Wie überwindet man seine Natur?

Soderle Fritze. Lass uns man nen Zwischenstand festhalten. Wir wissen, dass das mit dem Menschen und der Vernunft so ein überschätztes Ding is. Und dass dieses Gruppenzeug Dialog verhindert. Wir sehen die Welt und uns so wie wir es gut finden und das muss halt nicht die Realität sein. Und verdummen tuten wir auch. Jetzt haben wir uns dem Johannes gewidmet. Der Johannes is Archäogenetiker. Die beschäftigen sich mit der Entwicklung des Menschen und frickeln dabei auch in den Genen rum. Und schreibt zusammen mit Journalisten *hust* auch Bücher zu dem Thema. Johannes wurde mir von Youtube angespült nachdem ich ein paar Dokus geschaut hatte. Nur fürs Protokoll ☝ … weil ja da war was … und mit dem Leipziger Zoo hat er auch was am Laufen.

Johannes kommt jedenfalls zum Punkt, dass wir unsere Natur überwinden müssen. Weil wir Menschen sind so. So gepolt, dass wir erobern und die Welt zum Untertan machen. Aber die hat Grenzen. Und das wird dann unser Untergang. wir sind zu viele geworden. Der Siegeszug an die Grenzen gekommen.

Weil unsere Erfolgsgeschichte basiert auf Expansion und schneller, höher, weiter. Fortschritt. Funzt halt nicht mehr, wenn man an die Grenzen des Planeten stößt.

Apropos, ich glaub Johannes lebt nachhaltig und hat nur ein Hemd. Oder so wie ich bei Jeans mind. 10 gleiche im Schrank. Nicht dass sie die Produktion einstellen. Die Zeiten sind so schnelllebig.

Johannes meint, dass der Homo Sapiens sich deshalb durchgesetzt hat, weil er kulturelle Fähigkeiten entwickelte. Dazu zählt nicht nur das Bemalen von Höhlen und Flöten bespielen, sondern vor allem technischer Fortschritt. Und die damit auch verbundene hohe Anpassungsfähigkeit. Und der Wille neues zu erobern/ zu entdecken. Das is ja das wo wir schon mal drüber gestolpert sind, Fritze. Irgendne Doku beim Durchzappen. Dass unser Erfolgsrezept war, immer mehr Gebiete zu erobern, das Fernweh. Das entdecken wollen. Und wir dabei auch widrige Umgebungen locker gemeistert haben.

Wahrscheinlich spielt genau da auch die Selbstüberschätzung mit rein. Über die Grenzen hinauszugehen. Ohne Scheu. Weiter ziehen, neue Ressourcen erobern irgendwie etwas was für uns ein Vorteil war. Aus Johannes Sicht ist aber das entscheidende der wie er es nennt kulturelle Faktor. Dass unser Verstand, unsere Intelligenz in der Lage war/ ist Erfindungen zu machen. Probleme mit Technik oder auch anderen Innovationen zu lösen. Werkzeuge, Ackerbau, Viehzucht, Industrie, Waffen bis hin zu Computern. Das Herausbilden komplexer Gesellschaften mit Arbeitsteilung und Spezialisierung und somit immer mehr Fortschritt. Das irgendwas in uns ist, dass das ermöglicht hat. Was anderen Arten er Urmenschen nicht möglich war. Weshalb der sapiens sich durchgesetzt hat. Und von den anderen max. noch ein paar Prozent in uns schlummern, weil man sich zwischen drin mal gepaart hat.

Wie so oft gibt es nicht die eine Antwort, und sollte eine davon in den Genen liegen, dann sind wir ihr noch nicht auf die Spur gekommen. Aber wir sehen das, was unsere Vorfahren ganz offensichtlich von ihren dem Untergang geweihten Cousins und Cousinen unterschied: die komplexe menschliche Kultur und die damit verbundene Fähigkeit, sich die umgebende Natur anzueignen und zu formen. Und auch wenn sie es ohne jedes Bewusstsein dafür taten: Durch die Vermischung mit den Neandertalern unterwarfen sich unsere Vorfahren auch dieses Stück »Natur«, indem sie es sich einverleibten.

Krause, Johannes; Trappe, Thomas. Hybris: Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern (German Edition) (S.124). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Der moderne Mensch kam, war überlegen, brauchte auf und zog weiter. Siedler am Limit. Man darf nicht zu viele Jägerhütten bauen, dass weiß man doch. Sonst Ebbe mit dem Steak. Und aufforsten nicht vergessen.

Dank der gerade entwickelten Jagd- und Tötungstechniken war der moderne Mensch nicht mehr ein Lebewesen unter vielen, sondern der effizienteste Killer aller Zeiten. Mit Klingen, Lanzen, Speeren und Fallen stellte er allem nach, was ihm schmackhaft erschien, und sein Augenmerk richtete sich immer zuerst auf die saftigsten Steaks – also auf die Großfauna. Die Neuankömmlinge unterschieden sich in dieser Vorliebe kein bisschen von den Neandertalern und sicher auch nicht von den Denisovanern. Wohl aber gingen sie dabei sehr viel effizienter und raffinierter vor, wenn man es so nennen will: Denn egal, wo sie auftauchten, dauerte es nicht lange, bis sämtliche Großfauna verschwunden war.

Krause, Johannes; Trappe, Thomas. Hybris: Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern (German Edition) (S.128). Ullstein eBooks. Kindle-Version

Irgendwann haben wir dann in der Türkei Ackerbau gelernt und die haben sich dann ausgebreitet auch hier in D. Emm die Viehzucht kam dann irgendwie vom Schwarzem Meer. Und man hat das nicht einfach kopiert wie die Chinesen heute, nein es gab immer Migrationen / „Völkerwanderlungen“ wo sich die Technik / Kultur samt der Menschen, die sie erfunden hatten, ausbreiteten. Wir sind quasi Türken mit russischem Einschlag. Ach und irgendwas aus Afrika is auch noch dabei. Das kann der Johannes alles aus den Genen ablesen. Sprich mal sieht anhand der Genanalysen, welche Bewegungen einzelne Völker/ Gruppen stattgefunden haben, wie sie sich ausgebreitet haben und welche kulturellen Fortschritte sie mitgebracht haben – also da kommen natürlich noch die Infos der Ausgrabungen mit oben drauf. Oder anders, die Genanalysen ergänzen die Infos aus den Ausgrabungen und vervollständigen das Bild.

Gut heute haben wir andere Techniken als Koffer packen und die Welt erobern um kulturellen Fortschritt weiterzugeben. Wir pappen uns Bunden an den Arm. Okay der war böse. Aber wir sind anders mobil, können global kommunizieren, abschauen in Wettbewerb treten. Uns weiterentwickeln. Oben drauf kommt dann auch das Bildungssystem, dass wir in den letzten 100 Jahren stark ausgebaut haben. Was noch mal ganz andere technische/ kulturelle Fortschritte ermöglicht.

Alles in allem kommt aber Johannes auch zu dem Schluss, dass wir jetzt aber eine Punkt erreicht haben an dem wir uns und der Natur im Wege stehen. Er nennt es Homo Hybris

Das Schicksal der Menschheit wird im 21. Jahrhundert entschieden. Die natürlichen Ressourcen unseres Planeten, sie werden schon bald erschöpft sein. Es wird nur noch das zu verteilen geben, auf das andere ebenfalls Anspruch erheben. Das Potenzial tödlicher Konflikte, die schnell den gesamten Erdball ergreifen, wird in den kommenden Jahren zunehmen: Die Konkurrenz um Rohstoffe, um Handelsrouten, um Einflusssphären, sie prägen schon heute die internationalen Beziehungen.

Das ist, trotz allem, auch eine Nachricht der Zuversicht. Denn genau wie es für unsere Vorfahren keinen evolutionären Automatismus gab, so wird es auch keinen zwangsläufigen Weg in den Untergang geben. Wer, wenn nicht Homo hybris, sollte der Aufgabe, uns vor uns selbst zu schützen, gewachsen sein? Unsere natürliche Evolution, die ist längst beendet, sie wird uns nirgends mehr hinführen: Es gibt schlicht zu viele Menschen auf der Welt, als dass irgendeine noch so vorteilhafte Mutation bei einem oder einer in der Lage wäre, sich innerhalb der gesamten Population in kurzer Zeit durchzusetzen. In unseren Händen liegt es nun, mit unserem fast perfekten Bauplan zurechtzukommen, ohne den ihm innewohnenden Selbstzerstörungsmechanismus auszulösen. Die Rettung der menschlichen Zivilisation wird, wie sollte es anders sein, eine kulturelle Leistung sein – eine, von der unsere Nachfahren vielleicht genauso ehrfürchtig berichten, wie wir heute über die ersten Höhlenmalereien der Steinzeitmenschen reden. Unsere Vorfahren kamen, um zu siegen. Sie kamen, um zu bleiben. Irgendwas an ihnen war anders. Was genau, werden wir vielleicht nie so ganz verstehen. Wir wissen nur, dass wir einen evolutionären Jackpot gezogen haben: vielleicht auch doch als einzige Spezies in der Milchstraße, auf einem Planeten, den es kein zweites Mal gibt. Jetzt gilt es, das Gewonnene nicht zu verjubeln. Es ist Zeit für den nächsten großen Sprung: der Sprung in eine Welt, die uns genügt.

Krause, Johannes; Trappe, Thomas. Hybris: Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern (German Edition) (S.294). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Im Vortrag spricht er davon, dass wir unsere Natur besiegen müssen. Das was uns so weit gebracht hat. Das Expandieren, dass sich erheben über die Welt. Jetzt müssen wir anders denken und handeln. Vor allem handeln. Weil wissen tun wir ja. Wobei denken heißt ja nicht wissen und wissen nicht denken. Ja wir müssen anders denken. Aber wie Johannes sagt, wollen wir teilweise gar nicht sehen. Nicht wahrhaben. Vielleicht hat die Evolution das auch nicht vorgesehen. Weil das mutig Voran und nicht das ängstlich absichernde unser Erfolgsrezept war. Nur sind wir zu viele geworden und die Welt zu klein und eigentlich lassen wir keinen Raum mehr für anderes Leben mit unserem Wachstum basierend auf Kultur/ Technik.

Interessant ist der Move zu den Osterinseln. Dass die Menschen, die es dahin verschlagen hatten, die ökologischen Grenzen der Inseln auch überschritten hatten. Was ihnen neben Viren der europäischen Eroberer zum Verhängnis wurde. Kein einziger Baum stand mehr auf der Insel.

Der liegen gebliebene Riese versinnbildlicht geradezu das Schicksal der Menschheit, die auf der Osterinsel den entferntesten Punkt erreichte, den es zu entdecken gab – und hier nun die Grenzen zu spüren bekam, die ein endlicher Planet einer ins Unendliche strebenden Spezies setzt. Denn schließlich war die Osterinsel vor der Besiedlung durch die Menschen höchstwahrscheinlich ein dicht bewaldetes Paradies. Übrig war, als die Europäer hier im 18. Jahrhundert landeten, nur noch karge Steppe. Da die Osterinsel vermutlich erst vor weniger als 800 Jahren besiedelt wurde, müssen die Menschen nur wenige Generationen gebraucht haben, um den Urwald in eine Aneinanderreihung landwirtschaftlicher Monokulturen zu verwandeln, bewacht von monströsen Stein-Statuen.

Krause, Johannes; Trappe, Thomas. Hybris: Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern (German Edition) (S.220). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Sind die Maya nicht auch irgendwie? Da war auch was.

Welche Faktoren haben diese Katastrophe ausgelöst? Forscher wissen heute, dass die Bevölkerungsdichte in den letzten Jahrzehnten vor dem Kollaps dramatisch zugenommen hatte, dass die Bevölkerungskurve dann aber irgendwann nach 800 abknickt. Innerhalb von rund 150 Jahren wurde das Tiefland, wo zuvor Millionen Menschen lebten, entvölkert. Diese Menschenmassen waren eine außerordentliche Belastung für ihre Umwelt.

https://www.geo.de/magazine/geo-epoche-kollektion/18001-rtkl-yucatan-wie-kam-es-zum-untergang-der-maya

Wir verfügen heute über das Wissen, was die Menschen früher nicht hatten. Und eben jener Erfahrung. Nennen wir es Kultur. Wir könnten anders, wenn wir verstehen und wollen würden. Wenn wir erkennen könnten. Und nicht den alten Mechanismen des Steinzeithirns verfallen würden.

Wo wir beim Problem sind. Menschen wie Johannes und Maja hoffen noch auf das Gute. Auch wenn die Zweifel nagen. Emm und ja und da gibs auch Einflüsse. Hust. Vielleicht sogar in beide Richtungen. Und ja beide haben Kinder. Und ja die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber irgendwie ist es Hoffnung. Das ist zwar schön und gut, aber da geht doch mehr. Wir müssen doch in der Lage sein mit dem was wir wissen siehe das was Johannes erklärt und das was wir aus Evolutionsbiologie/ Psychologie über unser Steinzeithirn und dessen Nebel wissen, irgendwie in der Lage sein „Sehenden Auges in den Abgrund“ zu verhindern.

Ich mag an der Stelle nicht aufhören. Weil hier fängt ja erst die Lösung an. Und ja dabei geht es auch darum, die richtigen Prioritäten zu setzen. Dem Erkennen, dass wir nur gemeinsam ans Ziel kommen. Und alle ihr Wissen in den Topf werfen müssen. Und Johannes würde da z.B. Gentechnik reinwerfen 🙃.

Und ich werfe mal wieder meine persönliche Kreislaufwirtschaft in den Ring.

Ich könnte auch noch Gedanken einwerfen, wo ich Ralf, Veronika und Maja zusammendenke. Und Söder. Aber lassen wir das. Es geht nicht um Klimagerechtigkeit, es geht nicht um Geschlechtergerechtigkeit. Es geht nicht darum den Kapitatalismus abzuschaffen. Es geht ums Überleben – vieler. Ich will immer noch nicht in Schönheit sterben. Wir dürfen uns nicht aufreiben an diesen Kulturkämpfen. Und genau das ist auch eines dieser Teile der Hybris. Des Übermutes. Im Angesicht des Abgrunds die Welt nach idealisierten Vorbildern gestalten zu wollen. Anstelle den Fokus aufs Überleben zu richten.

Worum gehts eigentlich wirklich?

Es ist nicht der Kapitalismus. Es ist unsere Natur. Wie sie schon immer war. Die Osterinseln waren keine kapitalistische Enklave.

Apropos Kulturkmämpfe. Noch mal kurz zu den Mayas gelinst.

Die Folge war eine Zersplitterung des Tieflands in eine Vielzahl konkurrierender Herrschaften. In den Kriegen gegeneinander rieben sich die Staaten auf, keiner war mächtig genug, um eine neue politische Ordnung zu schaffen. So lösten sich das Königtum und damit die Staaten und deren Infrastruktur gewissermaßen selbst auf – ein Prozess, den Historiker „Balkanisierung“ nennen. Die dichte Bevölkerung verlangte aber in jener Epoche nach immer mehr Ressourcen. Mit dem Ende der Monarchie fehlte jedoch eine politische Macht, die in der Lage gewesen wäre, neue Formen der landwirtschaftlichen Produktion zu entwickeln und genug Arbeitskräfte zu rekrutieren, um große Wasserreservoire, Feldbauterrassen oder Bewässerungssysteme anzulegen. Folge: Die organisations- und führerlosen Maya-Städte wurden von der Bevölkerung aufgegeben, die Zivilisation kollabierte. Nur in den Randbezirken des Tieflands und im Hochland von Guatemala lebte die Maya-Bevölkerung in bescheidenen Städten weiter fort.

https://www.geo.de/magazine/geo-epoche-kollektion/18001-rtkl-yucatan-wie-kam-es-zum-untergang-der-maya

Kein guter Plan sich führungslos in Kämpfen aufzureiben, wenn man an die Grenzen der Ressourcen stößt, mit Dürren kämpfen muss und eigentlich Führung und nen Plan braucht.

Ich bleib dabei, wir müssen den Menschen über den Menschen aufklären. Und das nutzen, was man an unserem Steinzeithirn positiv nutzen kann. Wettbewerb, Neid. Kreativität. Ja und im Zweifel Kooperation. Auch wenn das heute ganz andere Ebenen sind. Und wir brauchen eine Plan. Und Führung. Hust. Auch wenn das total unprogressiv und total altmodisch gedacht ist.

Wie war das mit Kooperation ist der neue Realismus? Wenn ich mich recht entsinne haben die Urheber auch zugegeben, dass auch bei ihnen dir Hoffnung zuletzt stirbt, auch wenn die Evidenz anders aussieht.

Mir geht die Mukke jetzt wirklich grad aus. Muss total out of context auf Weihnachtsmukke ausweichen. Doch doch, das is Weihnachtsmukke. Bringt mich eh zu dem Punkt Fritze, dass wir da einiges zusammendenken müssen. Irgendwo muss auch noch die Liebe ins Konzept. Gehört auch zum Modernen Menschen. Und seine Antriebsfedern. Sonst wäre Youtube nicht voll davon. Wir sind nicht alle nur Erfinder. Seuftz. Die Welt neu denken is anstrengend. Und braucht verdammt viel Kreativität. Wollte die Evolution so. Aha. Schon klar.

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