Es ist faszinierend wie sehr wir Menschen von all dem sozialem fasziniert sind bzw. wie sehr es uns beschäftigt. Vor allem auch die Frage, wer man wirklich ist und wer man nach außen ist. Wie sehr man etwas vorgibt zu sein. Wie sehr man Dinge versteckt. Es beschäftigt uns in Liedern oder gilt wie bei Autismus sogar als Symptom einer psychischen Erkrankung. Ich atme tief ein und atme tief aus und werd mit Psychologen einfach nicht warm.
Als wären die Erkenntnisse der Sozialpsychologie wie soziale Erwünschtheit, Impression Management etc. nicht existent. Ich verweise mal kurz auf Das Ich im Wir – weil wir haben das alles schon mal durchgekaut. Und ja bei manchen Menschen ist das mit mehr Leichtigkeit und Automatismus verbunden und bei anderen mir mehr Anstrengung und Überwindung. Und natürlich passen sich Menschen meist an. Und tauchen auch gern in der Masse unter. Die Gruppe sichert dein Überleben. Aber das hat eben auch seinen „Preis“. Ich glaube nicht, dass die Evolution ein „sei wie du bist“ im Konzept hatte. Wenn jeder so ist, wie er ist und somit auch ganz anders, dann funktionieren Gruppen nicht. Man redet aneinander vorbei, man läuft in verschiedenen Richtungen und so weiter. Und gleichzeitig gibt es auch innerhalb von Gruppen Gerangel und Kampf und die besten Plätze, daher sind wir eben doch nicht alle gleich.
Und so beginnt dieses Spiel der Anpassung und gleichzeitig Selbstdarstellung. Und auch der Schutzmechanismen. Wenn du deine Verwundbarkeit nach außen trägst, kannst du dich gleich erschießen. Und man stelle sich mal vor, jeder würde seine Stimmungen exzessiv ausleben. Aber diese Welt in der wir leben mit all ihre Freiheiten und all ihren verschiedenen sozialen Gruppen in denen wir uns bewegen und um Anerkennung buhlen, bringt sie halt immer wieder auf die Frage, wer man eigentlich ist. Und manch einer kommt sich dann so vor als wäre er nur ein Spielball anderer.
Und immer dran denken, wir können nicht nicht wirken. Sprich wir sagen immer irgendwas aus mit allem was wir tun oder auch nicht tun. Wir senden Signale an andere. Immer – siehe Fortgesetztes Schweigen
Werfen wir mal Musike ein
I’ve been pretending to be somebody else since I was just fifteen
And I don’t know if the show was for them or for me anymore
I’m not sure and I don’t recall being born
But I remember being underwhelmed when I worked out who I was
Because that didn’t fit with any of the feelings
I’d been feeling, the things I started thinking as a kid
Who didn’t know how to feel but could instinctively pretend
Put on a show, was it for them?
I have forgotten where this ends
Und wahrscheinlich stimmt das sogar. Als soziale Wesen existieren wir eben nur bedingt allein. Wir leben zwar in Zeiten in denen wir viel aneinander vorbeileben und Menschen einsam in Millionenmetropolen vor sich hin leben. Aber all diese Programme in uns führen eben doch dazu, dass wir die Nähe anderer suchen, Zugehörigkeit suchen. Uns anpassen. Oder eben auch bewusst auffallen. Wir lernen wie wir mit Ängsten umgehen, die einen werden lauter, die anderen leiser. Wir lernen, was wir tun müssen um dazuzugehören. Und meist passiert das unbewusst. Nur manchmal, wenn du einsam und allein bist, fängst du an es bewusst zu tun.
Und gleichzeitig geistert dann in unseren Zeiten dieses „Wer bist du eigentlich“ durch die Gänge. Ja wer ist man eigentlich? Wir wissen, dass wir je nach sozialem Kontext ganz unterschiedlich sein können. Gegenüber der Familie, am Arbeitsplatz, unter Freunden. Im Internet – lol. Und wenn wir allein sind, sind wir eben noch mal ganz anders. Und wir wünschen uns dann einen Ort/ Mensch, wo wir so sein können wie wir sind. Und damit ist wohl gemeint, wie wir sind, wenn wir allein sind. Inkl. unserer Fehler.
Hmm ich weiß nicht. Was heißt das eigentlich „Sei wie du bist?“. Woher weiß ich, wie ich bin? Weißt du wie du bist? Wärst du gern mehr du selbst?
Heißt das nicht einfach auch hier und da mal Nein zu sagen? Oder manchmal auch ja.
The miracle of love
Will take away your pain
When the miracle of love
Comes your way again.
Und all das ist anstrengend, Vor allem in unseren lauten Zeiten, die noch extrovertierter sind als es vielleicht mal gedacht war. Und noch mehr Anpassungsleistung von uns verlangen. Und dann auch noch Jobs existieren bei denen du den ganzen Tag nix anderes machst als sozial zu interagieren. Und dann brauchst eben diese Ladestation. Für die einen ist es das ruhige, das Stille, die Familie, Alleinsein. Für andere das lauten, Menschen, Bewunderung.
Es ist faszinierend. In einer Welt in der wir angeblich so viel wissen, wissen wir dennoch so wenig über uns Menschen. Und schaffen es vor allem nicht in die Breite zu tragen. Die meisten von uns wissen von sozialem Druck, Herdentrieb, Gruppendynamiken. Und der ein oder anderer merkt auch selbst, dass er in verschiedenen sozialen Kontexten anders ist. Und auch wo er die Handbremse anzieht und wo bewusst das Lächeln rausgepresst wird.
Eigentlich eine spannende Frage, dieses „Wir bist du eigentlich?“. Allein schon was man da überhaupt mit reinnimmt. Ich hatte nie ein Problem meine Schüchternheit oder das anders sein als Teil von mir zu akzeptieren. Und eben auch das soziale Spiel mitzuspielen, wo ich es für angebracht halte. Ich nehme ich auch gern raus. Aber werde ich deshalb geächtet? Hmm.
Ich habe die letzten Tage auch mal so überlegt, gerade im Kontext Autismus und Co, dass ich gar nicht definieren könnte, was jetzt ein normaler Mensch ist. Wenn ich so mein soziales Umfeld anschaue und das ist was Masse betrifft der Arbeitsplatz, da gibt es so viele mit ausgeprägten Eigenarten. Und auch bei den die Eigenarten nicht gleich auffallen, gibt es nicht den 0815 Mensch. Und ich halte es immer noch für extrem wichtig, Menschen kennen zu lernen. Auch am Arbeitsplatz. Um eben Missverständnisse und auch Streits einordnen zu können. Und wenn nicht einer wie die Axt im Walde eine Spur von Leichen hinterlässt, findet man doch trotz aller Unterschiedlichkeiten, persönlichen Befindlichkeiten und täglichen Problemchen doch irgendwie zusammen.
Wie viel Rebellion vertragen soziale Strukturen? Oder sind soziale Strukturen nicht darauf anweisen, dass wir eben wie ein Chamäleon durchs Leben schreiten können? So sehr ich das alles persönlich auch hasse, aber was ist die Konsequenz wenn wir den sozialen Kit auflösen. Wenn die Regeln verschwinden? Auch die ungeschriebenen. Wie viel Ich verträgt das Wir?
Nacht ✌️
PS: Der Landwirt/ Forstwirt hat die Axt im Walde geschwungen. Brombeeren und Co platt gemacht. Äste geschnitten. Mir erschließt sich das nicht. Und die Wiese neben an ist auch gemäht. Am Montag war noch voll das Leben, jetzt gähnende Leere und nur mit etwas Glück das ein der andere Getier. Schade. Mir erschießt sich vieles echt nicht. Auch kein englischer Rasen ums Windrad.
PPS: Charmeoffensive am Morgen und ein Tschüss am Nachmittag. Soviel zu Pest und Cholera am Freitag. Ich streichs an. Und denke drüber nach, was wir senden und warum wir senden. Und wer wir sind. Oder auch nicht.
Leute gehen im Regen
Wenn’s runterbrennt, wenn’s schneit
Geschäftig durch die Straßen und haben kaum für irgendetwas Zeit
Sie steht daneben
Und fühlt sich so allein
Sie denkt, sie wär nicht gut genug, um irgendwo dabei zu seinDann schaut sie den Leuten zu
Sie sieht, was die andern tunUnd sie färbt sich ein und sie passt sich an
Wie ein Cha-Cha-Cha-Chamäleon
Damit sie keiner sehen kann
Wie ein Cha-Cha-Cha-Chamäleon, Cha-Cha-ChamäleonLeute machen Fehler
Und sie lernen draus
Leute fallen mal auf’s Gesicht und stehen wieder auf
Er hat keine Meinung
Weil er sich nicht traut
Er denkt, er sagt nix Falsches, wenn er gar nix sagt und
Nur einfach schautUnd er schaut den Leuten zu (uh-uh-uh-uhh)
Er sieht, was die andern tunUnd er färbt sich ein und er passt sich an
Wie ein Cha-Cha-Cha-Chamäleon
Damit ihn keiner sehen kann
Wie ein Cha-Cha-Cha-Chamäleon, Cha-Cha-ChamäleonOh, hinter jedem deiner Layer
Weiß ich, steckt so viel mehr
Komm, zieh dich aus und lass mal sehen
Zeig deine Farben herCha-cha-cha-chamäleon
(Oh) Cha-Cha-Cha-Chamäleon, Cha-Cha-ChamäleonUnd manchmal, wenn ich heim komm
Und bei schlechtem Licht
Schau‘ ich in den Spiegel
Und ei’m Chamäleon ins Gesicht