Wissenschaft, Politik, Medien, Volk und Demokratie – Teil 1

Sicherheitshalber gleich mal Teil 1 hinschreibseln. Bin mir sicher, dass das nicht die letzten Gedanken zu dem Thema sind.

Diese Precht-Welzer-Merkel-Offene-Briefe-Diskurs-Demokratie-Thematik bringt mich an diversen Stellen zum Nachdenken. Ich hatte ja Teile schon mal ausgeführt zum Thema Wie viel kann und muss eine Gesellschaft ausdiskutieren? Irgendwer hat ja immer noch mal was zu sagen. Ja 100% Konsens gibt es nicht. Egal zu welchem Thema. Muss es auch nicht in einer Demokratie. Und wer immer wieder von neuem diskutiert so lange bis sich endlich auch die Minderheitsmeinung in die Mehrheitsmeinung gewandelt hat, um dann wieder die Rolle rückwärts zu machen, diskutiert sich tot. Kommt nie ins handeln. Läuft offenen Auges ins Verderben. Oder schaut zu wenn es andere machen, ohne handelt einzugreifen.

Die Precht und Welzers zeigen dieses Tage noch ein anderes Thema auf. Sie sind ja nicht irgendwer. Autor, Wissenschaftler, Professor. In den letzten Jahrzehnten durchaus gewichtige Stimmen im öffentlichen Diskurs. Gut kann man jetzt streiten wie gewichtig, aber sie sind schwerer als unser einer. So Denker halt. Vordenker. Intellektuelle. Die Art von Philosoph/ Denker, die Philipp nicht ist. „du denkst, das Kino würde deine Wünsche befriedigen? Nein, ich sage dir, das Kino gibt dir erst die Wünsche“. Aber das nur am Rande. Jedenfalls mischen beide momentan kräftig mit in der pluralen Meinungsbildung des Volkes bezüglich Ukraine-Krieg. Und beschweren sich jetzt bitterlich, dass sich ihre Meinungen trotz offener Briefe an den Kanzler nicht durchgesetzt hat, weil die Medien blubs. Und emm weil Twitter sie grillt – nicht zu vergessen. Apropos Twitter, das schäumt nicht nur wegen dem Lanz Auftritt der Herren, nein der Richard David hat schon wieder ne Meinung zum Ukraine Krieg und wie die Nato seiner Meinung nach handeln sollte. Und wieder sind wir beim Thema: wie viel Expertenwissen hat er zu diesem Thema und wieso redet er überhaupt zu einem Thema von dem er eben keine Expertenmeinung haben kann sondern maximal nur gefährliches Halbwissen. Das kommt nicht so gut.

Und schon haben wir den Salat. Demokratie und Meinungsbildung. Der Wolfgang Merkel sagte letztens, er erlaubt sich, seine Meinung als Bürger öffentlich zu äußern. Das macht Richard David auch. Is auch wichtig in der Demokratie. Aber wir diskutieren das mit den Experten ja nicht umsonst seit einiger Zeit. Eine Meinung eines Bürgers und eine Meinung eines Experten wenn wir Glück haben sogar Fakten, sind nun mal unterschiedliche paar Stiefel. Wenn ich kein Experte in einem bestimmten Thema bin, dann unterscheidet mich nix vom normalen Bürger, egal welche Ausbildung er hat, der sich auch mal schnell ein paar Bücher zu einem Thema reinziehen kann und dann behaupten kann, er kann jetzt mitreden. Das is jetzt auch wieder irgendne Bias. Systematische Selbstüberschätzung oder so. Wollte die Evolution so. Wie dem auch sei. Jedenfalls darf ich mich nach Lektüre von Büchern nicht in großen Leitmedien äußern, aber der Richard David schon und Harald auch. Und manchmal auch Künstler und so. Wir haben das ja durchgekaut seit Corona. Der einfache Bürger sieht da dann Autoritäten oder Idole und folgt deren Meinung. Das ist jetzt hier und da vielleicht nicht optimal. Kommt eben aufs Thema an. Beim Küchenrezept bin ich offen. Wenns ums Impfen oder Waffenlieferungen oder Klima geht, sind mir Experten dann doch lieber als mal schnell angelesenes Bauchgefühl.

Wo wir haben eben ein Problem haben. Demokratie heißt, jeder darf seine Meinung öffentlich äußern. Auch mit Lautsprecher. Und wir wissen, dass das gefährlich sein kann. Menschen sind leicht manipulierbar, gutgläubig, haben Weltbilder etc. Diese ganze Querdenkerei zeigt uns das gut auf. Es kann schnell passieren. Aber es ist eben deshalb nicht so hilfreich, wenn jeder mit gefährlichem Halbwissen ein zu großes Megafon bekommt. Nicht gut. Experten können da auch nicht wieder alles gerade biegen. Jetzt könnte man sagen „egal solange Experten die Regierung beraten. Und die sich von dem Geplapper da draußen nicht ablenken lassen“. Nun ja, das Problem is, dass in einer Demokratie die Regierung auch nicht komplett abgetrennt vom Volke und dem Geplapper da draußen is. Vor allem wenn es eben das tägliche Leben des Volkes beeinflusst. Bei nem Kuchenrezept juckt das niemanden. Das Volk muss da schon auch ne sinnvolle Meinungsbildung bekommen. Und sich nicht selbst und dem Good Will der Medien überlassen werden.

Was nicht heißt, dass die Mehrheit der Experten immer richtig liegen muss. Gerade bei Sozialwissenschaften und Psychologie. Aber wenn wir das mit Folget der Wissenschaft ernst meinen. Mit der Wissensgesellschaft. Ja dann sollten wir demokratischen Diskurs neu denken. Niemandem ist geholfen wenn wir darunter verstehen, dass jeder seine lustige Meinung in den Äther pusten kann und wir das diskutieren müssen. Und je pluraler um so besser. Sorry nein. Ich will auch nicht, dass die Dame aus der Buchhaltung mir erklärt, wie ich meine Software zu bauen habe, mit der sie nicht mal selbst arbeiten soll, geschweige denn sie jemals ne Codezeile programmiert hätte. Aber sie hat ja schon mal ein Programm gestartet. Auch wenn ihr Job oder ihr Gehalt daran hängt, ob ich meine Job gut mache oder nicht. Das macht keine Sinn. Das hat die Evolution bestimmt auch nicht so vorgesehen gehabt. Bin mir sicher, dass der Mensch dann zu Recht vorher ausgestorben wäre, wenn in der Herde dauernd alle rumquaken und alles im Sitzkreis schön harmonisch am besten ausdiskutieren.

Politik und Volke – ein Wechselspiel. Und dazwischen Medien und Wissenschaft. Der Antonio hatte das schon gut umrissen. Die Politik kann in einer Demokratie die Willensbildung im Volke beeinflussen und genauso umgedreht kann das Volk das mit der Politik. Und letztes sehen wir in den wilden aufgewühlten Zeiten täglich. Man traut sich nichts mehr. Weil man Angst zumindest vor den lauten Teilen des Volkes hat. Und weil man Robert und Olaf ist, aber lassen wir das mal. Jedenfalls ist nicht jees Thema gleich, aber je nach Thema liegt der Ball mal hier und mal hier.

Dass wir auch in Wissenschaften mehr übergreifend denken und auch Wissen aufbauen müssen, is klar. Dass es da Schnittstellen, Projektleiter, Menschen mit Gesamtüberblick die wissen wen man fragen muss und wo Abhängigkeiten sind etc geben muss. Aber das ersetzt keine Experten. Kein Wissen das nur Experten haben können. Ab einem gewissen Punkt muss der Staffelstab an Spezialisten abgegeben werden. Und der Generalist zieht sich zurück, hält die Klappe. Vielleicht sind die Prechts und Welzers einfach ein Überbleibsel der alten Zeit. Als das mit den Experten halt noch nicht so weit her war. Als noch wirklich jeder im Elfenbeinturm mitquatschen durfte. Und damit sein eigenes Ego füttern. Früher als es noch kein Internet gab, als es weniger verfügbares Wissen gab, hat das Volk das vielleicht eher akzeptiert. Hat sich nicht öffentlich mit den Mitteln das es hat, erhoben. Hat nicht gegoogelt. Hat nicht sofort Gegenmeinungen von Spezialisten zu lesen bekommen. Hat vielleicht selbst im Kleinen Kreise beim Stammtisch nur sein Weltbild sprechen lassen.

Das mit dem Ego ist halt so ne Sache. Klar wer nach oben will, braucht einen gewissen Narzissmus und Strategien die Selbstzweifel möglichst klein zu halten. Aber wenn man am Ende nicht mehr weiß, wo man aufhören sollte seine „Genialität und Allwissenheit“ mit einzubringen, wirds gefährlich für uns alle. Man muss nicht über allen andere stehen. Man schießt zu schnell über das Ziel hinaus. Man ist dann nicht mehr nur Impulsgeber. Nein man wird dann so schnell Verfechter einer bestimmten These egal wie viel Spezialwissen man hat. Man findet den Ausgang nicht mehr. Weil am Ende dann doch das Ich im Wege steht. Die Automatismen, die Reflexe. Der Selbstschutz deines Egos, der der flüstert, dass du Recht hast. Identität. Selbstbild. Auch Intellektuelle sind nur Menschen. Mit all den Bugs die die Evolution für uns gebaut hat. Und ich glaube Selbstreflexion hatte die Evolution auch nicht vorgesehen. Das is was was wir uns selbst erarbeiten mussten und müssen. Wie wichtig das ist, um all diesen Krabbelkäfern im Kopf nicht zum Opfer zu fallen. Und manchmal kann man auch noch die Bremse reinhauen. Wenn man bereit ist, das zu erkennen. Bevor man endet wie Richard David, Harald oder Ulrike, die den Verschwöhrungstheoretikern etwas zu nahe gekommen ist. Alle haben das mit der Selbstreflexion irgendwann mal vergessen. Und sich im Glauben „Sie hätten das alles durchblickt“ verlaufen.

Es ist nie gut sich in andere Fachthemen zu sehr einzumischen. Es ist nicht gut, wenn der Klimawissenschaftler plötzlich Ökonom wird oder über diese herfällt wie Prinz Charming von S4F und dann auch noch diffamiert. Und Social Media zumindest trägt es in die Breite. Und ab und an auch beteiligen sich dann auch noch die guten alten Leitmedien. Und ab und an bin ich deswegen von Wissenschaftler ziemlich enttäuscht um nicht zu sagen angewidert. Ja ich weiß ich darf nicht Generalisieren. Und dieses Gekloppe unter Wissenschaftlern ist auch nur eine kleine Gruppe unter Tausenden/ Millionen.

Das einzige was wir wissen, ist das wir nichts wissen. Mit ganz viel Chaos drum rum. Und ganz viel Gequake. Und das muss so. Weil is Demokratie. Ich fang langsam an daran zu zweifeln, ob Demokratie in der Form wirklich zumindest für Krisen, wo man schnell mit Unsicherheiten handeln muss. Oder ob Demokratien sich ihr eigenes Grab schaufeln. Aber Hauptsache wir gendern. Und sorgen dafür dass jeder teilhaben kann, am demokratischen Diskurs. wo es doch besser wäre, wenn wir uns bei vielen Themen einfach alle zurückhalten würden und die diskutieren lassen würden, die sich auskennen. Da existieren schon genug plurale Meinungen. Da muss nicht jeder teilhaben. Alle diese systemischen Auswirkungen diskutiert nie jemand. Was da sfür Konsequenzen mit sich bringt wenn alle und jeder mitquatscht. Mal abgesehen davon dass man dann auch gern das Teufelszeug wie Internet verflucht. Sogar und vor allem auch die die sich mit Demokratie befassen. Weil auch sie nur nach hinten schauen und nicht nach vorn. Nicht überlegen wie wir nachjustieren können. Sondern stattdessen halt lieber nach den alten sicheren Diskursräumen rufen ohne zu klären wie man dann Parallelwelten, in denen sich jeder mit jedem vernetzen kann, vermeiden kann.

Ja die Welt ist kompliziert. Und Fortschritt hat sie nicht einfacher gemacht und neue Herausforderungen geschaffen. Wir brauchen Lösungen wie wir in einer Demokratie Expertenwissen die nötige Aufmerksamkeit verschaffen. Promis nicht zu viel Einfluss bei wichtigen politischen Entscheidungen einräumen, wo nur Expertenwissen Basis sein kann. Wie wir es dann auch schaffen plurale Meinungen aus dem Expertenkreis zu hören und dennoch zu schnellen politischen Entscheidungen zu gelangen. Und gleichzeitig den Gedanken und Ängsten der Bürger/ Nicht-Experten Raum schenken, um diese abzuholen.

Und und und, nicht zu vergessen, uns klar machen, dass es nicht die eine Strategie in der Demokratie gibt. Wenn Lösungen vielschichtig sind siehe Klimakrise, dann nehmen Bürger wieder einen ganz anderen Stellenwert ein, als wenn wir entscheiden müssen ob wir Maske tragen oder Waffen liefern. Und das heißt auch für Medien eine agile Verantwortung ohne Blaupause. Und irgendwie braucht es immer Vertrauen. Mal in die Entscheider und mal in das Volk. Und mal in die Wissenschaft und Medien. Aber Kontrolle ist dennoch hier und da angebracht. Naja Sprichwörter entstehen nicht von selbst.

Genug für heute.

Habt ihr nichts daraus gelernt
Hat man euch denn nicht erklärt
Wie die Regeln funktionieren
Das Spiel verstehen und auch kapieren
Dass diese Welt niemand gehört

Ihr steht hier und wir stehen da
Vor lauter Angst sieht keiner klar
Ihr seid wütend, wir können’s verstehen
Doch diesen Weg voll Hass zu gehen
Löst kein bisschen das Problem

Aus Angst wird Hass
Aus Hass wird Krieg
Bis die Menschlichkeit am Boden liegt
Bis hier alles explodiert
Und jeder den Verstand verliert
Das alles hatten wir schon mal

Und ich hab keine Lust nur zuzusehen
Bis alles hier in Flammen steht
Ich hab zu viel Angst, um still zu sein
Es ist nur ein Lied, doch ich sing’s nicht allein
Und wie John Lennon glaub ich daran
„The world will live as one“
Da-da-da-daa

Unsere Zeit ist nur geliehen
Wollt ihr sie wirklich so verbringen?
Was muss passieren, damit ihr seht
Dass das hier auf der Kippe steht
Und dass es nur gemeinsam geht

Denn aus Angst wird Hass
Aus Hass wird Krieg
Bis die Menschlichkeit am Boden liegt
Bis hier alles explodiert
Und jeder den Verstand verliert
Das alles hatten wir schon mal

Und ich hab keine Lust mehr zuzusehen
Bis alles hier in Flammen steht
Ich hab zu viel Angst, um still zu sein
Es ist nur ein Lied, doch ich sing’s nicht allein

Ihr könnt Hass verbreiten
Ängste schüren
Ihr werdet diesen Kampf verlieren
Denn wie John Lennon glauben wir daran
Dass diese Welt eins werden kann

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