Bevor wir mit der Suche nach dem Glück loslegen, kommen wir noch mal kurz zu gestern und noch zum Gedanken, dass einige Menschen sehr stark dem Gedanken nachhängen, man könnte Menschen in allen Facetten frei formen. Was auch beinhaltet, dass wir heute geformt werden durch falsche Einflüsse. Böser Kapitalismus und so. Und kommen wir da noch mal zur Idee der Sprachmagie. Also dem Gedanken, dass man mit Worten Dinge ändern kann. Ich glaube ja, dass vor allem Frauen mit Worten die Welt ändern wollen, kommt daher, dass Sprache die Waffe der Frauen ist. Frauen schlagen sich nicht. Sie sind oftmals körperlich unterlegen. Die Waffe der Frau ist die Zunge. Aber vielleicht habe ich da auch nur ne Wahrnehmungsverzerrung und es kommt mir nur so vor, als würden vor allem Frauen dem Gedanken der Sprachmagie übermäßig anhängen.
Mit Worten kann man sich aber auch in einen wilden Kampf begeben. Und vor allem vertwittern. Is dieses Freistilringen auch ein Überbleibsel des Steinzeithirns? Ich beobachte ja seit heute früh, diese verquere Dynamik zu Dividenden von Immobiliengroßunternehmen. Zu gewissen Think Tanks und ihren Motiven muss ich nix sagen. Und ich muss mich auch nicht mehr ins Getümmel stürzen, wenn sich jemand vertwittert. Was aber bei all diesen „Twitterdebatten“ auffällt, sind die Beleidigungen, persönlichen Abwertungen. Von allen Seiten. Heute trifts Maja, morgen Veronika. Wir kennen das Spiel. Und da man das dann aber immer nur einseitig kritisiert und zuguckt, wenns die anderen trifft oder gar mitmacht, interessiert mich diese Diskursdebatte eine feuchten. Ich atme tief ein und atme tief aus. Es macht mich eher wütend. Weil man immer nur aber wirklich immer nur die andere Seite kritisiert. Aber „meine Freunde“ dürfen alles bis unter die Gürtellinie. Wir können das mit unserem Steinzeithirn erklären. Sowohl das „drüberhinweg sehen“ über das Foul der eigenen Mannschaft als auch die Angst davor den eigenen „Freundeskreis“ zu kritisieren, wenn es „die Richtigen“ trifft. Sind alles bekannte Effekte. Genau wie, dass man andere Gruppen nicht durch Kritik von außen ändern kann. Aber wer interessiert sich schon für Verhaltensforschung. Aber ich schweife ab. Ich frage mich, ob dieses Gekloppe vor allem mit Beleidigungen auf social media nicht auch dieses Testosteronding beeinflusst. Siehe gestern – Sind Menschen böse?. Über andere siegen, ein Gefühl der Macht. Und es immer und immer wieder haben wollen. Das Tier im Menschen. Lust am Freistilringen.
Aber Zeit ist zu kostbar, als sich da mit solchen wilden Debatten zu befassen. Und mit „falschen Zitaten“, die man dann den Konsumenten vorwift. Weil von Zeit haben wir ja eh alle zu wenig. Und die nutzen wir lieber zum Philosophierne oder um das Glück zu finden. Streetphilosophie gibs leider nicht mehr. Ronja macht jetzt einen auf unhappy und sucht das Glück. Beginnen wir mit der Folge zur Zeit und der Frage ob mehr Zeit uns glücklicher macht.
Generell ist das größte Problem, das wir gerade gesellschaftlich haben in Bezug auf Glück, dass wir denken Glück ist ein Ziel, was es zu erreichen gilt. In Wirklichkeit ist Glück das Nebenprodukt eines gelingenden Lebens.
Ich glaube, dass eines der Dinge, die die Menschen heute am unglücklichsten machen, das Streben nach Glück ist. Man sollte nicht nach Glück als solches suchen sondern nach Befriedigung in den Dingen, die zu einem passen.
Wir sehen, dass von Generation zu Generation die Menschen immer mehr auf schnelles Glück aus sind. Sie sind sehr abhängig und sehr gesteuert von externen Reizen.
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
So viel zum Einstige in die Sendung. Solche Aussagen ziehen sich mehr oder weniger durch alle Folgen. Es scheint wirklich eine Krankheit unserer Zeit zu sein, dass wir dauernd nach dem großen Glück streben und dann im Gefühl, kein dauerhaftes Glücksgefühl zu spüren, uns unglücklich fühlen. Weil man irgendwelchen Illusionen hinterherhinkt. In Schönheit sterben auf diversen Ebenen. Auf der Suche nach der perfekten Beziehung, de perfekten Partner, dem perfekten Job, der perfekten Frisur, dem perfekten Körper. Dem „richtigen“ Körper. Der richtigen Haltung. Der perfekten Weltrettung.
Frage mich, ob Aktivismus glücklich macht. Oder es nicht auch die Eintrittskarte zum Unglücklichsein ist.
Es gab zahlreiche soziologische Studien in den letzten 30 Jahren vor allem in den USA, die zeigen dass die Menschen die sich als glücklich bezeichnen sehr häufig gläubige Menschen sind. Unter den glücklichen Menschen sind also sehr viele praktizierende Gläubige. Das heißt Menschen die fest in ihrem Glauben verwurzelt sind und danach leben. Die Erklärung dafür ist einfach, der Glaube gibt dem Leben einen Sinn. Und wenn man einen Sinn im Leben hat, kann man Höhen und Tiefen besser akzeptieren. Man hat dann einen Grundvertrauen.
Eines der klassischen Beispiele die auch in der Forschung gut belegt ist, sind beispielsweise die Mormonen in den USA. Die im Durchschnitt etwa 10 bis 11 Jahre länger leben und glücklicher länger leben als der Rest der amerikanischen Bevölkerung. Der Grund dafür liegt in rituellen Praxen oder religiösen Praxen, die z.B mit einem bestimmten Maß von miteinander, auch von tatsächlich eine Zeit in der Natur oder Zeit die nicht der Arbeit gewidmet sein darf, einhergeht.
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Das wir in der modernen Welt die Religionen in die Tonne gekloppt haben, war vielleicht keine so gute Entscheidung. Und vor allem nur noch auf DIE Wissenschaft hören. Die eben nicht alles erklären kann. Und schon gar nicht Leid, Schmerz, Tod. Kriege, Krankheiten.
Grundlegend kann man sagen, dass freie Zeit nicht per se glücklich macht. Sondern dass es vor allem der Nutzen oder die Nutzung dieser freien Zeit ist, die den Unterschied macht. Man hat beispielsweise gefunden, dass wenn Menschen viel Freizeit haben, sie aber passiv nutzen vor allem beispielsweise dadurch viel fern zu sehen, dass das in der Tendenz sogar unglücklicher macht, als hätten sie diese freie Zeit nicht
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Was ja in Summe bedeutet, dass man die Menschen dann auch wieder bespaßen muss, wenn sie weniger arbeiten. Also das mit der 15 Stunden Woche würde ich mir noch mal überlegen. Das könnte zu einem Haufen unglücklicher Menschen führen, die dann mit ihrer freien Zeit ganz wilde Sachen machen. Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass wir unsere Freizeit sinnvoller nutzen als vor 30 Jahren.
Wir wissen aus einigen psychologischen Studien z.B dass ungefähr die Arbeitszeit von sechseinhalb Stunden zu dem höchsten Glücksempfinden führt. Und ich denke, dass das genau das beschreibt also, dass man das Gefühl hat, dass es eine Struktur gibt, die einen so den Tag entlang hangelt. Aber gleichzeitig man auch irgendwie noch Autonomie hat, für die Dinge die einem selber wichtig.
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Das wäre dann ne 30 Stunden Woche. Dann sollten wir mal aus der Glückforschung diese Erkenntnis übernehmen und wie gesagt die 15 Stunden lieber vergessen. Und von Demographie und Rente will ich gar nicht reden. Geld macht übrigens auch nicht glücklich. Aber dazu dann morgen.
Wir sind als Menschen sehr schlecht darin auf korrekte Art und Weise vorherzusagen, was uns im Leben glücklich macht. Das hat man in unterschiedlichsten Studien gezeigt. Eine sehr bekannte dafür ist beispielsweise eine Studie, die man mit Lottogewinnern gemacht hat. Jeder würde erwarten, wenn man so ein Sechser oder so im Lotto gehabt hat, dass man danach ein glücklicheres Leben hat. Die Forschung zeigt nach etwa einem Jahr sind die Menschen wieder vergleichbar glücklich wie vor ihrem Lottogewinn. Das bedeutet also, wenn wir wirklich Glück anstreben als einen emotionalen Zustand, dann ist das etwas was sich nur sehr schwer vorhersagen oder dauerhaft herstellen lässt.
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Es ist dann wohl doch eher der Moment. Oder eine Phase. Glück kann man nicht festhalten. Und das was wirklich glücklich macht übersehen wir so oft. Und merken es erst, wenn es nicht mehr da ist.
Wenn wir jetzt auch bei Menschen immer wieder dieses Glücksareal oder dieses diesen Belohnungsschaltkreis aktivieren, würde auch das dazu führen, dass eben andere Tätigkeiten nicht mehr ausgeführt werden. Wenn man Tieren (Ratten/ Mäusen) Mikroelektroden transplantiert, die letztendlich solche dopaminergen Schaltkreise stimulieren, dass diese Tiere alles andere komplett vergessen. Die essen nichts mehr, die trinken nichts mehr, die haben kein Geschlechtsverkehr mehr. Die würden letztendlich sterben aus Deprivation
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Wobei das Interessant ist. Weil auch Essen und Sex ja bekanntlich Dopamin ausschüttet. Hmmm vielleicht sollten sie mehr Musik hören 🙃 – Soundtrack des Lebens. Aber dauerhaftes Glück scheint von der Evolution nicht vorgesehen zu sein. Glück als Gefühl – gibs da eigentlich ne Definition zu? – ist dann doch eher der Marker für Belohnung. Der uns das machen lässt, was uns das Überleben sichert.
Vielleicht sollten wir das mit dem Glücksindex und so dann ganz schnell wieder vergessen. Zu viel Glück scheint ungesund.
Es ist definitiv so, dass gerade dann, wenn wir denken, wir müssen immer glücklich sein, das zum Gegenteil führt. Und häufig auch dazu führt, dass wir mit dem eigenen Leben absolut unzufrieden werden oder deutlich unzufriedener. Tatsächlich ist das Thema Zeit bzw vor allem Beschleunigung oder die Wahrnehmung von Beschleunigung in der Gesellschaft ein großer treibender Faktor sowohl für Depression als auch dafür, dass wir unglücklicher werden. Das heißt ja Zeit ist eines der ganz akuten Themen, wenn es um das Thema Glück geht
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Wage ja die These, dass wir unsere Zeit eben zumüllen. Wir arbeiten weniger als früher, engagieren uns weniger im Ehrenamt, sind aber unglücklicher und haben angeblich weniger Zeit.
„Ich habe das Glück an dem Geräusch erkannt, das es gemacht hat, als es weging. Nur wegen des Unglücks war ich auch glücklich.“ Glück kann man also nur in Bezug auf das Unglück verstehen, weil wir Traurigkeit erleben, können wir wissen, was Freude ist, weil wir das Böse erleben, können wir uns bewusst machen, was das gute.
Mehr Zeit, mehr Glück? | unhappy – Ronja von Rönne
Irgendwie braucht man doch immer ein Vergleichsobjekt. Und wahrscheinlich merken wir deshalb auch oft erst, wie schön etwas war, wenn man es nicht mehr hat. Wenn es weg ist.
Hier noch das Gedicht, das angesprochen wurde. Das Leben ist halt auch Verzicht. Weil Entscheidungen auch immer Verzicht auf etwas anderes bedeuten. Wie der Herr Blom schon anmerkte.
Du kannst dir nicht ein Leben lang
„Ja oder Nein“ von Paul Roth
alle Türen offen halten,
um keine Chance zu verpassen.
Auch wer durch keine Türe geht
und keinen Schritt nach vorne tut,
dem fallen Jahr für Jahr
die Türen eine nach der anderen zu.
Wer selber leben will, der muss entscheiden:
Ja oder Nein — Im Großen und im Kleinen.
Wer sich entscheidet, wertet, wählt,
und das bedeutet auch Verzicht.
Denn jede Tür, durch die er geht,
verschließt ihm viele andere.
Man darf nicht mogeln und so tun,
als könne man beweisen,
was hinter jener Tür geschehen wird.
Ein jedes JA — auch überdacht, geprüft ist
zugleich Wagnis und verlangt ein Ziel.
Das aber ist die erste aller Fragen:
Wie heißt das Ziel,
an dem ich messe Ja und Nein?
Und: Wofür will ich leben?
Genug Glück für heute. Fortsetzung folgt.
Nacht ✌️
Warum spüren wir erst das wir leben, das wir leben, wenn es weh tut, wenn es weh tut
Warum wissen wir erst was wir hatten, was wir hatten, wenn es weh tut, wenn es weh tut
Warum spüren wir erst das wir leben, das wir leben, wenn es weh tut, wenn es weh tut
Warum riskier’n wir alles was wir haben, was wir haben bis es weh tut, bis es weh tut
Bis es weh tut