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Der Resozialisierungsgedanke an sich ist gut. Dass wir vernünftige Knäste brauchen ist gut. Dass wir die Täter in die Gesellschaft zurückführen ist gut. Die gleichen Rechte braucht das Opfer aber auch. Sie sind auch Produkt der Gesellschaft. Nicht nur die Täter. Diese Tätersicht – diese Alt-68er-Sicht – der Täter ist ja Produkt unserer Gesellschaft. Und wir sind alle Schuld, dass der Täter zum Täter wird. Ich kann es manchmal nicht mehr hören. Aber man kann, wenn man schon so argumentiert, muss man genauso bei dem Opfer argumentieren und sagen, auch das Opfer ist letztendlich Produkt unserer Gesellschaft. Weil wir es zulassen, dass wir Opfer schaffen. Und das massenweise. Wir lassen es in unserer Gesellschaft zu, dass Menschen, die einfach irgendwo rumlaufen, geschlagen werden, getreten werden, kaputt gemacht werden. Wir finden es ganz normal, dass wir 60.000 gefährliche Körperverletzungen jährlich haben. Raubüberfälle von Jugendlichen. Das gehört alles schon zur Normalität. Weil das ist ja Produkt einer Gesellschaft. Aber die Opfer. Sie sind auch Produkt unserer Gesellschaft. Und wer verdient eigentlich mehr Aufmerksamkeit? Doch eigentlich das Opfer. Weil das handelt nicht. Es wird behandelt. Und zwar schlecht. – Andreas Müller, Jugendrichter