Endzeitstimmung – Prost Neujahr

Das Jahr ist quasi zu Ende. So viel hier noch angefangen, aber nicht beendet. So viel nicht zu Ende gedacht. Wo viel nicht verstanden. Wobei, definiere „verstehen“ Fritze. Am Ende heißt es nichts anderes als einfach nur Erklärungen zu finden, die beruhigen. Die in unseren Blick auf das Leben passen. Die den Kopf beruhigen.

Ach das war es was ich eben vergessen hatte. Bei all der Haltung der letzten Zeit habe ich noch mal Buch googeln müssen.

An dieser Stelle kommt das Herz ins Spiel. Es weist uns auf die Haltung hin, die wir in diesem Prozess einnehmen können, um ihn gut zu meistern. Denn die einzige wirkliche Handlungsmacht und damit Selbstwirksamkeit im essenziellen Sinne liegt in unserem Verhältnis zu uns selbst. Wir können andere inspirieren und auffordern, sich zu ändern – und auch mal Siebenmeilenstiefel einfordern, wenn der Zeitpunkt gegeben ist. Und natürlich ist dabei die Art, wie wir das tun, relevant. Für die Wirkung auf die anderen genauso wie für die Wirkung auf uns selbst. Einerseits kann sich niemand davon abhängig machen, wie andere sich verhalten. Auf der anderen Seite braucht jede:r die anderen für die Veränderungen, die kulturell verankert und nicht nur auferlegt sein sollen.

Bei den griechischen Stoikern gibt es einen Begriff, der uns diesen Widerspruch greifen lässt. Er lautet »Arete« und bedeutet so viel wie Tugend oder Vortrefflichkeit einer Person. Der US-amerikanische Autor Jonas Salzgeber hat ihn in eine Definition übersetzt, die kein schlechtes persönliches Leitbild abgibt. Für ihn bedeute »Arete«, sich »jederzeit als die beste Version seiner selbst (zu) präsentieren«.​[​378​]​ Er beschreibt es als eine Haltung, die uns hilft, unsere Handlungen mit unseren Intentionen in Abgleich zu bringen. Es sind die Intentionen, für die wir Verantwortung übernehmen können – ob unsere Handlungen dann auch wirklich zu dem Effekt führen, den wir uns vorgenommen haben, hängt von zu vielen anderen Parametern ab, nicht zuletzt von den Mitmenschen, die betroffen oder involviert sind.

Mit anderen Worten: Wir versuchen in jedem Moment wieder, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln, um der beste Mensch zu sein, der wir sein können.​[​379​]​ Wo bin ich heute ins Nächstmögliche gegangen, um dem Wünschenswerten näherzukommen? Wenn das die Frage ist, mit der wir uns einbringen, kommt einiges in Bewegung. Und wenn Sie sich darüber mit anderen austauschen, da bin ich mir sicher, werden Sie eine Erfahrung machen: Wir können auch anders.

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Gut die Lösung steht manchmal doch in Büchern. Willst du Menschen versehen, lies die Bücher, die sie gelesen haben oder geschrieben haben. Alternativ befasse dich mit ihren Eltern oder ihrer Kindheit … ich schweife ab. Bücher reichen in dem Fall.

Es ist Silvester. Zeit für Vorsätze und so. Ich starre auf die Worte und mir wird wieder einiges klar, aber emm is das nicht etwas too much? Ich geh jetzt erstmal meine Tweets mit Moral und Anstand nachlesen. Weil emm nicht, dass wir das nicht gern leichtfertig fordern das mit Moral und Anstand und so, aber emm jederzeit die bester Version von mir? Und auch von anderen. Jederzeit? Immer?

Das hat Mutter Natur also die Evolution nicht vorgesehen. Sicher bin. Und Precht findet die Stoiker auch doof. Da war was. Bei der Sternstunde. Mal ehrlich, der Umgang mit den eigene Sünden, Gelüsten, Trieben, Schwächen, Fehler, Impulskontrolle. Oder wie auch immer wie das umschreiben wollen. Klar kann man sich kasteinen bis der Arzt kommt. Aba aba aba. Sorry niemand hat mich gefragt ob ich überhaupt leben will und dann soll ich leben wie ein leuchtendes Vorbild, stets edel und gut und anständig? Und vor allem vernünftig.

Und ja Dreijährige darf man auch unsanft davon abhalten über die Straße zu rennen. Hat die Evolution so vorgesehen. Frag die Löwenmama. Zu viele Bücher sind dennoch nicht gesund. Anekdotische Evidenz belegt das. Beim Versuch die Dinge besser zu machen (als die eigene Eltern), die Dinge richtig wenn nicht sogar perfekt zu machen, kann man ganz schnell das Gegenteil erreichen. Und gerade die mit den größten Sturschädel bei denen ein Nein deine Aufforderung ist, brauchen klare Vorgaben und Regeln. Und die die ihren Platz suchen um so mehr. Neben all dem Verständnis und der Wärme. Wir haben die Wlet noch lange nicht verstanden. Aber all die schlauen Bücher tun so als ob.

Es ist Silvester. Zeit für Vorsätze und so. Ich verweigere mich.

Ich stelle fest, es sind die letzten Zeilen des Buches. Das nennt man Schusswort oder? Das is wichtig oder? Das was hinten steht. Ich fürchte. Ich hatte mir letztens eine Doku über Hass angehört. Da ging es unter anderem auch um Hass im Internet. Empörung und es fielen diese Worte

„Was sich meiner Meinung nach geändert hat, ist dass wir ständig gedrängt werden für order gegen etwas Stellung zu beziehen“

Iris Boier – Politikwissenschaftlerin – Warum hassen wir? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE

Vielleicht ist das mit der Haltung und so nicht nur so eine gute Idee. Ich würde das unterschreiben. In einer Gesellschaft in der keine höhere Instanz Werte und Moral vorgibt wie früher auch bei uns die Religionen oder Regierungen/ Staat / Königseiner, in einer Zeit pluraler bunter Gesellschaften, die irgendwie Werte gemeinsam finden müssen und wir deshalb eh schon an diesen ganze Moraldebatten kranken, is das mit der Haltung vielleicht nicht so ein guter Einfall. In einer Zeit voller moralischer Selbstdarstellung auf allen Seiten. Und das mit dem Leben der eigene Werte ist eh so eine Sache. Und ich glaube immer noch spätestens seit August, dass unsere Werte sehr unterschiedlich sind. Und ja manchmal muss man dann Haltung zeigen. Aber nicht jeden Tag.

Es ist Silvester. Zeit für Vorsätze und so. Aber das kann ich nicht.

Ehrlich ich bin zu sehr Mensch als das ich nach dem idealen Selbst streben würde. Perfekt und immer rational und vernünftig handelnd. Wäre eh wider der Natur. Vernunft hat die Evolution nicht vorgesehen.

Und folgen Menschen den perfekten Vorbildern? Dass das was man tut mit dem Herz übereinstimmen muss, okay. Wird daher eh bei vielen schon mal nicht klappen. Aber schaut man es sich wirklich ab, weil da ein integrer perfekter anständiger Mensch mit Haltung ist? Und nein da ich wie Philipp da mittlerweile leicht allergetisch reagiere bei all der Moral und Haltung. Die so übers Ziel hinausschießt, dass es eben Gesellschaften eher schädigt. Und da gibs sei ein paar Bias und so. Hatte mich mehrfach ausgelassen. Das is dann auch das Gegenteil von Brücken. Vielleicht is das auch das Problem. Diese Widersprüchlichkeit die sich aufmacht. Ein Handeln vorschlagen dem sich möglichst viele anschließen können, um dann anschließend mit der Haltungskeule (Werte, Moral) wieder alles einzureißen. Hatte mir mit Muttern Weihnachten wieder die Deluxe Music Top100 Jahrescharts reingezogen. Ich sehe schwarz. also nicht nur musikalisch sondern ich seh da anstelle moralischen Fortschritts eher Sodom und Gomorrha.

Ehrlich das klingt fast schlimmer als zu DDR Zeiten oder religiösen Hochzeiten. Und dieses immer perfekte, perfekt sein zu müssen endet in einer üblen Fehlerkultur. In der Fehler lieber tot geschwiegen werden. Wenn man Institutionen kennt in denen Ärzte tätig sind, weiß man dass solche Konstellationen der Endgegner jedes „Aus Fehlern lernen“ ist. Ärzte machen keine Fehler. Also darf niemand Fehler machen. Fehler sind nicht da um aus ihnen zu lernen. Fehler sind ein Makel. Fehler gibt man nicht zu.

Und wenn man versucht der beste Mensch zu sein, der man sein kann nach bestem Wissen und Gewissen, ist das dann wirklich mit dem Herzen vereinbar? Was wenn das Herz was anderes will? Was wenn man selbst scheitert an den großen Worten, den großen Ideen anderer? Schlauen Leute. Fragen über Fragen.

Ich glaub ich mach das nächstes Jahr weiter so wie bisher. Mir reicht es, einfach kein Arschloch zu sein. Und meine Fehler auch einzugestehen. Öffentlich. I did it .. more than once. Aber ich muss auch nicht perfekt sein. Und auch keine perfekte Welt erschaffen. Fokussieren wir uns auf das wichtige.

So Fritze was nehmen wir uns vor fürs Jahr. Beim Sechsjährigen vorbeischauen. Wenn die Welt zu groß ist und das Herz zu einsam. Die Sechsjährige durfte jetzt reiten, die is versorgt. Habe ja gelernt, dass man Ruhe braucht bei Pferden. Hoffe auf positive Nebeneffekte. Die Neunjährige nähert sich der Pubertät hörte ich. Werde Besuche verweigern. Fahre dann mal nächste Woche hin. Fürchte außer mir will von denen keiner ein Biotop anlegen. Kein Verlass auf den Nachwuchs. Müssen an deren Haltung arbeiten. Apropos hatte ich nicht bei der Geburt der Sechsjährigen da so ein Buch mit Werten dagelassen? Weil ich da so ein oder zwei Werte wichtig finde? Muss in mich gehen. Hust. Apropos Biotop, hab diese Aktion „Jeder Gemeinde ihr Biotop“ zu spät mitbekommen, Biodiversitätsstrategie is abgeschlossen. Also die Ideensammlung. Zupft mich trotzdem. Ich überlege noch. Vielleicht den Hipp mal fragen. Ich überlege noch. Und vielleicht kreiselt hier auch die Wirtschaft. Mal gucken. Kreislaufwirtschaft rettet die Welt. Punkt. Im Ernst Fritze. Wir brauchen grüne Arbeitsplätze. Lösungen so wischtisch. Ich glaube nicht, dass wir die Welt einreißen müssen und alles neu bauen. Entwurzelung is nicht nötig.

Und vielleicht noch ein bisschen Welt retten. Zurück zu Jägern und Sammlern. Ideen jagen! Wegen Morgen und den Kindern und so.

Ich wär‘ so gern dabei gewesen
Doch ich hab viel zu viel zu tun
Lass uns später weiter reden
Da draußen brauchen sie mich jetzt
Die Situation wird unterschätzt
Und vielleicht hängt unser Leben davon ab
Ich weiß es ist dir ernst, du kannst mich hier grad nicht entbehren
Nur keine Angst, ich bleib‘ nicht all zu lange fern

Muss nur noch kurz die Welt retten
Danach flieg‘ ich zu dir
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Wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel
Muss nur noch kurz die Welt retten
Und gleich danach bin ich wieder bei dir

Irgendwie bin ich spät dran
Fang‘ schon mal mit dem Essen an
Ich stoß‘ dann später dazu
Du fragst: „Wieso, weshalb, warum?“
Ich sag‘: „Wer sowas fragt ist dumm“
Denn du scheinst wohl nicht zu wissen, was ich tu‘
‚Ne ganz besondere Mission
Lass mich dich mit Details verschonen
Genug gesagt, genug Information

Muss nur noch kurz die Welt retten
Danach flieg‘ ich zu dir
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Wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel
Muss nur noch kurz die Welt retten
Und gleich danach bin ich wieder bei dir

Die Zeit läuft mir davon
Zu warten wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung
Ich muss jetzt los, sonst gibt’s die große Katastrophe
Merkst du nicht, dass wir in Not sind?

Ich muss jetzt echt die Welt retten
Danach flieg‘ ich zu dir
Noch 148 Mails checken
Wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel

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