Dynamische komplexe (IT) Systeme

Ich glaube wir haben unsere Welt kaputt gespielt.

Also damals – also als ich noch jung und knackig war – so vor 15-20 Jahren, als ich in der Softwarebude arbeitete, da hatte wir das Problem, dass unsere Software immer mehr wuchs und wuchs, aber nicht mehr zu warten war. Du schraubst hier und es knallt am anderen Ende. Der Code so verschachtelt und umfänglich, dass sich keiner mehr rantraut. Mit jedem Projekt neue Codezeilen, neue Anforderungen, neue Fehler, neue Seiteneffekte. Und auch grundsätzlich neue eigene Ideen.

Und du weißt, du müsstest eigentlich alles neu machen. Weil keiner kanns mehr richtig beherrschen. Aber fuck, puh. Bisserl viel. Bisserl komplex. Bisserl dynamisch. Bisserl „kann man vielleicht noch mal gebrauchen“. Bissel „emm wer soll das bezahlen?“. Kann mich noch gut daran erinner, wie unser Vorstand sagte „Ja ich weiß, aber wer bezahlt uns das?“. Also frickelst du weiter. Und betest.

Ich hab von damals mitgenommen, dass ich immer versuche, nix ausufern zu lassen. Dinge wegwerfe, wenn sie keiner mehr nutzt. Dank moderner Softwareentwicklungsstrukturen und Sourcenverwaltungstools, kann man alles wiederherstellen. Und gleichzeitig schaut man immer regelmäßig zu, wie alle immer wieder die gleichen Fehler machen.

Und wenn ich jetzt so auf die Welt gucke. Wir nennen jetzt alles dynamische komplexe Systeme, wo keiner mehr weiß, was passiert, wenn man an einer Schraube dreht. Wo man sagt, kann man nicht kontrollieren. Zu komplex. Zu dynamisch. Nicht überschaubar. Alles inkl. Wirtschaftssystem, Finanzsystem. Von Menschen geschaffene Systeme. Unkontrollierbar geworden. Und wie bei einer zentralen Software, kannst die nicht einfach abschalten und dann in Ruhe neu machen. Es dauert Jahre/ ach Jahrzehnte. Du braucht Migrationsstrategien. Koordination von x Beteiligten, x Anforderungen. Jeder hat ne Meinung. Du brauchst Parallelsysteme. Endlose Abstimmungen und Konzepte. Und überall Abhängigkeiten. Und wenn du fragst, wer was benutzt, schweigen sie. Schaltest du etwas ab, was angeblich keiner verwendet (haben ja alle geschwiegen), knallts um so lauter. Also schreien alle beim nächsten Mal um so lauter, dass sie etwas verwenden oder zumindest noch mal gucken müssen was aber erst übermorgen geht, was sie dann doch nicht verwenden.

Und so frickeln wir weiter. Stricken Workarounds. Reden davon, Dinge zu tun, wenn mal Zeit ist. Und reden über all das was möglich wäre, wenn man könnte wie man wollte. Wenn man nicht gerade darüber debattieren muss, ob der Button da jetzt rosa oder blau sein soll mit welcher Schriftgröße noch mal. Falls sich nicht jemand überwacht fühlt von irgendwelchen verpflichteten Logs und den Personalrat informiert. Du mehr Zeit brauchst für Datenschutzdebatten als für die eigentliche Funktionalität. Und wenn man dann mal echte Inhalte besprechen will und denkt, jetzt haben wirs, kommt ein „ja aber“. Und aus Plan A wird Plan B, C, D …

Da wo ich jetzt bin. Da haben wir ein System neu gemacht. Selbst gemacht. Naja sind noch dabei. Parallel, sukzessive. Funktion für Funktion. Das alte lebt noch. Es muss leben. Ohne Altsystem stirbt das neue. Es dauert, bis alles neu ist und das alte sterben kann. Aber das neue ist durchdacht. Hat starre Regeln, eine vorbildliche moderne Architektur und ist hipp. Mein Ex-Teamleiter nannte es „in Schönheit sterben“. Naja wir leben noch. aber irgendwie lebt alles noch. Und wenn Dinge zu „sauber“ und starr sind, schafft man sich doch wieder zusätzliche Parallelwelten. An einer Stelle verhindert man Wildwuchs an anderer Stelle entsteht er. Weil man nicht ganzheitlich denkt und jeder sich doch wieder selbst optimiert. Man verlagert Probleme. Wenn man nicht zuhört.

Ach ja

  • Workarounds leben unendlich. Wie der Name ja schon vermuten lässt – 1. Entwicklerregel
  • Zeit ist natürlich nie und wenn dann nur für anderes – 2. Entwicklerregel
  • Reden tuten wir alle gern, wenn der Tag lang is – 3. Entwicklerregel
  • Agilität nur ein Deckmantel für Planlosigkeit . 1. Silvaregel
  • modern ist nicht immer besser – 2. Silvaregel
  • was nicht passt, wird passend gemacht, aber MEINE Technologie is es – der Mensch tickt so

Apropos Datenschutz. Des is wie mit dem Brandschutz. Kennt ihr dass wenn ihr mit dem Kaffee und der Teekanne vollbeladen von der Kaffeeküche ins Büro wollt und durch 3 Bandschutztüren müsst? Ziehen versteht sich, nicht drücken. Ja ungefähr so is das mit dem Datenschutz auch. Aber irgendwann passiert mal was und dann is das wichtig. Wir haben ja Zeit und Muße.

Der Wolf Singer hat mich gestern nachdenklich gemacht mit seiner Aussage – Kipppunkte im Gehirn

Außerdem zeigt uns die Komplexitätstheorie, wenn wir wirklich ein hochkomplexes System sind. Unsere Wirtschaft, unsere Finanzen, unsere politischen Systeme, unsere sozialen System. Sind ja alle von derselben Art. Ganz viele Partikel, die miteinander wechselwirken – also aktive Agenten. Da entsteht hochkomplexe nicht liniere Dynamik. Deren zukünftige Entwicklung man nicht voraussagen kann. Und schon gleich gar nicht zielgerichtet lenken. Jetzt drehe ich an einer Schraube, dann passiert irgendetwas, aber wie das System da langfristig drauf reagieren wird, kann man im Prinzip gar nicht wissen. Selbst wenn man alle Varianten kennen würde, kann man es nicht wissen.

Ich erinnere mich, dass auch schon „linke“ / plurale Ökonomen über die Komplexität der Ökonomie philosophieren bei irgendwelchen „Ökonomie neu denken“ Workshops. Hmm. Weiß gar nicht mehr zu welchem Schluss man da kam. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob das ein Hype ist. Oder doch eher das was Wolf beschreibt. Wir schaffen Dinge, die wir nicht mehr beherrschen können. Globale Verzahnung. Unendliche Auswirkungen. Lieferketten. Geopolitik. Und all das Zeug. Die Welt schaut zu. Diese Nichtbeherrschbarkeit macht Angst. Sie lähmt. Die Entscheider. Man frickelt und trickst. Überleben jetzt und hier is das Motto.

Apropos Ökonomen. Bei der ein oder anderen „Debatte“ zwischen pluralos und Mainstreamern. Ich bin ja Datenbänkler. Also einer der nicht nur Daten verwaltet, sondern auch Anwendungen baut. Daten erfassen, Daten schubsen, Daten auswerten. Ich mach das alles mit Oracle Boardmitteln. Logik in PLSQL Packages, GUI in APEX. Ich bin quasi ein Pluralo. Ich mache es anders als der Standard-Entwickler. Der speichert in Oracle maximal die Daten. Aber bitte nicht mehr. Ich weiß welche Vorteile der Mainstream Java und Co haben. Wo die Grenzen „meiner Lösungen“ sind. Aber auch welche Vorteile. Aber wir werden dennoch so oft nicht gehört. Weil es die falsche Technologie ist obwohl es passende Anwendungsfälle gibt, wo wir wesentlich besser, schneller und effizienter sind. Wo unsere Technologie von Hause aus Funktionen mitbringt, die das Leben leichter machen. Aber nein, es ist die falsche Technologie. Ich kenne diese Debatten. Sie machen keinen Spaß. Du hast nie eine Chance zu „gewinnen“. Oder besser gesagt, dass Unternehmen hat keine Chance zu gewinnen. Man sucht selten die für den Anwendungsfall geeignete Lösung aus einem Portfolio von x Alternativen. Konkret Anwendungsfall bezogen. Das kann auch eine Zusammenarbeit sein. Die produktivsten Projekte. Wenn man die Stärken nutzt. Aber das ist selten. Und wenn dann sind das Projekte in denen man auf Arbeitsebene entscheiden kann. Wo es nicht ums Senden geht. Um Positionen. Status. Meist ist es eben ein entweder oder. Pauschal. Man hat Regeln definiert. Man hat Standards definiert. Darum debattiert man auch nicht offen.

Ich denke mir oft, dass ich mir keine Fuhrpark hinstellen muss bestehend aus 5 verschiedenen Sportwagen, 3 SUVs, 4 verschiedene Kleinwagen, 5 Fahrräder, 2 Traktoren. Aber vielleicht jeweils eins. Und je nachdem wo ich hin muss. Je nach Anforderung. Oder wie gesagt man kombiniert sogar. Aber nein. Das passt nicht ins Konzept. Aber dafür fahren wir dann mit dem Sportwagen den Berg rauf über den Radlweg und mit dem Traktor auf die Autobahn.

Und wenn ich die „Debatte“ sehe zwischen Pluralos und Mainstreamern, dann muss ich daran denken. Wenn ich in der IT Pluralo bin. Heterodox. Und sehe, dass es auch da nur um ein entweder oder geht. Nicht um ein sich gegenseitig zu „befruchten“ oder zusammenzuarbeiten. Die Stärken zu nutzen. Es ist ein Gegeneinander. Ein Kampf. Um das bessere System/ die bessere Methode. Nicht das zusammen, das für den jeweiligen Fall beste suchen. Wir sind halt doch Herdentieren. Gruppen die sich bekämpfen. Regelbasiert.

Und was machen wir jetzt mit der Welt und ihren dynamischen komplexen Systemen? Wir können keine Parallelsysteme bauen. Wir können nicht alle Abhängigkeiten analysieren. Nicht alle Prozesse. Nicht alle anhören.

Hmm. Stück für Stück? Ambitioniert? Einzelnen Teilbereiche, einzelne Funktionen. Was Neues bauen, das alte lassen. Hmmm. Es wird nicht anders gehen. es sei denn es bricht alles zusammen. Hmmm. Spiritualität wird uns da nicht helfen.

Es ist komplex.

I don′t trust myself
I’ve been doing the same mistakes
Can you help me to find a family?
I am so lonely by myself
I don′t even know my own address
And there’s nowhere i wanna be

Can you help me, can you help me?
Never asked for anything
Can you help me, can you help me?
Can someone help me breathe?

There’s nobody else
I walk the streets under the rain
Poetry in my misery
IIlost my way, i′m homeless
I don′t even know my own address
And there’s nowhere iIwanna be

Can you help me?
Never asked for anything
Can you help me oh can you help me?
Can someone help me breathe?

I went outside
Screamed your name real loud
No one came
I′m so afraid
Is this too late?
Cause I need your strength
Where are you
I need your help you’re never there
Where are you?
Why are you hiding?
You never care


Where are you oh can you help me
Can you help me?
Never asked for anhtyhing
Can you help me, oh can you help me, can someone help me breathe?
I feel so lonely
I know that you judge me
I need your help, why don′t you love me?
One more time one more time
Oh if you don’t mind
One more time one mor time
I said it one more time
I said it one more time
One more time…

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