Systemisch problematisierend denkende IT-Entwickler

Ach weißt Fritze, ich glaub sie versteht mich nicht. Warum ich so anders denke. Warum ich problematisiere und mir die Welt nicht schön rede. Ich glaub sie versteht nicht, was ich sagen will und warum.

Ich versuch mal zu erklären, warum das für Software-Entwickler wie mich lebenswichtig ist, Probleme zu erkennen bei der Lösungssuche. Mir ist das auch aufgefallen, als ich mal gefragt hab wegen „Wer über Probleme spricht, schafft Probleme. Wer über Lösungen spricht, schafft Lösungen“, dass vor allem die ITler unbedingt auch über die Probleme sprechen wollten. Wir ticken anders, weil wir sonst schlechte Software bauen.

Normalerweise läuft das so, jemand definiert eine Anforderung für eine Software und nun muss man überlegen/ designen wie Lösung aussehen kann. Und auch da gilt, dass es verschiedenen Wege gibt, die du durchdenken musst, Abhängigkeiten beachten etc. Du musst schon beim Design/ beim Konzept potentielle Probleme denken und neue Lösungswege denken. Moderne agile Methoden nehmen sich viel Spielraum oder lassen das gern weg, man probiert aus, und scheißt weg und fängt neu an. Verliert unnötig Zeit und Geld. Wenn man Google is kann mans sich leisten. Daher empfiehlt es sich auch bei agilen Methoden vorher etwas genauer zu denken, wenn man zielorientiert unterwegs sein will. Zusätzlich muss man auch die potentiellen Probleme der Anwender denken bzw. sich grundgesetzlich auch in die Rolle reindenken. Wenn ich Anwender wäre, was würde ich wollen, klicken, Fehlerhinweise etc. Und der „dümmste anzunehmende User“ ist durchaus etwas was man denken muss und Anforderungen definiert.

Sprich für Software-Entwickler – zumindest für die die auch mit designen müssen – ist es ein Erfolgskriterium zu erkennen, dass etwas so nicht geht und nen anderen besseren Ansatz braucht. Oder wenn es den nicht gibt halt die Anforderungen/ Erwartungen runter schrauben.

Noch so ein Punkt ist, dass es Dinge gibt, die man selbst nicht beeinflussen kann, die aber deine Lösung beeinflussen. Wenn ich einen neuen Server brauche, man mir aber nur einen Aldi-PC kauft und keinen IBM-Highend-Irgendwas-Server muss ich zur Sicherstellung der Performanceanforderungen ganz andere Wege gehen. Das Highend-Teil macht das quasi von allein. Beim Aldi-PC muss ich „härter“ arbeiten und mir was einfallen lassen. Genauso ist meine Software abhängig von der Version des Betriebssystems, des Datenbanksystems etc. – sprich welche Funktionen ich wie zur Verfügung habe. Es hilft nix, ich muss mit dem arbeiten was ich hab, auch wenn ich ich gern was anderes hätte. Ich kanns mir nicht „schön denken“.

Was ich sagen will ist, anders als das was ich bei dir/ euch so wahrnehme ist es für uns ITler wichtig, Probleme, nicht beeinflussbare Rahmenbedingungen/ Konstanten mitzudenken, da sie die Lösung beeinflussen.

Und wer immer nur in „einer“ Lösung denkt, hat den Job verfehlt 🙃

Lösungen aus der Vergangenheit müssen exakt geprüft werden, ob sie adaptierbar sind. Pi mal Daumen geht nicht, weil läuft im Zweifel nicht bzw., geht an Anforderungen vorbei. Moralische Veränderungen wie Frauenwahlrecht / Verbot Sklaverei würde ich z.B. nicht auf Änderung Konsumverhalten adaptieren wollen.

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