Leben oder Überleben

Der Sterzer war übrigens zusammen mit der Sprecherin der Psychologen for Future 🙈 auf nem Diskussionspanal. Die Dame hat auch ein Buch geschrieben. Stimme ihrem Schlussplädoyer bzw. dem Grundgedanken ihres Buches zu.

Dafür, heißt es weiter im Buch, brauchen wir Annäherungsziele, nicht Vermeidungsziele, also eine Vorstellung davon, was wir erreichen wollen. Sie plädiert dafür, begeisterter von einem Leben innerhalb der planetaren Grenzen zu sprechen. Als Beispiele nennt sie: Wie schön Städte sind, die nicht mehr voller Autos sind, wie wohltuend es ist, wenn Produkte nicht mehr so schnell kaputt gehen und besser reparierbar sind, wie gut Karotten direkt vom Feld schmecken.

Katharina van Bronswijk – Klimawandel und Psyche: Wie aus Angst Optimismus wird

Ich glaube zwar nicht, dass wir weit kommen, wenn man das immer genauso thematisiert. Sondern es am besten wäre diesen Nutzen direkt zu spüren oder wirklich als Wurst vor der Nase baumeln zu haben. Aber nicht dieses „he wenn du jetzt Sport machst, dann gehts dir danach besser. Bestimmt.“ Ich sehe Begeisterungsstürme. Das muss unterschwelliger. Man muss es wollen ohne dass einem jemand dauernd erklärt, wie gut es für einen ist. Wer will diese Bevormundung schon? Warum mögen wir die nicht? War das das mit der Reaktanz? 🤔

Entsprechend den Forschungen von Wicklund von 1974 tritt eine Reaktanz insbesondere dann auf, wenn äußere Faktoren versuchen, auf soziale Einstellungen oder Ansichten Einfluss zu nehmen. Jegliche Einflussversuche von außen, die eine Kontrolle des Betroffenen beabsichtigen, lösen dieses Verhalten aus.

Weiterhin kann Reaktanz dann beobachtet werden, wenn durch sozialen Druck von außen Barrieren errichtet werden, die eine bestimmte Handlung untersagen. Aber auch der bloße Zwang zur Wahl zwischen unterschiedlichen Alternativen kann dieses Verhalten auslösen. So könnte dieser Zwang einerseits dazu führen, dass die Wahl zwischen den Alternativen vollständig abgelehnt wird oder dass der Betroffene eine Alternative wählt, die nicht angeboten wird.

Wie kann man Reaktanz reduzieren oder gänzlich abbauen?

Die Reaktanz lässt sich durch Aktionen dreier verschiedener Hauptklassen reduzieren oder gänzlich abbauen.

  1. Der einfachste und gleichermaßen effektivste Weg, um ein reaktantes Verhalten vollständig zu reduzieren, besteht darin, die Freiheit vollständig wiederherzustellen. Diese Möglichkeit ist nicht in jedem Fall gegeben. Obwohl diese Aktion zu einer vollständigen Eliminierung der Reaktanz führt, ist sie aufgrund von negativen Sanktionen oder einer irreversiblen Eliminierung der Freiheit nicht möglich.
  2. Aus diesem Grund geht man häufig zur zweiten Möglichkeit der Reduktion über. Die Freiheit kann durch ein Ersatzprodukt oder eine Verhaltensweise indirekt wiederhergestellt werden, die der verlorenen Alternative möglichst ähnlich ist. So kann beispielsweise die Reaktanz auf ein Rauchverbot deutlich reduziert werden, indem das Verwenden von elektronischen Zigaretten gestattet wird.
  3. Letztlich kann die Reaktanz ebenfalls reduziert werden, indem sich die Attraktivität der verlorenen Alternative signifikant verändert. Wird die verlorene Freiheit in ihrer subjektiv wahrgenommenen Attraktivität stark abgewertet, so reduziert sich dadurch die erfahrene Reaktanz. Diese Attraktivitätsveränderung sollte jedoch äußerst vorsichtig vollzogen werden, da ein Manipulationsversuch eines Betroffenen häufig zu einem gegenteiligen Ergebnis führt. Wenn jemand versucht, einem Betroffenen die subjektiv wahrgenommene Attraktivität einer bestimmten Verhaltensweise auszureden, so entsteht der Eindruck, dass es sich dabei um eine sehr attraktive Verhaltensweise handeln muss, die der Manipulator allein für sich selbst behalten möchte.
Reaktanz (als Konzept in der Psychologie): Widerstand verstehen und abbauen

Ich denke noch. Das mit der Reaktanz is ne knifflige Sache. Und das mit Freiheit sowieso.

Der Sterzer verwies auf unseren Verstand.

Und zum Ende der Veranstaltung in Frankfurt gibt Philipp Sterzer noch eine Botschaft mit, die Hoffnung macht: „Wir haben heute sehr viel über Unzulänglichkeiten des Menschen gesprochen. Man könnte meinen, wir sind irrationale Menschen, die von evolutionären kognitiven Verzerrungen bestimmt sind“, sagt er. „Doch die Evolution hat uns auch mit Gehirnen ausgestattet, die uns in die Lage versetzen, darüber zu reflektieren, und uns eben nicht zur Geisel unserer evolutionären Tendenzen werden zu lassen. Dafür möchten wir appellieren. Lassen Sie uns etwas tun.“

Philipp Sterzer – Klimawandel und Psyche: Wie aus Angst Optimismus wird

Und ich versuche mal wieder genau das zu reflektieren. Das ist wie mit der Achtsamkeit. Wenn man einmal dieses Spiel versucht hat mitzumachen. Den Autopiloten auszuschalten und bewusst und reflektierend durch den Tag zu schreiten. Alta das is anstrengend. Das musst du wollen. Jede Sekunde. Das hat die Evolution auch nicht vorgesehen. Die Evolution kennt nur überleben aber kein wahr oder falsch und kein moralisch richtig. Ich muss ein Buch noch mal lesen. Das funktioniert nicht. Wir können maximal die Entscheider dazu bekommen den Prozess zur Entscheidungsfindung entsprechend zu gestalten. Aber allein das ist schon schwer genug. Der Rest ist doch Utopie.

Allein die Mächtigen davon zu überzeugen, dass sie auch nur so ein buggy Hirn haben und nicht der Größte auf Gottes Erden sind. Muaahhh. Oder all die Intellektuellen. Muaaahh. Ich habe Recht, nein ich habe Recht .. bla. Nee habt ihr alle nicht. Und euer kreatives Gehirnjogging kostet Zeit und Leben. Demokratie kann weg.

Und mal ganz ehrlich das läuft doch auch wieder darauf hinaus dem Menschen Kette anzulegen. Ihn einzusperren. Das kann nicht funktionieren. Das Tier in uns wird immer ausbrechen.

Kann man eigentlich dem Volke sagen: „So Leute, ich muss euch was sagen. Die Evolution hat uns mit Hirnen ausgestattet, die haben echt Schlagseite. Darum müssen wir Brotkrumen legen. Ab morgen is das und das verboten. Beschwert euch bei der Evolution“ Geht nicht oder?

Genauso wie wir eben nicht bereit sein werden unsere Unzulänglichkeit zu akzeptieren.

PS: Trete jetzt erstmal kürzer. Bin die nächsten Wochen im Kinderdienst. Und Pflanzenzeit geht los und Radeln und überhaupt. Gehirnjogging is keine Lösung.

Wo bist du gewesen? Warum bist du so kalt?
Möchtest du nicht reden? Welche Farbe hat dein Frosch im Hals?
Draußen heult der Regen, nur Schweigen füllt den Raum
Ich suche deine Augen, doch dein Blick weicht meinem aus
Du beißt dir auf die Lippen, es fällt dir gar nicht auf
Mit ei’m Kratzen auf der Stimme, ganz langsam packst du aus

Was soll ich davon halten? Ich weiß es nicht genau
Es waren große Stücke, jetzt bleibt nur Schutt und Staub

Da ist Blut auf deinen Lippen, es fällt dir gar nicht auf
Deine Hände zittern und deine Schultern auch
Dein Körper ist am Beben, du löst dich darin auf
Verpackt in tausend Trän’n lässt du alles raus

Was soll ich davon halten? Ich weiß es nicht genau
Es waren mal große Stücke, jetzt bleibt nur Schutt und Staub
Ich gehe jetzt nach Hause, ruf mich an, wenn du was brauchst
Und wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus

Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus
Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus
Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus
Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus

Und die Tür, die grade zufällt, hörst du die auch?

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