Die Leiden des jungen Werther Teil 28374d folgende. Ach herje, der hat sich umgebracht. Hätte mal nicht nachgelesen. Das hat die alte Frau nicht vor, leidet aber trotzdem. Immer noch auf diversen Ebenen. Wir vergessen ja gern die schlimmen Dinge aus der Vergangenheit – darum war früher auch immer alles besser, aber die Pubertät war irgendwie angenehmer als die Mitte des Lebens.
Während ich leide, versucht Ronja das mal unhappy zu analysieren.
Manchmal sind es gerade die Momente, in denen wir hart gesagt zugrunde gehen, in denen wir auf den Grund unserer selbst gelangen. Und noch einmal ganz tief auf Tuchfühlung gehen mit uns selbst- Es gibt von Wittgenstein den schönen Satz: ein philosophisches Problem hat die Form „Ich kenne mich nicht aus“ Und insofern würde ich sagen, genau die Mitte des Lebens ist vielleicht eine Phase, in den wir uns manchmal nicht auskennen.
Midlife-Crisis? So findest du dein Glück | unhappy | ARTE
Fein. Bin/ war auf dem Grund. Mag sein, dass ich auch wieder viel über mich gelernt habe. Und nun? Menschen brauchen Perspektiven. Ich sehe sie nicht. Ich will in keine Großstadt. Was soll ich da? Ich wüsste nicht, was es da gibt, was ich begehre. Viele einsame Menschen? Da wird sich schon jemand erbarmen? Menschen die anders sind, müssen in die Großstadt um glücklich zu werden?
Mir ist kalt.
Und gleichzeitig will ich andere Dinge nicht mehr. Ich bin verflucht noch mal kein Fußabtreter. Keine Mülltonne für Probleme anderer. Und ich hasse es manipuliert zu werden. Auf eine mehr als offensichtliche Art. Das is jenseits von Familie und Freundschaft. Ich habe den Mist zu lange mit mir machen lassen. Ohne das auch nur jemand daran gedacht hat, wie es mir geht. Wenn sich alles immer nur im eine Person und seine Bedürfnisse, Gedanken, Gefühle dreht, geht der andere immer unter.
In der Mitte des Lebens ist es vielleicht so eine Einsicht, was ich nicht als äh Hänschen gelernt habe, lerne ich auch als große Johanna nicht mehr. Das heißt ich werde vielleicht gewisse Dinge tatsächlich nicht mehr erreichen. Und das kann mit Trauer verbunden sein, mit Reue, mit Bedauer. Manchmal aber vielleicht auch mit einer Erleichterung. Das ist die Kehrseite, zu merken ich muss auch nicht mehr so viel werden. Diese Idee der Bleibefreiheit von der Philosophin Eva von Redecker gefällt mir diesbezüglich ganz besonders gu. Nämlich sich auch einfach einmal zu überlegen, welche Freiheit erwächst der Einsicht „ich darf hier bleiben“
Midlife-Crisis? So findest du dein Glück | unhappy | ARTE
Dieses Wissen, dass gewissen Dinge nie sein, ist immer noch ein Schmerz der mich nachhaltig zerfrisst. Schlimmer als die Erkenntnis, dass Dinge nie so waren, wie ich gehofft hatte. Was ich eigentlich schon immer wusste. Ich spüre die Situationen immer noch, auch wenn sie Jahre zurückliegen. Menschen sind nicht perfekt, Beziehung sind nicht perfekt. Man muss Menschen auch als unperfekte Wesen annehmen. Auch wenn sie nicht so sind, wie man sie sich wünschen würde. Alles kein Ding. Aber zu oft redet man sich manches dann doch schöner anstelle auf den Bauch zu hören. Der flüstert, dass irgendwas nicht passt. Das passt zwar nur bedingt zu meinem Wesen, das nicht nah dem perfekten strebt und lieber bleibt als geht, aber am Ende gilt glaube immer, es muss ein beidseitiger Wille existieren. Den anderen zu sehen. Als das was er ist. Und wenn ein Ungleichgewicht oder Probleme entstehen, nicht nur die Schuld beim anderen zu suchen, sondern auch sich selbst zu reflektieren.
Mir fehlt immer noch die Perspektive. Wieso soll auf meine Faltigen Jahre die Zukunft noch etwas anderes bringen? Und wohin mit mir? Was wenn in naher Zukunft nur noch ein Mensch bleibt? Wohin mit mir? Mit meiner Zeit, mit meinem Leben?
Es ist gut Dinge auch zu verändern. die wir verändern können. Gleichzeitig wissen wir mittlerweile aus der Forschung auch, dass es äh in verschiedenen Situationen sinnvoll sein kann, bestimmte Ziele nicht weiter zu verfolgen. Dieses Loslassen von bestimmten Zielen, die uns wichtig sind und was auch schmerzhaft ist, ist eine ganz wichtige Komponente auch in der Entstehung von Zufriedenheit.
Midlife-Crisis? So findest du dein Glück | unhappy | ARTE
Zufriedenheit geht anders. Menschen brauchen Motivation, Ziele. Zufrieden sein mit dem was man hat, schön und gut. Was wenn da aber grade nix is?
Musikalische Unterbrechung
Es mag ja sein, dass man sich in seinem Leben manchmal verrennt. Dingen nachjagt, die man nicht erreichen kann, die einen aber auslaugen. Das Hamsterrad. Oder wenn man sie erreicht , sie einen doch nicht glücklich machen. Weil Realität anders ist als Traum. Und da kann schon eine Last von einem abfallen. Fesseln sprengen. Befreiung.
Aber irgendwas muss dann an diese Stelle treten. Der Mensch braucht Motivation. Ziele. Perspektiven. Gründe morgens aufzustehen.
Mir fehlt immer noch die Perspektive. Stattdessen bricht immer mehr weg. Und neues kann nicht entstehen oder ist von Hause aus nur ein einjähriges Pflänzchen. Am Ende gehen sie immer. Und es ändert immer was. Muttern sag, vielleicht finde ich ja ne neue Verkäuferin. Es gibt ja noch x und y. Muttern sagt nicht, zieh in die Großstadt. Gut das kann sie aus persönlichen Gründen nicht sagen. Aber sie hat begriffen, dass es um Alltag geht ohne Subkulturen und Elitepartner. Wir sprachen über das was wegbricht. Und was am Ende irgendwie auch nie war. Und sie weiß, dass das neue nicht von Dauer ist. Was auch seine eigenen Regeln hat und nicht meine Leere füllen kann.
Auch das alte ist gegangen. Schon vor langer Zeit. Um dann zu klammern und zu kratzen. Träumen hinterherhechelnd. Vom Leben eingeholt. Von Neid. Von Angst. Bei allem Verständnis, bei allem Wissen, ich habe meine Grenzen. Ich war schon genug Fußabtreter. Ich mag verbal auch nicht das schärfste Schwer besitzen, aber ich will vor allem gar nicht kämpfen. Ich werde das nie verstehen. In Beziehungen zu kämpfen, um den Ton anzugeben, den anderen zu irgendwas zu bewegen, sich nur nicht selbst bewegen. Das eigene Bild aufrecht erhalten. Und wenn alles reißt, brüllen schreien. Irgendwie gewinnen müssen. Als wäre Leben ein Kampf.
Aber Hauptsache man lebt diesen Traum der heilen perfekten Welt. Der einem am Ende eben auch nicht glücklich macht. Weil das Leben eben nicht perfekt ist.
Ich kämpfe mit meinem Gewissen, Abschieden, Automatismen, Erinnerungen. Biochemie und so weiter.
Es ist so weit, lass alles stehen
Mach dich auf den Weg, überleb
Bevor es noch mehr verletzt
Wild um sich schlägt und alles trifft
Sei kurz stark und zwar jetzt
Hör auf dich
Lass es gehenLass mich geh’n
Lass mich los
Lass mich
Du holst das alte wieder vor. Es ist wichtig. Du willst es wieder. Die Zeit wieder. Das Gefühl wieder zurück. Die Vergangenheit ist wichtiger als neues. Ich versteh das.
Ich kann das nicht zurückholen. Es gibt Dinge, die kann man nicht zurückholen. Die haben ihre Zeit. Eine begrenzte Zeit. Die funktionieren nur genau in dieser Zeit. Wenn das Leben weiter geht, passen sie nicht mehr rein. Und Anpassung bedeutet Veränderung. Und das muss man wollen. Und auf eine Art, die alle Beteiligte bereichert. Die einander akzeptiert, auch wenn die Nähe eine andere ist. Was verbindet uns eigentlich? Was hat uns je verbunden? Braucht es nicht immer etwas, was man teilt? Oder reicht Geborgenheit und Vertrauen? Aber was, wenn auch das nur eine Illusion war.
Wann hat man mir zuletzt gesagt, dass man mich vermisst. Nur um meiner Willen. Wann hat man mir gezeigt, dass ich wichtig bin? Wann hat man mich gefragt, wie es mir geht? Wann hat man sich je für mich interessiert?
Was wenn man den anderen gar nicht sehen kann, weil man zu sehr in sich selbst festhängt. Wenn man nicht ausgestattet wurde mit dem Blick und Gefühl für andere. Mit dem Willen, sich wirklich mit anderen zu befassen. Nicht nur oberflächlich und mit dem was man sehen will.
Wobei ich an dem Punkt bin, dass man zumindest bereit sein muss, seine Defizite auch anzuerkennen. Weil wenn an es nicht tut, sind Schutt und Asche vorprogrammiert.
Nein, ich werde nicht wieder der sein, der zum xten Mal dafür kämpft, dass man Freundschaft nicht einfach wegschmeißt. Das Konto ist nicht ausgeglichen. Und nur, um nicht allein zu sein. Nein. Ich will nicht mehr nützlich sein.
Dann lieber allein in meinem Schmerz. Und wenn ich daran verrecke. Aber dann verrecke ich für mich und nicht für andere.
Gone by day and gone by night
It’s not an easy road that leads you to the light
It’s windy now but someday it’ll straighten out
But it’s worth it on the other side when He brings that city down
You only get one shot, everything to lose
Lord take me now I’m broken and bruised
Can you save my soul cause I need you
Cause I need you
I’m no good and I’m no saint
I won’t pretend to be somebody I ain’t
I’ve been in love and fell out of it too
It’s been hard to trust again
And feel the way I do
You only get one shot, everything to lose
Lord take me now I’m broken and bruised
Can you save my soul cause I need you
Cause I need you
I have seen some people in a pew
Stand up on their pedestal
And look down at me and you
I’m not perfect and I never claimed to be
But I’m so glad the Good Lord
Is makin‘ time for me
You only get one shot, everything to lose
Lord take me now I’m broken and bruised
Can you save my soul cause I need you
Cause I need you
You only get one shot, everything to lose
Lord take me now I’m broken and bruised
Can you save my soul cause I need you
Cause I need you