Souvenirs
Heute heißt es Abschied nehmen. Daher beginnen wir den Tag mit dem Kauf von sinnlosen Souvenirs. Ich bin jetzt stolzer Besitzer einer Tasse in den estnischen Farben und eines blau-schwarz-weißen Elch-Kopf-Magneten. Macht sich gut an der Mikrowelle. Meine Mutter hat jetzt ein Mini-Küchen-Brett mit Pärnumotiv an der Mikrowelle kleben und eine ‚Tasse mit Pärnumotiv. Dinge die die Welt nicht braucht – aber sein müssen. Und weil wir gerade in Geberlaune sind, bekommt der nette Musikant an der Ecke auch noch ein paar Euro. Das muss man ja auch erstmal hinbekommen, mit rechts Trompete und mit Links Akkordion. Und klang nicht mal schlecht. Leistung muss belohnt werden!
Neue Europäische Währung
Ganz oben auf meiner Souvenirliste steht jedoch die neue europäische Währung. In Zeiten eines unsicheren Euros muss man seine Geld in wahre Münzen investieren. Also ab zum Schmied, der handelt ja gerade mit wahren Münzen. Neben „normalen“ Schmiedeerzeugnissen wie Speerspitzen und so 🙂 kann man beim Haus und Hofschmied in Pärnu auch echte Pärnumünzen erwerben. Aktueller Kurs zwischen 1 und 3 Euro. Frisch aus dem Schmiedeofen. Man kann dem Schmied quasi beim Herstellen zuschauen. Hat was. Finde ich.
Minizoo mit Minigarten
Unweit vom vom Schmied gibt es einen Minizoo. Ab und an wird der Schlage Ausgang gewährt und wer will kann sich ne gelbe Python um den Hals legen lassen.. Ich verzichte aber dankend und bewundere lieber den Minigarten vor dem Minizoo. Erinnert mich irgendwie an meinen Balkon 🙂 Erdbeeren im Blumenkasten, Cocktailtomaten, lila Petunien, Männertreu. Hach herrlich. Der kommt der Gärtner in mir durch. Wenn der da nicht mit seiner Schlange rumwedeln würde, könnt ich dort verweilen.
Paul Keres – Schach Matt
Wir kommen ach am Paul Keres Denkmahl an der Schule, die er besuchte, vorbei. Den Erzählungen meiner Mutter zufolge hat eine Schwester meines Großvaters den Herren unterrichtet (dann wohl an der Schule hier), der immer unter seinem Tisch heimlich Schach spielte 😀 Der Mann wusste Prioritäten zu setzen. Der Herr war später ein bekannter Schachspieler. Zum Weltmeister hat es leider nicht gerecht, aber er hat wohl alle Weltmeister seiner Zeit besiegen können. Leider nicht bei Titelkämpfen. Meine Mutter schwört jedenfalls Stein und Bein, dass es dieser Herr war, der die Schwester meines Großvaters im Unterricht zur Weißglut getrieben hat.
Neues Deutschland – bitte was?
Verwirrt bin ich über diesen Megadimensionalen Papierflieger, der uns in Pärnu vor die Füße fällt. Neben diversen internationalen Zeitungsnamen fällt mir „Neues Deutschland“ ins Auge. Ich mein ich kenne diese Zeitung noch. SED-Zeitung. Hervorragend geeignet zum Fleisch oder Kohle einwickeln. Oder Papierhüte basteln. Aber was soll das hier? Entweder ist das Kunst, deren Bedeutung ich wieder nicht verstehe und das Neue Deutschland ist hart gelandet. Oder der Künstler wusste nicht, was er da verwendet hat.
Dohlen und Spatzen
Es gibt ja nicht nur schöne Pflanzen hier, sondern auch auch Vögel. Neben den grausam schreienden Möwen und Nebelkrähen sieht man in der Innenstadt sehr oft Dohlen und Spatzen, die sich von gern füttern lassen. Vor allem die Spatzen sind dick und fett und sitzen überall unter Tischen von Restaurants und Hotels. Könnte ja ein Krümel abfallen. Von Angst keine Spur.
Merke: Die Bäume hier sind nicht groß
Nein, meine Mutter ist nur klein. Nachdem wir mal wieder den Nachmittag in den Parks verbringen – frisch gestärkt dank Sisi Pizza – muss ich noch mal Festhalten wie groß die Bäume hier sind. Also platziere ich Inge genau neben besagten Riesenbäumen. Also diese Ameise da unter dem Baum ist meine Mutter. Ich glaube das sind Linden. Groß und kräftig und alt. Wer jetzt älter ist – also der Baum oder meine Mutter, kann ich nicht sagen. Ich tendiere ja fast dazu, dass der Baum älter ist.
Die Sonne ist wieder herausgekommen und das Wetter ist einfach herrlich. Da es nur so um die 20 Grad sind, ist es ideal zum spazieren gehen und sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen, ohne zu schwitzen.
Baden die Zweite
Ich lasse es mir nicht noch mal nehmen, mich in die Fluten zu stürzen. Bei dem Wellengang heute ist das ein netter Spaß. Inge bibbert derweil außerhalb des Wassers. Die steife Brise ist nicht ohne. Ich versuche derweil meine eingerosteten Schwimmkenntnisse gegen die Wellen zu stemmen. Ein „Kopfsprung“ in die herannahende Welle erweist sich als gute Taktik. Als dann dunkle Wolken aufziehen, wandere ich dann mal wieder zurück – raus aus dem Wasser. Gewitter im Wasser muss jetzt nicht sein. Inge ist heute auch etwas Strandmuffelig 🙂 und will nicht mal am Strand zurück zum Hotel. Lieber außen rum. Also stampfen wir vom Nacktstrand – offiziell als Frauenstrand deklariert, was mich darüber nachdenken lässt, wo denn die nackten Männer hin sollen und ob das nicht diskriminierend ist – weg Richtung Promenade.
Unser letzter Weg…
… am letzten Tag in Pärnu ist auch kein schlechter Weg zurück zum Hotel. Die Sonne scheint immer noch, die Bäume halten den Wind etwas ab und die dunklen Wolken geben eine herrliche Kulisse. Während ich Inge im Hotel abliefere, geh ich noch mal kurz für eine halbe Stunde die Füße ins Meer halten und die Dämmerung genießen. Der Strand ist eh schon leer gefegt. Ich genieße noch mal das Rauschen des Meeres und nehme schon mal Abschied vom Strand an dem mein Großvater angeblich jeden Morgen sein Bad nahm. Leider kann ich nicht lange bleiben …
Abschiedsparty – schön wars!
Wie versprochen treffen wir uns um 22 Uhr noch mal mit unserer Verwandtschaft und nehmen Abschied. Bei Rhabarber-Kuchen und Bier :-). Ich lerne, dass Rhabarber auf estnisch Rabarber ist. Am lustigsten ist aber, als wir versuchen Draht zu übersetzen. Mit Russisch-Wörterbuch. Um Am Ende festzustellen, dass Draht auf estnisch traat heißt 😀 Ach und rosa ist im übrigen roosa. Wir sind uns einig, dass wir eine Menge Schiss hatten – zumindest der Teil unter 60 – aber am Ende war es voll schön und die Angst war nicht berechtigt! Es wird noch mal geknuddelt und gedrückt und dann taumeln wir betrunken ins Hotel 😉 … schön wars!!