Kipppunkte im Gehirn

Der Wolf wird jetzt spirituell. Huch. Ich bin mittelschwer irritiert. Der Wolf Singer wird auf seine alten Tage spirituell. Der will jetzt die spirituelle Dimension erforschen. Der will das Ich erforschen. Also aus anderer Perspektive das Hirn betrachten. Das Mentale.

Also der Wolf ist Hirnforscher. Hat mir Hirnforschung näher gebracht vor Urzeiten. Also dass er jetzt so knapp vor seinem 80sten. Aber ist spannend. Der Großteil des Interviews dreht sich um seine Biographie. Hirnforschung in den Anfangsjahren noch mit Zettel und Stift. Zufallsfunde und IT basierte Systeme von heute. Darf man auch – also über sich reden – wenn man ein so erfolgreicher Wissenschaftler war. So auf sein Leben zurückblicken und aus dem Nähkästchen. Und er war durchaus auch kontroverser Wissenschaftler. Weil er ja meint, das mit dem freien Willen, wäre nicht so realistisch. Vielmehr könnte man die ein oder andere Freiheitsdebatte lassen. Der vernünftige mündige Bürger ist eine Illusion. Und der Homo oeconomicus erstmal.

Was sagt er da grade? Wir sollen humaner sein im Umgang mit unseren Mitmenschen? Weil wir nicht davon ausgehen können, dass jeder jederzeit so frei ist, gemäß seiner moralischen Werten zu handeln. Is nicht so, dass ich nicht drüber nachdenke seit längerem. Aber es ist schwer. Hat die Evolution nicht vorgesehen. Und wo fängt Verantwortung an und wo Ausrede?

Es gibt aber ein paar interessante Gedanken – neben all dem Biographischen. Dinge, die ihn jetzt noch umtreiben mit knapp 80- Ich fass mal ein paar wichtige Stellen zusammen. Das Hirn hat übrigens auch Kipppunkte. Alles hat Kipppunkte. Und dann is alles komplett anders. Nachhaltig.

Der Wolf als Naturwissenschaftler, will sich jetzt das mentale, immateriell in uns erklären. Aus evolutionärer Sicht. Er ist auch der Ansicht, dass wir das alles nicht entkoppelt können. Das materielle und das immaterielle gehören zusammen. Muss auch. Ohne Hirn nix Gedanken. Nix was wir als Seele auffassen würden. Nix Ich. Die Vorstellung ist jetzt witzig. Das irgendwas immaterielles einzelne Neuronen im Hirn an. und ausknippst. Hat er recht, klingt schräg, aber wer weiß. Wer weiß. Wir wissen es nämlich nicht. Wolf wills aber noch mal wissen. Weiß nicht, was komplizierter is. Ins Hirn gucken mit Scanner und so. Oder Seele/ Geist/ Ich/ Götter auf ihrem Weg in unser Hirn erforschen.

Nicht falsch verstehen. Ich finde das plausibel was er da plant. Und was ihn antreibt. Würde ich auch gern wissen. So eine naturwissenschaftliche Erklärung für spirituelle/ immaterielle Phänomenen. Wir wissen immer noch nicht wie Gedanken funktionieren. Also das bewusste Denken. Das Träumen. Geschichten erzählen. Phantasie. Reflexion. die Dinge jenseits der Heuristiken des Autopiloten zwecks Überleben. Jenseits der reinen Reizverarbeitung.

Er will die kulturelle Evolution ins Auge fassen. Ich hebe die Augenbraue. Aus diversen Grünen. Weil irgendwie fühle ich mich verfolgt von der Kultur gerade. Kann aber auch eine unbewusste erhöhte Aufmerksamkeit diesbezüglich sein. Wie das so ist, wenn man mal über bestimmte Dinge sinniert. Apropos, können wir erstmal Kultur definieren? Ich sehe Klärungsbedarf. Weil Kultur ist auch viel Materielles. Merke eh, dass es ihm an einem konkreten Begriff mangelt. Er wechselt zwischen spirituelle, mental, immateriell, kulturell, geisteswissenschaftlich. Alles nicht so leicht. Aber ich glaube ich verstehe was er meint.

Wolfs Erzählungen über Leben und Karriere sind eingebettet in seine Betrachtung der spirituellen Ebene. Das womit er sich jetzt befasst. Er hat gute Gründe. Das Interview startet mit

Wir haben durch unser tun, durch die wissenschaftliche Analyse, durch die dritte-Person-Persektive uns mit der Welt zu befassen den Himmel teilweise oder gänzlich leergeräumt von Göttern. Das haben wir gemacht. Das ist halt der Aufklärung zwar nicht ursprünglich Programm gewesen, aber ein Kollateralschaden, wenn sie so wollen. Und das hat zu ganz großen Problemen geführt, weil die Verankerung des Menschen im Transzendentalen abgenommen hat und sich selber zurückgeworfen hat. Sich jetzt selber in einer Welt wiederfindet in der es nicht gut aussieht für die Zukunft. Wir sehen wie wir diesen kleine blauen Planeten in Gefahr bringen. Und somit auch unser eigenes Biotop. Wir haben ihn zum ersten Mal von außen gesehen. Auch das eine Frucht der wissenschaftlichen Bemühungen. Wir sehen jetzt plötzlich, wie klein dieser Planet ist und wie verloren in einem riesigen Weltall – das wir auch noch nicht begreifen – durch die Gegend taumeln.

Wir sehen, dass wir über unsere Verhältnisse leben? Dass wir das Klima verändern – das ist eine der wenigen Variablen, die wir vorausberechnen können. Ausnahmsweise geht das in diesem Fall, weil es ein relativ linearer Prozess ist. Einstrahlung und Abstrahlung lassen sich leicht berechnen. Das bringt Menschen in ganz große Schwierigkeiten,. Wir sind plötzlich alleingelassen. Und müssen mit unseren Problemen fertig werden. Uns fehlt die Verankerung im Transzendentalen. Vielen von uns jedenfalls. Wir müssen uns dennoch irgendwie erklären, wieso wir uns dieser spirituellen, dieser mentalen, dieser immateriellen Welt zugehörig fühlen. Einerseits. Und andererseits uns als materiellen Wesen begreifen. Denn was in uns passiert, sind ja materielle Prozesse, die sich naturwissenschaftlich beschreiben lassen.

Und in einer solchen Dichometrie, die unerklärt ist, kann man auf die Dauer nicht zufrieden leben. Denke ich. Und daher glaube ich, muss die Wissenschaft sich auch wirklich bemühen, die Kollateralschäden, die sie erzeugt hat auch selbst zu beseitigen. Oder zumindest sich daran zu beteiligen, sie zu beseitigen. Und das müssen wir Wissenschaftler mit den Werkzeugen machen, die uns zugänglich sind.

Der Wolf hat ja selbst mitgemacht bei der Entzauberung. Nicht bei der religiösen. Nein schlimmer. Er hat uns erklärt, dass wir nicht dieses höhere Wesen sind für das wir uns halten sondern ganz viel Spielball von Rechenoperationen in unserem Hirn und einer persönlichen Matrix und er erklärt uns, dass wir auch so viel noch nicht wissen. Auch aus dem Bereich mit der er sich befasst hat. Psychische Erkrankungen? Wir wissen nix. Wir tun nur so als ob. So als Beispiel.

In der päpstliche Akademie sitzen fast ausschließlich Naturwissenschaftler, die alle diese mentale/ geistige/ spirituelle Dimension nicht in ihrem Versuchsaufbau haben. Aber trotzdem muss man darüber reden, z.B. Moral, Prioritäten. Aber wie kommt man zu diesem Wissen. Kein einfaches Unterfangen, sagt Wolf. Ich stimme vollumfänglich zu.

Ich werfe mal ein: Würde wir alle jetzt gleichzeitig sterben, wäre das alles weg. Was bliebe wären dann aber doch die materiellen Dinge, die wir geschaffen haben. Die Gedanken, die wir niedergeschrieben haben. Die Tempel, die Kirchen. Die Gesetzbücher. Das muss alles was mit Wissen, Wissensweitergabe, Wissensvermehrung zu tun haben. Wobei das noch nicht das „Ich“ erklärt. Die Selbstwahrnehmung und das Selbstkonzept. Wobei auch das eine Ansammlung von Wissen, Beobachtung, Lernen ist. Wobei wir dann immer noch nicht wissen, wie so ein Gedanke funktioniert. Was ich hier gerade machen. Zumindest versuche.

Und auch die Hirnforschung stößt an Grenzen.

Nachdem wir uns verabschieden mussten vom einfachen Konzept, dass das Gehirn eine Reiz-Reaktion-Maschine sein könnte. Die adäquat reagiert auf bestimmte Reize aus der Umwelt. Etwas was unser Vorgehen über Jahrzehnte bestimmt hat. Wir haben gedacht, wenn wir von den sensorischen Oberflächen, von den Sinnesorganen uns sorgfältig in das Gehirn vorarbeiten hineinarbeiten und untersuchen, wie die Information, die dort aufgenommen wird, von der Umwelt verarbeitet wird und wie Verbindungen entstehen zwischen verschiedenen sensorischen Modalitäten. Und dann weitergehen bis das wieder zur Motorik führt. Und wir dann wieder die Handlung sehen. Dass wir dann verstanden haben, was im Gehirn passiert.

Das hat ich als sehr fruchtbarer Ansatz erwiesen, aber ist natürlich grandios falsch.

Inzwischen sehr wir das Gehirn als sehr komplexes in sich rückgekoppeltes System. Das selbst aktiv is. Das nichtlineare Dynamik hervorbringt. Extrem dimensionale Zustandsräume einnehmen kann. Dynamische Zustandsräume. Die wir uns nicht vorstellen können. Unser Vorstellungsvermögen ist begrenzt auf relativ niedrigdimensionale Systeme, die für uns lebensweltlich relevant sind.

Das faszinierende finde ich ist, dass das Gehirn selber in einem hochdimensionalen dynamischen Raum operiert und Rechnungen vollbringt und Leistungen erbringt, die wir dann als niedrigdimensionale Ausgangsleistung kennen. Die uns auch die Welt als eine relative niedrigdimensionales System darstellt. Dazu aber Prozesse ausnutzt, die wir uns nicht vorstellen können, weil sie so hochdimensional sind. Weil die Dynamik so komplex ist. Wir sind nicht gebaut dafür uns nicht-liniare Systeme gut vorstellen zu können. Brauchen wir auch nicht in unserem Alltagsleben. Aber wir bräuchten es um zu verstehen, was in unserem Kopf passiert.

Na klasse. Das war jetzt. Aus die Maus. Wobei mal ganz ehrlich. Wenn wir das Leben vollkommen entschlüsseln. Auch unsere Gedanken, alles was im Hirn passiert. Was dann? Was macht dann das Leben noch aus? Wo sind auch hier die moralischen Grenzen? Wie gläsern werden wir dann? Wer definiert dann „normal“? Was hält uns dann ab, uns zu optimieren? Was hält uns ab, das unperfekte zu optimieren. Uns zu perfektionieren? Andere zu manipulieren?

Apropos Grenzen.

Weil wir mehr messen können, sehr viel mehr Dynamik erfassen können, kommen wir an unsere kognitiven Grenze, Wir sehen Zeitreihen von 1000 Neuronen, die gleichzeitig abgeleitet wurden im Zusammenhang mit einem bestimmten Verhalten, schauen die an und sehen nichts. Es gibt kein für uns interpretierbares Muster dadrin. Also kann man versuchen mit mathematischen Verfahren die Dimensionalität zu reduzieren, man kann Maschinenlerntechniken anwenden, die dann darin irgendwelche Muster erkennen und das wieder mit dem Verhalten korrelieren. Aber wir wissen nicht was die Kodierungsstrategie ist.

Und es kann uns passieren und in diesem Kreislauf sind wir zur Zeit glaube ich, dass wir einen Supercomputer benutzen, dem beibringen ganz bestimmte Muster in diesen hochdimensionalen Vektoren zu erkennen, die dann zu korrelieren mit dem Verhalten, dass wir wiederum essen können. Und dann sehen wir, die Maschine kann aus den Mustern extrahieren, was das jeweilige Verhalten ist. Können die Korrelationen herstellen. Aber wir wissen einerseits wirklich nicht genau was die Maschine da extrahiert hat. Weil diese deep learning networks einem nicht sagen können, wie sie es machen. die können nur eine Beziehung herstellen zwischen einem Eingangsmuster und einem Ausgangsmuster. Und die kann optimiert werden. Was genau dadrin passiert, lässt sich im einzelnen nicht nachvollziehen. Mit Mühe.

Wir sind da in einem epistemischen Zirkel gefasst, gefangen im Moment. Und wir haben, glaube ich, noch eine wirklich guten Methoden um mit diesem Problem fertig zu werden. Und das treibt uns um. Das klingt jetzt etwas pessimistisch. Ich glaube , wir werden weiterhin Fortschritte machen. Aber wir sind jetzt an der Grenze, an der die Physiker vor geraumer Zeit waren. Dass das was wir an Beschreibungssystemen liefern können, anfängt unvorstellbar zu werden. Intuitiv nicht erfasst werden kann. Sondern man muss dann einer mathematischen Beschreibung vertrauen. Und muss sagen „ja das ist es“

Hmm. Ich stimme zu, dass man mit Mustererkennung rausfinden kann, wie wie heute handeln, aber nicht, warum wir es tun. Was uns gelehrt hat, aufzusehen wenn eine ältere Dame den Bus betritt. Oder all unsere vorteilsbehafteten Handlungen. Mal ganz zu schweigen vom Grübeln. Selbstreflexion etc.

Ich frage mich, was er am Ende erreichen will. Uns wieder mehr Halt geben? Der vielen verloren gegangen ist in der modernen Welt? ns ermöglichen unsere Werte und somit auch unser Handeln schneller anzupassen, damit wir die Erde bzw, uns Menschen retten können? Grob formuliert. Oder uns gar allgemein zu besseren Menschen machen? Hm.

Der Wolf war mal zwischenzeitlich in die Philosophie abgebogen. Würde aber schnell verschreckt. Schmunzel.

Dann habe ich Philosophie belegt. Dann habe ich halt 2 Semester lag gehört, dass ich mich auf einem phänomenologischen Standpunkt stellen kann oder einen naturalistischen. Dass es ganz verschiedene Schulen gibt, denen man sich anschließen kann. und je nachdem in welchem Denkschema man sich dann da befindet, beschreibt man die Welt so oder so oder so. Und da dachte ich mir, ja wenn das so relativistisch ist, naja, kehre ich vielleicht lieber wieder zu meiner Medizin zurück

I feel Wolf i feel.

Springen wir jetzt in die letzte halbe Stunde. Mit Belohnung und Bestrafung verändern wir unser Hirn. Verändern wir Strukturen, Verbindungen. Gerade bei Kindern. Prägen ihnen Dinge ein. Er hält diese Phase für wichtig auch beim erlernen dieser spirituellen Ebene. Ich frage mich, was ist, wenn wir nicht prägen? Wenn wir allem nur seinen Lauf lassen. Hm.

Der Wolf interessiert sich jetzt dafür woher unsere soziale Realität kommt. Unsere Werte, Normen, Überzeugungen, Religionen. Warum wie Götter anbeten, obwohl sie nie zu uns reden. Woher kommt die Definition von Charaktermerkmalen, Glaubensinhalten, Stimmungen etc. .. wir schaffen Gedanken / Strukturen und verknüpfen sie miteinander. Nix materielles. Gedanken. Interaktion. Soziale Realität. Die sich immer verändern. Kulturelle Revolutionen. Ich goggele. Ich lande beim Club of Rome. Ich habe Fragen. Der Wolf war doch bei ner Veranstaltung vom TNI – die haben ihm bestimmt das Hirn gewaschen. Es scherzt. Jedenfalls ist das alles nur in unserem Kopf. Nix was man anfassen kann. Diese Werte und Normen, Beschreibungen von Charakter und so weiter. Alles nur in unserem Kopf. Wie auch immer es da reingekommen ist – okay durch Lernen/ Interaktion mit anderen. Aber am Ende bauen wir unser Selbstkonzept darauf auf. Und dann is da auch noch diese Selbstreflexion/ Selbstwahrnehmung. Wolf will das verstehen. Weil das kommt ja alles nur aus dieser grauen Masse und wilden Berechnungen.Gedanken, Gefühle, Intuition oder Glaube … Träume, Geschichten, Kunst, Gehirnakrobatik .. alles in unserem Kopf.

Was ist das das Spirituelle in uns? Die Seele. Das Immateriell. Das Ich. Das Bewusstsein. Nun gut. es ist komplex. So viel ist sicher.

Apropos Bewusstsein. Ob andere Tiere das auch können, steht auf einem anderen Blatt, aber wir sind uns unserer Endlichkeit bewusst. Um das auszuhalten, schaffen wir uns mit Religionen die Möglichkeit an ein „Danach“ zu glauben. Es leichter erträglich zu machen. Ich persönlich bevorzuge da ja die Physik. Energieerhaltungssatz. Aber nicht nur die eigene Endlichkeit schmerzt. Auch Verlust geliebter Menschen.

Wolf meint, dass wir den Göttern das Recht gaben uns Regeln zu definieren, ist verdammt wirkmächtig. Es schafft Angst und gleichzeitig kann man nicht diskutieren, nicht streiten. Mit Göttern. Widerspruch ist zwecklos. Aber wer kam jetzt auf diese geniale Idee? Und warum? Und was machen wir jetzt, wo Religionen bröckeln?

Es ist nicht so einfach sich in einer Welt zu bewegen, in der man nur ein einfacher kleiner Mitspieler in einem evolutionären Prozess ist, den man nicht überschauen kann oder gar steuern. Ohne all diese „Trostpflaster“ wie Religionen. Erklärt vielleicht den neuen Hang zur modernen Spiritualität. Nun ja, vielleicht hat es sich bald ausgemenschelt. Wert weiß, meint Wolf. Keiner weiß es.

Wir brauchen daher Demut und Resilienz. Frage mich welche Bücher er gelesen hat.

Alle die behaupten, sie wüssten wie es geht. Und wohin es geht. Und was man machen muss, damit genau das passiert und nicht was anderes. Sind eigentlich Scharlatane, die nicht begriffen haben, wie das System aufgebaut ist.

Stimme vollumfänglich zu. Und das gilt für alle. Wobei man sagen muss, dass diese Komplexität/ Komplexen Systeme auch für alles gerade herhalten müssen. Is auch so ein Hype.

Jetzt wo wir in einer Zeit leben in der wir sehen, dass durch die kulturellen Konflikte so unglaublich viel Dogmatismus entsteht und totalitäre Systeme und simplistische Ideen sich durchsetzen können. Was ja alles nur die Folge davon ist, dass eine extreme Unsicherheit eingetreten ist. Die Leute fangen an, ihre Religionen zu relativieren, weil sie sehen ja, da gibs ja noch andere und die machen das anders. Also warum ist dann meine die einzige? Wie ist das mit den Göttern, ist das immer der gleiche oder gibt es da verschiedene? Das ist extrem verunsichernd.

Die Naturwissenschaften machen es nicht besser. Haben den Himmel leer geputzt. Zeigen uns dass die Erde immer Wärmer wird, zeigen uns dass wir die Ressourcen übermäßig beanspruchen. Das alles sind sehr unerfreuliche Nachrichten. Außerdem zeigt uns die Komplexitätstheorie, wenn wir wirklich ein hochkomplexes System sind. Unsere Wirtschaft, unsere Finanzen, unsere politischen Systeme, unsere sozialen System. Sind ja alle von derselben Art. Ganz viele Partikel, die miteinander wechselwirken – also aktive Agenten. Da entsteht hochkomplexe nicht liniere Dynamik. Deren zukünftige Entwicklung man nicht voraussagen kann. Und schon gleich gar nicht zielgerichtet lenken. Jetzt drehe ich an einer Schraube, dann passiert irgendetwas, aber wie das System da langfristig drauf reagieren wird, kann man im Prinzip gar nicht wissen. Selbst wenn man alle Varianten kennen würde, kann man es nicht wissen.

Wenn man all das im Kopf hat und trotzdem handelt diesen Prozess in Bewegung halten muss. Weil man kann ja nicht einfach nix mehr tun, dann braucht man ein ungeheures Maß an Resilienz. Man muss das aushalten können. diese Ungewissheit muss man aushalten können. Ungewissheit liegt im hier und jetzt und in dem was danach kommt. Is ne ganze Menge. Und weil das so schwer auszuhalten ist, läuft man schnell Rattenfängern hinterher, dies sagen schließt euch uns an, wir wissen wie es geht. Und dann ist man geborgen in der Gruppe und hängt irgendwelchen ideokratischen Ideen nach. Sekten, totalitäre Systeme .. alle sind so gestrickt. Fangen eine auf, weil sie einfach sind. Das wollen wir nicht, weil wir wissen, was das fpr schreckliche Folgen hat, also müssen wir unserer Kinder eigentlich irgendwie so erziehen – und ich habe keine Ahnung, wie man das machen muss, damit sie resilient werden. In sich selber ruhen können. diese Pseudotrostmechanismen nicht mehr brauchen. Sondern mit der Wirklichkeit wie sie vorgefunden wird, wirklich zurecht kommen. Was man da machen soll, weiß ich nicht. wir haben ja alles probiert. Montessori haben wir probiert, Flowerpower haben wir probiert. Summerhill haben wir probiert. die Nazis haben die ganz strengen patriarchalischen Strukturen probiert. Nix hat uns befreit von Radikalismus. so was machen wir? Das kann man mit Wissenschaft machen und es gescheit untersuchen. Gucken welche Bevölkerungsgruppen mit welchen Erziehungssystemen haben es eigentlich geschafft, relativ friedlich über die Runden zu kommen. Kann man vielleicht das imitieren? Ich weiß es nicht.

Wir müssen lernen, die Unsicherheit auszuhalten. Wobei ich nicht sicher bin, ob die Evolution das vorgesehen hat. Die Evolution will, dass wir nach Sicherheit streben, nach Kontrolle. Lebt sich so länger. Hat sich irgendwie durchgesetzt. Das hat sich tief eingebrannt.

Aber vielleicht reicht ja schon das Wissen darüber. Um hier und da reflektiert handeln zu können. Und nicht nur Spielball seiner Selbst emm seines Hirns zu sein. In dieser modernen Welt. Voller Wissen und noch mehr Unwissen. Plädiere eh dafür Wissenschaft einzustellen. Noch mehr ungeklärte Fragen braucht keiner.

In der Ruhe liegt die Kraft, die Kraft liegt in der Ruhe.

Wolf sagt, wir haben das Gehirn auch immer noch nicht verstanden. Ach ne. So viel zum Thema KI übrigens. Und er meint mit jedem Wissen wächst auch das Unwissen, weil man neue Fragen aufmacht. Und wir wissen immer noch nicht, warum unser Hirn so reagiert wie es reagiert. Und warum wir in depressive oder euphorische Phasen verfallen können. Er meint, das Hirn hätte da auch so Kipppunkte wie beim Klima. Das Hirn ist auch ein dynamisches System und manchmal frist es sich fest. Und zack und es kippt von de Zustand in einen anderen. Teilweise länger. „Wir wissen nicht warum ein Gehirn plötzlich so traurig aufwacht“

Wenn ich dem Wincent so lausche. Bin mir nicht sicher, ob wir uns je entschlüsseln können. Und zu welchem Preis.

Meine Haustür, eine Hemmschwelle
Denn hinter jeden zweiten Ecke warten hundert Ängste
Bin alleine hier, keine Menschenmenge
Und das zwingt mich dran zu denken, was ich sonst verdränge
Weil ich an Leute denke, an die ich wieder Tage nicht gedacht hab
Mich melden wollte und es aber wieder nicht gemacht hab‘
Riesen Wohnung, aber in mir diese Platzangst
Platzangst

Zuhause wartet wieder gar nichts außer Panik in mir

Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin
Denn die Gedanken, die kommen
Wiegen einhundert Tonnen
Weil alle irgendwie so einsam klingen
Und ich wünsch‘ mich davon
Doch kann mir nicht entkommen
Denn im Badezimmerspiegel
Sehe ich Augen die andere Augen zum Weinen bringen
Und ich weiß, es stimmt
Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin

Starre Löcher an die Decke
Ja, bis sie mir auf den Kopf fällt
Halt mich selbst nicht aus und frag mich, wer es mit mir aushält
Fall aus allen Wolken und hoffe, dass es keinem auffällt
Wieso ist mir so kalt, wenn ich gerade ausbrenne
Wenn ich an Worte denke, die ich leider wieder nicht gesagt hab
Frage mich, wann ich das letzte Mal allein gelacht hab
Ich glaub‘ meine vier Wände sind am Ende nur ein Schlafplatz
Ein Schlafplatz

Zuhause wartet wieder gar nichts außer Panik in mir

Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin
Denn die Gedanken, die kommen, wiegen einhundert Tonnen
Weil alle irgendwie so einsam klingen
Und ich wünsch‘ mich davon
Doch kann mir nicht entkommen
Denn im Badezimmerspiegel
Sehe ich Augen die andere Augen zum Weinen bringen
Und ich weiß, es stimmt
Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin
Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin
Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin

Ich mag mich nicht, wenn ich alleine bin
Sag mir wo soll ich noch hin
Damit ich nicht mit mir alleine bin

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