Soziale Bedürfnisse

Stadtradeln geht los. Also bei mir hier. Ich radele nicht mit der Firma. Ich radele wieder hier daheim auf eigene Kappe. Jedenfalls werde ich dann nicht groß zum denken und schreiben kommen. Schlafen wäre mal ein Plan. Aber ich wiederhole mich.

Und ich hab auch mal wieder was angefangen. Hier aufzutippsen. Ich hab mir ja einiges zum Thema Autismus reingezogen die Tage und bin mittelschwer hochgradig entsetzt, wie sehr dieses „Thema“ auch in eine Art Kulturkampf und social media und Zeitgeist unter die Räder kommt. Ich hab teilweise mittelschwer Puls. Und das was mir bei all abfeiern von Autismus-Diagnosen und gleichzeitigem Abwerten der „normalen Mitbürger“ so aufstößt, is das totale ignorieren der Erkenntnisse wie der Mensch als Herdentier so funktioniert. Und was es am Ende heißt, wen die Interaktion nicht so stattfinden kann, wie es für Herdentiere gut wäre. Und auch Anpassung und Mitläufertum hat seine Sinn. Eine Herde funktioniert nicht, wenn all wilde Monologe führen und in unterschiedliche Richtungen laufen. Eine Herde funktioniert nicht, wenn wir aufeinander rumtrampeln.

Mich schüttelt einiges was man online findet. Auch an „Dokus“ (ja bewusst in Hochkommata, guter Journalismus geht ander) oder Foren. Da hätte ich viel zu sagen. Auch darum, ob das clever ist so ein Spektrum aufzumachen, wo man super sozial angepasst Menschen mit tollen kognitiven Fähigkeiten wie Einstein mit schwerst behinderten Menschen, die nicht allein Leben können in eine Suppentopf werfen muss. Aber das kriege ich gerade auf die Schnelle nicht so sortiert und gut formuliert, dass was sinnvolles bei rauskommt.

Ich bin das weil auch über Tom gestolpert. Selbst Asperger + diverses anderes. Für mich daher auch etwas sehr extrovertiert für einen Autisten, aber je mehr ich mir von seinen Videos anschaue um so mehr stimme ich ihm auch zu. So macht er ähnliche Beobachten, die ich auch gemacht habe und stellt such dagegen. Und mir gefällt auch seine Einstellung. Dass die Diagnose nix ist, was es zu feiern gibt und kein Freifahrtschein ist „ich bin halt so“, sondern auch harte Arbeit, wenn man ein erfülltes Leben haben will. Weil Mensch ist ein soziales Wesen. Und man kann nicht darauf warten, dass sich die Gesellschaft bitte aus eine zubewegt. Aber das erstmal nur angerissen.

Tom hatte dann vor Kurzem ein Video zum Thema Sexualität und Beziehungen gemacht. Ein Thema wo es wohl relativ wenig Arbeiten/ Beratung zu gibt (sagt auch der Madendoktor Benecke, der bei mir jetzt ganz durch is), aber scheinbar großer Bedarf vorhanden ist. Weil Mensch halt doch ein soziales Wesen ist und sich daraus Bedürfnisse ableiten.

Das Video hat dann ein User wie folgt kommentiert – und genau das ist einer der Punkte die ich meine. Was viel zu wenig Beachtung findet. Wie fühlt es sich an, abgeschnitten zu sein auch von Beziehungen ….

Deshalb gehört Autismus für mich zu den schlimmsten Behinderung von allen. Körperkontakt, Liebe, Sexualität sind alles Grundbedürfnisse genauso wie essen, trinken und schlafen. Wenn das über viele Jahre fehlt hat das Unvorstellbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Darüber macht sich die Gesellschaft überhaupt keine Gedanken wie sich das wohl anfühlen muss. Es ist nun mal nicht nachzuvollziehen wenn man selbst diese Problematik nicht hat. Für mich gibt es nichts schlimmeres und schmerzhafteres als keinerlei Körperkontakt. Nicht die Psyche ist das was den Untergang bringt sondern wirklich körperlich starke Schmerzen durch lebenslänglich fehlenden Körperkontakt. Tagtäglich unerträglich vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Nicht mehr auszuhalten, kein normales Leben möglich. Man quält und schleppt sich nur noch von Tag zu Tag ohne es auch nur eine Sekunde schön haben zu können. Egal was man macht alles ist nur dafür da um irgendwie die Zeit rumzukriegen, aber auch mal an diesem Leben teilhaben ist unerreichbarer Luxus. So schlimm wie es ohne Liebe und Sexualität schon ist, aber ohne Körperkontakt ist es am allerschlimmsten. Und ohne das kann man nicht überleben – hat jedenfalls nicht viel mit Leben zu tun, wenn der Körper rund um die Uhr richtig heftig weh tut und unter chronischem Dauerstress steht. Gesundheit bedeutet psychisches körperliches und soziales Wohlbefinden. Ist bei mir nur durch dieses eine Problem inzwischen alles drei nicht mehr gegeben

DAS hat SO noch NIEMAND gesagt (sehr emotional)!

Ich sagte ja schon, Kopfkraulen ist gut gegen Halsweh. Oder eben Stressabbau.

Und das liegt unter anderem am Stresshormon Cortisol. Das schüttet der Körper grundsätzlich aus, wenn man sich einsam fühlt oder wenige soziale Kontakte hat. Wenn das auf lange Zeit der Fall ist, dann steigt die Menge an Cortisol im Körper und das hat negative Auswirkungen auf unsere Körperfunktionen.

Zum Beispiel kann der Körper Entzündungen nicht mehr so gut unter Kontrolle bringen und auch unser Stoffwechsel wird gestört. Außerdem kann Cortisol das Risiko, Krebs oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen, erhöhen.

Einsamkeit erhöht Sterberisiko

Und da kann man seine Diagnose feier bis der Arzt kommt und einfach so sein wie man ist, es gibt da so höhere Dinge, die die Party crashen. Wobei .. man kann auch die Community und das damit verbundene Empowerment (was sie alles für Wörter kennen) als Ersatz benutzen. Und die nächste Subkultur ist eröffnet.

Es gibt Gott sei Dank inzwischen viele gute Leute, z.B Dami Charf würde mir da einfallen, die darauf hingewiesen hat, dass z.B der menschliche Organismus, wenn er sich von der Herde das heißt von anderen Menschen getrennt empfindet, ständig unter einem Gefühl von Dauerstress steht. Und wir in einer Gesellschaft leben in der sowieso relativ wenig Körperkontakt zu anderen besteht. Das signalisiert dem Menschen ständig das Gefühl, von der Herde getrennt zu sein. Wir bekommen ständig Signale soziale Signale über Botenstoffe jeglicher Art. Das fängt bei den Gerüchen an, das geht dann über Körper-Berührungen und natürlich auch über psychologische Signale, dass wir eben nicht von der Gemeinschaft getrennt sind oder eben doch getrennt sind. Auch nicht autistische Menschen sind von der Gemeinschaft in unserer modernen Singlegesellschaft häufig extrem getrennt. Ja wir denken an die Männer und Frauen, die in ihren Einzimmerwohnungen leben, die vielleicht eine soziale Phobie haben, eine schizzoide Persönlichkeitsstörung oder die aus anderen Gründen

DAS hat SO noch NIEMAND gesagt (sehr emotional)!

Soziale Kontakte aufbauen und halten, Kommunikation vor allem die nonverbale, all das soziale Interagieren, ist eben nicht so einfach für viele. die die eben nicht nur ein bisschen schwanger sind, damit es für ein Youtube Video reicht und nen Fragebogen, bei dem man so in etwa weiß wie man antworten muss. Hatte übrigens gelesen, dass die Diagnose Austimus gerade im Intellektuellen Bubble zunimmt. Sowas aber auch. Aber wie dem auch sei, soziale Beziehungen sind für viele nicht einfach. Und gerade auch für autistische Männer noch schwieriger. Weil er eben nicht erobern kann. Außer er ist VWLer weil das sind ja alles Postautisten. Hust. Aber was die Dokus zeigen sind dann auf Wochenmärkten leidende Frauen, die dann auf die Technoparty gehen. Da is weniger kaut, weniger stinkende Menschen, weniger ungewollter Körperkontakt mit Fremden. Hust. Es geht übrigens noch lustiger, aber lassen wir das heute.

Schmeißen wir wie Tom noch mal Maslow ein.

Das dritte und letzte Defizitbedürfnis der Bedürfnispyramide Maslows ist die soziale Eingebundenheit. Neben dem sozialen Austausch und dem Einnehmen einer sozialen Rolle in der Gesellschaft bedarf es – um ein glückliches Leben zu führen – vor allem des Gefühls der Zugehörigkeit zu einem Verbund. Dieses Bedürfnis ist sowohl im Hinblick auf die Familie, den/die Partner:in, Kinder, Freundschaften oder Kolleg:innen anwendbar. 

Bedürfnispyramide erklärt: Maslowsche Bedürfnishierarchie

Ja aber in was für Zeiten leben wir?

In der modernen Debatte übrigens auch von viele von vielen Paartherapeuten und Dating Coaches heutzutage auf YouTube wird das aber genau verdreht. Da wird ja immer die Selbstliebe propagiert. Da heißt es immer wieder „hey geh in die Selbstliebe, kümmere dich um dich selbst. Du brauchst nur dich. Du bist dafür verantwortlich dich glücklich zu machen. Und ja die anderen kümmere Dich weniger. Kümmere Dich mehr um dich“ Das sind alles so Glaubenssätze so moderne Lehren sage ich mal, die meiner Meinung nach falsch sind. Alleine schon weil sie zu den ja Grundbedürfnissen des Menschen in totalem Widerspruch stehen

DAS hat SO noch NIEMAND gesagt (sehr emotional)!

Ja dieser Gesellschaftsdiagnose kann auch ich was abgewinnen. Ich bin zwar immer noch Typ einsame Hütte im Wald. Aber ich will nicht leugnen wie Menschen ticken. Ich halte auch nix davon solche grundsätzlichen Mechanismen zu leugnen. Und nein, ich glaube nicht, dass der Kapitalismus schuld is. Aber das is ein anderes Thema.

Aber davon mal ab. Das was sich daran anschließt ist eben, zu schauen, wie man sich entwickeln kann, um dieses ganze soziale doch irgendwie gemeistert zu bekommen. Das wird nicht vom Himmel fallen. Und das is beschissene harte Arbeit. Und wird wahrscheinlich nie dieser Automatismus sein, den andere Menschen haben. Wobei man auch da sagen muss, dass das ganze soziale immer kompliziert ist. Und Beziehungen immer Arbeit sind. Und Menschen sind verdammt kompliziert. Weiß nicht, was die Evolution sich dabei gedacht hat.

Und ja, ich mag da seine Einstellung.

Man kann von niemand verlangen, dass er einen liebt, dass er einen sympathisch findet. Du musst mich aber als Freund wollen, weil ich bin Autist. Es kann nicht sein, dass nur weil ich in meinen sozialen Fähigkeiten Probleme habe / Defizit habe / Einschränkungen habe, die auf Autismus beruhen, dass du nicht mit mir befreundet sein willst. Ich verlange das von dir als Nachteilsausgleich. Das geht nicht. Und das ist der Grund warum dieser Autisten ja auch häufig so sozial so scheitern

DIESEN Denkfehler machen alle Asperger (bei Freundschaft und Partnerschaft)

Meine Erfahrung ist, dass egal womit man zu kämpfen hat, diese Einstellung dass immer nur eine Seite Rücksicht nehmen muss und ertragen muss und an sich arbeiten muss, das funktioniert nicht. Egal welches Säcklein man mit sich rumzutragen hat, ich habe Respekt vor allen, die sich eben nicht ihrem Schicksal ergeben und auch die andere Seite als Menschen sehen, die auch Schmerz empfinden können. Und so es dann auch schaffen können, Wege zu finden ein erfülltes Leben mit sozialen Beziehungen zu führen. Und auch Persönlichkeitsstörungen sind eigentlich Beziehungsstörungen. Auch hier gilt, egal ob Narzisst, Borderliner, Psychopath oder was es da sonst noch alles gibt, dass die Beziehung zur Umwelt gestört ist. Soziale Interaktion. Und das das dann Leid und diverse Symptome verursacht. Bei den Betroffenen selbst und den Personen um sie herum. Selbstverletzung, Depressionen, Suizid, Gewalt gegen andere, Mord. Letztes ist bei Autismus glaube weniger zu erwarten.

Natürlich kann man scheitern, Und nichts ist einfach. Und nichts wird perfekt. Aber man kann es probieren. Und ich glaube, dass wenn man Beziehungen auf Augenhöhe führen möchte, dann sind gegenseitiger Respekt und gemeinsame Arbeit und ein gemeinsames Ziel unabdingbar. Mit und ohne Papperl. Und auch Arbeit kann Spaß machen und befriedigend gestaltet werden.

Nacht.

I walked across an empty land
I knew the pathway like the back of my hand
I felt the earth beneath my feet
Sat by the river and it made me complete

Oh, simple thing, where have you gone?
I’m getting old, and I need something to rely on
So, tell me when you’re gonna let me in
I’m getting tired, and I need somewhere to begin

I came across a fallen tree
I felt the branches of it looking at me
Is this the place we used to love?
Is this the place that I’ve been dreaming of?

Oh, simple thing, where have you gone?
I’m getting old, and I need something to rely on
So, tell me when you’re gonna let me in
I’m getting tired, and I need somewhere to begin

And if you have a minute, why don’t we go
Talk about it somewhere only we know?
This could be the end of everything
So, why don’t we go somewhere only we know?
Somewhere only we know

Oh, simple thing, where have you gone?
I’m getting old, and I need something to rely on
So, tell me when you’re gonna let me in
I’m getting tired, and I need somewhere to begin

And if you have a minute, why don’t we go
Talk about it somewhere only we know?
This could be the end of everything
So, why don’t we go?
So, why don’t we go?

Ooh, oh-oh
Ah, oh

This could be the end of everything
So, why don’t we go somewhere only we know?
Somewhere only we know
Somewhere only we know

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