Da steh ich nun, ich armer Tor

Eigentlich wollte ich ja mal wieder meinem Unmut über die Twitter-Krieger für eine bessere Welt Luft verschaffen. Twitter-Lüften. Aber irgendwie doch keine Lust auf Frust.

Mir persönlich geht ja der Goethe seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Kopf. Is ja nicht so, dass ich mich nicht gebildet hätte die letzten Monate/ Jahre. Aber da steh ich nun ich armer Tor. Ich kann mir vieles erklären. Auch Twitter. All diese Herden die niedertrampeln. All diese Emotionen und Selbstdarstellung, um dazuzugehören. All der Kampf.

Wie war das noch mal?

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;

Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum-
Und sehe, dass wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.

Faust, Johann Wolfgang Goethe

Wir wissen, dass wir nichts wissen. Jedes neue Wissen erzeugt neue Fragen. Neues Wissen zerstört Wissen. Und nicht jedes Wissen ist wirklich Wissen und so gut wie nie Wahrheit. Und Wissen muss sortiert werden. Und wie sehr wir abhängig sind von dem Umfeld in dem wir aufwachsen, in dem wir verkehren. Die Werte, die Erklärungsmuster für die Welt. Unsere Moral, unsere Identität, unser Selbstbild, die ganze Welt. Was wir tun müssen, um dazuzugehören. Ersetze ein System durch ein anderes, der Mechanismus bleibt gleich. Erwartungshaltungen.

Sozialer Status tief in uns drin. In jeder Gesellschaftsform. Tief verankert. Wir glauben, dass wir diene wegoptimieren können, aber sie gehen nicht weg. Sie verändern nur ihr Aussehen. Und was als große gute Idee begann, endet in der Hölle. Mehrfach erfolgreich getestet in unsere Geschichte.

Und all das was wir nicht wissen, nicht wissen können. All unsere maßlose Selbstüberschätzung. All unsere Überzeugungen. Mit all diesen Fehlern in unserem Kopf.

Eine komplexe Welt, die vom Hundertstel ins Tausendstel gekommen ist. Die die Lösung vor lauter Wissen und Debatten nicht mehr findet. Eine Welt die lieber im Kreis debattiert, weil sie mit dem Handeln überfordert ist, das detaillierte System mit all seine Abhängigkeit und Fallstricken nicht mehr zu überblicken ist.

Die Lösung steht in keinem Buch. Wenn es so wäre, hätten wir sie schon längst umgesetzt.

Ich hatte mal einen Menschen gesehen, der in meiner Wahrnehmung sehr viel Bodenhaftung hatte. Der zumindest für mich nicht in dieser fremdem Welt lebte, die so ganz anders ist, als die der normalen Menschen.

Dann wurde alles blumiger.

Abstrakte Kunst ist Berlin Mitte aber nicht die breite Masse. Nicht der Penner am Bahnhof.

Wie schaffen wir es die Lösungsräume größer zu machen? Ich löse: In dem wir bestimmte Technologien nicht verteufeln. In dem wir sie zulassen. Auch AKWs und Gentechnik und CCS. Indem wir wir uns dafür einsetzen dass man auch Wasserstoff denken darf und dafür nicht nieder gemacht wird. Indem wir Mainstremökonomie zulassen. Indem wir nicht alles zerstören. Indem wir wirklich neutral sind, wenn wir vorgeben es zu sein. Indem wir ehrlich sind. Inde wir zuhören.

Ich versuche mich in abstrakter Kunst

emm ☝
nach hinten umfall aufs Bett – plopp
mähhhhh
emm ☝

(10 wdh)

Ich kann emotional. Ich kann pathetisch. Menschen sind mehr als Wissen. Aber em. Wenns um das Lösen von Problemen geht, dann hilft die Nüchternheit. Und das Menschliche kommt zum tragen, wenn wir uns verstehen wollen. Wenn wir leben wollen. Das was zwischen der Pflicht ist. Zwischen der Nüchternheit die harte konzentrierte Arbeit bedeutet. Und ja dann kann der Schäfer auch Maler sein. Aber der Wärmepumpeninstalateur kein KI-Programmierer. Eine hochspezialisierte Welt ist eine andere als die einfache von früher.

Klassische Musik kann ich auch. Is Frühling, Zeit den ein oder anderen Film zu genießen. Stolz und Vorurteil. Dinge über die ich öfter nachdenke.

Berlin (Mitte) ist Heinrich Heine

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Stufen, Herrmann Hesse

Es ist genau dieses blumige, was der gesellschaftliche Wandel eben nicht ist und für die die Mehrheit nicht zwingend empfänglich ist. Man „genießt“ heute andere Formen von Kultur. Ja es ist ein schönes Gedicht und sicher auch hier und da in privaten schwierigen Situationen geeignet, Kraft zu schöpfen. Wie ein Kalenderspruch.

Ich bin nicht Kalenderspruch kompatibel. Wie die Welt um mich herum.

Meinst du Fritze, ob es Transformationsforscher gibt, die einen nüchternen Blick auf die Welt haben? Auf die Menschen haben? Die Bücher von den Philipps lesen? Den Franks? die den Erb anhören? (Wir haben übrigens vergessen den Erb einzupacken.) Die sich außerhalb der Erklärungskonstrukte alter Sozialwissenschaft ohne neuste empirische Erkenntnisse bewegen? Die Menschen zwar nüchtern betrachten, aber nicht wie Bauklötze hin und her schieben oder sie gar verändern wie Modelliermasse. Die akzeptieren wie Menschen ticken und nicht unrealistischen Luftschlössern von besseren Menschen hinterherhecheln. Die wirklich Wissenschaft betreiben und nicht gesellschaftliche Veränderung. Letzteres ist Produktion. Operatives Doing. Kein Wissen schaffen. Manchmal muss man sich entscheiden im Leben. Und manchmal malt man Bilder von sich, die Bilder sind und bleiben.

Es gibt sie nicht die perfekten emm besseren Tranformationsforscher. Die so funktionieren, wie sie funktionieren sollen. Weil Menschen nie so funktionieren, wie wir es wollen.

Ich kann das nicht. Der Absatz in meinem Fuß tut mir weh. Ich schalte ab.

Fritze morgen bauen wir Windräder, emm nen Regal für Maja. Ich hab Maja übrigens umgetreten heute. Mehrfach. Die Symbolik sparen wir uns. Transformation is harte Arbeit. Transformation is keine Blümchenwiese. Weder Corona noch Klimawandel tanzt man weg.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Higher and higher we climb the mountains on top
I get a feeling for you it’s never enough
Falling we’re falling slowly falling apart
I get a feeling, I wanted more than that

If you could do it all again
Take the spiral path
Tell me what would you change?
Let me know when you’re done
So that I can stop the time
Or at least I could try
And do it all again. Do it all again.

Keep moving forward don’t leave me out of your sight
We’re half way there, yet putting out the fires
I’m diving slowly back into the night
All the signs brightly drawn, cover my eye from the light

If you could do it all again
Take the spiral path
Tell me what would you change?
Let me know when you’re done
So that I can stop the time
Or at least I could try
And do it all again. Do it all again.

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