Ich weiß, dass mir darüber schon öfter mal den Schädel zerbrochen. Aber wie sehr verändert Aktivismus Menschen. Wie sehr verengt er den Blick auf die Welt. Wie sehr packt er einen Menschen auch in ein Korsett von Anforderungen. Und gleichzeitig von Abgrenzung zu anderen Gruppen. Wie sehr verändert es auch das Selbstbild? Die Person dahinter?
Lesewarnung: Ich habe Corona. Ich bin nicht zurechnungsfähig. Setz die Maske wieder auf Fritze. Wir wissen nicht was passiert, wenn Virus in Spinne mutiert. Monster-Fritze, nein Danke. Ich hab Maja schon angehustet. Das wird nicht gut enden. Sehe Ernteausfälle auf uns zukommen.
Nachdem ja die ach so böse Springer-Presse böse zu Katja war, war es nun wieder die ZEIT zur Claudia. Entsprechende Wellen schlägt dies. Claudia selbst schweigt und lässt andere für sie Partei ergreifen. Claudia hat ja auch Medienberatung. Der Satz „Aus der Wissenschaftlerin wurde die Medienfigur, das Fernsehgesicht“ trifft es sehr gut. Möge jeder selbst urteilen.
Ich für meinen Teil, finde mich da mehr als wieder. Dass Fossil-Claudia im Gegensatz zu Maja unnahbar und kalt wirkt und mich deshalb von vor herein nie erreicht hat, mag irgendwo an ihrem Perfektionismus und Unnatürlichem liegen. Was im Artikel auch mit dem perfekten Styling beschreiben wird. Und Jutta mal wieder in den total falschen Hals bekommt und sich über den Part beklagt. Nein Jutta, nicht alles bezieht sich auf weibliche Klischees und „Frauen schminken sich“. Das mit perfektem Styling, Perfektionismus können auch Männer. Aber wenn man nur mit Tunnelblick unterwegs ist. Ach lassen wir das. Das eigentlich Problem sind ja andere Dinge wie ihr „schön“ gerechneten Studien, ihre fossile Kampfsprache, die kreativen Wortschöpfungen, das Messer zwischen den Zähnen. Und sie ist deshalb auch Grund für Scientists for Future kann weg.
Wie dem auch sein. Eigentlich habe ich keine Lust mich mit Claudia zu befassen. Aber wenn wir mal Maja, Katja und Claudia nehmen. Die alle „Opfer“ wurden böser Medien. Sind sie nicht vielleicht eher Opfer ihrer Gruppe? Ihrer selbst? Des Aktivismus?
Ist man so oder wird man so?
In ihren Texten schreibt Kemfert von „fossilen Kriegern“ und „der Tyrannei eines oligopolistischen Imperiums“, das an Kohle und Gas festhalte. Schaut man sich ältere Auftritte von ihr an, sieht man dort eine andere Frau. Eine, die sanfter urteilt und mehr Grautöne kennt, die sogar von wirtschaftlichen Vorteilen des Klimawandels spricht. Ist Kemfert radikaler geworden, weil die katastrophalen Folgen des Klimawandels seitdem immer klarer wurden? Oder weil es noch Menschen gibt, die daran zweifeln?
Sie macht Wind
Ich würde da einen anderen Grund sehen. Wenn man sich für das Spiel in einer aktivistischen Bewegung entschieden hat, wenn man sich entschieden hat bewusst gestalten zu wollen. Den Willen der Gesellschaft. Die Art zu leben. Oder was auch immer. Dann geht da eine Spirale los. Dann gehen Gruppendynamiken los. Immer zweimal mehr wie du. Ich hatte zwar erst, aber ich verweise erneut auf die Gruppenpolarisierung/ Gruppendenken – siehe Die dunkle Seite der Gruppe – Bias Teil 3 – im eigenen Saft schmoren macht vieles eben nicht besser. Und ich habe die steile These, es verändert dann auch das Verhalten von Menschen.
Sprich wenn ich in einer aktivistischen Gruppe unterwegs bin, dann gibt es das definierte Gute und Böse. Definierte Feindbilder. Das definierte Ziel. Und schon bewegt man sich in der Spirale. Meinungen sind eingeschränkt auf das was die Gruppe akzeptiert. Das grau weicht dem Schwarz-Weiß. Und da man sich im Krieg befindet muss auch gut aufgerüstet werden. Sprachlich versteht sich.
Ich hab Corona, ich kann mich grad nicht erinnern, aber irgendwas hatten wir letztens noch. Und je härter man selbst/ die eigne Gruppe auftritt, um so stärker die Gegenreaktion. Und so dreht sich die Spirale, immer schneller und immer höher. Und innerhalb der Gruppe leckt man seine Wunden und sieht die Schuld nur bei den anderen.
In ihrem Büro spricht Kemfert von Mustern, von Kampagnen gegen ihre Person. „Das Ziel ist es, Zweifel an meiner Kompetenz und an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu säen“, sagt sie. Doch wenn man nachhakt, wer dahinterstecke, ob sich auch Medien wie das ZDF gegen sie verschworen hätten, von dem sie sich in dem Film über Blackouts aus dem Zusammenhang gerissen fühlt, bleibt sie vage. Sagt nur, dass es „Auffälligkeiten“ gebe. Und man fragt sich, ob Kemfert damit nicht ein ähnliches Narrativ bedient wie die Gegner der Energiewende. Ob sie das Anliegen, mehr Klimaschutz zu erreichen, wirklich voranbringt, wenn sie von Kampagnen spricht, ohne Namen zu nennen.
Sie macht Wind
Es sind irgendwie immer die gleichen Muster. Die gleichen Verteidigungslinien. Alle sind immer nur Opfer. Keiner hat zumindest eine Mitschuld. Keiner hat Fehler begangen. Es hat teilweise schon was von Opferkult. Natürlich hat man Feinde, wenn man sich auf diesem Spielfeld bewegt. Aber das macht einen Selbst nicht zum Engel. Und nicht jede Kritik ist immer nur sexistisch getrieben, wie gern behauptet wird. Gut die ZEIT hat dieses mal gleich eine Frau schreiben lassen, aber das reicht nicht. Is trotzdem böser Sexismus und so. Am Ende gibt die Gruppe dir auch vor, wie man mit dem ganzen umzugehen hat, wer Schild ist und blubs. Demut ist nicht vorgesehen.
Ich glaube schon, dass Aktivismus Menschen verändert. Eben aus diversen Gründen. Man ist immer Teil einer Gruppe, die sich dem Kampf verschrieben hat. Die sich einem Weltbild verschrieben hat. Die ihre eigenen Regeln hat. Und da hat jede aktivistische Gruppe ihre eigenen Regeln. Und da unterscheiden sich sicher S4F, F4F (wo Claudia unterwegs ist) und Teile der radikalen linken Klimabewegung (wo Katja aktiv ist) und Maja springt eh überall zwischen rum und kann daher eh nie irgendwem gerecht werden. Aber die Feinde sind die gleichen. Sie muss man bekämpfen und sie sind schuld. Aber eigentlich müssten sie Verbündete sein. Da es ein Problem zu lösen gibt, dass nur gesamtgesellschaftlich zu lösen wäre. Über Lager hinweg. Und ich glaube auch, dass wenn man sich zu einer Führungsperson raufgearbeitet hat, dann ist das noch einmal ein Schritt in die Richtung, wo man noch mehr kämpfen muss oder zumindest im Kampf führen, den Weg kennen muss, den Gegner kennen muss und schon gar nicht Schwäche zeigen darf.
Ich bin mir sicher, Aktivismus verändert Menschen. Nicht weil Aktivismus so speziell ist. Sondern wegen der Umstände. Der „strukturellen“ Mechanismen unseres Hirns, denen Aktivismus ausgesetzt ist. Und das ist in erster Linie eben die Gruppe, das Feindbild, der Kampf, die Führungspersonen. Und man hat die Chance jemand zu sein. Am Ende ist es ein Korsett in dem du nicht frei bist. Du lernst wofür man dich bewundert, was man von dir erwartet. Du spielt das Spiel.
Auch Greta hat irgendwie ihre „Unschuld“ verloren.
Sind Frauen mehr betroffen als Männer? Auch wenn das den Anschein hat, würde ich das verneinen. Die Klimabewegung ist sehr weiblich geprägt. Und auch Männer werden kritisch betrachtet. Nur sieht das dann meist nicht diese Runden. Aufreger um Frauen erzeugen mehr Aufmerksamkeit. Auch weil ihnen dann viele Ritter zur Seite springen. Und ja das muss so. Manche Dinge ändern sich hoffentlich nie. Und grundsätzlich führen wir ja eh noch diesen feministischen Kampf das macht dann noch mal mehr Stoff für Artikel. Aber alles in allem wenn ich mir die Herren der aktivistischen Schöpfung angucke, dann gelte die gleichen Aussagen.
Ab wann verliert man dann eigentlich die Deutungshoheit über sich? Hat man sie überhaupt jemals? Oder sind wir immer ein Konstrukt anderer – Sozialpsychologie – Theorie der sozialen Identität? Und wenn man reinrutscht, hat man dann immer alles zu Ende gedacht? Oder findet man sich plötzlich da wieder wo man nie sein wollte? Tut man Dinge, die man nie für möglich gehalten hätte?
Wer will man sein?
He Fritze schau mal, der Frühling beginnt. Bei uns wird geschlüpft. Also Let’s watch the flowers grow
When I first held you, I was cold
A melting snowman, I was told
But there was no one there to hold
Before I swore that I would be alone forevermoreWow, look at you now, flowers in the window
It’s such a lovely day
And I’m glad you feel the same
‚Cause to stand up out in the crowd
You are one in a million
And I love you so
Let’s watch the flowers growThere is no reason to feel bad
But there are many seasons to feel bad, sad, mad
It’s just a bunch of feelings that we have to hold
But I am here to help you with the loadWow, look at you now, flowers in the window
It’s such a lovely day
And I’m glad you feel the same
‚Cause to stand up out in the crowd
You are one in a million
And I love you so
Let’s watch the flowers growSo now we’re here and now is fine
So far away from there
And there is time, time, time
To plant new seeds and watch them grow
So there’ll be flowers in the window when we goWow, look at us now, flowers in the window
It’s such a lovely day
And I’m glad you feel the same
‚Cause to stand up out in the crowd
You are one in a million
And I love you so
Let’s watch the flowers grow