Verflucht noch mal

Frage mich, warum es keine Forscher gibt, die Menschen in freier Wildbahn beobachten. Stattdessen bauen Verhaltensforscher meist auf Labor Experimente mit designtem Ablauf. Wo man sich dann fragen darf, ob’s in der freien Wildbahn dann nicht doch anders ist. Gut wie mögen das sicher nicht, wenn jemand mit Fernglas, Videokamera, Zettel und Stift auf dem Marktplatz sitzt und uns zuguckt. Wie wir es bei Tieren einfach machen. Aber andererseits ist eben Verhalten im Labor das eine und außerhalb das andere. Und soziale Wesen so stark beeinflusst durch andere. Und ungeschriebene Gesetze. Und und und.

Das erste Mal bewusst Menschen beobachtet habe ich in meinem ersten Arbeitsjahr. Ein Startup aus 12 Leutchen, bei denen auffällig war, wie unterschiedlich alle waren bis hin zu Extremen. Aber bewusst wirklich hingesehen habe ich dann 10 Jahre später achtsam, psychologisch. Und seit einiger Zeit tue ichs wieder. Menschen verstehen so wischtisch, aber auch so schwer. Und so unerforscht. Obwohl man’s seit Ewigkeiten versucht.

Apropos erster Job. Ich wollte da ja innerhalb der Probezeit hinwerfen. Bin hin zum Chef. Erstens ich komm nicht mit auf Dienstreise. Zweitens du belügst die Kunden. Drittens nix funktioniert an der Software. Viertens ich kündige. Fünftens ich bin krank und geh heim. Ich war ein paar Tage krank und als ich wieder kam einiges anders. Nun gut ich blieb. Kommen wir aber noch mal zu drittens. Zu dieser Zeit wollte ich meinen Laptop mindestens einmal täglich aus dem Fenster werfen. Das fluchen über Softwareprodukte beherrsche ich immer noch in Perfektion. Und natürlich fluchen wir ab und an auch über unsere Mitmenschen. Ich nehme mich da nicht aus. Manchmal still und heimlich und manchmal mit dem ein oder anderen Mitmenschen zusammen. Und ja auf ne perverse Art is das auch wieder sozialer Kitt. Wie auch Klatsch und Tratsch.

Und dann gibt’s auch noch die Mitmenschen, die dauernd schlecht drauf sind. Oder die die keinen Humor verstehen. Stand ich letztes an der Kasse im Supermarkt. Packe ein und bevor ich zum Zahlen komme, geht die ältere Dame hinter mir schon zum Kartendings. Sag ich, „Moment, erst ich, aber sie können auch gern für mich zahlen.“ Mit nem Zwinkern und Lächeln. Die neue nette Kassiererin (tippe auf Ukraine) hat’s verstanden, die ältere Dame nicht und grummelte. Und der Marktleiter hat schief geschaut. Merke: bloß keine Witze machen. Oder vorher checken, ob’s erlaubt ist. Schlimme Sache. Und manchmal bin ich ganz froh übers Home-Office. Wobei manche Entwicklungen echt schade sind. Auch Kompetenzgerangel und kleine Königreiche. Kooperation is nicht in unseren Genen als oberstes Ziel verankert.

Aber was macht man, wenn man nen Job hat, in dem man öffentlich tätig ist und mit vielen Menschen zu tun hat? Es ist dann nicht ein Stück Technik, dass nicht so will wie es soll und dich aufregt. Auch Menschen funktionieren nicht so wie sie sollen. Und führen so auch zu Verzögerungen. Und dass du deinen Job/ Ablauf nicht so machen kannst, wie du magst. Und manchmal will man sich auch austauschen mit der/ die/ das Kollegy nebendran und zusammen grummeln. Und manchmal hat man selbst nen miesen Tag. Und die Welt ist trüb und lieblos. Und manchmal passt man sich nur an. An die schlechte Laune der anderen. Und an der Länge der Schlange und damit verbundenen Akkordarbeit. Die keine Freundlichkeit zulässt. Und wie viel Zwangsfreundlichkeit ist wirklich gut? Frage mich dennoch ob’s mir grad nur so vorkommt oder ob sich die allgemeine Stimmung auch in Bayern ändert. Als ich vor über 20 Jahren hier runter kam aus dem Osten, war es das was sich so stark einprägte bei mir. Der Unterschied wenn man ein Geschäft betrat. Hm.

Warum beobachten wir uns selbst zu wenig? Warum hat man auch da wo lange zu wenig geforscht? Und wenn dann eher mit Freud und Co. Wer einmal dieses Achtsamkeitsding probiert hat, weiß was ich meine. Wenn man den Autopiloten mal ausschaltet und bewusst hinschaut. Auf sich und auf andere. Und funktioniert auch super, wenn man einzelne Sinne ausschaltet und sich so auch dem Autopiloten entledigt, weil man ne neue Situation schafft. Ich sollte wieder öfter die Kopfhörer aufsetzen und zugucken.

Wie viel Empörung hat die Evolution vorgesehen und warum?

Hmm. Was sind die Bedürfnisse und Mechanismen hinter unserem Verhalten? Was prägt uns? Was steuert uns in Situationen. Was ist Stress, was ist Autopilot, was muss einfach raus? Und warum?

Stelle mir vor, was ist wenn wir unsere Einkäufe selbst scannen und Roboter die Regale einräumen. Wenn die Mitarbeiter in den Supermärkten nicht mehr benötigt werden. Wenn die Kunden nur noch unter sich sind. Mit ihrer Laune, ihrer Verpeitheit, ihrer Kontrolle der Mitmenschen, ihrem Zeitdruck. Und all der Evolution in uns. Wie viel Freundlichkeit brauchen wir dann überhaupt noch?

Der Mensch das soziale Wesen.

Stelle fest, dass die Jugend nicht mit der Zeit geht. Alta, Digga. Warum nicht Alt:innen und Digg:innen. Oder wenigstens Alte und Digge. Ich fordere jetzt Altes und Digges ein. Wenn schon dann neutral gendern. Oder Alty und Digga. Die 11jährige, die gendern doof findet, wird dann immer leicht aggressiv. Verstehe ich nicht. 😬 Aber unabhängig von der persönlichen Vorliebe geprägt durch Umfeld und so, scheint die Jugendsprache dann doch nicht so progressiv zu sein.

Kommunikation so komplex und kompliziert.

So besagte 11jährige hat’s Licht über mir ausgemacht. Und die Katze liegt schon zwischen meinen Beinen. Argh. Das wird doch wieder nix mit uns. Dann also Nacht. ✌️

Versuche zu schlafen ohne die Katze zu zertreten oder aus Rücksichnahme nicht schlafen zu können.

Spiegel ich mich in Pfützen
Erkenn ich mich nicht
Schau ich mir in die Augen
Seh ich ein fremdes Gesicht

Ich habe mir viele Fragen
Doch ich antworte nicht
Und höre ich meine Stimme
Weiß ich nicht wer da spricht

Ich wünschte ich würd mich mal wieder sehen
So wie einen guten alten Freund
Der mich versteht

Wenn ich mein Freund wär
Würde ich wissen wer ich bin
Wenn ich mein Freund wäre
Könnte ich mich mehr verstehen
Wenn ich mein Freund wär
Dann würde ich mich streiten
Würde ich all die Fragen klären
Weil ich mein Freund wär
Wenn ich mein Freund wär
Wenn ich mein Freund wär

Wenn ich mein Freund wär
Könnte ich mich mehr leiden
Ich würde hinter mir stehen
Auch in schlechteren Zeiten

Wenn ich mein Freund wär
Wär mehr Vertrauen in mir
Ich wäre zu mir nicht so hässlich
Noch viel fairer zu dir

Wenn ich mein Freund wäre
Würde ich wissen wer ich bin
Wenn ich mein Freund wäre
Könnte ich mich mehr verstehen
Wenn ich mein Freund wär
Dann würde ich mich streiten
Würde ich all die Fragen klären
Weil ich mein Freund wär
Wenn ich mein Freund wär
Wenn ich mein Freund wär

Wenn ich mein Freund wär
Würde ich mehr an dich denken
Ich denk an dich
Dass du in dir gräbst
Und deinen Freund erblickst
So wie du wirklich bist
Jeder sich stützt und hält
Und wir uns besser kennen als uns selbst

Wenn ich mein Freund wär
Würde ich wissen wer ich bin
könnte ich mich mehr verstehen
Wenn ich mein Freund wär
Würde ich an dich denken
Dann würde ich wissen wer ich bin
Und ich wüsste wer du bist

Wenn ich dein Freund wär
Dann könnte ich mich mehr verstehen
So wie du wirklich bist
Dann würde ich mich streiten
Würde ich all die Fragen klären
Weil ich mein Freund wär
Wenn ich mein Freund wär
Wenn ich mein Freund wär

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