Bindungsangst oder nicht

Ich scrolle rauf und runter. Es ist alles so schrecklich. Ein Überangebot von Krimskrams. Twitterdebatten interessieren mich nicht mehr. Das is auch immer der gleiche Einheitsscheiß. Is wie Majas Podcast. Keine Weiterentwicklung, der gleiche Kram wie immer. Man kloppt sich um die Weltherrschaft und drum rum kracht alles zusammen. Und Youtube is auch nur Geschwurbel. Ich scrolle rauf und runter. Nicht weil ich Angst habe was zu verpassen. Ich suche. Ich such nach Input. Mir is langweilig.

Andererseits hab ich irgendwie auch das Gefühl alles durchgespielt zu haben. Beim Versuch das Leben zu verstehen. Ich glaube nicht, dass mir da noch eine Erkenntnis zwischen die Füße fällt, die meinen Blick auf die Welt noch großartig verändern wird. Und auf der Suche nach einem Weg für den Rest meines Lebens hilft das auch nicht. Außer es fliegt mir irgendwas ins Auge, was ich unbedingt bis ans Ende meiner Tage tun will. Aber das wird es nicht, wenn ich krampfhaft danach suche.

Vielleicht lade ich Maria mal auf nen Kaffee ein. Oder Martina, wenn sie wieder da ist. Oder auch nicht.

Vielleicht kram ich die Gitarre wieder vor. Vielleicht bringe ich mal mein Pflanzenchaos in Ordnung. Und leg mir mal neue Möbel zu. Malern wäre auch mal wieder fällig. Mach ich gern, wenn ich mich neu orientieren muss. Vielleicht schreib ich auch einfach ein Buch. Wie alle anderen.

Hab am WE auf Balkonien etwas versucht Ordnung zu schaffen. Kein Radel Wetter. Hab mir dann Youtube Traumtherapeuten angetan. Wobei, is wie mit dem Internet allgemein. Darfst nicht alles glauben. Sie haben ja durchaus ihre Punkte und auch viel Wissen inhaliert. Aber das mit dem Wissen ist in dem Bereich halt eh. Nun ja. Beschränkt auf das was grade für ne plausible Erklärung halten. Da ist noch so viel Black Box.

Ich hab mir Mal Mischa mit Emanuel reingezogen. Mischa macht so Podcast/ Coaching mit Psychozeugs und Selbstanalyse für die harten Jungs. Hatte ne Folge mit Stefanie Stahl, die etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Thema war eigentlich, ob er Bindungsängstlich ist. Aber irgendwie hat er bei der Analyse nicht so richtig mitgemacht und wichtige Dinge erst hinten raus gesagt und Steffi is dann mittelschwer grummelig geworden. Der Emanuel is seines Zeichens Online-Traumatherapeut. Der hat den Podcast dann analysiert, woraufhin Mischa ihn eingeladen hat. Weil er die Analyse gut fand. Soooo. Und ich fand das daraus resultierende Männergespräch durchaus interessant. Auch wenn am Ende Emanuel auch wieder seine klassischen Schablonen drüber gelegt hat. Alles hat seine Ursache in der Kindheit bla.

Aber unabhängig davon, fand ichs aber gar nicht so schlecht, wie er versucht hat rauszukitzeln, was eigentlich die Bedürfnisse oder auch Ängste von Mischa sind.

Oder auch die Erwartungshaltung. Auch an sich selbst. Und auch den Egoismus der teilweise dahintersteckt. Und eins muss man Mischa da auch lassen, er versucht zumindest auch zu reflektieren ausgehend von dem Schmerz der letzten gescheiterten Beziehung. Wobei Mischa da auch echt „spezielle“ Vorlieben hat. Im Sinne von primär gehts um Sex. Und dann spielen dann so Sachen mit rein, wie „ich kann mir nicht vorstellen mein Leben lang nur noch mit einer Frau Sex zu haben“. Gut ich muss ihn nicht heiraten, aber das is für Beziehungen nicht unbedingt hilfreich. Ich finds aber spannend, wie dann Emanuel einwirft, dass wir auch Süßkram bis zum Erbrechen essen würden, wenn wir uns nicht zügeln würden. Sprich wir uns als Menschen auch kontrollieren können. Auch den Sex-Trieb. Wenn wir einen höheren Grund haben. So ein durchtrainierter Kerl wie Mischa, erfolgreicher Bodybuilder und Fitness Influencer futtert ja auch nicht alles in sich rein. Diese Momente sind spannend. Weil ja.

Alles in allem zeig Mischa so schon Tendenzen einer Bindungsangst oder sagen wir besser Vermeidung von fester Bindung mit Verantwortung und eben auch Entbehrung, Kompromisse etc.. Nur ist da die Frage ob die wirklich aus der Kindheit kommt. Und da verstehe ich, wenn Mischa das in Frage stellt. Genau wie grundsätzlich diese Bindungstyp Thematik, wenn du auf Freundschaftsebene oder auch im Geschäftsleben etc. anders reagierst. Und wenn man das Gespräch mit Steffi Stahl nimmt, dann wirft er irgendwo ein, dass er als Kind gelernt hat, dass er mit Lügen und Infos zurückhalten seine Ziele durchzusetzen. Jetzt kann man natürlich einwerfen „ja weil man deine Bedürfnisse als Kind nicht gesehen hat“ bla. Aber nicht jedes Bedürfnis wird eben erfüllt. Und Kinder haben viele davon. Und wenn Kinder rausfinden, wie sie doch ans Ziel kommen, dann is das keine Überlebensstrategie sondern einfach der kleiner Egoist in uns. Und ja auch das passiert durchaus per Zufall in der Kindheit.

Interessant ist auch über kulturelle Einflüsse, Charakter etc zu philosophieren oder ja auch den Einfluss von Hormonen etc. Weil ja so monokausal (in der Kindheit) sind wir nicht. Und ja, wie Emanuel sagt, schwere Bindungsangst hat meist Trauma als Ursache, aber es gibt noch nen Haufen Kram der jenseits davon is und einem beziehungstechnisch im Weg stehen kann. Und ganz ehrlich, so ein Leben das Mischa da führt mit um die Welt gondeln und sich ausleben vor allem auch ausleben können auch finanziell etc. mei da sind deine Prios anders gestrickt als ein eigenes kleines Rudel gründen.

Ja was ist der Antrieb hinter dem was wir tun.

Unabhängig davon, wenn man die Entwicklung dann sieht bzw. reinhört was er dann ein paar Monate mit Verena bespricht, dann lernt man dass er in seiner neuen Beziehung auch versucht sich und seine Emotionen bewusste wahrzunehmen und auch anders zu handeln. Auch mal Schwäche eingestehen auch der neuen Partnerin gegenüber.

Und ich habs noch nicht fertig angehört. Bin ungefähr bei der Mitte. Ich kann Verena auch nur schwer zuhören mit der seuselnden Art. Aber ich bin positiv überrascht, dass sie hier und da einwirft, wie sehr bestimmte Konzepte und Begriffe verwässert werden und so. Und dann erzählt sie im nächsten Podcast auch wieder, dass wir alle ein Trauma haben. Und natürlich versucht sie das auch Mischa zu erzählen. Weil ja so reflektiert is sie ab und an, wenn sie feststellt, dass je nachdem womit man sich täglich befasst man das als Ursache sieht.

Aber ich finde Mischa auch spannend, der einwirft, dass er für sich mit dem Kindheitszeugs nichts anfangen kann und für sich festgestellt hat, dass er konkret für das Hier und das Jetzt Strategien braucht/ anwendet. Klingt stark nach Achtsamkeit. Im Sinne von Selbstwahrnehmung und auch andere wahrnehmen. Interaktion wahrnehmen. Kann man machen. Auch ohne geschwurbel und meditieren. Fan ich übrigens spannend dass Manuel meint, mit Verhaltenstherapie steht er auf Kriegsfuß. Lol. Ja Traumtherapeuten brauchen dann doch die Tiefenanalyse und Couch.

Dieses angebliche Kind in uns ist für mich auch ein falsches Bild. Warum sollte ich als erwachsener Mensch mich nicht auch gesehen wollen fühlen. Vollkommen unabhängig von der Kindheit. Die rumliegende Socke. Da gehts doch auch um die Arbeit, um das was man in der Beziehung tut. Das das nicht einfach als gegeben hingenommen wird, sondern anerkannt. Und warum sollte man als erwachsender Mensch nicht auch Schutz und Sicherheit brauchen. Menschen sind soziale Tiere und keine Einzelgänger. Aus gutem Grunde. Soziale Isolation/ Einsamkeit führt nicht umsonst zu körperlichen Schmerzen. Dieses Konzept des inneren Kindes is einfach ein elendiges Überbleibsel und Sigmund. Da würde ich gern die Delete Taste drücken.

Man muss halt bei vielem Abstriche mache. Und dran denken woher diese Theorien kommen und dass sie halt nicht passen müssen. Aber irgendwie halt einen Punkt haben. Den man aber aus einem anderen Blickwinkel betrachten muss.

Apropos, wenn man sich sowas reinzieht, dann merkt sich der Youtube Algorithmus das recht schnell. Emanuel aktuelles Video is über Borderline. Man muss Abstriche machen und nein auch das ist nicht die einzig wahre Sicht, auch wenn der Titel so klingt. Aber das is Youtube. Schlagzeileritis.

Ich bin am Ende übrigens zurückgeblieben mit der Frage: Welche Überlebensstrategien genau hat man denn entwickelt aufgrund des Verhaltens der Eltern? Emotionale Instabilität als Überlebensstrategie? Hä? Das man versucht in solchen Verhältnissen/ Beziehungen irgendwie zu überleben ist ja das eine. Und klar man kann als Kind dann noch angepasster sein, was er irgendwie eingeworfen hat. Man kennt es ja auch nicht anders. Es fühlt sich normal an. Aber entscheidender ist wohl eher, dass man falsche soziale Kompetenzen aufbaut. Plus die Gedanken, die nach Erklärungen für das unkontrollierbare Verhalten der Eltern resultieren. Darüber redet man mir zu wenig.

Soziale Kompetenz lernt man nicht aus Büchern. Die lernt man durch tägliches Miteinander. Und dazu gehört eben auch zu lernen, dass „ich darf so sein wie ich bin“ seine Grenzen hat. Dass es so ne Art Gleichgewicht braucht. Zwischen geben und nehmen. Dass gute soziale Beziehungen darauf bauen, dass man sich gegenseitig respektiert und Kompromisse wichtig sind. dass es eben nicht nur nach Nase x gehen kann. Dass heute mal der eine und morgen mal der andere dran is. Das man nicht auf dem anderen herumtrampeln darf. Wenn du das alles nicht vorgelebt bekommst. Sondern andere Dinge, dann sind die fest abgespeichert als korrektes, gewünschtes Verhalten. Ich fürchte darüber lässt sich schlecht philosophieren.

Das was er da beschreibt als ein Umfeld aus dem Borderline entstehen kann, da kann halt nur so viel falsches abgespeichert werden, was soziale Kompetenz betrifft. Aber Borderline ist mehr. Und da stellt sich dann wieder auch die Frage nach Epigenetik und Co. Dauerhaft erhöhter Stresslevel, überreiztes Nervensystem. Und ich kenn das von mir. Ich weiß, wenn man mit mir so schwankend umgeht, dann macht das was mit mir, meine Gedanken und meiner Biochemie. Wie is das erst bei einem Kind? Und wir kennen das. Dass Borderline Partner plötzlich selbst Symptome von Borderline zeigen.

Wir wissen, dass wir nix wissen. Aber wir haben viel Youtube. Und manchmal kann man das ein oder andere verwenden um weiterzudenken. Oder neue Ansätze zu finden. Vielleicht höre ich mir das ein oder andere von Mischa mit russischen Wurzeln an. Auch wenn ich einiges an seinem Lebenstil und Co nicht teile, kann ich mit der analytischen Art und kritischen Sicht auf das ein oder andere Konzept mehr anfangen als mit den Therapeuten.

Vielleicht sollte man solche Videos ganz anders betrachten. Nicht als Wahrheit sondern als Stammtischgespräch. Wo man da sein der andere mitnimmt.

Genug für heute.

Vielleicht suche ich mir auch nen neuen Job. Läuft grade.

Ich vermisse das Licht am Horizont. Ich bin nicht depressiv, aber ich habe echt keinen Bock mehr.

How can I see the things
That are hidden inside my heart?
How can I find the things
That are hidden inside my heart?
How can I read the signs
That are blurry so far away, so far away?

There is a lighthouse
And it is leading the way
There is a lighthouse
And it is leading the way

It is leading the way

There is a lighthouse
And it is leading the way
There is a lighthouse
And it is leading the way
There is a lighthouse
And it is leading the way
There is a lighthouse
And I am finding my way

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