Schubladen

„Wir haben diskutiert, warum eben genau NICHT (abwesende) Dritte für uns Kategorien bauen, denen wir dann entsprechen sollen.“

Ich will mir diesen Satz so hinbiegen, dass ich ihn falsch verstanden habe und mich dann für meine Reaktion lieber selbst geißeln. Kann ich aber nicht. Er hat in dem Kontext, in dem er gefallen ist, nur eine Interpretation. Als Antwort auf eine spezifische Kritik meinerseits. Und enthält auch somit eine Wertung. Eine weiter Wertung bezüglich meiner meiner Kritik und somit meiner Person. Frei von Interpretation.

Interessanter Weise macht dieser eine Satz allein für sich so viel auf. Wie sehr wir uns als Menschen mit der individuellen Freiheit verlieren. Sogar die, die genau diese kritisieren.

Die Quelle scheint irgendwo begrabenen in irgendwelchen FAZ Artikel plus das was ehh in uns allen steckt mit dem Wunsch keiner Schublade zu entsprechen.

Nein man kann sich eben nicht einfach abkoppeln. Irgendwie aufhören in Schubladen zu denken. Das Kategorisieren von Menschen, von Ereignissen .. das Einsortieren ist tief in uns drin. Das kann man nicht ablegen. Bei aller kulturellen Weiterentwicklung. Das ist wie das Leben funktioniert. Bleib bei rot stehen, geh bei grün. Sich zurecht zu finden in der Welt. Das Koordinatensystem das sich uns zurechtfinden lässt. Wir können Dinge auch wieder von einer Schublade in eine andere packen. Wenn wir dazulernen und im Zweifel auch ab und an flexibel reagieren. Aber wir brauchen sie.

Und eben deshalb hat es eben eine Auswirkung, wenn wir von anderen fordern, dass sie uns nicht in Schubladen stecken sollen. Wir fordern das gern. Weil niemand das mag, das bewertet werden. Aber wir tun es immer. Wir müssen es tun. Und schon allein deshalb, weil das Leben eben keine Einbahnstraße ist. Es ist bis auf den Einsiedler immer eine Interaktion. Und Gesellschaften haben Subsysteme mit Berufsgruppen, mit Funkionen, mit Erwartungshaltungen, mit Regeln, mit unterschiedlichem Vertrauen.

Klar kann ich versuchen das zu ignorieren, aber das wird nicht klappen. Es wird nicht klappen, dass wir Wissenschaftler anders wahrnehmen als Aktivisten. Und mal so switchen wie man lustig ist. Man möge dich bitte die Rolle in dem Moment richtig erkennen. Nun ja. Ich schweige.

More in Common: Navigieren im Ungewissen: Impulse zur Zukunft der Gesellschaft
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Rosinenpickerei gilt auch für Umfragen/ Studien. Nicht einfach mal nur die akzeptieren, die einem passt. Aktivismus und Wissenschaft sind so meilenweit entfernt. Und klar kann ich auch hier Begriffe wieder verwässern und auch Aktivismus irgendwas aktives machen. Quasi ein aktiver Wirk. Das ändert nix daran, dass je mehr Nähe ich zu dem offiziell existierenden Aktivismus suche, ich auch in das Fahrwasser gerate. Und vor allem dann wenn man sehr aktiv unterwegs ist. Und so weiter. Ich hab mich da mehrfach ausgelassen. Und ja mein Koordinatensystem unterscheidet stark in Akrivisten und Wissenschaftler. Aber das nur am Rande.

Unabhängig von den unterschiedlichen Rollen/ Schubladen: Wer die Gesellschaft gestalten will, der beeinflusst immer andere. Im Zweifel alle anderen. Oder anders ausgedrückt man steht immer in einer Wechselwirkung mit anderen. In einem Fear-Loop-Love-Loop-Feedbackdings. Nein nicht fragen. Wissenschaft kann kreativ sein und nicht jede Idee muss unbedingt, ach lassen wir das … Man geht jedenfalls raus und ist automatisch in einer Beziehung zu all den Millionen andern Menschen. Die dich ablegen müssen. Für ihr Koordinatensystem. Die in sich die Regeln haben, die Schubladen. Die Erwartungshaltungen. Die eine Gesellschaft definiert hat, damit sie funktioniert. Und die wir brauchen um uns zurechtzufinden. Miteinander auch irgendwie auf eine Art Vertrauen basiert interagieren zu können. Wenn man Menschen nicht einordnen kann, kann man eben nicht vertrauen. Hmm.

Ich hab gelernt in meinem Leben, dass ich Menschen, die ich nicht greifen kann, nicht rauen darf. Das größtmögliche Misstrauen entgegenbringen muss. So sind mir auch wieder die lieber, die ich bewusst für eine Seite entscheiden. Auch wenn es die mit weniger Ruhm und Ehre ist.

Dieses Streben nach individueller Freiheit. Unabhängigkeit. Fern von Schubladen. Man selbst sein. Was man grad will. Wer man grad sein will. Dieses Entfliehen Wollen aus Schubladen. Die einem Fesseln geben. Das anders Sein. Freiheit. Individuelle Freiheit. Sperr mich nicht ein. Bevormunde mich nicht. Reaktanz.

Eine Form der kognitiven Verzerrung ist die sogenannte Reaktanz. Diese tritt auf, wenn eine Person das Gefühl hat, dass eine andere Person oder Gruppe ihre Entscheidungsfreiheit einschränken will. Die Reaktanz führt dazu, dass diese Person dann eine Meinung vertritt, die der des anderen bzw. der Gruppe entgegensteht. Häufig tritt die Reaktanz in der Aufwertung der eliminierten oder eingeschränkten Alternative auf, dass bedeutet, dass gerade die Freiheiten, die der Person genommen werden sollen, nun als besonders wichtig erachtet werden. Denn Menschen wollen im Grundsatz nicht das tun, was andere für uns vorgesehen haben, sondern sie wollen sich frei entscheiden. Die Reaktanz (Widerspenstigkeit) wirkt dann wie eine Art Schutzschild gegen Beeinflussungsversuche.

https://www.profiling.me/kognitive-verzerrung/

So sehr wie nach dieser individuellen Freiheit und Selbstbestimmung streben, so sehr suchen wir uns dann doch wieder Gruppen zu denen wir dazugehören wollen. Weil es tief in uns verankert ist. Oder weil es heißt, man muss es tun, um Dinge zu erreichen. Aber meist ist es der Drang ins uns drin. Wir brauchen Gruppen. Ohne Gruppe kein Überleben. Wir wollen dazugehören. Aber wer dazugehören will, muss sich anpassen, sich einpassen. An Regeln. An Schubladen. Und wer sich nicht zurechtfindet, wer seine individuelle Freiheit über die der Gruppe stellt, wird auch nie echtes Vertrauen haben. Auch nicht in sich. Und schon gar nicht in die Gruppe. Eine Krankheit unserer Zeit.

Individuelle Freiheit, die aber nie abgekoppelt ist von der Umgebung. Wie war das? Man kann nicht nicht wirken. Es gibt immer eine Interaktion/ Reaktion, ob ich will oder nicht. Und das was ich in einer kleine Gruppe beschließe, kann große Auswirkungen auf sehr sehr viele Dritte haben. Das WIR in einem Moment mit der Sicht auf die nicht anwesenden Dritten ist im nächsten Moment eine Interaktion mit diesen Dritten. Die im Zweifel ihre eigenen Vorstellungen/ Erwartungen haben. Ohne Kunden und ihre Erwartungen zu berücksichtigen, kann ich nie erfolgreich sein. Man kann ihnen am Ende nichts aufzwingen. Zumindest wird man nie eine gewissen Menge überschreiten können.

Dieses komplexe System Gesellschaft in einer globalisierten Welt kann man versuchen in einer kleine Gruppe ohne Berücksichtigung „Dritter“ oder Abhängigkeiten Entscheidungen treffen. Aber dann wirds spannend.

Man kann neue Wege finden. Neue Schubladen bauen. Aber nicht ohne sie sein. Und es vor allem eben nicht von den „Dritten“ mit denen man interagiert einfordern, sie mögen das bitte lassen mit den Schubladen und blind umhertapsen.

Ich verfluche die Menschen, die das bestärken. Die schreien, ja nimm dir alle Freiheit der Welt. Ja du bist so toll. Am Ende sind es die, die einen in Schablonen pressen. Wie sie einen gern haben möchten, in ihrem eigenen Bestreben nach Freiheit. Und vergessen dabei, wie wir Menschen wirklich sind und vor allem wie verzahnt.

Und ich will sie immer noch nicht „abschließen“ diese Schublade. Diese eine spezielle. Die nicht neu erfunden werden muss. Sondern nur abgeschlossen bis auf alle Ewigkeit.

Mensch ist böse wie Jörg sagte, siehe Hast du ne Identität oder suchst du noch? Und wenn ich dann mal die Grundeinstellung freiwillig verlasse, dann will man dran festhalten an dem Glauben an das positive. Aber zum Schluss, ist die Welt eben doch nicht edel und gut – Es war einmal … Teil 1

Auch ich entspreche nicht der Kategorie – die des nützlichen Fußsoldaten

Is it true what they say?
Nothing in life is free
Are you looking this way?
Surely this can′t be

I know that you
Ain’t like the other ones
March to a different beat, babe
Banging a different drum

I think I told you before that
They don′t
They don’t own me
I think I told you before that
They don’t
They don′t own me

I ain′t playing their games
I am nobody’s fool
Yeah, I know how it feels
I broke those rules

Are you walking with me?
Or are you running with them?
Are you ever free?
Is this something that you understand?

I think I told you before that
They don′t
They don’t own me
I think I told you before that
They don′t
They don’t own me
They don′t
They don’t own me

Is it really that strange to try and find some peace?
Is it so opaque that you still can’t see?

Them, right up above
I wonder what they can hear
I guess we all mess up, baby
Mmm, we′re here, then disappear


I think I told you before that
They don′t
They don’t own me
I think I told you before that
They don′t
They don’t own me

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