Verzeih mir

Ich gebe zu, Robert hat mich gestern sehr erheitert. Und Jagoda ihm, ich glaub ungewollt, das Gas leicht eingestellt. Körpersprache kann genial sein. Und Roberts Monologe so nichtssagend verwirrend. Das hat dazu geführt, dass ich meine Gedanken nicht fertig sortieren könnte. Schlimme Sache. Aber erheitert haben sie mich schon.

Es freut mich dich zu sehen. Zu sehen, dass es dir gut geht. Wobei gut relativ ist. Es fühlt sich wieder so an, als wäre da was, was eben nicht gut ist. Und irgendwie macht mir das mehr zu schaffen als bittersüße Träume und gnadenlosem Versagen – und ja ich nenne das so. Aber dazu später. Wahrscheinlich hat das was mit Identität und Selbstbild zu tun, dass es mich mehr stört/ ärgert, einfach nur zuzugucken anstelle zuzuhören. Was eigentlich eher zu meinem Selbst gehört. Erzähls mir. Ich hör dir zu. Ich wills wissen. Ich will alles wissen. Ich will verstehen. Und dich lachen sehen. Nicht nur weil es ansteckt. Sondern weil es mich beruhigt zu wissen, dass es dir gut geht. Und du das Leben leben kannst.

Als ich gestern versucht hab meine Gedanken zu sortieren. Zwischen all den Abbauprodukten von Biochemie und Weltschmerz. Und Robert. Musste ich daran denken. An die Zeit als ich mich fragte, warum Essen so unsanft behandelt wird. Und überhaupt.

Dieses Lied erwischt mich irgendwie immer neu

Ich gehe mit dir schlafen, ich stehe mit dir auf
von den ewigen Fragen
hab ich seelischen Schluckauf
eigentlich weiß ich gar nicht wie man teilt
und auch nicht wie man sich
diese Unsicherheit verzeiht

Wobei ich mich gerade schwer tue, mich dafür verantwortlich zu machen. Weil dieses Gefühl, nicht Herr über sich selbst sein zu können und irgendwelche körperlichen Kräften einfach ausgeliefert zu sein, ist jetzt auch nicht gut geeignet, um sich selbst Vorwürfe zu machen. Natürlich ist es Teil von mir. Und vielleicht ein Teil, den ich grade echt doof find. Kein Teil, den ich hassen würde/ will. Wobei ich nicht weiß wo dieser ungerichtete Gedanke „Bitte hass mich nicht“ aus dem Nichts herkam. Ja total ungerichtet. Ein Satz einfach so in meinem Kopf. Und nein sowas passiert nicht regelmäßig, dass mir Gedanken wild durch den Kopf fliegen, die ich so gar nicht greifen kann.

Genau Autismus is was für Anfänger, machen wir gleich auf gespaltene Persönlichkeit. Wo eine Persönlichkeit die andere hasst. Wir können ja wie bei Harry Potter uns in 7 Teile aufsplitten. Fritze? Magst nicht. Weil Verlust an Wichtigkeit und so. Muss man mehr teilen. Und was wenn die anderen nervig sind? Und wenn alle durcheinanderreden und überhaupt.

Aber mal im Ernst, ja es gibt immer Dinge, die man an sich nicht mag. Nicht nur „Schönheitsthemen“. Und manchmal ist es echt übel. Und manchmal wirst du immer wieder dran erinnert. Es gab Gründe, warum mein Essen unsanft behandelt wurde. Nicht weil ich ich bin. Es es gibt Gründe, warum der so Kaffee nervt, dass man den Unmut rauslassen muss. Es gibt Gründe, warum es an manchen Tagen „läuft“. Ja vielleicht schluckt der eine mehr als der andere. Aber das entscheidende ist, dass etwas nicht passt. Irgendwas was ich gern verstanden hätte. Irgendwas was ich gern verändert hätte.

Dann an sich selbst zu scheitern, ist echt mies. Und vielleicht hat der Teil von mir, der dieses Scheitern für notwendig erachtet hat, es verdient, wenn er jetzt Bilder mit sich rumtragen muss. „Hilfesuchend“, traurig, fragend. Bis sie verblassen.

Das Konzept mit der Selbstwirksamkeit is ja süß, aber halt auch beschränkt. Der Wille allein reicht nicht. Und es reicht auch nicht, dass der Körper mitspielt. Es müssen auch die Rahmenbedingungen passen. Wenn der Rahmen sich biegt, kannst du dir nicht immer selbst helfen. Und egal wie frei dein Wille ist, er kann nicht immer Berge versetzen. Wenn sich alles umsetzen ließe was ich will, haach.

Ich hatte die Woche eigentlich auch wieder abgeschrieben. Weil Quantenphysik. Wenn ein Teilchen hier ist, ist das andere an einem anderen Ort. Theoretisch. Und praktisch vielleicht auch angenehmer. Nun ja. Manche Dinge passieren dann eben unverhofft. Gut es hätte mehr Konfetti regnen können. Aber das ist eigentlich auch nicht relevant.

Wo soll ich suchen hatte ich gefragt. Und nicht erst gestern. Und dich nicht gefunden zwischen all denn Bäumen und Gras. Wenn man allein durch den Wald stapft abseits der Wege, dann potenzieren sich die Selbstgespräche im übrigen. Aber das nur am Rande.

Und ich hätte noch viel viel mehr Bilder.

Sechs Wochen sind eine lange Zeit.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich dich gern gefunden hätte. Unter anderen Umständen. Anderen Rahmenbedingungen. Anderen Möglichkeiten.

Ob ich mir meine Unsicherheit verzeihen kann, irgendwann mal. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal, ob es etwas ist, was man verzeihen kann. Nicht weil es unverzeihlich ist. Sondern weil eher die Frage ist, ob es etwas ist, was man hätte ändern können. Klar, ich rede auch von Versagen. Aber die Frage ist, kann man sich zum Vorwurf machen, wenn man zu groß ist? Zu klein? Zu langsam? Nicht hübsch genug und so weiter? Klar kann man Dinge im Umgang mit anderen Menschen versuchen zu verändern. Und man kann Dinge lernen. Aber das heißt nicht, dass es einfach ist noch dass dann solche Situationen nicht trotzdem auftreten. Aus welchen Gründen auch immer, sich dann irgendwas verschaltet. Keine Ahnung was die Evolution sich dabei gedacht hat. Vielleicht ist es auch einfach nur ein Kollateralschaden. Die Evolution is nicht perfekt. Und das Universum schon gar nicht.

Der Sommer ist vorbei. Die Schwalben sind jetzt wirklich weg. Vorletzte Woche traf ich sie noch. Auf den Maisfeldern. Am abgeernteten Hopfen.

Vielleicht ist eine heiße Schokolade auch ganz lecker.

Ja ich weiß. Ich werde wieder gnadenlos an mir scheitern. Mein Selbst dadurch in Frage stellen. Und die Welt eh verfluchen. Irgendwie so. Oder vielleicht doch die Kraft der Gedanken verwenden, um mich wegzubeamen. Gedanken sind mächtig. Sie können nicht nur Muskeln wachsen lassen. Was ist für unser Hirn schon Realität? Ach egal.

Und nein, ganz so schräg wie es den Eindruck macht, bin ich nicht. Nicht mehr oder weniger schräg als alle anderen auch. Nur der eine so und der andere so. Und auch du bist mehr als es scheint. Ich würde immer noch gern wissen wovon du träumst. Was das für ein Anhänger ist. Und womit du dir die Zeit vertreibst. Was für dich Glück ist. Und was dich aufregt.

Ich würde gern diese Mauern einreißen. Biochemie hin oder her. Sind unsere Welten so verschieden? Oder eint uns Menschen doch mehr als wir glauben?

Und kriege ich irgendwo meine Trinkgelddose? Überlege grade, was ich heute reingelegt hätte.

Schön, dich zu sehen.

Nacht.

Cold breath
I see the air comin‘ outta your chest
We get high in the nights
So high, so high
Cold days
But the sun is makin‘ sure that I’m awake
And the kisses are still warm
When it rains, when it storms

Woo-ooh-ooh-ooh-ooh
Woo-ooh-ohh-ohh
Woo-ooh-ooh-ohh-ooh

Your waste hidden in my hoodie’s waves
And the colors, they change
Green to brown, then they fade
September days
We stay outside, watch the rain wash away
But the kisses are still warm
And the leaves almost gone

Woo-ooh-ooh-ooh-ooh
Woo-ooh-ohh-ohh
Woo-ooh-ooh-ohh-ooh

Woo-ooh-ooh-ooh-ooh
Woo-ooh-ohh-ohh
Woo-ooh-ooh-ohh-ooh

And I just wanna go back there
I just wanna feel like when
We were laying in the grass
Beneath September skies
It was so clear and wide
And I don’t wanna miss a thing
Running up and down the hill
We got lost for a while
Beneath September skies
Just you and I, you and I, you and I

Schreibe einen Kommentar