Ein Herz für Peter

Ich muss öfter an Peter denken. Vielleicht sollte ich es öfter tun. Peter ist ein Symbol. Ein Symbol dafür, dass auch jemand, der auf der anderen Seite steht, ein Mensch ist. Aus Fleisch und Blut. Mit Emotionen. Freude und Schmerz. Gewürfelt in der Geburtslotterie. Gesegnet oder Bürden ins Leben entlassen.

Was mich dennoch nachdenklich macht, ist das Wissen, dass es immer um Menschen geht. Menschen aus Fleisch und Blut. Mit Gefühlen, Träumen, Ängsten. Menschen, die irgendwie ihr Leben leben. Leben für das es eben keine Anleitung gibt. Für das es kein richtig oder falsch gibt. Keine Wahrheit und Lüge.

Wir können das Leben und Handel einzelner Menschen als falsch bewerten. Ihren Einfluss auf die Welt und der daraus resultierenden Konsequenzen. Wir Menschen sind keine Engel und selbstlos aufopfernd für das große ganze. Weder die Märtyrer noch Mutter Teresa noch Gandhi. Die Evolution hat nicht vorgesehen, dass wir uns um Wahrheit kümmern. Dass wir uns selbstlos für alle und alles aufgeben. Dass wir täglich in Weisheit und Erkenntnis baden. Die Evolution wertet unser Leben nicht moralisch. Sie interessiert sich nicht dafür. Daher ach nicht unser Hirn. Und dennoch werten wir.

Ditch the past, it didn’t last
Forgive yourself and do it fast
Cause no one really knows what we’re doing
And that’s just what it’s like to be human

Leslie Clio – To Be Human

Was unterscheidet Peter von Maja?

Ich habe ein Herz für Peter. Ja den Altmaier Peter. Warum ich das habe? Nun ja, es gab da den Moment, seit dem seh ich Peter anders. Der Peter der war mal in einer Talkshow. Ich glaube es war Illner. Ich weiß es nicht mehr. Und auf die Frage nach seinem Privatleben, sagte er, dass er gern eine Familie gegründet hätte. Es ihm aber nicht vergönnt war. Er hat sich damit abgefunden und lebt sein Leben. Allein. Nein man muss nicht depressiv werden, wenn einem Dinge nicht vergönnt waren. Aber I feel Peter. Es ist immer eine Geburtslotterie. Man kann nur versuchen seine Weg damit zu finden. Die eine so, die anderen so.

Peter hatte Einfluss. Peter hat die Welt mitgestaltet. Und aus Sicht vieler missgestaltet. Jemand der der tat was man ihm erzählte. Der daran glaubte was man ihm erzählte. Der einen bestimmten Blick auf die Welt hatte. Wie wir ihn alle haben den Blick aus einer bestimmten Richtung. Geprägt durch das was um ihn herum ist. So wie das bei uns allen ist.

Was unterscheidet Peter von Maja?

Claudia zum Beispiel erreicht mich menschlich nicht mit ihrer Kälte und der Perfektion und Lautstärke. Und ich will nicht danach suchen, ob da was wäre was mich erreicht als Mensch. Maja und Peter hingegen schon. Mit den menschlichen Dingen zwischen all dem öffentlichen Wirken. Nur kann ich beim Peter leichter akzeptieren, dass wir auf unterschiedlichen Seiten stehen. Dass ich nicht alles teilen muss, was er sagt und tut/ getan hat. Egal wie groß der Einfluss ist. Ich kann es eh nicht ändern. Und schau, der Peter der, der hat schon einiges im großen Stile falsch gesteuert. Zusammen mit seiner Truppe und noch ein paar anderen. Und trotzdem kann ich den Menschen dahinter sehen.

Ich kann ein Herz haben für den Menschen hinter der Position. Und auch dass muss nicht den gesamten Charakter einschließen. Es reicht zu verstehen, dass Mensch sein/ Leben nicht einfach ist. Wir alle unsere dunklen Stunden haben. Und versuchen irgendwie unseren Platz zu finden. Das Leben zu leben.

Halbmond, Kreuz und Stern und Stein
Wann könnt ihr endlich friedlich sein?
Es ist die selbe Art zu fühlen
Es trügt uns nur ein andrer Schein
Hier steht ein Mensch, dort steht ein Mensch
Wann könnt ihr endlich friedlich sein?
Im Haus der Toten, dort allein?

Max Prosa – Wann könnt ihr endlich friedlich sein?

Warum nicht auch Maja in die Richtung neu denken? Die Momente akzeptieren, in denen das Mensch sein, mich erreicht. Die Momente, die mich triggern. Den Menschen in mir. Die Momente, die nachdenklich machen. Die die Erinnerungen hervorrufen. Die in denen es um das Gefühl geht und nicht mehr. Nicht um Gedanken. Sondern bewusst de menschlich Ebene. Die andere. Die der Emotionen.

Wer wir sind, definiert sich nicht darüber der richtigen Gruppe anzugehören, immer die richtigen Dinge zu tun, immer der bessere Mensch zu sein und sein zu wollen. Oder welche Fußabdrücke wir hinterlasse und welches Getier wir streicheln. Wir können zu den Siegern gehören oder zu den Verlieren. Zu den Bösen oder zu den Guten. Arm oder reich. Am ende bleiben wir Menschen. Geboren um zu sterben. Und das dazwischen irgendwie zu gestalten. Mit all unseren Gedanken. Verloren in der modernen Welt. Nicht geschaffen für diese Welt.

Oder anders. Ich will mich nicht darüber definieren. Über Gruppen, die richtige Moral. Auch der auf der anderen Seite ist ein Mensch. Ich kann theoretisch gut damit leben, sowohl in Peter als auch in Maja Menschen zu sehen. Menschen die alle nicht perfekt sind. Die dunkle Nächte haben. Lachen und weinen. Die irgendwie mit dem Leben, dass wir „geschenkt“ bekommen haben. Ob mir das praktisch bei beiden gelingt wird die Zukunft zeigen. Identität, Werte, Moral. Wie auch immer ich das definieren möchte. Warum mir das durchaus auch wichtig ist, auch den Menschen in denen zu sehen, denen man sich eigentlich auch in den Weg stellen muss. Die auf anderen Seiten stehen. Es ist letztlich egal, ob das was mit Werten und Moral zu tun hat. Am Ende ist es doch eher was ganz anderes. Dass wir aus der gleichen Ursuppe sind. Uns nicht unterscheiden. Teil der Natur. Der Evolution. Ungefragt in die Welt geworfen. Warum soll ich das werten? Oder es zu einem Teil meiner Identität machen. Das ist es doch eh schon. Ungewollt.

Ja wir tragen Verantwortung für unser Handeln. Alle. Und da wir nicht perfekt sind als Mensch – Perfektionismus is gleich Stillstand, hat die Evolution für doof befunden – sind unsere Entscheidungen nicht immer richtig. Auch die großen Entscheidungen nicht. Von den Mächtigen. Und aus der Perspektive anderer schon dreimal nicht. Verantwortung hin, Verantwortung her. Sich Verantwortung bewusst zu sein, heißt nicht das richtige zu glauben geschweigedenn es zu tun. Wie auch.

And now I understand
Life isn’t a friend
Is so hard, sometimes
But guess what?
You’re not the only one
The door is shot
But so is your mind

Imany – Slow down

Ich kann alles moralisch werten. Und ich tat es und tue es. Auch wenn ich mich zum Beispiel bei Peter immer schwer tue, egal was er sagt. Weil ich immer jemanden sehe, der irgendwo nur der brave verlängerte Arm anderer ist. Der Parteisoldat, der so versucht sein Glück zu finden. Und irgendwie der Peter Altmaier bleibt, über den sich so viele lustig machen. Über sein Äußeres. Der allein schlafen geht. Wenn man Peter vor die Wahl stellen würde, für welches Leben würde er sich entscheiden? Noch mal das gleiche Leben auch mit dem politischen Erfolg oder irgendwo unbekannt als einfacher Familienvater? Geld und und Macht machen nicht glücklich. Und wir wissen das alle.

Wir beurteilen Menschen, wir verurteilen Menschen. Täglich, sekündlich. Es gehört dazu. Das gehört zum Spiel des Lebens. Zu unserer Architektur als Herdentiere. In einer Herde unter vielen Herden im Kampf um Ressourcen, das bessere Leben. Einer von vielen in der Herde im Kampf um die besser Position in der Hierarchie. Wir können diese Programme nicht einfach abschalten. Es gibt keinen Knopf für Automatismen. Für unser Betriebssystem. Ja Menschen kämpfen mit sich selbst. Mit Erinnerungen. Mit Zweifeln. Mit Fehlern, die wir begehen. Mit den alten Programmen in uns drin, die anspringen ohne dass wir es wollen. Wir kämpfen mit dem, was uns die Evolution mit gab.

Und ja ich weiß. Es gibt Grenzen. Ja Menschen töten, ja Menschen zerstören. Das muss ich nicht gutheißen oder verzeihen. Aber Menschen wollen oft das richtige und gute und schaffen aus Versehen das böse. Die Welt wird nicht von einzelnen Menschen gemacht, gedacht oder was auch immer. Es ist immer ein Zusammenspiel der Mehrheit. Die die Lösungen der Alphas mitgehen. Ich weiß welche Macht man hat, als Alpha. Auf einflussreichen Position, egal ob offizieller Natur oder nur durch medial Aufmerksamkeit. Aber die Natur hatte das nicht vorgesehen. Hat keine Schutzmechanismen vorgesehen. Wenn du einmal da angekommen bist, kann alles was du sagst und tust, große Auswirkungen haben. Auch wenn du dich falsch entscheidest. Und das machen viele. Sehr viele. Im Glauben, dass richtige zu tun. Nur die wenigsten sind bewusst verletzend und ausbeuterisch oder Zerstörer der Welt.

Meist sind wir doch nur Getriebene. Die gar nicht sehen/ verstehen/ umreißen, was sie tun.

Es wird Zeit nicht nur Peter auch als Mensch zu sehen. Getrennt von Macht und Verhalten. Sondern auch andere, die auf anderen Seiten stehen und gleichzeitig Momente des Menschseins erzeugen. Zu akzeptieren, dass da ein Teil ist, der mich aufwühlt, abstößt. Und dann ein Teil ist, der mich Verbundenheit fühlen lässt. Mitgefühl. Nur so als Mensch. Auch wenn an auf unterschiedlichen Seite steht.

Was unterscheidet Peter von Maja? Eigentlich nichts.

Wie heißt es immer so schön, man muss die, mit denen man zusammenarbeitet, nicht lieben. Weil es geht ja um die Sache. Und das muss funktionieren. Mehr nicht. Vielleicht geht es auch anders rum.

Und nein. Das verbindende zu sehen, heißt nicht die Differenzen aufzubrechen. Oder die Seiten zu wechseln. Zuzustimmen. Wie war das bei Harry Potter noch mal? “Es verlangt sehr viel Tapferkeit, sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber wesentlich mehr noch, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen.“ Gut um Freundschaft geht es nicht. Aber wer Menschen in sein Herz lässt, kann diese nicht mehr emotionslos betrachten. Auch wenn es mehr Willen braucht, sich in den Weg zu stellen. Man kann es trotzdem.

Nimmst du mich in den Arm, nur so, als Freund?
Hab am Ende vom Tag noch nicht geträumt
Mit dem Rest meiner Kraft zu dir gekämpft
Nimmst du mich in den Arm, nur so, als Mensch?

Nimmst du mich in den Arm, erst kaum, dann fest?
Ich bleib dann so lang, wie du mich lässt
Ich komm gerade zu dir, weil du mich kennst
Und ich komme zu mir nur so als Mensch

Und unser Schweigen
Wird dann die schönsten Geschichten erzähl’n
Nur noch ein bisschen so bleiben
Jede Sekunde wird mir sonst fehl’n

Nimmst du mich in den Arm, nur so, ganz still?
Wenn du es magst, wie du es willst
Und ich atme tief aus, ich will nicht mehr renn’n, yeah
Ich will viel lieber ankomm’n nur so als Mensch

Nimmst du mich in den Arm, nur so, als Freund?
Hab am Ende vom Tag noch nicht geträumt
Mit dem Rest meiner Kraft hab ich mich zu dir durchgekämpft
Oh, nimmst du mich in den Arm nur so, als Mensch?

Oh, nimm mich in den Arm nur so als Mensch

Max Mutzke – Nimmst du mich in den Arm

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