Freiheit oder frei sein

Jeder hat eine andere Vorstellung von Freiheit. Und vor allem das Gefühl von Freiheit empfindet jeder anders. Ich für meinen Teil hab irgendwie zu den Ursprüngen zurückgefunden. Komm mir ja vor wie ein Tier, das man in die Freiheit entlassen hat, wenn ich gegen die Kräfte der Natur ankämpfe und mit den Schmetterlingen und Co Smalltalk halte. Das Gefühl von Freiheit, dass du nur mitten in der Natur haben kannst. Die Weite. Jenseits der Mauern der Stadt. Und ja Freiheit ist für mich Emotion. Ganz ohne Hilfsmittel die Emotionen pushen. Nur Naturgewalten ohne Ketten. Frei sein. Frei wie der Wind.

„Die Welt verändern zu können, ist die Essenz von Freiheit“

sagt Maja Göpel, zitiert der Spiegel auf Twitter

Ironie Ironie. Was schrieb ich gestern so schön? „Ernste Frage: Bin ich das Einzige, das es gruselt, wenn es daran denkt, dass Menschen Gesellschaft/ Menschen bewusst gestalten wollen?“ Meine innere Abwehr gegen Menschen, die mich bewusst gestalten wollen, is da einfach nicht kompatibel. Ich glaub das war auch eine der ersten Fragen die ich auf Twitter breit diskutierte. Ob mir jemand erklären kann, warum ich innerlich da so Abwehr entwickele wenn jemand meine Werte umgestalten will. Am Ende kommt man doch immer wieder da an, wo man angefangen hat. Das Leben ist eine große Kreislaufwirtschaft.

Ich als jemand dem du als Vorgesetzter Freiraum lassen musst. Selbstbestimmung. Jemand der nicht Nein sagt, wenn man ihn um Hilfe bittet. Wenn man ihn fragt. Aber jemand der innerlich verkrampft, wenn man ihm Befehle erteilt. Jemand mit eigenem Kopf. Der anders ist. Der für das Anders-Sein Freiheit braucht. Freiheit Dinge anders zu machen. Sich rauszuziehen. Nicht mitzuspielen. Kraft aus der Einsamkeit des Seins zieht. Den zu viel Menschen aussaugen. Dem dieses Gemeinschaftsdenken Angst macht. Der in keiner Kommune wohnen will eingebettet im großen ganzen. Der lieber allein verzichtet. Der kein Egoist ist, aber nicht geboren als Mutter Teresa. Leben und Leben lassen. Jenseits der durch deklinierten heilen linken Welt. In der dich ein falsches Wort schon zum Nazi macht. Die Weltverbesserer, die ihre eigene Rigorosität verleugnen.

Vielleicht sieht man das auch nicht, wenn man selbst auf der Seite der Gestalter steht. Gehört vielleicht eine Art Empathie dazu, das zu verstehen und vor allem ein Wille. Der Wille nicht nur über andere bestimmen zu vollen, sondern sie als Menschen sehen und verstehen wollen. Wer echtes Interesse daran hat, dass Menschen ihr Verhalten ändern, muss sie verstehen. Wenn das alles so einfach wäre und wir mit ein paar Ansagen und Moralpredigten Menschen Ändern könnten, wären all die Therapeuten arbeitslos. So was von arbeitslos.

Die Welt bewusst gestalten zu wollen hat etwas von Macht über andere. Hat etwas verkrampftes. Es vergeht die Leichtigkeit der Veränderung, wie sie immer stattfindet. Die Kreativität. Die Offenheit. Das Neue entdecken. Jede Sekunde ist Veränderung. Der Möglichkeitsraum immer größer je mehr Leute Probleme lösen. Nicht die Welt gestalten wollen sollte das Ziel sein, sondern das Lösen von Problemen. Gestaltungswille ist Wille nach Macht. Das was Menschen haben, die nach oben streben. Die Chefetagen, die entscheiden. Über andere entscheiden. Die Macht zu gestalten.

Das Leben ist nur ein Zusammenspiel von Narrativen. Von lustigen Geschichten. Verknüpft mit Emotionen. Und Wahrheit gibt es nicht. Sag die Wissenschaft. Nein emm der eine da der den Mann mit den blauen Fingernägeln ersetzten dürfe bei der Sternstunde. Und lustig plappern sie auf uns ein mit ihren neuen Geschichten, versuchen zu überschreiben. Sind laut. Schreien. Zerren. Lassen keinen Raum mehr zum atmen. Mit Geschichten erzählen sie dir die Geschichten an die du angeblich glaubst. Erzählen dir was du glaubst und was du nicht mehr glauben sollst. Beweihräuchern sich gegenseitig und schauen verächtlich auf die anderen hinab.

Und während sie alle brüllen und zerren und Utopien an die Wand malen und wir den Stecker ziehen, kommt der der Nachbar und zeigt dir eine neue Welt. Die Welt wird im kleinen verändert. Wann hat sich je eine Welt geplant geändert? Wann von oben? Und wann zum Guten mit aller Macht gewollt? Und dann auch noch kein Stein auf dem anderen lassen. Die Art zu leben, Werte und Moral kann man nicht von oben vorgeben in einer Demokratie. Und Demokratie gestalten wir auch gleich neu. Das geht schon in Unternehmen nicht. Sie müssen gelebt werden vor allem im kleinen dort wo das Leben pulsiert. Wo man beeinflussbar ist. Wo man dazugehören will. Wo man ist. Wo man frei ist. Wo die Art zu leben definiert wird. Der Alltag.

Ist es nicht genau das wo wir den Freiheit wollen, unser Leben zu gestalten. So zu gestalten, dass wir glücklich und zufrieden leben können. Unser eigenes Leben gestalten, nicht die Welt. Den kleinen eigenen Dunstkreis. Träume. Träume die sich speisen aus unserer eigenen Kindheit und aus den Dingen die wir um uns haben. Und ja und manchmal auch aus öffentlichen Vorbildern. Das gemeinsame Gestalten im Kleinen. Nicht das große. Die Möglichkeit ausdiskutieren, zu erklären, sich gemeinsam zu einigen. Was eben nur im kleinen geht. Wo dir die große Welt den Rahmen vorgibt. Wo definiert ist, wo meine Freiheit aufhört und die der anderen beginnt.

Frei sein zu dürfen ohne Ketten im eigenen kleinen Wirkraum, ist die Essenz von Freiheit. Sprüche kann ich auch.

Mir gefällt die Idee des Kommunitarismus immer noch sehr: Freie Entfaltung des Einzelnen, solange sie sozial verträglich ist. Wir dürfen auch gern ökologisch ergänzen.

Ach und „Zu tun was man will“ wie ein gewisser Prof, der scheinbar Ulf ersetzen muss, auf Twitter schrieb, emm nein das is die Definition von Egoismus. Und das funktioniert vor allem im Kleinen nicht. Viel Spaß wenn man darauf Beziehungen aufbaut.

Die Welt ist jetzt schon anders als vor einer Sekunde. Das Leben ist Fluss. Die Welt ist im Fluss. Die Welt verändert sich in jeder Sekunde. Überall. Dass jedes Handeln im kleinen Wirkraum ein Handeln im Großen und Ganze ist, geschenkt. Solche Sätze wie „Die Welt verändern zu können, ist die Essenz von Freiheit“ sind nur nette Sprüche, wie meine Freiheitstweets. Posiealbumsprüche. Werbesprüche. Campaigning. Mehr nicht. Etwas was motivieren soll und gleichzeitig verschreckt. Was jenseits von Wissenschaft ist.

Bleibt nur zu hoffen, dass nicht zu viele die große Welt zu regiede wollen wie im progressiven Spektrum zur Mode verkommen. Anderen Raum zum Atmen lassen. Anderen Arten zu reden, zu denken, zu leben genug Raum lassen. Nicht zu sehr nach dem dem großen Ideal streben, dass am Ende ein Korsett anlegt. Bleibt zu hoffen, dass nicht zu viele von zu großen Wörtern verschreckt werden. Bleibt zu hoffen, dass nicht zu viele vor lauter Großem das Kleine nicht vergessen.

Bleibt zu hoffen, dass viele ein Interesse an Lösungen haben, Windräder bauen, Hopfen mit Solar überdacht, Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie etablieren, lecker Degrowthtomaten-Gerichte erfinden und unsere Wohnungen sanieren.

Gorbatschow ist verstorben. Der Mann der die Freiheit brachte. Der Mann der die Welt veränderte. Dessen Erbe irgendwie mit all dem Krieg mit Füßen getreten wird.

Vielleicht ist deshalb mein Gefühl der Freiheit so anders. Vielleicht ist es deshalb dieses frei sein. Nicht weil ich in den ersten 14 Jahren meines Lebens die Ketten des Sozialismus so einschneidend spürte. Nein weil ich aufgewachsen bin jenseits der Mauern. Der Mauern der Städte. In der freien Wildbahn. Auf Feldern und Wiesen. Im Wald. Auf dem Feldweg. Mit meinem Rad. Mit dem Blick in die Ferne. Und dort frei sein durfte – jenseits der Ketten. Jenseits des sein müssens.

Ich würde gern auf mein Rad steigen. Musik und Wind durch mich strömen lassen. Geht nicht. Bin unfrei. Unfreiwillig fußgeschädigt. Tendiere dazu lila als Lieblingsfarbe abzuwählen. Zumindest wenn der Zeh in dieser Farbe erstrahlt.

Dann halt Kerze an, Augen zu und lauschen. Um Energie zu tanken. So viel Energie. So viel Mut. Keine Traurigkeit. Es tut nicht mehr weh. … also nur der lila Zeh …

Denn ich habe keine Angst davor
Dass die Welt sich weiter dreht
Auch wenn alles danach schreit
Dass sie mal für nen Moment lang steht

Hab keine Angst aus der Zeit zu fallen
weil ich vieles nicht versteh
Nein ich habe keine Angst vorm Tod
Auch wenn ich weiß, dass noch so viel geht

Seit es dich gib,t glaub ich dran
Dass mit jedem nächsten Sonnenaufgang
Alles noch möglich ist
Weil alles in Bewegung ist

Du mich daran erinnert hat
Dass nach jeder auch so dunklen Nacht
Ein neuer Tag aufgeht
Und ne Friedenstaube fliegt

Nein nein, ich habe keine Angst mehr
alles zu verliern
Weil ich weiß, alles was ich brauch
Trag ich eh schon immer in mir

Hab keine Angst vorm Fliegen
Auch wenn wir da oben nicht wirklich hingehören
Hab keine Angst mehr
Meiner inneren Stimme zuzuhörn

Ich glaub daran
Dass mit jedem nächsten Sonnenaufgang
Alles noch möglich ist
Weil alles in Bewegung ist

Du mich daran erinnert hat
Dass nach jeder auch so dunklen Nacht
Ein neuer Tag aufgeht
Und ne Friedenstaube fliegt

Nein Nein ich habe keine Angst mehr
Dir zu sagen wie ich fühl
Hab keine Angst mehr loszulassen
Obwohl ich alles hier riskier

Hab keine Angst mehr allein zu sein mit mir
Alleine, bin ja mit mir
Und nach allem was da war
Bin ich immer noch hier

Ich glaub daran
Dass mit jedem nächsten Sonnenaufgang
Alles noch möglich ist
Weil alles in Bewegung ist

Du mich daran erinnert hat
Dass nach jeder auch so dunklen Nacht
Ein neuer Tag aufgeht
Und ne Friedenstaube fliegt

Nein nein ich habe keine Angst mehr
nicht den richtigen Ton zu treffen
Weil ich weiß, das was ich sag
Sag ich schon immer von Herzen

Seit es dich gibt glaub ich dran
Dass mit jedem nächsten Sonnenaufgang
Alles noch möglich ist
Weil alles in Bewegung ist

Du mich daran erinnert hat
Dass nach jeder auch so dunklen Nacht
Ein neuer Tag aufgeht
Und ne Friedenstaube fliegt

Frida Gold – Ich habe keine Angst davor, dass die Welt sich weiterdreht

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