Fortgesetztes Schweigen

„Die Erwartungshaltung des fortgesetzten Schweigens“ – mir gefällt dieser Satz und mir gefällt dieser Mann. Und ich komme zum Punkt, dass mir Sozialpsychologen weit mehr gefallen als Psychologen. Ach ne is sogar ein Soziologe. Die hatte ich nur bedingt aufm Schirm. Zu viel Systeme. Aber der Reihe nach.

Das Wetter war heute früh sonniger als gedacht. Und während ich, darauf warte, dass das Getier erwacht, denke ich nach.

Man seziert keine Menschen/ Beziehungen. Das funktioniert nie. Außer man machts für die Wissenschaft und nicht im alltäglichen Leben. Wenn man Leben zusehr verkopft, dann ist es kein Leben mehr. Dann geht die Leichtigkeit verloren.

Aus unerfindlichen Gründen stolpere ich dann über Andre. Und sein Interview zu „Soziale Systeme: Selbstdarstellung & Rollen in der modernen Gesellschaft“. Systeme, ich sach ja Systeme. Ohne können die Soziologen nicht. Obwohl er gar nicht so viel über Systeme geredet hat.

Zu Beginn lässt er sich mal kurz zu Ratgebern aus. I feel. Es gibt sie eben nicht diese Bedienanleitung. Diese Universal Bedienanleitung. Es ist alles zu komplex und individuell. Und Situationsabhängig.

Mein Eindruck ist, dass das Bedürfnis nach derartigen Ratgebern ein soziologisch erstrangiges Datum ist. Das ist sehr informativ wie viele Ratgeber es gibt und wie viele Unsicherheitsemen. Ich warte immer noch auf den Ratgeber der uns beibringt wie wir den einen Fuß vor den anderen setzen und dies achtsam tun.

Dann fallen wir um. Unser bewusstes Denken ist zu langsam. Und jeder der das mal probiert hat, ich beim Treppensteigen oder Angela Merkel beim still rumstehen, weiß dass es eben genau dann wacklig wird. Und das gleiche Problem haben wir auch im sozialen Kontext. Wenn alles verkopft ist, wenn alles nur im bewussten Zustand passiert, dann ist es doch zum Scheitern verurteilt. Was nicht heißt, dass man nicht achtsam und reflektiert sein sollte. Aber wenns zu verkopft ist, wird es zäh wie Glibbermasse und verliert alles lebendige.

Das ist also sehr interessant. Es belegt einen großen Orientierungsbedarf, eine erhebliche Verunsicherung vor allem unter Frauen – das ist das Publikum für Ratgeber, das wissen wir aus vielen Untersuchungen. Aber die Ratschläge die erteilt werden, sind natürlich soziologisch gesehen von einer irreführenden Simplizität. Die sind viel zu einfach und oder an Modellsituationen orientiert, die man vielleicht im Labor herstellen kann und die sich in der Realität nicht finden. Also Rezepturen für das Verhalten in der Kommunikation unter Anwesenden für das Verhalten in der face to face Interaktion sind entweder so allgemein formuliert, dass sie ihren Instruktionswert verlieren oder sie bieten eine Pseudosicherheit, weil die Merkmale der Situation sich doch sehr stark von Situation zu Situation ändern. Und das was in der einen Situation richtig sein kann, kann in der anderen falsch sein

Schlimme Sache. Und vor allem kompliziert. Und daher vielleicht auch so unberechenbar, dass man die Hilfestellungen gern in Anspruch nimmt? Und dass gerade Frauen diese Dinger kaufen, hängt wohl eher damit zusammen, dass soziale Interaktion ihr Mittel zur „Macht“ sind. Keine Muckis. Ich glaube nicht, dass es Unsicherheit ist. Wobei Menschen gern alles kontrollieren. Eher ein Ausbau von Fähigkeiten. Theoretisch. Praktisch, nun ja ich schließe mich seiner Kritik an.

Mein Glückskeks sagt: „Mut bedeutet Angst zu haben und trotzdem vorwärts zu gehen“

Man könnte das genauer zeigen, wenn man Bücher dieses Typs oder auch die entsprechenden Teile in Frauenzeitschriften sich ansieht, wo die sogenannte Körpersprache erläutert wird. Das große Geheimnis, was will der Mann sagen, wenn er sich die Nase reibt. Das wird dort so behandelt als gebe es ein Lexikon, wo man rechts die Geste hat oder links die Geste hat und rechts die Bedeutung. Und natürlich variiert der Sinn einer Geste und einer Bedeutung eines Stirnrunzels und so weiter sehr stark von Situation zu Situation. Das ist nicht lexikonfähig. Das ist eine sehr viel konkretere an den einzelnen Kontext gebundene – ihn voraussetzende – und kommentierende Art des Sprechens. Und es ist ganz unsinnig von den eindeutigen Gesten – also natürlich kann der Polizist den Verkehr dirigieren. Und dann gibt es Körpergesten mit eindeutigen Sinn. Natürlich kann man jemanden einen Vogel zeigen. Aber das ist ja nicht gemeint und das weiß ja auch jeder, was das bedeutet. Also ich finde diese Bücher sind sinnvoll für Leute die nichts unversucht lassen wollen, etwa bei der Vorbereitung auf ein Date oder Bewerbungsgespräch. Aber die Ratschläge sollte man mit mit großer Vorsicht genießen also

Schön, dann sind wir uns einig. Und genauso wenig sind Frauen eben so oder so und nur auf eine bestimmte Verhaltensweise zu reduzieren. Männer auch nicht. Und überhaupt. Kommunikation/ Interaktion is komplex. Schlimme Sache.

Frage: Aber wenn die Gesellschaft wirklich so aufgebaut wäre. Sprich wenn die Bücher Wahrheitswert hätten, dann würden wir in einer mechanischen Gesellschaft leben, quasi mechanisch?

Ja es wäre eine Gesellschaft in der also in einer Sprache die Heinz von Fister eingeführt von einer Gesellschaft aus Trivialmaschinen. Also eine Trivialmaschine ist dadurch gekennzeichnet, dass sie auf einen bestimmten Input in immer gleicher Weise ein Output erzeugt. Ihre Tastatur z.B wenn sie da ein a eingeben, rechnen Sie damit dass auf dem Bildschirm danach ein a erscheint und nicht ein z oder ein Fragezeichen. Und das klappt doch im Großen und Ganzen, es sei denn die Trivialmaschine ist kaputt oder gestört und muss repariert werden. Und viele Ratsgeber Bücher stellen sich einen trivialisierbaren Interaktionspartner vor oder einen, der sich selbst immer schon trivialisiert hat. Und den man deswegen gut beobachten, gut einschätzen, der ein berechenbarer Faktor ist. Und die Realität ist erfreulicherweise komplexer

Ich sach ja, es ist komplex. Auf mich hört halt immer keiner 🙃

Kommen wir jetzt zur Selbstdarstellung. Aber da is was anderes mit damit gemeint als wir drunter verstehen. Es geht eben nicht um die Schauspieler, die sich sehr gut verkaufen. Sondern geht eher in die Richtung, dass Menschen nicht nicht wirken können im sozialen Kontext. Wir sind alle Wirks. Sprich egal was man tut, es sendet immer Signale. Auch wenn man schüchtern erstarrt.

Presentation of self das stammt ja zunächst mal aus dem Englischen und ist dann ins Deutsche übersetzt worden. Ist, das eben nicht möglich/ es ist unmöglich, sich nicht darzustellen oder nichts über sich zu verraten, sobald man sich den Blicken anderer Menschen aussetzt. Und viele von uns spüren das so deutlich, dass sie sich den Blicken anderer Menschen lieber nicht aussetzen. Sondern zu Hause bleiben und wenn es sich nicht vermeiden lässt, sieht man ihnen an, dass sie unter der Anwesenheit und dem Kleben der Blicke leiden – schüchterne Menschen z.B. Und die haben ein Bewusstsein davon, dass was immer Sie machen und auch und gerade dann wenn sie gar nichts machen, sie damit etwas über sich selbst verraten z.B dass sie schüchtern sind dass sie Schwierigkeiten haben, dass man Angst haben muss, das Wort an sie zu richten, weil schon das eine Traumatisierung sein könnte. Und das alles passiert auch wenn niemand eine Darstellungsabsicht verfolgt

Schön, dass wir drüber gesprochen haben. Ich leide immer noch. Jawolle. Ich würde auf diese bewusste Wahrnehmung gern verzichten. Aber unabhängig von meiner persönlichen Thematik, ist der Blick auf Schüchternheit/ Introvertiertheit ein anderer als der gern vorgebrachte. Und das ist sehr wichtig, weil … lauschen wir weiter

Und das weit aus meiste von dem was wir Selbstdarstellung nennen, ist ein Euphemismus dafür, dass die anderen uns beobachten und daraus ihre Schlüsse ziehen. Und das ist der elementare Sachverhalt. Und wir sind an Selbstdarstellung zunächst mal nicht in der Weise beteiligt, dass wir uns selbst darstellen womöglich noch besonders positiv, sondern dass wir selber Gegenstände sind aus denen die anderen Schlüsse ziehen. Und dass wir auch Schlüsse über die anderen ziehen. Also man muss das Thema so drehen, dass man den Beobachter in den Blick bekommt. Und dann ist der Selbstdarsteller oder der Darsteller derjenige, dem das zugerechnet wird , was der Beobachter aus seinem Verhalten an Schlüssen gezogen hat. Und die Unsicherheit, die wir haben wenn wir unter Fremden uns bewegen, von denen wir nicht wissen, ob die uns wohlgesonnen sind oder nicht, ist eben die Unsicherheit, dass wir nicht genau wissen, welche Schlüsse sie ziehen, aus dem wenigen was Sie von uns mitbekommen.

Ich wills gar nicht wissen 🫣

Und auf der anderen Seite will ich mehr wissen. Weil ich weiß, dass das wenige zu wenig ist. aber Argh.

So krass habe ich das aber noch nie betrachtet. Aber ja es stimmt. Egal was man tut oder nicht tut, es ist immer Teil des Bildes, das andere von uns malen. Und sie malen eben nicht unbedingt, das gleiche Bild wie wir selber. Weil sie nicht in unsere Köpfe gucken können. Und viele auch nicht wollen.

Vielleicht leben wir auch in einer Zeit mit zu vielen Kontakten. So dass gar keine Zeit ist, Vertrauen/ Wissen über den anderen aufzubauen. Und vielleicht auch deshalb der Wunsch nach Ratgebern. Mal schnell ein paar Signale deuten oder richtig zu senden is einfacher als sich mit Menschen intensiv auseinander zu setzen.

Also wenn jemand im Seminar drei Wochen lang schweigt und den Blick abwendet, wenn der Dozent jemanden sucht, der gleichsam ansprechbar aussieht, dann ist das natürlich eine Selbstdarstellung. Und er zeigt damit, dass es ihm unwillkommen ist vor Publikum zu sprechen, dass er sich schwer tut damit und so weiter. Und wenn er sich dann irgendwann meldet, denkt man jetzt muss er etwas ungeheueres zu sagen haben. Auch deswegen unterbleibt es dann dieses melden. Weil die Leute natürlich nichts ungeheueres zu sagen haben. Aber sie bauen die Erwartung fortgesetzten Schweigens auf, Das heißt sie durchbrechen eine bereits aufgebaute Erwartung, sie widersprechen sich selbst, wenn sie sich dann doch melden

Und ich habe da die Vermutung, dass ich auch irgendwie da genau festhänge. Nur nicht in einem Seminar. Dass dann auch irgendwas einrastet, aus dem man nicht mehr rauskommt. Dass der Schatten dann immer länger wird, über den man Springen muss. Der innere Widerstand immer größer. Das missfällt mir.

Und ich habe das selber erfahren. Also immer wenn ich Kurse besuchte von Dozenten, vor deren Bücher nicht viel Respekt hatte, dann hatte ich das Gefühl , die Entscheidung über das Niveau meiner Beteiligung fällt in den ersten Wochen. Und wenn es mir dort nicht gelungen ist mich zu melden, sondern ich einfach als Schweiger und Beobachter und so weiter mich dargestellt habe, dann klebe ich in den Wochen danach an dieser Darstellung so fest, dass es fast schon ein man müsste fast schon ein anderer Mensch werden – ich übertreibe jetzt ganz stark – um dann auf einmal mit einer längeren Wortmeldung zu kommen ohne Selbstdarstellung.

Ich hatte da jetzt eher auf ne Lösung gehofft. Aber ich glaub da bin ich bei Soziologen falsch. Die beobachten nur und „heilen“ die Situation nicht. Verdammt.

Verstehe den Unterschied zwischen Sozialpsychologie und Soziologie nicht. Muss ich glaube auch nicht. Bin eh an dem Punkt, dass man Verwissenschaftlichten eh immer zusammendenken muss. Sprich alle Erkenntnisse aller Wissenschaften in den Topf werfen und umrühren, damit eine genießbare Suppe draus wird. Einzeln is es nich viel wert. Und das is mein Problem mit den Psychologen. die glauben immer noch ihr eigenes Süppchen kochen zu müssen und haben oft so wenig verstanden. Aber das is ein anderes Thema.

Zurück zu Andre.

Er hat festgestellt, wenn der Gastgeber sich zurückzieht und auf diese wie immer schwache Führungsrolle verzichtet, dann bricht nicht etw Gleichheit unter den Gästen aus, sondern die Party wir zur Beute des Party Löwen. Des jeweils am schlechtesten erzogenen unter den Gästen, der die jeweils geringsten Bedenken trägt, alle anderen mit seinen Geschichten sei es zu unterhalten ,sei es zu langweilen, aber in jedem Falle daran zu hindern selbst etwas zu sagen. Aso der Rückzug des Gastgebers bedeutete nicht Gleichheit, sondern funktionslose Ungleichheit. Es kam sozusagen zum Hauen und Stechen unter den Anwesenden und die robustesten schmissen den Abend.

Hierarchie und durchdachte Führung so wischtisch. Am ende gibt es immer eine Hierarchie. Wenn man sie einreißt gewinnen wie so oft die lauten.

Und die beschreibt Erfahrungen mit Organisationen, die sich im Zusammenhang von Protestbewegungen bilden. Also wir würden vielleicht an die frühen Grünen denke. Die hatte andere Beispiele vor Augen und für solche Organisationen ist ja eine antibürokratische Gründungsideologie und selbstverständlich die Ablehnung von Hierarchie und wenn es sich machen lässt auch von in der organisatorischeer Arbeitsteilung das typische und das zu erwartende. Und die Joe Freeman hat gesagt“ ja wir können darauf verzichten einen Chef oder eine Chefin zu nominieren, aber ich möchte euch bitten, das mit Bedacht zu tun und vielleicht auch bleiben zu lassen , nachdem ihr genau darüber nachgedacht habt. Denn wenn wir das nicht machen, machen andere es“. Und das sehen sie ja an den Protestbewegungen, die keine Führungen haben. Wer repräsentiert die im Fernsehen? Telegene Leute. Frauen die schön anzusehen sind, Leute die reden können wie Joschka Fischer. Das heißt die Medien suchen nach Ihrer Logik jemanden, der in der Talkshow erläutern kann, was es mit dieser oder jener Protestbewegung zu tun hat und dann werden nach einer Medienlogik Leute ausgewählt und als informale Führer vorgeführt.

Habe Maja endgültig durchgespielt. Setze mich zur Ruhe.

Diese beiden Geschichten also, die haben mit einander gemeinsam , dass sie zeigen dass es funktionslose Ungleichheiten gibt, die man nur durch Hierarchie bekämpfen kann. Und das ist in diesem Alltagsdiskurs der einfach pauschal antihierarchisch eingestellt ist. nicht so präsent wie man es soziologisch wünschen müsste

Warum redet man dann nicht drüber?

Die Selbstdarstellung der Beteiligten, das heißt in dem Augenblick indem ich mich auf irgend etwas festlege, haben sie eine Sicherheitsgrundlage für eigene Darstellung. Wenn ich dann 5 Minuten später nicht mehr der sein will, als der ich mich vorher dargestellt habe, bringe ich sie aus dem Konzept .

Das ist ein Problem. Als soziales Wesen brauchen wir eine stabile Interaktion, die uns Sicherheit gibt. Dieses aus dem Konzept bringen, erzeugt ja Zweifel und nicht nur ein neu denken des Konzepts. Die Evolution hätte vielleicht doch Gedankenlesen ins Konzept aufnehmen sollen. Das würde das Leben viel einfacher machen.

Wer verteidigt meine Selbstdarstellung dann? Das machen sie und vielleicht auch noch andere die anwesend sind. Das ist eine der wichtigsten Beobachtung an Interaktion. Das große Interesse an der Protektion der Selbstdarstellung anderer Leute. Wenn es die von außen massiv angegriffen wird, empfindet man Mitleid und ist gegen den Angreifer eingestellt. Wenn die Personen selber Darstellungsfehler machen, sieht man taktvoll darüber hinweg. Sie geben z.B den sicheren. Man ist auch darauf eingestellt dass man einen sicheren Partner hat. Dann sieht man erröten, dann sieht man zittern, dann ist es taktvoll darüber hinweg zu sehen. Aso die Darstellung des anderen zu schonen. Und am allerdeutlichsten ist das Interesse an der Darstellung anderer wenn die Person selber ausbrechen will und nicht mehr der sein will der sie vorher war.

Plädiere für Ausbruch. Lass uns ausbrechen. Der Wille war da, nur das Fleisch war schwach.

Was ich nachtragen wollte ist eben, dass die diese also ich erläuter das mit einem Satz von Luman „wer sich als Nichtraucher eingeführt hat, kann nicht wenig später zu rauchen beginnen ohne eine Erklärung zu produzieren. Aus der er vorgeht, dass er im übrigen derselbe bleiben wird“. Und daran sieht man wie das es soziale Systeme gibt deren Systemstruktur deren eigene Struktur die Selbstdarstellung der Beteiligten ist. Und das ist die Struktur des sozialen Systems ist sieht man eben, dass der Darsteller selber komplett entmündigt ist. Mit Bezug auf seine Darsteller soll bei ihr bleiben und wenn er abweicht muss er das sehr gut begründen. Und wenn er das immer tut und an keinem Abend mehr weiß, was er am Morgen vorher gesagt hat,, qualifiziert er sich für psychiatrische Karriere

Apropos, ich hab mich die Tage mal beim Sortieren meiner Gedanken gefragt, wie das bei anderen ist. Wie sich das dauerplappernde Hirn so anfühlt. Gerade auch auf all das was im Hirn so vorgeht. Interaktion mit anderen, Erinnerungen, Selbstkonzepte blubbel. Wenn ich mich wieder Comic fühle. Und ich ne imaginiere spinne als Sparringspartner zur Selbstreflexion nutze. Was ich besser finde als KI. Apropos KI, schon lange nix mehr gehört.

Die späte Entdeckung der Interaktion als soziales Phänomen, hängt eben damit zusammen, dass die Leute nicht in der Lage waren Selbstdarstellung als soziale Struktur zu sehen. Und als soziale Struktur statt nur als Persönlichkeitsstruktur. Deshalb weil eben andere die Selbstdarstellung verteidigen. Notfalls auch gegen den Darsteller selbst. Und dann beschreibt man Interaktion als eine Art selbst Verstrickung der Beteiligten, die es den anderen ermöglicht trotz der Anwesenheit unbekannter und unberechenbarer Personen, sich halbwegs sicher zu fühlen, wenn sie ihre eigene Darstellung wählen

Ich glaube auch nicht, dass das bisher vollständig verstanden wurde. Auch nicht von Soziologen.

Wenn man sich fragt, wie sieht die Person für sich aus? Und wie sieht die Person für andere aus? Und wenn man wissen will, wie eine Person für sich aussieht, denkt man natürlich an sich selbst als eine Person, die man von innen her kennt. Und jeder kennt sich ja als wankelmütig, jeder kennt sich als hin und her gerissen, jeder kennt sich als ausgestattet mit einem einem sehr lückenhaften Gedächtnis. Etwas überzogen könnte man sagen ,jeder kennt sich als ein wahnsinns Durcheinander von Erlebnissen, und auch Motiven, Handlungsbereitschaften, Leidenschaften, Widersprüchlichkeiten. Jeder kennt sich als durcheinander.

Hm. Ich bin natürlich innerlich total konsistent und gefestig. Hust. Nur die anderen nicht. Duppelhust.

Irgendwie ist das aber auch ein Grund, warum ich das hier alles mache. Es ist ja nicht nur Reflexion von wissen oder Selbstkonzepten etc, sondern ich will ja auch was senden. Das Mensch sein mehr ist, als vernunftbegabte, dauerdenkende, reflektiert handelnde Wesen ist. Gut dauerdenkend schon. Nur muss das nicht gut sein.

Und die Perspektive auf das Verhalten einer Person, wenn sie von anderen beobachtet wird, ist dem Gegenüber ganz anders. Man stellt sich den Mitmenschen und auch wir sofern wir unsere Mitmenschen uns selbst vorstellen, die stellen wir uns mit normativen Zusätzen natürlich so vor, dass die doch gefälligst wissen sollen, was sie wollen. Und dass sie bei dem bleiben sollen, was Sie gesagt haben. Und dass sie nicht wankelmütig und nicht launisch sein sollen. Und dass sie auf die Frage „Liebst du mich?“ entweder Ja oder Nein sagen. Und nicht etwa fragen „Um wie viel Uhr?“, was eine realistische Antworte wäre. Es ist nicht ganz falsch zu fragen „wann denn? möchtest du das Zeit genau haben? Aber dann kommt es zu widersprüchlichen Antworten, weil manchmal hasse ich dich auch“. So können wir natürlich gar nicht antworten.

Und was lernen wir hier? Ich darf Menschen mindestens 2 Mal am Tag doof finden und den Rest des Tages nicht. Das ist interessant. Das ganze ist interessant. Wir wollen Sicherheit vom Gegenüber aber haben es oft selbst gar nicht. Und diese Sicherheit brauchen wir, weil Mensch eben Herdentier und kein Einzelgänger, der mal kurz für nen Quicky vorbei kommt und dann wieder weg ist.

Wenn ich Menschen mindestens 2 Mal am Tag doof finden kann und den Rest des Tages nicht, dann gilt das natürlich auch anders rum. Das braucht aber ein gewisses Grundvertrauen. Beiderseits. Dass man selbst das Vertrauen in sich und die Beziehung hat, dass dieses ich finde dich grade doof, nicht heißt dass Hopfen und Malz verloren ist. Und eben auch das Vertrauen in den anderen, dass auch aus seiner Sicht nicht Hopfen und Malz verloren ist, nur weil er mich grade doof findet für den Moment.

Wie baut man dieses Vertrauen auf? Ich denke noch

Also dass wir z.B auf die Frage „liebst du mich?“ nur diese beiden Antwortmöglichkeiten haben, das ist so ein Beispiel für die Vereinfachung. Und der Simmel bringt. das auf die Forme,l dass er sagt „Es ist erst der Blick des Mitmenschen der uns zu dieser runden und geschlossenen Einheit gleichsam aufwertet, die wir für uns selber nicht sind.“ Im Umgang mit uns selbst aber müssten wir eigentlich gar keine Person sein, da könnten wir ein Durcheinander sein, weil wir ein vertrautes durcheinander werden. So wie unser chaotisches Büro uns vertraut vorkommt und uns keine Furcht erregt, wenn wir da eintreten. Aber der Mitmensch der unsere Binnenperspektive nicht kennt, der braucht eine sehr viel vereinfachte merkfähige zuverlässigere Grundlage. Und insofern ist es der soziale Kontakt der uns dazu zwingt, identischer aufzutreten als wir sind, wenn man das so sagen darf

Und zack haben wir auch noch mal dieses ganze Gruppenzeug abgefrühstückt. All diese ganze Darstellung, dieses Senden ist ja auch dieser Klebstoff der Gruppe. Und die interessiert sich nicht dafür wie man von innen aussieht. Man hat zu funktionieren, wie es ins System passt. Sysemsprenger sind nicht gut für die Gruppe. Und somit fürs Überleben.

Gibs eigentlich Wissenschaftler, die die Verhaltenswissenschaft übergreifend denken?

Jedenfalls is doch diese Selbstdarstellung diese Art und Weise wie ich auf andere wirke und das je nach Rolle/ Gegenüber halt anders, weil man in einer anderen Form der Beziehung steht, dann ist das doch dieses Maske tragen, von dem man gern redet. Und das machen am Ende eben alle. Es ist Teil des Konzepts Mensch.

Das bedeutet eben, dass Personen ein Abfallprodukt der Kommunikation sind und nicht umgekehrt, die Personen immer schon da sind und dann irgendwann auf die Idee kommen „tja vielleicht hätten dieses Wesen und ich uns ja was zu sagen. Dann gucken wir mal eine Sprache finden“

Naja das ist jetzt ne einseitige Sicht eines Soziologen. Weil die Person war schon immer da. Für sich alleine. Nur nicht in der Wahrnehmung anderer. Mit Wechselseitiger Beeinflussung. Aber eine Person kann auch für sich allein existieren. Und Menschen mit mehr oder weniger Interaktion mit anderen, sind ja auch nicht mehr oder weniger Person. Das klingt mir dann wieder alles sehr systemisch konstruiert.

Wir machen es genau anders. Wir bilden Sachzusammenhänge von Rollen. Käufer, Verkäufer, Lehrer, Schüler und so weiter und entwickeln, die je nach ihrer eigenen Logik. Aber die Menschen in unserer Gesellschaft sind natürlich an sehr verschiedenen Rollen beteiligt. Die gar nicht unter dem Gesichtspunkt ihrer wechselseitigen Vereinbarkeit miteinander komponiert oder zugeschnitten worden sind. Und deswegen ist für uns die die Rollenlast, die auf den einzelnen entfällt auch die Menge an ungelösten Widersprüchen die sozusagen aus der Sozialstruktur auf das Individuum abgewälzt werden. Das ist sehr viel größer

Frage mich, ob wir uns dessen immer bewusst sind. Und ob dem wirklich so ist, dass wir operativ praktisch eine solche Rollenlast tragen. Oder die nur zustand kommt, weil jemand die theoretischen Konstrukte der Rollen in Büchern definiert hat.

Der Hauptmechanismus ist vielleicht, dass wir in unserer Gesellschaft Liebe und Familienbildung in genau der Weise ermuntern, wie das möglich ist. Denn vom Partner kann man erwarten, dass er sogar die eigenen Widersprüche noch als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit nimmt. Und das ist vielleicht das allerwichtigste, dass also eine Person wie immer kontrovers sie in anderen Rollen-Zusammenhängen beurteilt werden mag – oder härter, wie immer verhasst sie dort ist oder auch wie viel Proteste sie dort stößt – irgendwo einen Ort hat, wo sie sich als Person aufgenommen fühlt.

Ein Zuhause. Ohne sein zu müssen. Nur sein. I feel. Die Rollen ablegen. Und im Zweifel wieder eine anziehen. Aber eben eine. Und Fehler machen können.

Und wo das nicht abhängig ist davon, dass sie sich widerspruchsfrei oder ohne gelegentliche Wutanfälle, für die man sich auch entschuldigen kann oder in Übereinstimmung mit der Alltagsmoral oder sonst wie vorbildlich verhält. Also wir unterscheiden ja auch zwischen Liebe und Moral. Und jeder Mafia Film führt uns überzeugend vor, dass man Schwerverbrecher definitiv lieben kann. Und insofern sind Liebesbeziehungen eigentlich eine Möglichkeit relativ auch auch sagen wir auch Leute mit Konsistenzproblemen können geliebt werden.

Je nach Ratgeber.

Aber dafür braucht es trotzdem eine Art Sicherheit, Grundvertrauen. Nur so lässt sich ja Widersprüchlichkeit aushalten. Und gerade in unserer Wegwerfgesellschaft ohne Notwendigkeit der Bindung, wird das doch immer schwieriger. Due Gründe auszuhalten werden doch immer weniger, Ich weiß nicht. Ich überlege noch.

Das Gerede von den Bubbles halte ich für für scheinheilig. Also diesen Internetbbbles. Alle werden von böse Algorithmen immer nur noch mit den Nachrichten gefüttert, die ihre Vorurteile bestätigen. Nur ist das nichts Neues. Die Leute haben doch immer schon die Zeitung gelesen, die ihre Vorurteile bestätigen. Ich würde meine abbestellen, wenn die meine Vorurteile nicht bestätigen würde. Niemand ist darauf eingestellt, eine offene Diskussion zu führen. Das würde wäre noch schöner. So dass wir eigentlich immer schon in Meinungsgruppen gelebt haben

Nur haben sich die Leser verschiedener Zeitungen nicht kloppen können. Wahrscheinlich ist das das Problem. Unterschiedliche Vorurteile in vorm von Gruppenmitgliedern prallen einfach ungebremst aufeinander.

Der Satz „Niemand ist darauf eingestellt, eine offene Diskussion zu führen. “ ist lustig. Aber leider wohl wahr. Die Evolution hat das nicht vorgesehen. Stimme zu.

So und das letzte was wir noch kommentieren

Niemand hat für alle Themen, die jetzt politisch diskutiert werden, die meisten davon berühren seinen Alltag gar nicht, eine originelle Meinung, sondern er schwatzt nach was sein Medium sein Massenmedium oder seine Internetnische ihm vorgeschwatzt hat. Aber er muss das nicht tun, Er ist staatlich nicht verpflichtet ausgerechnet dieser Meinung anzuhängen. Er könnte sie wechseln. Aber wir wählen eben nicht Meinungen, sondern Pakete von Meinung, wählen Ideologien oder wie immer man das heute nennen würde

Nein die haben alle ne Ideologie? Nicht nur die Grünen? Wissen das Markus und Hubsi schon? Oder gar Maja? Ich sehe Weltbilder zerschellen.

Schaffs nicht mehr gegenzulesen. Umfall. Muss ins Bett. Gebe mir morgen Massenveranstaltung mit der 11 Jährigen.

Emm den Text tippe ich jetzt net.

Nacht!

2 Gedanken zu „Fortgesetztes Schweigen“

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