Gestern war Regen, heute wohl auch

Es ist kalt. Und die Aussichten trübe. Wollte eigentlich meinen Geburtstag wieder mit Getier unterm Windrad feiern. So wies aussieht werden es maximal Regenwürmer und Schnecken. Vielleicht noch ein Polarfuchs. Muttern hat Donnerstag Rentner-Volksfest-Tag. Gibs a Maß geschenkt, wenn man Ü70 is. Wir tun alles für die Rentenkasse. Hab schon gewitzelt, sie sollte Bier gegen Schnaps tauschen Jetzt brauch ich den wohl eher.

Ich seuftze schwer und starre ins Leere. Ich bin unzufrieden mit dem Leben, der Evolution, dem Universum, der Gesamtsituation.

Heute war es sogar mir zu nass und kalt. Da muss man schon richtig wild drauf sein, um das genießen zu können.

Gestern war Regen
Heute wohl auch
Von da wo wir jetzt stehen
Gehts nur noch bergauf
Nur noch bergauf

Das Kind und ich sind Sonntag Geisterbahn gefahren. Das Foto is lustig geworden. Wir schauen aus wie das Pärchen auf dem Werbeplakat. Die Monster und der Lärm haben mich ja nicht gestört, aber das Bergab. So m Blindflug so aus dem nichts. Tss. Hätte dem Kind aber sagen sollen, dass die linke Schulter keinen Schutz bietet oder nur eingeschränkt. Wobei ich sagen muss – auf Holz klopp – im Moment fühlt sie sich gut an wie schon lange nicht mehr.

Das Kind hat übrigens erneut festgestellt, dass meine Kurzhaarfrisur doch besser is als Langhaardackel. Auch wenn sie grad selbst wieder länger wachsen lässt. Sie war mal auf Schulter lang runter. Sah auch nicht schlecht aus. Hab aber vergessen ihr den Kopf auf den Schoß zu legen und „kraul mich“ zu sagen. Hab ich ja von ihr gelernt. Macht man so.

Dann kam der Regen. Warmer, sanfter Regen. Konnte nicht widerstehen. Avi eignet sich da hervorragend. Wegen Volksfest ging aber nur halbe Runde. Man muss übrigens sehr laut drehen, um die Festzeitmuke und das Gekreische der „fliegenden“ Kinder zu übertönen. Ich beschwere mich nie wieder wenn mal wieder eine Nacht laut Bum Bum is. Das is nix gegen 2 Wochen Volksfest.

Thunder rolls in the distance
Yeah the wind is cold
With every bone in our body
We got to move our souls

Man kann mich ja gern für verrückt erklären. Weil is eh wurscht, interessiert die Evolution nicht. Und das Universum schon gar nicht.

Am Ende ist es das alltägliche, was einem zum Nachdenken bringt. Das einen weiter bringt. Die Selbstexperimente, das Hinterfragen, das genaue Hinschauen auf andere und sich selbst. Nicht die Theorien. Nicht die Bücher. Und es ist egal, ob es das Büro, der Supermarkt, das Dorf, der Schulhof, die Familie oder was auch immer ist.

Am Ende wollen wir uns alle irgendwie zurecht finden in dieser Welt.

Ich hasse es Ziele aufzugeben. Wenn Träume verblassen. Wenn Gefühle verblassen.

Hatte in letzter Zeit festgestellt, dass ich schon lange nicht mehr geträumt habe. Die nachts beim Schlafen. Zumindest schon lange nicht mehr träumend aufgewacht. Sich erinnern können. Heute früh bin ich träumen aufgewacht. Auch ein Büro-Job kann schön sein. Wenn schon die Tage grau und unvollständig sind. Ich kann es noch fühlen.

Habe ne Tüte Katjes Glücksgefühle aus dem Schrank gekramt. Habe grade ein Herz geangelt.

When I close my eyes
All that I can see
Beautiful stars, beautiful clouds
Beauty indeed

And if I can dream
I want to feel
Something good, something nice
Something real

When I close my
When I close my eyes
When I close my
When I close my eyes
When I close my
When I close my eyes

Wir werden nicht geboren, um nach irgendwas größeren zu streben. Diesem großen Sinn des Lebens. Wonach wir so gern suchen. Das gibt es nicht. Auch wenn wir wir heute in Zeiten leben, in denen man dir überall erzählt was du sein kannst, tun musst etc. Was Leben bedeutet. Und der eigentliche Sinn des Lebens verblasst. Wir sind nix anderes als besagter Staub im Wind. Ein Staubkorn im Kreislauf des Lebens. Da ist nix gieren und streben mehr. Kein Umherziehen und seine Fahne in den Boden rammen und sagen „meins“. Kein Erobern. Das was dem Menschen Erfolg gebracht hat, zum Herrscher über den Planten machte – unbewusst. All dieses Streben noch in uns, aber nichts mehr zum Erobern. Außer Technik und Zerstörung.

Und auch wenn wir frei von all diesen Automatismen wären, frei von Biochemie und dafür diese dauerdenkenden stets rationalen handelnden Wesen. Was wäre dann der Sinn des Lebens? Gäbe es ihn? Worin würde er bestehen? Sich die Endlichkeit des eigenen Lebens durch bunte Fußstapfen einbetoniert in die Zukunft schön zu reden? Sich ausleben bis der Arzt kommt? Uns sozial aufopfern? Wie fühlt sich ein Leben an ohne Biochemie? Oder brauchen wir sie, um unser rationales Handeln zu belohnen? Damit wir überhaupt motiviert sind …

du hast versucht dich zu ändern
hast dir beine gestellt
nur ein einsames stolpern
gegen den rhythmus der welt
sind wir mal ehrlich
ist es stumpf und brutal
wir sind alle entbehrlich
unser streben banal

und jeder ist ein teil
von allem
was ihn ruiniert

du hast einen glauben verlorn‘
weil du nicht glauben kannst

Manchmal mache ich eine Bogen um Menschen, die mir scheinbar zu ähnlich sind. Da ist nicht dieses, sich hingezogen fühlen, weil verstanden fühlen oder was auch immer dafür sorgt, dass Mensch angeblich doch eher auf „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ stehen anstelle auf „Gegensätze zieh sich an“.

Und manchmal vergesse ich es. Und manchmal erinnere ich mich.

Und frage mich dann, ob ich Angst vor mir selbst habe.

Danke für das Kompliment was mein Gedächtnis betrifft. Ob das so schön ist, sich an mehr zu erinnern als andere, weiß nicht. So weit ich mich erinnere, sagen die, die nicht vergessen können, dass es nicht schon ist, Ich bin nur mal wieder irgendwas dazwischen. Und ja es reicht schon, sich schwer zu tun mit vergessen. Nicht nur mit dem Loslassen.

Stelle übrigens fest, dass meine Erinnerungen immer primär visuell gespeichert sind. Ich habe Situationen im Kopf. Bilder. Und dann erst die Gedanken/ Inhalte. Das geht auch mit Mails oder sonstigen digitalen Dingen. Und manchmal bleibt sogar bei mir nur das visuelle über und die gesagten Details verblassen.

Und weißt du eine Wand
Überwindet man
Nach wie vor
Immer noch
Am besten mittels einer Tür

Schaust du nur hinaus
Oder öffnest du sie mir?
Spürst dus wenn ich dich berühr?

Die folgende Doku hat mich im übrigen mittelschwer verstört. Und ja Schmerzen gehören auch bei mir zum Radeln dazu. Aber nein, dabei geht mir keiner ab. Und wenn das Opioide und somit auch Glücklichmacher sein sollen, dann will ich das gar nicht.

Und erfreuen uns wirklich die seelischen Schmerzen in Musik und Film? Fühlt es sich gut an? Ode geht es vielmehr nicht überhaupt ums Fühlen. Wenn überhaupt. Und ich mein, ich bin ja durchaus melancholisch veranlagt, aber so rosa würde ich das nie beschreiben. Wild.

Und ich bleibe dabei, auspeitschen hat die Evolution nicht vorgesehen.

Und brauchen wir wirklich wieder mehr seelischen Schmerz? Ich will nicht verneinen, dass wir in einer Zeit leben in der wir negative Gefühle aus der Gesellschaft verdrängt haben. Mein Lieblingsbeispiel is immer noch irgendeine ICD Änderung, so dass man bei Trauer von mehr als einer Woche gleich mal depressiv is. Kann man bestimmt gleich was gegen verschreiben. Ja sicher braucht es da einen anderen Umgang wieder. Und auch bei diesem Schneeflockending. Du hast jetzt ein falsches Wort gesagt und mich dadurch ganz dolle verletzt. Jessus. Aber ich würde weiß Gott nicht soweit gehen, zu fordern, dass wir wieder seelischen Schmerz brauchen.

Manchmal verstört mich auch Wissenschaft nachhaltig.

Das mit dem scharfen Essen mache ich auch nur wegen der Wage und spüre keine Lust. Und Kratzen eigentlich nur, damit der Juckreiz nachlässt. Wild.

Ich soll jetzt über Schmerz nachdenken? Versuchen ihn zu verstehen? Falscher Zeitpunkt. Und ich wage die steile These, dass nicht jeder Schmerz eine positive Seite hat. Wie so oft im Leben ist etwas nicht nur schlecht oder nur gut. Sondern mal so, mal so. Und manchmal irgendwas dazwischen. Auch wenn unser Hirn „dazwischen“ nicht mag.

Welche Biochemie steckt eigentlich hinter Traurigkeit? Und ich meine jetzt wirklich Trauer und keine Stimmungsschwankungen im weiblichen Zyklus. Und wie viel Sinn macht Trauer?

Es ist kalt und grau. Meine Hände brennen. Vom scharfen Essen bzw. der Zubereitung.

Ich bin immer noch kreativ und produktiv. Und dennoch ziellos und leer.

Vielleicht baue ich eine Bank. Stelle sie auf ein Stück Land, das nicht mir gehört, schaue in die Ferne und grübele, was man dem Leben so anfangen kann noch. Mit all dem Wissen. Mit all den Hemmnissen. Mit all dem was nicht ist und nie sein wird. Mit all dem was sein kann. Mit all dem Staub im Wind. Mit all der Einfachheit wie sie sein könnte. Und doch nicht ist.

Vielleicht setze ich mich auch nur hin und warte.

Vielleicht schlafe ich auch erstmal nur. Und vielleicht träume ich auch noch mal. Irgendwann.

Irgendwer hat versucht, mit leuchtenden Augen
Und Milch im Gesicht, Herz ohne Gewicht
Auf der Stelle zu gehen

Irgendwer hat versucht, alles Runde zu meiden
Und mit Geschick, alle Kanten im Blick
Sich im Achteck zu drehen

Irgendwer hat versucht, keine Uhr mehr zu tragen
Nur ein er und ein nacktes Handgelenk
Am Rande der Zeit

Irgendwer hat versucht, durch den Alltag zu reisen
Der Weg ins Büro ist sowieso
So fürchterlich weit

Und alle haben sie gezweifelt
Und über ihn gelacht

Irgendwer hat versucht, sich nicht zu verbergen
Im Weltall zu leben, und Klingonisch zu reden
Ohne sich zu genieren

Sein Alter hat irgendwer ganz einfach vergessen
Bloß nicht alt, nicht zu jung, noch immer in Schwung
Und kein Ruf zu verlieren

Irgendwer hat versucht, gelassen zu bleiben
Den Zeitgeist im Nacken, den Tod auf den Fersen
Zu ignorieren

Irgendwer hat versucht, ein Niemand zu werden
Von Narben befreit, unendlich bereit
Rumzuexistieren

Und alle haben sie gezweifelt
Und über ihn gelacht
Um dann auf ihn zu hoffen
Auf irgendwen zu hoffen
Ganz heimlich in der Nacht

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