Die Träume der anderen

Wir wollte ja schon länger darüber reden. Darüber andere zu sehen. Als Menschen. Mit ihren Träumen. Wünschen. Dunklen Stunden. Sind wir so viel anders? Auch wenn uns oftmals so viel trennt.

Wir reden so leichtfertig über Menschen. Über all das was sie tun müssen. Was sie ändern müssen Was sie loslassen müssen. Wir verfluchen sie, wenn sie übergriffig sind. Wenn sie uns ändern wollen. Wenn sie uns bekämpfen. Oder wenn sie für uns kämpfen wollen. Wenn sie uns wehtun. Wenn sie im Weg sind. Wenn sie einfach nur nerven. Wenn sie falsches Entscheidungen treffen. Und so weiter.

Und wir wissen, dass wir viel ändern müssen. Und wir wissen, dass sich Menschen müssen. Dass sie Träume aufgeben müssen. Weil die Träume nicht gut sind. Sagt man. Das Häuschen mit Garten. Der Job. Das Auto. Die Reisen. Und mancheiner hat solche Träume nie träumen dürfen. Weil das Leben grundsätzlich nicht gerecht ist. Aber die die sie haben. Die dafür arbeiten. Die dafür leben.

Ja Menschen haben Träume.

Und jetzt sagen wir, dass das Häuschen ein NoGo ist. Der Job gewechselt werden muss, gar umgezogen werden muss in die Stadt. Und reisen nun gut, war auch mal. Nicht, dass das alles nicht irgendwie seine Berechtigung hätte. Wir haben da so ein paar Problemchen. Aber man verlangt einfach so, dass Menschen ihre Träume aufgeben. Dass sie sich anpassen. Als wäre es das leichteste der Welt. Oder dass sie das loslassen, woran ihre Herz hängt. Ihre Erinnerungen. Ihre Identität. Das Unternehmen, der Hof. Im Sinne des Großen und Ganzen. Des Kollektivs. Der Menschheit oder was auch immer. Das musst du doch verstehen.

Aber am Ende sind wir alle Menschen. Auch die, die wir nicht mögen. Dinge einfach loslassen, egal ob es der Traum ist auf den man hinarbeitet oder der Besitz ist, den man loslassen soll, das ist alles nicht so einfach. Und oft ein Stück unserer Identität. Ein Teil des Lebens. Ein Teil des Sinns des Lebens. Etwas was Emotionen auslöst. Was man nicht einfach loslassen kann. Weil es eben nicht gleichgültig ist. Man fängt sie nicht auf diese Gefühle. Man versteht sie nicht. Man fühlt sie nicht. Man sieht die Menschen eben nicht wirklich. Am Ende sind sie nur ein Baustein in der großen Umgestaltung der Welt. Das symbolische Augenrollen von Luisa wenn es um Arbeitslosigkeit geht.

Philipp meint ja, die Welt wäre angeblich fürsorglicher, progressiver, mitfühlender geworden. Gegenüber Minderheiten, Ungerechtigkeiten. Alles in allem besser. Ich teile diese Auffassung nicht. Die Welt ist kälter geworden. Nur weil man sich heute darüber definiert, dass man so tut als ob, ist es nicht so, dass. Man sieht die Menschen nicht. Man sieht ihre Gefühle nicht wirklich. Man sieht nur Schema F.

Die Diskussionen, die ich geführt habe, gerade auf Twitter. Waren jenseits davon. Jenseits von Empathie und echtem Verständnis. Man hat so zu sein und so zu fühlen wie es in das Bild des progressiven Blicks auf die Welt zu sein hat. Widerspruch und andere Ansichten auch als Betroffener sind nicht zu akzeptieren. Es ist wie mit den Latinx Ding. Man urteilt über eine Gruppe von Menschen, die man nicht kennt und die man in eine homogenen Topf wirft, aufgrund von Moral und Einzelaussagen. Und man gibt sich dann nicht mal die Mühe, wirklich zuzuhören. Wirklich empathisch zu sein. Echte Fürsorge. Echte Empathie. Über den anderen nicht einfach nur ne Schablone zu stülpen, weil es so und so zu sein hat. Weil man mit Regenbogenfahne und Gendern und veganer Wurst ja seine moralische Schuldigkeit getan hat.

Gibt ja genug Untersuchungen, dass wir eben egoistischer werden. Das is das Gegenteil von Fürsorge. Wir werden kälter und nicht wärmer. Nur Moral vor sich herzutragen des Status Willen, ist keine echte Fürsorge. Die kommt von Herzen. Ohne Schablone. Ohne (sprachliche) Korrektheit.

Solidarität, weil man es nun mal tut. Nicht weil man es will. Weil es Pflicht ist. Kann Leben Pflicht sein? Kann Lieben Pflicht sein?

Ich möchte nicht, dass die Welt noch kälter wird. Dass die die mir wichtig sind, in einer Welt leben müssen, die aufgehört hat, die anderen zu sehen. Sie wirklich zu sehen. Vielleicht war eine Welt ohne Moral eine bessere. Weil sie ehrlicher war. Und nicht so tat als ob. Wir leben auch in einer Wegwerfgesellschaft von Beziehungen. Und reden von Solidarität und Kooperation.

Und ignorieren die Träume und Gefühlte der anderen. … und schieben es mal auf den Kapitalismus

Woran hältst du dich fest
Wenn alles zerbricht
Die nasse Straße spiegelt das Licht
Ich sehe rot, doch halte nicht an
So weit weg von dir, so weit ich kann
Hab’s keinem erzählt
Weil ich mich dafür schäm‘
Dein Bild leuchtet auf, ich bin wie gelähmt
Und Panik wird laut
Die frisst alles auf
Bis ich nicht mehr atmen kann
Wär‘ ich doch früher gegangen

Ich hass‘ das
Was du aus mir gemacht hast
So distanziert und fucked up
So lange her, dass ich gelacht hab‘
Ich will wieder sein, wer ich war
Bevor du in mein Leben kamst
Denn jetzt sind nur noch Teile davon da
Ich hass‘ das
Oh, ich hass‘ das
Was du aus mir gemacht hast
Keine Träume, lieg‘ die Nacht wach
Fühle gar nichts, unantastbar
Ich will wieder sein, wer ich war
Bevor du in mein Leben kamst
Denn jetzt sind nur noch Teile davon da
Ich hass‘ das

Flashback
(Was du aus mir gemacht hast)
Verschlucken mich ganz
(So distanziert und fucked up)
(So lange her, dass ich gelacht hab‘)
Du drückst mich an die Wand
(Ich will wieder sein, wer ich war)
(Bevor du in mein Leben kamst)
Zwischen Whiskey und rauche
(Denn jetzt sind nur noch Teile davon da)
Ich Teil von deinem Rausch
(Oh, ich hass‘ das)
(Was du aus mir gemacht hast)
Ich verdien‘ mehr als dich
(Keine Träume, lieg die Nacht wach)
(Fühle gar nichts, unantastbar)
Deine Nähe war Gift
(Ich will wieder sein, wer ich war)
(Bevor du in mein Leben kamst)
Keiner sperrt mich je wieder ein
(Jetzt sind nur noch Teile davon da)
Ich gehör‘ mir allein

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