Stolz und Vorurteil

Ich bin überfordert. Wer hätte gedacht, dass das mit der Liebe und so, intellektuell so verwirrend ist bzw. so ungeklärt. Und doch der Stoff, um den sich so viel dreht. Und dann wird das in den aktuellen Zeiten auch noch verdreht. Oder es liegt nur an den Weiten des Internets, das einem alles mögliche ausspuckt und daher alles noch komplizierter macht.

Nein, ich glaube nicht. Vielmehr gilt, wir wissen, dass wir nix wissen. Aber Hauptsache unsere Raketen können rückwärts einparken und wir unterhalten uns mit der KI. Die mir nicht mal mehr solche Fragen beantworten kann, ohne zu versuchen bei mir Biochemie auszulösen.

Ich gebe zu, ich bin immer noch schwer am grübeln, wie ich all diese neuen Kategorien an sexueller Identität/ Orientierung und Co verstehen soll. Und da ich mir meinen YouTube Algorithmus versaut habe. Nun ja. Ich versuch das ja immer noch zu verstehen. Aber ich verstehs nicht. Ich scheitere schon bei den Begriffen „romantische Beziehung“ bzw.. „romantische Gefühle“. Weil bei aller Liebe der Alltag is meist nicht romantisch. Und schon gar nicht wenn du kleine Kinder hast. Warum sollte da jede Beziehung romantisch sein. Also höre ich mal wieder einer jungen Aromantikerin zu. Vielleicht verstehe ichs dann.

Ich lerne, dass sie kurz nach dem Verliebtsein sich schon von der Beziehung eingeengt fühlt, ohne dass der Kerl was machen muss. Allein deshalb weil erwartet wird, dass sie sich einmal die Woche mit ihm trifft. Was ich übrigens sehr unromantisch finde. Einmal die Woche. Dafür mag sie aber Liebesfilm und so Kitschzeug und den Beziehungstrasch der Freundinnen sehr. Keine Ahnung wie alt sie ist, aber es ist ja vollkommen okay zu sagen, dass man man in seiner aktuellen Lebenssituation mit Beziegungen nix anfangen kann und den egoistischen Freiraum braucht. Aber ist man dann wirklich aromatisch und muss man sich dann für so ne Schublade entscheiden? Und kann sich das nicht morgen ändern? Die Psychologen sprechen von verschiedenen Liebesstilen. Vielleicht ist sie ja eher der Freundschaftliche Typ. Wo eben dann aus einer Freundschaft mehr wird.

Warum brauchts diese Selbsteinordnung für sein aktuelles Leben? Um ne Erklärung zu finden, weil man gerade einen anderen Weg geht als die Mehrheit der Altersgenossen? Weil man ne Antwort auf die depperten Fragen nach dem Beziehungsstatus braucht, die immer wieder mal kommen? Und yes I feel.

Und warum sind das so oft Frauen, die so dringend eine Erklärung für ihr anders sein suchen? Und dann so glücklich sind, dass sie eine gefunden haben. Ist das soziale Wesen Frau noch stärker von gesellschaftlichen Normen und Vergleichen abhängig als Männer? Mir erschließt sich das alles nicht. Ich verstehe nur, dass sie gerade keine Beziehung will bzw. sich in einer Beziehung aktuelle nicht wohl fühlt. Wobei wir jetzt dann „Beziehung“ wieder zerpflücken können. Klassische Paarbeziehung/ Zweierbeziehung. Dass man das romantische Beziehung nennt, hat wohl eher was mit den Liebesromanen und Liebesfilmen zu tun. Man wird nicht mehr in die Beziehung verkauft/ verpaart oder so, sondern es hat Booom gemacht und man hat sich ganz dolle lieb und will freiwillig bis ans Lebensende zusammenbleiben.

Apropos Liebesfilme und Kitsch und so, bei „Stolz und Vorurteil“ geht nicht darum, dass er sie will, aber sie ihn nicht will. Sie wollte ihn vom ersten Moment. Da gehts um Status. Unterschiedliche gesellschaftliche Schichten. Und auch noch unterschiedliche Typen von Menschen. Und Freundschaft und auch Rationalität. Wenn Mr. Darcy der rosa Brille von Mr. Bingley rät, seinen Ruf und sein Geld nicht für die etwas abgedrehte Familie seiner Angebeteten aufs Spiel zu setzen. Dann is das Freundschaft. Und da auch seine Biochemie sich in diese Familie verguckt hat, kämpft auch sein Herz gegen seinen Kopf. Gegen soziale Normen. Und das is das Drama.

Was er ihr auch gesteht. Sie aber nicht einordnen kann. Und sie ihn deshalb trotz Liebeserklärung seinerseits wegstößt. Das Ding heißt nicht umsonst Stolz und Vorurteil. Aber bei beiden bleibt die romantische Anziehung bestehen. Das sagt man doch jetzt so oder? Das Verlangen nach einander. Der Wunsch mit dem anderen ein gemeinsames Leben zu führen. Und das war damals anders als heute. Eben bis dass der Tod uns scheidet. Da hast du nicht einfach mal rumprobiert.

Dinge mit denen wir uns heute zum Glück nicht mehr wirklich auseinander setzen müssen. Andererseits weiß ich nicht, ob wir uns da nicht doch wieder rückwärts bewegen. Und diese Durchmischung von Schichten, die es mal gab, nicht doch wieder verschwindet. Der Arzt heiratet heute nicht mehr die Sprechstundenhilfe sondern die Ärztin und so weiter. Und Sugar-Daddys sind auch wieder in.

Und dann gibts da noch die kleine Geschichten nebenbei. Eine Charlotte Lucas, die mit Mitte/ Ende 20 dringend einen Mann finden muss, weil sie ihrer Familie schon zur Last fällt. Und nicht nein sagen kann, wenn der schräge Pfarrer um ihre Hand anhält. Sich allein versorgen war damals nicht.

Und gleichzeitig diese arrangierten Ehen der Obrigkeit. Und beide Hautakteure des Romans ausbrechen aus ihren Rollen/ Schichten. Und ihrer Liebe/ Verliebtheit nachgeben. Wobei es ja nicht nur um Hormone geht sondern auch die Taten. Und um das was man nicht auf den ersten Blick sieht.

Sagt sie nicht am Ende zu ihrem Vater „Ich war so dumm?“. Vor lauter Stolz.

Ich liebe Stolz und Vorurteil auch. Gibts grad in der Mediathek.

Und der Soundtrack is natürlich auch klasse.

Habe dann noch dem Österreicher zugehört. Wobei ich gleich nach dem Einstieg drau0en war. „Ich habe über Aromatik ja schon gesprochenn. Aber nicht wirklich ausführlich und nicht wirklich gut. Beginnen wir doch gleich mal mit der Flagge“ … ahhhhhhh … dein Ernst? Why? Wen interessiert das? Ich will verstehen was das isst. Wie es sich anfühlt. So ne depperte Fahne interessiert mich nicht. Warum sollte sie? Wahhhh. Ich schalte ab.

Bei dem Herren da sagt mir übrigens mein Bauch, dass er zu denen gehört, die nicht nein gesagt hätten, wäre ihm der Mensch begegnet, der ihn anziehend gefunden hätte. Dies aber nicht passiert ist. Manchmal braucht es eben die andere Seite, die die Funken fliegen lässt, damit die eigenen fliegen.

Mich beschleicht so ein wenig das Gefühl, dass diese Schubladen auch irgendwie ein Halt für Menschen sind, deren Leben vielleicht nicht so gelaufen ist, wie sie es sich vielleicht auch selbst gewünscht hätten.

Ich kranke allerdings immer noch an der Definition der romantischer Beziehung/ Orientierung bzw. der romantischen Gefühle.

Habe mich dann mal auf so ein LGPTQ Wiki verirrt. Wasn Begriffssalat. Da kriegt doch jeder seine eigene Schublade oder? Was soll dieser Quark? Man is abaromantisch, wenn man mal aromantisch war und durch ein Trauma romantisch wird. Ahja. Genau.Menschen, die plötzlich dich ihren Deckel zum Topf finden oder weil sie älter werden andere/ neue Sehnsüchte Gefühle entwickeln durchleben dann ein Trauma? Ich frag nur interessiert. Es fühlt sich auch gerade alles sehr traumatisierend an. Wah.

Vielleicht leben wir wirklich in der dümmsten anzunehmenden Realität. Ich mein, Altaaaaa.

Ich lerne, die Gesellschaft is Schuld, weil die hat so ganz böse Erwartungen und wenn man denen nicht entspricht dann … ja was dann? Hat das „Schlampen“ je interessiert? Aber damit wir niemanden mehr verurteilen, weil er wild durch die Gegend vögelt oder was weiß ich, muss man x tausende von Orientierungen erfinden, damit wir lernen, dass es viel mehr gibt als den gesellschaftlichen Standard. Aha. Wah.

Als obs das früher nicht auch alles gegeben hätte. Nur hat man da keine wilden Definitionen und Begriffe und sonst was erfunden. Wozu soll das gut sein? Die Welt war schon immer bunt und es gab auch ewige Jungesellen etc. Und genauso die die jede im Dorf mal flachgelegt haben. Und so weiter. Wurden alle nicht geächtet und ans Kreuz genagelt.

Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit dem Copiloten von Bill. Hab ihm das Gas eingestellt und gesagt, dass ich nicht mit ihm plaudern will, sondern er gefälligst meine Fragen beantworten soll.

Was bitte soll ein romantisches Gefühl sein?

Romantische Gefühle sind die Emotionen, die uns zu jemandem hinziehen und uns das Gefühl geben, dass diese Person auf eine besondere Weise wichtig für uns ist. Es kann das Kribbeln im Bauch sein, wenn du jemanden siehst, den du magst, oder das warme, wohltuende Gefühl, wenn du Zeit mit dieser Person verbringst. Romantik ist oft mit dem Wunsch verbunden, mehr Zeit miteinander zu verbringen, Zuneigung zu zeigen und eine tiefere Bindung zu haben. Es ist mehr als nur Freundschaft—es hat diese zusätzliche emotionale und manchmal körperliche Nähe. Klingt kitschig, oder?

wer hat diese Definition erfunden und wann? warum höre ich jetzt das erste mal davon?

Der Begriff der romantischen Orientierung und die Unterscheidung zwischen romantischer und sexueller Orientierung sind relativ neu in der wissenschaftlichen Literatur und Gesellschaft. Diese Unterscheidung wurde in den letzten Jahrzehnten, insbesondere seit den 1990er Jahren, verstärkt diskutiert und erforscht. Die Idee, dass romantische und sexuelle Orientierungen getrennt sein können, hat sich in der sexuellen Wissenschaft entwickelt, um die Vielfalt menschlicher Erfahrungen besser zu beschreiben. Es ist möglich, dass du diese Definition zum ersten Mal hörst, weil sie nicht immer in traditionellen Diskussionen über Sexualität und Beziehungen erwähnt wird.

So und schon haben wir endlich herausgefunden, warum ich mich so schwer tut mit „romantischer Orientierung“ und so. Neumodische Konzepte. Am Ende geht es nicht um Romantik ala Stolz und Vorurteil und Pretty Woman. Sondern nur um Abgrenzung von Sex und Beziehung. Und der Tatsache, dass man unterschiedliche Formen von Sex und auch unterschiedliche Formen von Beziehungen gut finden kann.

Und was das „der Alltag is nicht romantisch“ betrifft, landen wir halt auch wieder bei Jane Auten. Ihre Romane hören auf, bevor der Alltag beginnt. Wie quasi fast alle Liebesfilme. Und so glauben wir dann vielleicht zu oft, dass eine dauerhafte glückliche Beziehung vom Himmel fällt wenn man nur ganz dolle verliebt is und auch noch Hindernisse dabei überwindet. Der Herr da kann sich darüber sehr gut auslassen. LOL.

Wenn ich mal wieder weggehe von romantischer Beziehung/ Orientierung und Romantik wieder als das bezeichne, was man gewohnt is, diese triefenden, schmachtenden Romane voller Biochemie und Gefühlen aller Art, wo sie sich am Ende kriegen. Oder eben auch der einfache romantische Abend zu zweit. Mit und ohne Musik, Kerzenschein und Sex. Dann fällt das doch alles in diese Kategorie

Natürlich ist diese Große Liebe etwas wo wiir wissen, dass sie nicht wirklich realistisch ist, aber es ist eine Motivation. Ein gutes Gefühl. Wie auch diese Sinn des Lebens, den es auch nicht gibt. Und ich will nicht abstreiten, dass man dann vergisst, dass eine glückliche Beziehung halt etwas anderes braucht. Und irgendwo auch harte Arbeit ist. Und der Alltag auch seine Spuren hinterlässt. Miteinander reden und nicht darauf hoffen, dass es der andere schon fühlt was jetzt angebracht ist. Gegenseitiger Respekt. Augenhöhe. Sich auffangen. Sich vor allem auch nicht erziehen wollen, um eine Partner zu haben, wie man ihn gern haben möchte. Das Unperfekte akzeptieren. Und dennoch Spaß und Freude daran haben, gemeinsam das Leben zu meistern, zu entdecken. Gemeinsam alt werden.

Jane Eyre mag ich auch sehr. Wobei der Film schon sehr überladen ist von Leid und Drama.

Halten wir mal abschließend fest, das mit romantischer Orientierung und all den anderen lustigen Schubladen mit all den lustigen Namen und all den bunten Fahnen, vergessen wir ganz schnell wieder. Am Ende gehts um Liebesbeziehungen. Ob man die mag oder nicht. Und wenn ja mit wie vielen Menschen. Und mal so und mal so. Oder so. Und mit Romantik hat das nicht wirklich was zu tun. Sondern maximal mit unserer Vorstellung wie eine solche Beziehung beginnt. Wikipedia verlinkt da gleich mal von romantisch auf Liebe. Und von romantischer Beziehung landet man auch gleich bei Liebesbeziehung.

Können wir jetzt nen Haken hinter machen. Und alle Videos zu dem Thema überspringen.

Ich bin übrigens tiefenromantisch. Das gibs noch nicht oder? Klasse. Muss ich mir jetzt ne Fahne malen?

Die Wissenschaft is übrigens auch nicht besser. Wobei ja dieses romantischer Orientierung auch Wissenschaft is. Angeblich. Hust. Aber ich mein jetzt die Wissenschaft, die sich mit den Vorgängen in unserem Hirn befasst und nicht nur mit unseren Vorlieben.

Janis sagt, Verliebtheit sei primär Dopaminrausch im Hirn. Allerdings frage ich mich, woher er das wissen will. Ob er das Hirn jetzt aufklappen kann, um das zu messen.

Die Nachwuchspsychologen sehen das etwas anders. Und da gehts primär im Oxytocin, das dann Dopamin antrigger. Wobei ich sagen würde, dass das automatisch ins Spiel kommt, wenn etwas sich gut an fühlt. Dann steuert uns das Dopamin, dass wir mehr davon wollen. Jedenfalls stellt der Nachwuchs von funk hier korrekt fest, wir können unser Hirn nicht aufschneiden.

Wir wissen jedenfalls mal wieder, dass wir eigentlich nix wissen oder nur raten.A lso zusätzlich zu dem was wir eh aus den Eigenversuchen kennen. Nur eins scheint klar zu sein. Romantisch is da wohl wenig was im Hirn passiert.

Aber is geil, mach mehr davon.

Und was dann Liebe ist, steht dann noch mal auf nem anderen Blatt. Da streiten sich die Geister. Seit Jahrtausenden.

Nacht.

Komm, wir stoppen Raum und Zeit
Ein’n Moment lang Ewigkeit
Zwischen gestern und morgen bleibt
Ein Augenblick ganz sorgenfrei

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