Utopie Nachlese

Hab mich in Utopie versucht. War nach 7 Minuten vom Stephan gegrillt. So viel Rumgehacke aufm Kapitalismus wie von Stephan und Carsten gabs nicht mal zu DDR Zeiten. Ich bin da eh entnervt von, weil das zwar ein netter Ansatz ist, dass wir die Welt retten, wenn wir den Kapitalismus abschafften und der ja arg so schlimm ist. Und überall gerecht verteilen und so. Aber aber wenn wir den hier abschaffen ändert das rein gar nix und wir ganz locker gemeinwohlorientiert den Fußabdruck dann auf breitere Schultern verteilen und überhaupt der Kapitalismus nicht das größte Problem unserer Zeit is und auch nicht DER Grund für unseren Umgang mit Erde und Mitmenschen.

Empfehle da noch mal zum Erden die Doku über den Kongo. Jetzt noch schnell die richtige Haltung mit Armbinde und dann wird das schon mit der Weltverbesserung. Über das Kongoteil sollte ich auch echt mal was schreibseln. Hart.

Zurück zur Utopie. In beiden Veranstaltungen, die ich mir antat, wurde darauf verwiesen, dass heute alles doof und früher alles besser/ anders. Ich könnte jetzt erstmal aus der Bias-Liste das Bias (hab gegooelt is voll neutral das Ding) vorsuchen, das uns die Vergangenheit schon redet. Ja die negativen Dinge vergessen wir und bauen positive dafür ein. Früher war daher immer alles besser. Wars auch. Sicher bin.

Fangen wir mit Carsten an. Früher hatte man noch gesellschaftliche Diskursräume um gesellschaftliche Zukunft zu denken. Aha. Früher war der Kapitalismus noch nicht so entartet. Ja war klar. Ganz spannend fand ich, dass es neoliberales Denken ist, das bewirkt, das man demonstriert dann aber fordert, dass der Staat was tun soll. Irgendwie is mir da ne Definition von Neoliberalismus entgangen. Ach und der Markt regelt jetzt alles und der Staat muss sich wieder Hoheitlichen zurückholen. Weil sonst jede Technik ausartet und so weiter. Irgendwann is die SPD in ne Richtung abgebogen, die richtig quer ist. Gibs keine Seeheimer mehr? Ach und immer dran denken wir müssen ja gesellschaftlich diskutieren und diskutieren bis die Gesellschaft Mehrheiten und so. Und wer den Diskurs primär führen soll, weiß ich bis heute noch nicht. Hat Carsten auch nicht verraten, Die Politik scheinbar nicht. Frage mich ob der Carsten mit Wolfgang befreundet ist oder mit Frank-Walter. .. und da wir keine Räume mehr zum diskutieren haben, kann die Politik auch nicht mehr … und so weiter … und darum muss man jetzt erstmal neue Diskursräume schaffen. Und Opern und so.

Also nicht dass ich behaupten würde, das bei de Thema gesellschaftlicher Diskurs alles rosa ist. Aber bitte wir werden nicht die alten analogen Ideen zurückbekommen oder durch einen SPD Think-Tank der neue digitale Plattformen erdenkt jetzt social media neu erfinden. Ja Dinge haben sich verändert. Rasant verändert. Und ja Parteien wie sie SPD überaltern, finden keine neuen Mitglieder. Grundsätzlich gestaltet der Bürger von heute lieber von der Seitenlinie unverfänglich über das Internet. Als über Parteistrukturen. Neue analoge Begegnungsräume schaffen. Schon klar. Vielleicht auch einfach mit der Zeit gehen. Und nicht den Twitteraccount löschen. Oder eben doch auch mal den altmodischen alten Wahlkampfstand aufmachen. Erinnere mich immer noch mit grauen an die Aussage eines Bürgers aus dem Osten „Ja außer der AfD war halt keiner mit Wahlkampfstand da“. Mehr muss man nicht wissen. Ja das böse kapitalistische Internet hat uns die Diskursräume kaputt gemacht. Und überhaupt den gesellschaftlichen Diskurs muss eh primär die Gesellschaft führen.

Ich schalte weiter. wie gesagt der Stephan hat mich schnell gegrillt. Vorbewusste Wissensbestände is auch eine nette Formulierung für Weltbild, Bias und Co. Was übrigens interessant war, dass er versucht anders / verständlicher zu reden. Ohne die Begriffe mit denn man heute so um sich wirft. Nicht mal Narrativ wenns geht.

„Corona hat bei uns Einschränkungen produziert, die für 90% der Weltbevölkerung Alltag sind“ Irgendwas ist an mir vorbeigegangen. Hust. Das war jetzt ein Narrativ oder? Oder haben 90% kein Klopapier? Aber linkes Denken will auch gar nicht mehr verstehen und vieles ist auch immer Klappern. Handwerk halt. Empörung gibs nicht nur im Netz. Und ja die letzten wegen mir 50 Jahre waren für viele hier ganz schlimm. Da wars die Jahrtausende davor viel mehr rosa. Dieder Wahrheit müssen wir ins Auge sehen. Ja die Gesellschaft wird jetzt auch noch mit der Realität dadraußen konfrontiert und muss ihre Lebenslügen anerkennen. Das war in den 80ern/ 90ern noch nicht so. Und darum sind wir erst jetzt instabil geworden.

Ich seuftze. Mal ehrlich. Nein wir hatten in den 90ern keine Probleme. 25% Arbeitslosigkeit. Brennende Asylheime. Ozonlöcher. Sauren Regen und so weiter. Und in den 80ern war nie Kriegsgefahr. Diese Instabilität wie wir sie wahrnehmen hat doch eher was damit zu tun, dass sich die Medien verändert haben. In den 90ern ging mit den Privaten los mit „Mein Name ist Barbara Eligmann und ich bin total Explosiv“ Oder so. Talkshows und so weiter. Das Internet kam dazu. Man hatte ganz andere Informationen. Andere Vernetzung. Man sieht mehr, man hört mehr, man kann mit der Welt in Kontakt treten, Jeder. Jeder kann teilhaben. Nicht mehr nur Eliten. Und ja gerade mit social media die Möglichkeit viel mehr Leute zu finden, deren Weltbild man teilt. Viel mehr Möglichkeiten der Empörung. Verändere Statussymbole wie Moral. Immer schln an Philipp denken. Überhaupt der Kulturkampf getriggert auch durch Progressive Weltverbesserer. Hier wühlt doch „jeder“ die Gesellschaft jeden Tag ein Stück mehr auf. Dass Kinder in Afrika verhungern während wie Essen wegwerfen wussten wir auch schon in den 80ern. Und auch dass Kinderhände für uns arbeiten.

Es ist spannend, wie sehr wir Dinge vergessen. Wie sehr wir im Hier und Jetzt leben. Und es eigentlich wissen müssten.

Ganz ehrlich der Stephan blubbelt da auch Quark. Von wegen Lebenslügen, Geschichten blubs. Ich gähne sanft. Irgendwie sind alle immer in ihren Weltbildern gefangen. Auch wenn er hier da nen netten Punkt hat. Wie das wir alle irgendwie verstrickt sind und auch wechselseitig mit der Politik uns die Verantwortung hin und her schieben. Und wir gern das verbieten, was wir selbst nicht nutzen. Aber wehe es geht uns an den Kragen. Aber ich mag seine Klamotten.

Mehr will ich gar nicht mehr sagen. Ich bin irgendwie an dem Punkt, dass ich von solchen Veranstaltungen kaum noch was mitnehme. Verstricken und verblenden wir uns im Halbwissen über menschliche Wahrnehmungen und Sozialverhalten und dem eigenen Selbstbild mit samt eigenem Hollywoodfilm. Der eine redet von vorbewussten Wissensbeständen, der andere davon dass Emotionen wichtiger sind als Denken. Ich seufze sanft und denke mir „Ihr seid Geisteswissenschaftler, ihr werdet es schaffen mal ein paar neue Erkenntnisse über unseren Geist zu lesen. Wenn wir wirklich Interesse an der Gesellschaft habt.“ Ach und „Wenn ihr wirklich die Welt retten wollt, dann stellt bitte auch eure Geschichten in Frage und ob wirklich nur eine Vergesellschaftlichung die Welt vor dem Untergang retten kann.“ Es geht eben nichts ums Klima. Nirgends aber so rein gar nirgends ist definiert, dass Vergesellschaftlichung die Welt weniger schrottet.

Und wenn wir das richtig ko-kreativ denken, werden wir mit genug Multiperspektivität die Narrative neu verstricken, voll mutlisovlingtechnisch in Schönheit zu … emm endlos auszudiskutieren. Dann kriegen wir das mit dem Post-Narzissmus dann auch vielleicht gelöst. Aber nur wenn wir verstehen, dass Gesellschaften nicht durch Gefühlsglanz zusammengehalten werden, sondern dass wir Herdentiere einfach ein Gemeinschaftsgefühl brauchen. Identität … mit der Gruppe. Und das in einer globalisieren Welt in einer Gruppe von 8 Milliarden Menschen in der auch noch jeder Stein umgedreht werden muss und jeder Wert in Frage gestellt wird und überhaupt eine Krise nach der anderen kommt … ach ja … definiere Gesellschaft im Jahr 2022 bitte. Hat die Evolution nicht vorgesehen. Vieles nicht, was heute auf uns einprasselt. Was wir nicht mehr zusammen bekommen. Was uns aufwühlt.

Ich säufze schwer. Ich sollte den Kram echt lassen. Das bringt uns alle keine cm vorwärts.

Und in dieser Welt da draußen werden immer noch Menschen abgeschlachtet. Aber sagt mir nicht, dass auch daran unser Kapitalismus schuld ist. Ko-Kreativ.

I′ve wept for those who suffer long
But how I weep for those who’ve gone
In rooms of grief and questioned wrong
But keep on killing

It′s in the soul to feel such things
But weak to watch without speaking
Oh, what mercy sadness bring
If God be willing

There is a train that’s headin‘ straight
To heaven′s gate, to heaven′s gate
And on the way child and man and woman wait

Watch and wait for redemption day
Fire rages in the streets
And swallows everything it meets
It’s just an image often seen, on television


Come leaders, come ye men of great
Let us hear you pontificate
Your many virtues laid to waste
And we aren′t listening

There is a train that’s heading straight
To heaven′s gate, to heaven’s gate
And on the way child and man and woman wait
Watch and wait, for redemption day

What do you have for us today?
Throw us a bone but save the plate
Oh, why we waited ′til so late
Was there no oil to excavate?

No riches in trade for the fate
Of every person who died in hate
Throw us a bone, you men of great

There is a train that’s heading straight
To heaven’s gate, to heaven′s gate
And on the way child and man and woman wait
Watch and wait for redemption day


It′s buried inn the countryside
Exploding in the shells of night
It’s everywhere a baby cries
Freedom, freedom, freedom

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