Herdentrieb

Halten wir fest, dass dieser 10 Min Schnipsel mit lustigen Fragen vom Journalistennachwuchs mir mehr bringt als zwei längere „Veranstaltungen“ mit dem üblichen … ich atme tief ein und tief wieder aus. Blubs. Ich versuch vor allem diesen Podcast zu ignorieren. Man könnte auch sagen, alles nicht mehr so wirklich nützlich. Und die Ausbeute an Ideen zum Vertiefen recht mager. Sehr mager. Aber kommen wir zu dem besagten einen Punkt.

In der Forschung nennt man das second order normative effects, in der freien Wildbahn nennen wir es „der Nachbar spart Strom“, Herdentrieb, soziale Normen, gesellschaftlicher Druck. Ich stimme zu. Diese Gruppendynamiken sind viel stärkere Triebfedern als finanzielle Anreize, Moral oder sonstige klassische Motivationsspritzen. Apropos Spritze, das war auch beim Impfen so bei vielen. Sicher bin.

When political action entails individual costs but group-contingent benefits, political participation may depend on an
individual’s perceptions of others’ beliefs; yet, detailed empirical attention to these second-order beliefs – beliefs about
the beliefs of others – remains rare. We offer the first comprehensive examination of the distribution and content of
second-order climate beliefs in the United States and China, drawing from six new opinion surveys of mass publics,
political elites, and intellectual elites. We demonstrate that all classes of political actors have second-order beliefs
characterized by egocentric bias and global underestimation of pro-climate positions. We then demonstrate experimentally that individual support for pro-climate policies increases after respondents update their second-order beliefs. We conclude that scholars should focus more closely on second-order beliefs as a key factor shaping climate policy inaction and that scholars can use the climate case to extend their understanding of second-order beliefs more broadly.

Beliefs about Climate Beliefs: The Importance of Second-Order Opinions for Climate Politics

Man kann das echt kompliziert ausdrücken. Am Ende gehts darum, was wir glauben, was andere denken/ wovon andere überzeugt sind. Kollektives Bewusstsein quasi. Naja vielleicht nicht ganz, bleiben wir einfach bei sozialen Normen. Das Gefühl zu haben, Dinge tun zu müssen, weil es von einem erwartet wird, oder weil es einfach richtig ist, weil man das halt so macht.

So und dann noch ein zweiter Beitrag aus der Forschung zu dem Thema.

Sustaining large-scale public goods requires individuals to make environmentally friendly decisions today to benefit future generations1,2,3,4,5,6. Recent research suggests that second-order normative beliefs are more powerful predictors of behaviour than first-order personal beliefs7,8. We explored the role that second-order normative beliefs—the belief that community members think that saving energy helps the environment—play in curbing energy use. We first analysed a data set of 211 independent, randomized controlled trials conducted in 27 US states by Opower, a company that uses comparative information about energy consumption to reduce household energy usage (pooled N = 16,198,595). Building off the finding that the energy savings varied between 0.81% and 2.55% across states, we matched this energy use data with a survey that we conducted of over 2,000 individuals in those same states on their first-order personal and second-order normative beliefs. We found that second-order normative beliefs predicted energy savings but first-order personal beliefs did not. A subsequent pre-registered experiment provides causal evidence for the role of second-order normative beliefs in predicting energy conservation above first-order personal beliefs. Our results suggest that second-order normative beliefs play a critical role in promoting energy conservation and have important implications for policymakers concerned with curbing the detrimental consequences of climate change.

The Critical Role of Second-Order Normative Beliefs in Predicting Energy Conservation

Wie kann man eigentlich in so nem Paper so viel sagen, um nichts zu sagen. Oder besser gesagt, so viele Seiten mit dem gleichen Zeug – in einer Endlosschleife wiederholt – füllen? Spannend. Ich weiß zwar immer noch nicht, was die Politik tun soll, aber sie soll das mal aufgreifen. Guter Plan, schließe mich an. Ach und mehr Forschung zu dem Thema is wichtig. Schließe mich an. Wann seid ihr dann fertig? Ich fürchte muss man selbst in die Hand nehmen. Im Übrigen heißt das auch, dass man keine sozialen Bewegungen braucht. So Punkt. Machen eh nur Ärger. Aktivismus eint nicht. Punkt.

Aber ja, der Mensch das Trampeltier emm Herdentier. Aber die Forschung scheint da wohl noch am Anfang zu stehen. Toll. Oder positiv betrachtet: Manchmal ist es beruhigend zu wissen, dass Wissenschaft doch noch nicht herausgefunden hat, wie wir manipuliert werden können.

Apropos Wissenschaft. Interessiert sich ernsthaft wer für die Thesen von Nordhaus von vor 40 Jahren? Außer so en komischer Welt-Artikel? Den hat doch auch keiner Ernst genommen. Bis auf die, die in Schnappatmung verfallen sind. Ach sollen sie nur atmen. In ihrem Herdentrieb.

Derweil schauen wir mal ob der Professor Erb uns weiterhelfen kann. Weil dieses second order normative effects oder beliefs is etwas mager so grundsätzlich. Landet man eher bei Theory of Mind und dem Erlangen der grundsätzlichen Fähigkeit die anderen und ihre „Gedanken“ mitzudenken. Wobei wir eben nicht Gedanken lesen können, sondern eben auch viel raten. Aber irgendwie muss das sinnvoll sein. Sonst hätte sich das nicht entwickelt.

Der Erb hat da was zur Macht der Masse im Angebot. Konformität als Orientierung für unser Verhalten. Sprich wir richten unser Verhalten an anderen aus. Wie jetzt Herdentiere? Schwarm? Tsss. Interessant, dass unsere Urteile sich in Gruppensituationen verändern im Vergleich zu man ist nur auf sich allein gestellt. Wir passen uns an. Siehe auch ganz übel dazu das Asch-Experiment, wo Menschen eindeutige physikalische Dinge falsch „einschätzen“ (Wahrnehmung), weil sich sich der Masse anpassen. Wohl wissend, dass das doch anders is.

Der Erb macht da auch Forschung zu. Es reicht uns zum Teil das uns übermittelte Wissen, dass viele Menschen das so und so sehen. Wir müssen gar nicht in der Gruppensituation sein. Das hat durchaus Vorteile für uns. Wir können so Energie sparen. Weil das machen wir Menschen gern. Zumindest was die Energie zum Denken betrifft. Ja bewusstes Denken braucht viel Energie. Und die war früher zumindest knapp. Und arbeiten wir weiterhin gern mit Autopilot oder anderen Hilfsmitteln. Vielleicht sollte man nicht mit „Dein Nachbar spart Energie“ werben, sondern „Dein Hirn spart Energie“. Ironie off. Jedenfalls müssen wir nicht viel selbst denken oder uns Informationen besorgen und mühselig die irgendwie in unserer heutigen komplexen Zeit aufbereiten, wir können uns die Welt so vereinfachen. Nicht auffallen ist auch ein weiterer Grund warum wir uns an anderen orientieren. Zur Gruppe dazugehören. Und irgendwie haben wir die Naive Vorstelleung, das die Mehrheit schon über das richtige Wissen verfügt. Mehrheitmeinung = richtiges Wissen. Glauben wir. Puh Evolution können wir mla kurz reden?

Nachteil des ganzen: Es gibt keine Veränderung. Veränderung braucht die die ausscheren. Und schon sind wir wieder bei sozialen Bewegungen. Wurde die industrielle Revolution auch mittels sozialem Bewegungen durchgesetzt? Ich frag nur interessiert. Manchmal verwirrt er mich der Jennis. Von wann is das Video? Weil emm die CDU will immer noch nix mit den Grünen zu tun haben. Und das mit dem Umweltschutz is kompliziert. Aha manchmal können einzelne Personen Trends auslösen, die dann die Welt verändern. Dinge zerbrechen lassen. Ich ziehe die Augenbraue hoch. Das Video muss alt sein. Damals hatte Querdenker noch ne positive Note. Ja Dinge ändern sich. Auch durch Minderheiten. Hust.

Mein Ex-Chef hat mir mal ein Querdenker-Quartett geschenkt. War zur Weihnachten. Wichteln. Wobei er das explizit für mich besorgt hatte. Ich weiß nicht wie er darauf gekommen ist.

Oder wie mein Ex-Ex-Chef mal sagte: Silva du bist doch für deine kritische Sichtweise bekannt.

Aber an dem Punkt „Glaub an das Unmögliche“ muss ich echt arbeiten. Manchmal sollte man lieber Loslassen.

Das Auszuscheren is schwer. Und manches heiße Eisen fasst man lieber nicht an. Und nicht jeder der ausschert, liegt richtig. Und dennoch ein abschließender Hinweis vom Jennis: die ganz üblen Dinge in der Geschichte sind nicht aus Konformität entstanden sondern auch noch ne Priese Gehorsam oben drauf und Machtausübung. Wobei das jetzt interessant ist. Dass Konformität unausgesprochene „Anweisungen“ sind, während Gehorsam auf Befehlen basiert. Jemand sagt dir, was du tun musst. Das eine kommt von innen, warum auch immer, das andere direkt von außen als Erwartung formuliert.

Das Erb-Video wiederum bringt uns zur sozialen Bewährtheit/ social proof. Üble Sache. Und wenn man da nach Material sucht landet man in 99% der Fälle beim Marketing. Sprich der Effekt is so groß, dass der Kapitalismus sabbert bis zum erbrechen. Ich bin ja gewohnt, dass gerade die Verhaltensökonomie viel zu Bias und Co geforscht hat, aber fast nur Verkaufstipps als Google Ergebnis is schon hart. Folgendes Video ist aber recht informativ.

Man könnte sagen, dass was alle anderen machen, muss richtig sein. Oder wie der Volksmund sagt: Tausend Scheißhausfliegen können nicht irren. Sprich wir tun genau das was andere tun. Und auch das haben zu vollen, was andere haben. Zum Beispiel den SUV. Es hat übrigens schon was Skurriles wenn Maja Göpel Podcasts von SUV Werbung unterbrochen werden. Aber das nur mal so eingeworfen, weil so LOL war. Hätte man Lacher einspielen können. Aber zurück zum Herdentrieb. Dieser Effekt ist beängstigend. Wir orientieren uns gerade in komplexen, unsicheren Situationen so stark an den anderen, dass wir sogar tatenlos einem Mord zusehen. Weil es alle anderen auch tun. Wird dann ja nicht so schlimm sein, sonst hätte ja schon jemand anderes die Polizei gerufen. Neben Unsicherheit spielt auch wieder Ähnlichkeit der anderen zu mir eine Rolle.

Daraus folgt für Überzeugungsarbeit/ Marketing, dass man darauf verweisen sollte, dass viele andere das auch tun oder es für richtig halten. Und dabei ist wichtig, dass diese viele anderen den zu überzeugenden Menschen ähnlich sind. Sprich will man Konservative vom Klimaschutz überzeugen, hilft es nicht zu sagen, dass das viele Grüne machen. Andererseits macht es aber auch keinen Sinn zu sagen, dass es viele Konservative machen, wenn das nicht der Realität entspricht. Um den konservativen Herdentrieb aufzubrechen, kann es dann effizienter sein, einzelne gezielt anzusprechen und zu überzeugen.

Die andere Frage wäre, wie weit man dieses Ähnlichkeitsding aufweichen kann. Bei „Dein Nachbar spart Strom“ ist es ja auch nicht zwingend relevant welche politische Ausrichtung der hat. Zumal man das oft ja gar nicht weiß. Grübel grübel, nachdenk.

Egal ob Konformität oder social proof es hängt viel daran, was wir glauben, was die anderen tun/ glauben. Um uns an ihren auszurichten oder anzupassen. Oder eben auch Dinge abzulehnen, weil man eben nicht der Depp sein will, während andere abkassieren/ ausnutzen. Siehe Gefangenendilemma und Tragik der Allmende. Warum sollte ich Energie sparen, wenn der andere es nicht tut oder nur so tut als ob. Und wenn ich jetzt Energie spare, wir die Welt auch nicht gerettet. Wobei gerade bei letztem gilt, dass das zwar an sich stimmt, aber wenn alle so denken und handeln, eben der Salat draus wird.

Frage mich, ob diese Effekte eben dann auf social media auch wieder einer gewissen Verstärkung unterliegen. Der Shitstorm wird schon richtig sein. Weil machen ja alle mit. Der Tweet muss richtig sein, weil haben so viele andere auch gelikt. Ich sag nur ökologischer Fußabdruck. Der macht mich immer noch fertig. Weil es so offensichtlich ist, wie roboterhaft man dann einfach auf Retweet drückt. Und wie wenig man tun kann, um diesen Mist aufzuhalten. Es ist immer das gleiche. Wenn einmal etwas losgetreten ist, kannst du es nicht mehr aufhalten. Und Menschen sind so oberflächlich. Trottel, überall Trottel. Sie wollen eigentlich nichts falsches tun/ verbreiten. Siehe Vorlesung 1 vom Hübl.

Wenn gerade in unsicheren Zeiten, in komplexen Situationen die Ausrichtgung an anderen so stark ist, dann sind die Zeiten schlecht für Veränderung.

Im übrigen finde ich, dass wir gerade mal wieder diese Gruppendynamiken sehr extrem beobachten können. Konformität und Co. Und das Orientieren an der eigenen Gruppe. Teilweise guckt man nicht mal genau hin. Und am Ende kommt dann der Kampf um Deutungshoheit wieder oben drauf. Sogar Kriege enden mittlerweile bei diesen Debatten. Da helfen auch keine staatsmännischen Debatten von Robert. Zumal es nur schöne Worte sind, in denen sich viele wiederfinden können, außer vielleicht Olaf und deine Parteifreundin. Die sehen darin vielleicht eher ein kleines Messer im Rücken. aber dadurch, dass nix neues gesagt wird und für viele was dabei ist, können sich auch viele darin wiederfinden. Und dann setzt der Herdentrieb ein. Und jeder muss noch mal mitfeiern. Und dann kloppt man sich aber weiter, weil – Robert hin oder her – am Ende soll man sich dann doch für eine Seite entscheiden und die einen Toten sind mehr wert als die anderen und blubs. Und die anderen sehen das doch auch so. Wird schon passen.

Der Mensch das Herdentier. Bekämpft sich, bekriegt sich. Schlachtet ab. Bildet Allianzen. Bekriegt sich. Habe mir ein paar UN Sitzungen reingezogen. Säbel rasseln. Wir gegen sie. Mehrheiten aufgrund von Religionszugehörigkeiten. Und wir wollen dann die Welt zielorientiert designen? Und ist nicht gerade Israel wieder ein Beispiel für Desaster per Design? Und wir träumen mit Haltung und ganz viel schönen Werten von einer heilen Welt. Bilden Allianzen mit allen Weltverbesserern, die grad so unterwegs sind und ignorieren dann auch bewusst Differenzen, um gemeinsam am Klimaziel zu arbeiten. Man schaut bewusst weg. Allianzen funktionieren aber nur dann, wenn jeder etwa davon hat. Wer bereit ist, neben seinem eigenen Interessen/ Zielen auch die Klimabewegung zu unterstützen, fordert früher oder später auch Unterstützung bei seiner eigene Sache ein.

Sind eigentlich Vorurteile auch second order beliefs? Schon irgendwie faszinierend, dass wir glauben können, in die Köpfe unserer Mitmenschen schauen zu können. Und es sogar wichtig ist. Für eine Herde. Das wird schon seinen Sinn haben. Und gleichzeitig denken wir sonst was, was die anderen denken. Das schlimmste was geht.

Derweil hat Robert den Strukturwandel beerdigt. Weil er den nicht Putin überlassen will oder so. Ich weine. Blöd, hätte er mal systemisch gedacht. Ich weine bitte Tränen. Aber süß is er ja. Angeblich. Typ Schwiegersohn. Und reden kann er auch ganz toll. Nur bei konkreter Politik versagt er. Weil er eben dann doch keine Eier hat. Sondern einbricht vor all der Macht der Lobby. Vor dem Geraune von Arbeitslosigkeit. Ich hatte mal die Hoffnung, dass wir aus diesem scheiß Krieg – Ukraine Krieg in dem Fall – positive Energien für den notwendige Veränderungen ziehen können. Stattdessen bleibt alles wie es ist und sind wir emm der gerade für seine Haltung gefeierte Robert in Katar betteln gegangen. Katar, dass gute Kontakte zur Hamas unterhält. Jenen Barbaren, die Babys in Backöfen grillen und Frauen die Brüste abschneiden und die ungeborenen Kinder aus ihrem Körper herausschneiden und die Juden auslöschen will. Aber schön gesprochen Robert.

Das is alles zu viel für mich. Zwei Schwurbelveranstaltungen und parallel sterbende Kinder und sich von jeglicher Schuld freisprechende Menschen, die auf Grausamkeiten einer Organisation verweisen. Diese Grausamkeiten bis auf s kleinste Detail ausformulieren, damit man auch ja angewidert genug ist, um Tausende tote Kinder abzunicken. Voll das positive Schwungrad. Aber Hauptsache wir sind bedingungslos solidarisch, gelle Robert? Wegen unserer Großeltern.

I was at home
Usually I don’t watch the news
‚Cause again I’m not strong
Oh I wish that they told the truth
So that we could go on
They call it news
But it’s so old
Nothing good ever comes
And they take us for a fool

Is it me?
Or is it always the same again?
Or does it mean
That we are the one to blame?
‚Cause we see and we feel their pain in vain
Maybe we are the one insane
Insane

They were so small
Four of them, They were playing ball but it was a war zone
They heard a sound or maybe a blast, in a flash they are gone
Nothing but blood and broken bones
Through the warmth of our homes
I felt their quivers and the moans

Is it me?
Or is it always the same again?
Or does it mean
That we are the one to blame?
‚Cause we see and we feel their pain in vain
Maybe we are the one insane
Insane

Who’s to come to save our souls?
Who’s to come to save our souls?
Who will reach inside the hole?

And then it goes on
The dancing deads on the crying songs from the mothers so strong
Wailing their names
Holding the graves
‚Cause they’re forever gone
It’s somewhere else
So we feel safe
From the warmth of our home
I felt their quivers and the moans

Is it me?
Or is it always the same again?
Or does it mean
That we are the one to blame?
‚Cause we see and we feel their pain in vain
Maybe we are the one insane
Insane

Who’s to come to save our souls?
Who’s to come to save our souls?
Who will reach inside the hole?
Save our souls
Save our souls
Save our souls
Won’t you save our souls?
Save our souls
Save our souls
Won’t you save our souls?
Save our souls
Save our souls
Won’t you save our souls?
Save our souls
Save our souls

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