auswildern. Da hat einer gesagt, wenn sie nicht aus der Kiste springen, sich schütteln und wegrennen sonder dastehen, dann sind sie verloren. Wenn der Stress des Einfangs und Co die Biochemie, das Angstlevel zerstört, so dass sie am Ende nicht mehr so funktionieren können, wie sie es müssten, um in der freien Wildbahn zu überleben. Was wenn das gleiche auch mit Menschen passieren kann in traumatisierenden Situationen. Und das ganze für die Natur nur als Kollateralschaden läuft? Und es keine wirkliche Heilung gibt?

Was aber, wenn wir Heilung schon praktizieren? Hat mich ne Narzissmus-Therapeutin drauf gebracht. Traumatisierte Hunde „heilen“ wir. Und gehen entsprechend mit ihnen um. Aber wir andere Therapien als die die wir mit Menschen machen. Das is so meine Feststellung. Weil klar nem traumatisierten Hund erklärst du nicht, dass er sich falsch verhalten hat. Aber du redest mit ihm auch nicht über die Vergangenheit und seine Gefühle. Auch ja traumatisierte Tiere können aus dem Stresslevel wieder ausfinden. Also muss es schon mittel und Wege geben.

Hmm.

Nacht

Stell dir vor es gäbe frieden
Einen der für alle gilt
Niemand würde mehr vertrieben
Weil jedes Leben gleich viel zählt

Stell dir vor es gäbe Frieden
Einen der für immer bleibt
mh, was wuerd ich dafür geben
Zu erleben was das heißt

es wär einfach so entschieden
Vergeben und verziehen
Stell dir vor es gäbe frieden
Und er wär nicht nur geliehen

hm mh hm mh
Mh mh mh mh

so wie meine Eltern mir
mh so würd ich dir
Gern sagen dass es hält
Das Versprechen dieser Welt
Dass diese Blumen für immer blühen
Die dunklen Wolken weiterziehen
Und die Liebe überwiegt

Oh es wär einfach so entschieden
Vergeben und verziehen
Stell dir vor es gäbe frieden und er wär nicht nur geliehen

was würd ich dafür geben
Zu erleben was das heißt
Stell dir vor es gäbe frieden
Einen der für immer bleibt

Niemand würde mehr vertrieben
Weil jedes Leben gleich viel zählt
Stell dir vor es gäbe frieden
Einen der für alle gilt

Stell dir vor
Stell dir vor

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