Urlaub in Estland – Tag 5 Pärnu

Friedhofsbesichtigung und Frühstück für estnische Vampire

Blutspende
Blutspende

Heute Vormittag steht die Suche nach den Gräbern meiner Urgroßeltern auf dem Programm. Wir durchforsten also den alten Friedhof  in Pärnu, der nur 10 Minuten von unserem Hotel entert liegt. Die Suche war leider erfolglos. Was eigentlich auch nicht verwunderlich ist, da sich ja in den letzten 80 Jahren keiner gekümmert hat. Dennoch ist es sehr interessant. Es gibt viele alte Gräber. Auch welche die scheinbar schon seit Jahren nicht mehr betreut werden. Der ganze Friedhof ist eine Mischung aus alten teilweise verwachsenen Gräbern und gut gepflegten Grabstätten – auch alte dt. Familiengrabstätten. Ich lese viele deutsche Namen. Lebensdaten aus den 18. Jahrhundert. Teilweise schöne alte Grabstätten. Mit großen Kreuzen aus Stein.

Mücke
Mücke

Ich hätte noch stundenlang durch die Gräber streifen könne, wenn da nicht diese elendigen estnischen Vampire wären. Schlappe 8 Stiche zähle ich an der rechten Hand. Und das obwohl ich gleich zu Beginn meine Ärmel bis über die Hände gezogen habe. Noch mal 4 auf der Brust und sogar eine hat sich durch den Schlitz meiner Hose geschlichen. Die Mücken sind ungefähr doppelt so groß wie die deutschen. Und deshalb glücklicherweise ziemlich lahm, aber das bin ich wohl auch. Wobei ich sagen muss, dass man es ja auch erst merkt, wenn sie stechen und somit zu spät. Zerstochen ziehen wir erfolglos wieder ab.

Familienfotos und Abschied

Wir besuchen dann noch den neuen Friedhof und erweisen der Schwester meiner Oma die letzte Ehre. Abschließend verabschieden wir uns von unserer jüngeren Verwandtschaft, die wieder zurück nach Tallinn bzw. Finnland muss. Zur Erinnerung machen wir noch ein paar Fotos. Dem Rest geben wir für den Sonntag Nachmittag frei – man bekommt ja schon ein schlechtes gewissen, wenn man so liebevoll umsorgt wird. Wir verabreden uns dann noch einmal für den Dienstag Abend – unseren letzten Tag in Pärnu.

Pärnumuseum und moderne Kunst

Pärnu Museum
Pärnu Museum

Für den Nachmittag nehmen wir uns vor, dass neu eröffnete Pärnumuseum zu besuchen. Hier kann 11 Jahrhunderte Geschichte bewundern. Alte Gegenstände aus der Hansezeit, Informationen über die Deportation von Einwohnern nach Sibiriern und so weiter – auch der Vater meiner Oma war dabei. Der Nachbau eines Deportationszuges macht sogar Rattergeräusche, was meine Mutter zuerst für ein Gewitter hält.  Die Gegenstände aus der Sowjetzeit kommen uns irgendwie bekannt vor. Warum bloß? 😀 Witzig ist die Kunstausstellung, die wir „mit kaufen“. Im dritten Stock gibt es Kunst aus Draht. Da wir allein sind, können wir uns den Spaß erlauben und spielen eine Runde „Rate mal was das ist“. Unabhängig davon sind wir leider Kunstbanausen und können nicht so viel damit anfangen. Aber dennoch sehr interessant. Und Merke: Moderne Kunst ist überall gleich. Man muss sie nicht verstehen. Naja wenn ich gewußt hätte, was uns erwartet, hätte ich dieses Zusatzerlebnis nicht mitgebucht. Die nette Dame am Schalter war leider nicht in der Lage auf Englisch zu erklären, was Full House Besichtigung bedeutet im Gegensatz zur normalen Besichtigung. Spätestens als der Wachmann, der uns durchs Drehkreuz am Eingang durchschleuste, sagte: „Uiii Full House“ hätte ich stutzig werden müssen 😀 … ne war den Spaß wert und wir fördern mal die estnischen Künstler. Sind wahrscheinlich wie ihre dt. Kollegen arme Schlucker.

Deutsch-Holländischer Rummelplatz

dt. Karussell
dt. Karussell

Nachdem wir den Wasserski-Künstückchen am Ufer des Pärnu Flusses beobachtet haben, stehen wir direkt vor dem Volksfest/ Rummel, das/der gerade in Pärnu stattfindet. Erinnert mich irgendwie alles an deutsche Rummel. Zumindest so weit ich mich erinnern kann. War ja auch schon ewig nicht mehr. Gibt sogar Zuckerwatte. Und auf dem Stand steht sogar Zuckerwatter drauf. Und auf auch das Karussell ist ziemlich deutsch. Wie wir feststellen auch kein Wunder. Wir stolpern nämlich über einige deutsche Autos und Holländische Wohnwagen 😀 Scheint ein Deutsch-Holländischer Rummel zu sein. Nein, wir fahren trotzdem nicht mit dem Riesenrad oder anderen Fahrgeschäften. Ne ne 🙂

Laubenessen

Zwecks Nahrungsaufnahme begeben wir uns in Nikolai Lehtla. Mal gucken was Nikolais  Gartenlaube so zu bieten hat. Wir entscheiden uns für Hühnchen auf Nikolai Art. Ich behaupte ja, das Hühnchen war im Senf-Käsemantel, aber so sicher bin ich mir nicht. Ist auch egal, Hauptsache es hat geschmeckt. Interessant fand ich die rote Beete. Würde es bei uns nie als Standardbeilage geben. Aber als Rote-Beete-Freund stört mich das nicht im Geringsten. Die Pommes waren auch ok, so dass man es alles in allem als Gutes Essen bezeichnen kann. Beide brav aufgegessen.

Ab 20 Uhr gab es dann Live-Musik vom Duo Catarsis. Musik aus den 70er, 80er, 90er. Schon interessant was aus einem so kleinen dünnen Mann für eine Stimme rauskommen kann. Leider war das ganze etwas sehr laut. Wenn man genau neben dem Lautsprecher sitzt. Inges Gesichtsausdruck erinnerte  jedenfalls sehr schnell an Angela Merkel bei der Neujahrsansprache und so haben wir dann relativ bald das Weite gesucht. War dann doch etwas ungemütlich. Und vielleicht auch mir etwas zu viel Synti und E-Gitarre. 😀

Biertester

Auf dem Weg zum Hotel gehen wir noch mal schnell beim örtlichen Alkoholshop vorbei und versuchen uns noch mal als Biertester. Interessant finde ich die Auswahl an Cyder. Ok, es gibt kein mit Brause verdünntes Bier mit Geschmack wie bei uns mittlerweile in rauen Mengen. Dafür gibt es dann wohl Unmengen an Cyder mit diversen Geschmacksrichtungen. Meine Mutter kriegt einen Cyder mit Cranberries und stellt fest, dass ihr das zu süß ist und dass pures Saku Bier besser schmeckt :-). Ich muss sagen, Cyder mit Traubengeschmack war nicht schlecht. Das war nicht so süß. Ich schliess mich aber meiner Mutter an und find normales Bier auch viel besser 😉

Merke: Balkon nix bei Mücken und Junikäfer

Zurück im Hotel, denke ich mir, dass ich doch als Entschädigung für den Lärm des Nachtklubs über mir, einen Balkon geschenkt bekommen habe. Ok, Balkon ist etwas übertrieben, aber immerhin 20 cm mit 2 Stühlen an der frischen Luft. Also schnapp ich mir den Laptop und will mich gemütlich niederlassen. Die Idee nimmt schnell ein jähes Ende, nachdem ich von Schwärmen von Junikäfern und so attackiert werde, die sich durch das Licht angezogen fühlen. Hinzukommen die 1000 Mücken und die Tatsache, dass sich das Mückenspray bei meiner Mutter im ersten Stock befindet. Schade eigentlich, da der Wifi Empfang dort am besten ist. Also bleibt mir nur das Bett 🙁