Tag 2 – weil mir danach ist

Buddha sagt, dass ich ab der dritten Woche ein Dankbarkeitstagebuch führen soll. Man möge drei Dinge notieren, für die man dankbar ist. Auch Kleinigkeiten sind erwünscht.

Ich bin ja erst in Woche 1, aber mir ist heute danach. Also fange ich außerplanmäßig damit an.

Ich bin dankbar für:

  • den Kinderüberraschungsweihnachtskalender, den mir meine Mutter überraschender Weise heute gekauft hat … man könnte auch sagen, ich bin dankbar, dass meine Mutter meine Mutter ist
  • für die Menschen, die sich freuen, wenn sie mit mir über den Weihnachtsmarkt schlender können
  • für Menschen, die mir vertrauen und mich warnen, wenn Gefahr im Verzug ist

Jawolle. Is so.

Tag 1 – Rosinen-Ess-Meditation

Buddha sagt, ich soll Tagebuch führen.

Thema der ersten Woche: Lernen Sie ihren Autopiloten kennen! Denken Sie über die Folgen nach, die das „Leben auf Autopilot“ für ihr Alltagsleben hat. Was geht Ihnen verloren? Wie wirkt sich die Unbewusstheit auf ihre Gedanken,Gefühle und ihren Körper aus, und auch auf ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen und der Welt insgesamt?

Erste Übung – Rosinen-Ess-Mediatation: Man nehme eine Rosine und stelle sich vor man ist ein Marsmännchen und hat noch nie eine gesehen oder gegessen:

  • betrachte diese einige Minuten lang
  • rieche an ihr einige Minuten lang
  • halte sie an dein Ohr und quetsche drauf rum, so dass du vielleicht etwas hörst
  • quetsche dann noch mal weiter mit geschlossen Augen auf ihr rum und versuche sie zu spüren
  • lutsche sie und spielt mit der Zunge mit ihr und iss sie langsam und genüsslich auf

Dann beantworte folgende Fragen:

Wie fühlen Sie sich nachdem Sie diese Übung gemacht haben?: Verarscht und erheitert. Gut ich hätte vorher wohl keine Orange essen sollen, jedenfalls roch die Rosine nach Orange weil meine Hände danach rochen. Ich hoffe das hat keine Konsequenzen und mein Hirn bringt die beiden Früchte auf die Dauer nicht durcheinander.

Wie wird sich der Prozess auf Ihre Erfahrungen beim Essen von Rosinen auswirken?: Aufgrund der Tatsache, dass ich irgendwie immer noch grinsen muss, weil es irgendwie lächerlich war, fürchte ich fast, dass ich beim Essen von Rosinen in Zukunft immer grinsen und kichern muss. Was ich jetzt aber nicht unbedingt schlimm finde. Mal gucken, wie mir das morgen früh beim Müsliessen ergeht.

Was haben sie bemerkt und herausgefunden: Dass Rosinen klebrig sind, wusste ich schon vorher. Und dass sie Aussehen wie Elefantenpopel war mir auch klar. Zumindest kommt mir das nicht wie eine neue Erkenntnis vor. Dass sie Geräusche machen können und knacken, wenn man sie mit den Fingern rollt/ quetscht, ist mir allerdings neu. Sind wohl ein paar Zellen zu Bruch gegangen. Und ich habe festgestellt, dass zuvor verspeiste Nahrung Geruchs- und Geschmackssinn beeinflusst. Ansonsten habe ich herausgefunden, dass es mir schwer fällt solche aus meiner Sicht lächerlichen Übungen minutenlang zu machen. Minutenlang auf eine Rosine starren, an ihr riechen, auf ihr rumquetschen. Ein paar Sekunden hätten mir gereicht. Minutenlang war eher ein Zwang. Wobei ich auch nicht minutenlang durchgezogen habe. Und ich habe herausgefunden, dass es mir widerstrebt mit Essen zu spielen. Mit Essen spielt man auch nicht. Habe ich mal gelernt. Auf einer Rosine rumzuquetschen macht auch klebrige Hände. Alles in allem muss ich sagen, dass ich mein Essen nicht unbedingt mit allen Sinnen wahrnehmen muss. Ich muss mein Essen auch nicht mit der Zuge bespaßen. Das verdirbt mir den Spaß am Essen. Mal ganz zu schweigen vom Genussfaktor. Stellen wir also fest, dass diese Übung vielleicht nicht unbedingt meins ist. Achtsam Essen stelle ich mir anders vor mit weniger spielen und Zwang. .. ach ja und ich habe gedacht. Zwar an die Rosine und was ich da tue, aber ich habe gedacht.

Hinweis: Es gib nicht DIE richtige Erfahrung. Wahrscheinlich ist ihnen aufgefallen, dass ihre Erfahrung anders war als sonst beim Essen (Ohhhhhh jaaa). Wie auch immer ihre Erfahrung aussieht, es ist Ihre Erfahrung und sie ist richtig und gültig.

Fazit: Bei aller Erheiterung, ja ich habe den Autopiloten ausgeschaltet und die Rosine bewusst gegessen und was ich sonst noch mit ihr gemacht habe. Ergo Sinn und Zweck der Übung verstanden. Bewusstsein fokussiert mit allen Konsequenzen 😀 … ach und ich habe neue Dinge über Rosinen gelernt. Ich gebe zu, dass es interessant ist, darüber nachzudenken, was man über andere Dinge neues erfahren kann, wenn man achtsam ist …

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist die Übersetzung des indischen Wortes Sati, dass Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Erinnerung bedeutet.

Bewusstsein: Dies ist ein Aspekt des Menschseins, der uns unsere Erfahrungen bewusst macht. Ohne Bewusstsein würde für uns gar nichts existieren.

Aufmerksamkeit: Aufmerksamkeit ist ein gerichtetes Bewusstsein. Achtsamkeitsübungen entwickeln ihre Fähigkeiten, Ihre Aufmerksamkeit so zu lenken und dort zu halten, wo Sie sie haben wollen.

Erinnerung: Bei diesem Aspekt der Achtsamkeit geht es darum, sich daran zu erinnern, die eignen Erfahrungen von Augenblick zu Augenblick aufmerksam wahrzunehmen. Man vergisst leicht, achtsam zu sein.

Man kann Achtsamkeit pflegen, indem man in besonderer Weise aufmerksam ist: so gegenwärtig, reaktionsfrei, ureilsfrei, offenherzig wie möglich (Dr. Jon Kabat-Zinn)

Aufmerksam sein: Um achtsam zu sein, müssen Sie aufmerksam sein, egal womit Sie sich beschäftigen wollen.

Gegenwärtig sein: Wirklich im Hier und Jetzt sein bedeutet, dass Sie sich bewusst sein müssen, wie die Dinge jetzt und hier sind. Die Erfahrung ist gültig und richtig, so wie sie ist.

Reaktionsfrei: Wenn man eine Erfahrung macht oder etwas erlebt, reagiert man normalerweise je nach seinen bisherigen Erfahrungen darauf. Wenn Sie denken „Ich bin mit meiner Arbeit noch nicht fertig“ reagieren Sie mit den Gedanken, Worten und Handlungen nach einem bestimmten Muster. Die Achtsamkeit verlangt von Ihnen auf ihre Erfahrungen zu antworten, anstatt auf Gedanken zu reagieren. Reaktionen sind automatisiert und lassen Ihnen nicht die Wahl. Eine Antwort ist eine bewusste und überlegte Reaktion.

Urteilsfrei: Die Versuchung ist immer Groß eine Erfahrung als gut oder schlecht zu beurteilen, etwas das man mag oder nicht mag. Ich möchte mich toll fühlen. Ich möchte keine angst empfinden. Solche urteile nicht zu fällen, ermöglicht ihnen die Dinge so zu sehen, wie sie sind, anstatt durch den Filter ihres persönlichen Urteils, den Sie aufgrund Ihrer Vorerfahrungen entwickelt haben.

Offenherzig: Achtsamkeit ist nicht einfach nur ein Aspekt des Geistes. Achtsamkeit kommt auch von Herzen. Offenherzig sein, bedeutet der eigenen Erfahrung Wohlwollen, Mitgefühl, Wäre und Freundlichkeit entgegenzubringen. Wenn Sie zum Beispiel merken, dass Sie „Ich bin einfach zu blöde, um zu meditieren“ denken, dann lassen Sie diesen kritischen Gedanken einfach los und lenken Sie ihre Aufmerksamkeit sanft wieder auf ihre Meditation, egal um welche es sich handelt.

Quelle: Achtsamkeit für Dummies (Fur Dummies)

Der zersprungene Krug

Es war einmal ein Wasserträger, der seinem Lehrer jeden Tag zwei Krüge Wasser brachte. Jeden Tag spazierte er zum nächsten Fluss, füllte beide Krüge mit Wasser und marschierte wieder zurück mit je einem Krug an den Ende einer Stange, die auf seinem Nacken ruhte. Einer der Krüge hatte einen Riss und war, wenn der Wasserträger bei seinem Lehrer ankam, stets nur halb voll. Das ging zwei Jahre so, in denen der Wasserträger jeden Tag eineinhalb Krüge Wasser brachte. Der intakte Krug war stolz auf seine Leistung. Der zersprungen Krug war traurig, weil er nur halb so viel leisten konnte, wie von ihm erwartet. Eines Tages sagte der zersprungene Krug zu seinem Wasserträger „Ich fühle mich so durcheinander und schäme mich. Ich bin kaputt und kann keine ganze Füllung mehr halten. Wozu bin ich noch zu gebrauchen?“ Der Wasserträger forderte den Krug auf, nach unten auf den Boden zuschauen. Der zersprungene Krug sah dort wunderschöne Wildblumen und Pflanzen am Rande des Pfades. Der Wasserträger erklärte ihm. „Als ich merkte, dass du einen Riss hast, habe ich beschlossen, Samen am Rande des Weges auszustreuen. Jeden Tag, an dem du tropfst, wässerst du den Rand des Pfades. Hättest du keinen Riss, würden diese schönen Blumen nicht hier wachsen und alle erfreuen.“

Auf ins Abenteuer Achtsamkeit

Etwas was mich schon seit längerem nicht mehr losläßt, ist die Frage inwieweit man bestimmte Gedanken und Gefühle ändern kann. Oder ist man Zeitlebens seinem Autopiloten ausgeliefert? Mit gehen schon seit dem Frühjahr die Bilder der buddhistischen Mönche nicht aus dem Kopf. Gedankenkontolle. Ruhe und Gelassenheit. Zufriedenheit. Offenheit. Menschen, die über Feuer gehen können. Ihren Puls und ihre Atmung reduzieren können. Ihren Schmerz kontrollieren können. Mit Kraft der Gedanken. Eine Art Kontrolle über Körper und Geist. Früher als Esoterik abgestempelt erlangt buddhistische „Psychologie“ auch mehr und mehr Einfluss in der europäischen Schulmedizin. Wo das Wühlen in Wunden scheinbar nicht die erhoffte Lösung bringt, besinnt man sich auf teils vergessene bzw. teils verachtete Methoden.

Gerade Achtsamkeit hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung zugenommen. Und nicht zuletzt, weil jemand mir sagte, dass ihm Achtsamkeit das meiste während einer Therapie gebracht hat, werde ich mich jetzt diesem Thema in einem Selbstversuch widmen. Etwas mehr Kontrolle/ Wissen über meinen Autopiloten kann mir auch nicht schaden. Ohh weiß Gott nicht. Der macht im Moment eh was er will. Ich kann also nur gewinnen. Ach und Buddhisten sind angeblich messbar glücklichere Menschen.

Buddha sagt: Das Geheimnis der körperlichen und geistigen Gesundheit liegt darin, nicht um die Vergangenheit zu trauern, sich nicht um die Zukunft zu sorgen oder Probleme vorauszuahnen, sondern weise und voller Ernst in der Gegenwart zu leben.

Achtsamkeit als Entdeckungsreise in die eigene Person. Die Möglichkeit das wahre ICH zu entdecken. Das Ablegen der Masken, die man trägt. Und wir tragen alle Masken. Abgestimmt auf die verschiedenen Rollen, die wir ausfüllen (müssen). Wir haben alle unterschiedliche Rollen. Die Rolle des Kindes unserer Eltern. Die Rolle des Elternteils der eigenen Kinder. Die Rolle des Freundes. Die Rolle des Partners. Die Rolle des Arbeitnehmers. Und und und. Verschiedenen Rollen. Verschiedene Masken. Verschiedene Verpflichtungen. Wer sind wir, wenn wir frei sind von Verpflichtungen? Wenn wir die Masken abnehmen?

Die Welt ändern zu wollen ohne sein wahres Selbst entdeckt zu haben, ist die Welt mit Leder zu überziehen, damit man sich nicht die Füße an Steine und Dornen verletzt. Es ist viel einfacher Schuhe zu tragen. (Meister Ramana Mahsrshi)

Achtsamkeit als Weg zur emotionalen Ausgeglichenheit. Als Weg heraus aus dem Stress, der einen jeden Tag umgibt in dieser hektischen Welt. Als Weg zur inneren Ruhe und Gelassenheit. Der Weg heraus aus Stress, Depressionen, Angst, Schmerzen hin zu Wohlbefinden, Zufriedenheit. Ein Leben in der Gegenwart. Ein bewusstes Leben. Körper, Gedanken und Gefühle bewusst wahrnehmen. Bewusst annehmen und akzeptieren. Bewusst steuern. Achtsame Leben heißt bewusst Leben. Achtsamkeit als Weg Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind, ohne dass unser Blick durch Gefühle, Vorurteile oder Launen getrübt ist.

Der Weg ist das Ziel!

Ich packe dann mal die Koffer für dieses Abenteuer.

PS: Werde aber wohl die Übung mit dem achtsam Staubsaugen auslassen. Man kanns auch übertreiben.