Ein Schluck Zufriedenheit

Ich bin letzten Samstag vor dem Supermarkt beinahe mit einer älteren Dame kollidiert. Aber eben nur beinahe. Wir lachten beide. Worüber sie sich freute. Weil das wäre in der heutigen Zeit nicht so selbstverständlich. Die Menschen sind so unentspannt. So gereizt. Wir kamen ins Gespräch.

Sie ist zufrieden mit dem was sie hat. Und es klang nicht nur so daher gesagt. Es fühlte sich so an. Sie strahlte. Sie lachte. Sie erzählte voller Energie. Sie hat zu essen und zu trinken. Kocht so wie ihre Mutter es schon tat. Das schmeckt ihr am besten. Und sie kann sich auch ihre Schokolade leisten. Mit dem Auto kommt sie aus dem Nachbardorf. Parkt am einen Ende der Stadt und läuft zu Fuß zum anderen. Noch gut zu Fuß zu sein. Laufen zu können. Das ist Freiheit für sie. Und sie hat ein Ritual. Jeden Abend einen Schluck Eierlikörsche. Dann ist sie glücklich und zufrieden. Aber nur einen Schluck. Bei zweien dreht sich schon alles. Ihr schon verstorbener Mann würde sagen: Schnapsdrossel. Und meine Mutter würde sagen: „Hilft nix, das Leben muss weitergehen, trinken wir nen Eierlikörsche.“ Andere würden ein Glas Sekt trinken oder einen Schnaps. Sie nen Schluck Eierlikörsche. Bekommt sie jetzt auch dauernd geschenkt. Ich gab ihr meinen Segen. Sie wollte ihn hören. Weil irgendwie ist es ja nicht richtig. Aber was hilft es unzufrieden noch ein paar Tage länger zu leben?

Wenn ich mal alt bin, möchte ich auch so sein. Gern auch mit einem Schluck Eierlikörsche.

Nachtigall!

Das Leben ist kein Bilderbuch, nein, das Leben ist kein Film
Kein Happy End, kein zweiter Teil
Nichts wird jemals uns’re Sehnsucht stillen
Ja, viele greifen nach den Sternen, doch wollen sich nicht weit entfernen
Alle wollen Liebe spüren, doch haben angst sich zu verlieren

Die Vögel fliegen himmelwärts
Es bleibt ein bittersüßer Schmerz
Die Vögel fliegen himmelwärts
Wofür schlägt dein Herz?

Die Endlosschleifen, Hamsterrad, das Irrenhaus ist selbst gebaut
Die Atemnot, der Herzinfarkt, alles schon so gut vertraut
Und während du um dein Leben bangst, kommen Panik, Wut, Hass und Angst
Wir halten immer fest zusammen und schicken dich durch Höllenflammen
Die Einsicht kommt meist hinterher, ach, wenn da nicht der Hochmut wär‘
Du fällst und fällst und fällst, bis du dich dem Boden stellst

Die Vögel fliegen himmelwärts
Es bleibt ein bittersüßer Schmerz
Die Vögel fliegen himmelwärts
Wofür schlägt dein Herz?
Ja, wofür schlägt dein Herz?
Ja, wofür schlägt dein Herz?

Sag, ist dein Glas halb voll oder ist dein Glas halb leer
Mit einem Wisch ist es vom Tisch
Wirst sehen, die Scherben bringen das Glück zu dir
Und das Licht bricht sich in bunten Farben, beantwortet dir deine Fragen
Nie mehr am langen Arm verhungern, für immer staunen auf’s neue wundern

Die Vögel fliegen himmelwärts
Es bleibt ein bittersüßer Schmerz
Die Vögel fliegen himmelwärts
Wofür schlägt dein Herz?
Ja, wofür schlägt dein Herz?
Ja, wofür schlägt dein Herz?
Ja, wofür schlägt dein Herz?
Sag, wofür schlägt dein Herz?

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