Weißt du Fritze, der Tag war schräg. Etwas von dem du weißt, das es einmalig bleiben wird. Und du nicht weißt, ob es irgendein Zeichen war.
Hab euch ja gegen Mittag allein gelassen. Apropos, sagt mal wo kommt die Dose Bier her? Hast mit Maja Party gemacht? Aha der Wind. So so. Wie dem auch sein, jedenfalls radele ich so vor mich hin. Schau zu den Windrädern und denk mir „Warum drehen die sich nicht? Wir haben Wind. Und wir müssen viel EE nutzen, wegen Wladi und so!“ fliegen die Bienchen und Schmetterlinge an mir vorbei. Ich liebe es ja, wenn man ein Stück gemeinsam des Weges zieht. Es fühlt sich immer „mächtig“ an, wenn sie neben einem her fliegen. Brubbel so vor mich hin „Geilste was gibt, wen man ein Stück gemeinsam. Kann ich nur jedem empfehlen“.
Und dann je näher ich den Windrädern komme, fängt das erste an zu drehen. Sag ich „na geht doch“. Ich quäle mich die Schotterpiste hoch, bin fast da und das zweite dreht sich in die Windrichtung und die Blätter beginnen ich langsam zu drehen. Muss lächeln. Halte an, wegen Schmetterlingen hinterherhecheln. Hier, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, schwirren sie gern umher. Aber die haben heute irgendwie keine Lust auf mich. Kamerascheu. Da passiert es.
Da kommt er angeflogen. Der kleine blaue. Der Bläuling. Welcher auch immer. Mir ein Rätsel wie man unterscheiden kann die Untergruppen. Ist auch egal. Ich liebe diese kleinen blauen Schmetterlinge. Er setzt sich auf meine Trinkflasche. Ich schnapp das Handy. Die Sonne blendet, die Bilder sind nix.
Er fliegt los und kommt zurück. Flattert vor mir her und setzt sich wieder auf den Rahmen meines Rades. Ich kann es kaum glauben.
Ich erzähle ihm, dass ich Bläulinge mag. Seit vielen vielen Jahren. Auf meinem Arbeitsweg in München. An der Bus-Haltestelle von der S-Bahn zum Büro, da war eine Wiese mit ganz viel Rotklee. Und ganz vielen kleine Bläulingen. Die kleine schönen Momente des grauen Alltags.
Er dreht sich auf meinem Radrahmen wie auf einem Laufsteg. Der Wind weht scharf. Er fliegt davon. Er kommt wieder. Flattert um mich herum. Setzt sich auf meinen Lenker. Ich schaue ihn ungläubig an. Und er posiert, als wüsste er, dass ich Fotos mache.
Und wieder flattert er davon, um wieder zu kommen, um mich zu kreisen und er landet auf meinem Daumen. Ich frag ihn, wer er ist. Wir schauen uns an. Frage ihn, was er mit sagen will. Denke an die die nicht mehr sind.
Er fliegt hoch. Schwirrt um meinen Kopf. Setzt sich auf meinen Lenker, dann auf meinen Handrücken.
Ich beschließe ihn ein Stück mitzunehmen. Ich kann ja nicht einfach auf nem Feldweg rumstehen, stundenlang. Den ersten Versuch müssen wir abbrechen. Einhändig auf Schotter is wacklig. Brauchte die andere Hand zur Dokumentation.
Er fliegt hoch, ich sage schon „Machs gut“, da dreht er um. Dreht wieder seine Runden um mich. Landet auf meiner Schulter. Dann auf meinem Rücken. Auf meinem Kopf. Und schließlich wieder auf meiner Hand. Ich muss schmunzeln. Es fühlt sich so an, als spielt er mit mir. Als möchte er mitfahren.
Ich nehmen ihn ein Stück mit. Und dann fliegt er davon. Und kommt nicht mehr wieder. Ich lächele ihm hinterher und wünsche im alles Gute. ✌
Momente, die du nie vergisst. Momente, die nicht wiederkommen.
Ja Fritze ich kann auch Kitsch. Ich genieße natürlich auch jeden Moment mit dir. *hust*
Das letzte Windrad neben mir fängt an sich zu drehen. Ich bin zufrieden. Lächele noch, denke an den Bläuling und mach mit auf den Weg zu Windrad 5 bis 7. Die sind im Wald versteckt. Bisher den Eingang noch nicht gefunden. Aber ich habs im Pippi. Heut sind sie reif.
Ich überquere den Hügel und was erblicke ich? Stillstehende Windräder. Also ach neee. Alle etwas faul heute oder wie? Brubbel noch „Muss ich euch auch noch anschieben?“ Und was soll ich dir sagen Fritze, nachdem ich doch allen Ernstes richtig abgebogen bin und unter Windrad 5 stehe („Hab dich!“), was glaubst Fritze? Ich sag dir Fritze, es war Magieee gestern. Nenn mich Windradflüsterer. Und es richtete sich aus und es begann sich zu drehen.
Ich glaub ich muss nicht erwähnen, dass die anderen beiden dann auch. Magieeeeee.
Aber schön war es da, Mitten im Wald. Viel Gezwitscher. Viel Gesumme. Und hab ne junge Familie getroffen, die sich die Windräder anguckt hat. Musste Schmunzeln.
Hab ein ✌ dagelassen.
Und ich singe und ich springe und ich tanze. Auf meinem Rad. Freiheit. Wahre Freiheit. Magie. Momente für die Ewigkeit.
Bitte darf ich das behalten
https://www.judith-holofernes.de/lyrics/darf-ich-das-behalten-2/
Behalt meine alten Träume
Kannst sie verwalten wie du willst
Halt die Welt in deiner Gewalt
Aber nimm deine kalten Hände
von meiner Hand
Ich geb dir meinen Verstand dafür
Ich geb dir mein Wort ich will
Für immer stumm sein aber
Nimm das nicht fort von mir
Ich weiß du nimmst alles
Was du willst zu dir
Aber das hier bleibt hier
Darf ich das behalten
Ich geb alles her
Darf ich das behalten
Ich brauche nichts mehr
Darf ich das behalten
Ich brauche nichts mehr als das
Ich brauche nichts mehr
Darf ich das behalten
Ich habs gefunden
Zerknittert und scheu
Saß es zwischen zwei Stunden
Bevor alles neu war
Und zwischen zwei Blicken
Zwei Schritten im Sand
Fand ich’s in meiner Hand
Ich geb dir meinen Verstand dafür
ich geb dir mein Wort
Darf ich das behalten
Ich habs gefunden
Zerschunden und lahm
Hab seine Wunden verbunden
Und jetzt ist es zahm
Siehst du es findet den Weg nicht mehr
Ich kann seine Sprache ich
Lauf hinter ihm her und dann
Läuft es mir nach und ich
Halt es geborgen in meiner Hand
Schlaf bis zum Morgen
Mit dem Rücken zur Wand
Ich geb dir meinen Verstand dafür
Ich geb dir mein Wort