Es war einmal … Teil 1

Weißt Fritze, ich bin ja keine 18 mehr. Ich hab ja auch das ein oder andere in meinem Leben schon erlebt. Erfahrungen gesammelt. Die Welt verändert Kraft meiner Wassersuppe. Mich in einem schlechten RTL Film wiedergefunden und noch so ein paar lustige Dinge. Und ab und an muss ich daran denken. Fangen wir mal mit dem schlechten RTL Film an.

Ich kenne die Euphorie, wenn man gefragt wird, ob man nicht bestimmte Positionen übernehmen kann. Anerkennung, Vertrauen. Ich kenne aber auch die Situation, wenn man dir eine Chef/in vor die Nase setzt, die von dem nichts weiß, was ihr eigentlich tut. Wenn da jemand von extern daher kommt. Mit komplett anderem Background bzw. 0 Erfahrung in der freien Wildbahn. Aus dem Wissenschaftsbetrieb rein auf die Führungsposition in die freien Wirtschaft.In Krisenzeiten. Nach eigenen Aussagen geeignet für die Führungsposition weil man Tennis spielt. Ja ja Einzelsportart, aber heee es gibt auch Teamwettbewerbe bei denen man von der Außenlinie anfeuern muss. Ich fasse mal zusammen. Es war hart für uns alle. Niemand war wirklich glücklich. Ich ging und andere mit mir.

Naja die Geschichte hat auch eine besondere Vorgeschichte. Wir befanden uns damals in einer kritischen Lage. Unser geschäftsführender Vorstand hat uns pleite gehen lassen, um den Investor loszuwerden. Dir tut der Job schon lange nicht mehr gut. Der alte Stamm geht. Er wird quasi freundlich hinausgebeten. Zu teuer. Nicht mehr erwünscht. Du kommst morgens ins Büro und man empfängt dich mit den Worten „Schnell Mitarbeiter-Meeting“. Man hat quasi auf dich gewartet. Du bist wie immer letzter der kommt und letzter der geht. Und du antwortest nur „sind wir pleite? Bin ich endlich frei“? Nach 10 Jahren. Ich war bei der Gründung dabei. Soweit ich mich erinnere. So hackedicht emm, weil Starkbierfest. Allein das wäre ein Betrag wert. LOL.

Ja ich hab ein Problem Dinge loszulassen, auch wen sie nicht mehr gut tun. Kleben zu bleiben vor allem auch an alten schönen Erinnerungen. Den Schritt nicht zu wagen in das neue/ unbekannte. Wenn ich mich einmal niedergelassen habe, bleibe ich gern. Ich bin niemand der glücklich ist, wenn er immer wieder neues entdecken darf. Was nicht heißt, dass ich immer stupide das gleiche mache. Ohh Gott bewahre wir hatten genug Abwechslung. Und nein ich hatte nie einen Plan für mein Leben. Ich stolpere vor mich hin. Aber ich bleibe gern da wo ich bin. Ich habe übrigens in der Firma auch diverse Umorganisationen und damit verbundenen Bürowürfeleien überlebt. Ich blieb wo ich war. Weil ich das so wollte. Und ich war es wert, mir Folge zu leisten.

Nun was soll ich sagen. Die Insolvenz wurde an dem Morgen verkündet und gleichzeitig, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, weil man plante schon Auffanggesellschaft etc. Und schon beginnt es, dass man die Pläne aufdeckt. Angefangen von der schon vor Wochen gegründeten neuen GmbH mit den Abteilungsleitern als Beteiligte, Lügen die einem erzählt wurden etc. Ich könnte viel erzählen. Es war so ein schlechter RTL Film. Und dann kommt ein neuer Vorstand. Made by Siemens. Ich vertraute. Ich wollte vertrauen. Weil ich auch hasste. Den/ die auf unsere Kosten seinen Willen durchsetzen wollte. Hass/ Wut ist kein guter Begleiter. Er lässt uns Dinge tun. Lässt uns über Grenzen gehen. Oder vertrauen. Ich sagte damals „ich weiß nicht ob wir ins Licht oder hinters Licht geführt werden. Aber ich wolle vertrauen und an das Gute glauben.“

Die Zeit, die damals begann, brachte mich über meine Grenzen. Ich rettete das Projekt, das uns eigentlich in die Insolvenz treiben sollte. Ich musste es, weil niemand sonst mit der nötigen Erfahrung da war. Ja ich hatte Unterstützung, Und auch Ex-Kollegen taten von außen was sie konnten. Ich kannte zwar den Zusammenhalt in kleine Firmen, aber die Zeit war irre. Wenn der Entwickler-Kollege die Projektlerin begleitet als Bodyguard und moralische Stütze. Wenn jeder tut was er kann, um zu helfen.

Und dann kam sie. Ich wollte diesen Job nicht, ich hatte ihn zuvor vorübergehend und hab keinen Spaß am Führen und auch sonst wollte keiner den Posten. Aber man brauchte jemanden. Jemand von extern hielten wir nicht für verkehrt. Aber jemand frisch von der Uni also mit frischem Doktor aber ohne jegliche Erfahrung in dem harten Geschäft der Anwaltskanzlei mit eingegliederter Softwareentwicklung. Sie kam noch später als ich und ging früher. Sie schaute sich das vom Ex-Siemens ab. Und brach trotzdem zusammen. Nicht weil sie sich überarbeitete. Aber der Druck, Anforderungen denen sie nicht gewachsen war. Eine Situation der sie nicht gewachsen war.

Apropos zusammenbrechen. Ich schruppte 7 Tage die Woche durch. Ich wackelte durchs Leben. Ein Wunder, dass ich nicht die Radieschen von unten sehe. Und dann kam die Zeit wo ich nicht mehr wusste wofür ich das alles tat. Und dann kam der 31. und ich saß beim Ex-Siemens im Büro. der mich wieder zum Kunden schicken wollte. Und ich sagte, ich kann nicht mehr und ich spürte wie mir wieder der Kreislauf runterklappte. Und er sagte, dafür gibts Mittel. Ich stand auf, ging in mein Büro, druckte die vorbereitete Kündigung aus. Mein Personaler schaute mich an und sagte: Ich hatte gehofft du kommst nicht mehr.

Damit sprengte ich die Abteilung endgültig und 4 weitere gingen mit mir. Nachdem sie einen offenen Brief an unsere Chefin geschrieben hatten. Und alles eskalierte dann. Und die die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machten, bekamen ein schlechtes Zeugnis. Mit Kritik ist halt nicht zu spaßen. Da muss man seine Macht schon spielen lassen. Ob man diese Macht berechtigter Weise hat oder nicht, ist irrelevant. Man hat sie.

Diese Macht spürten wir schon länger. Wir hätten inhaltlichem fachliche, technische Führung gebraucht. Durchaus auch moralische. Aber es war kalt. Eiskalt. Und wir bekamen maximal organisatorische Führung mit strafferen Zügeln bei Prämien. Demotivation in Krisenzeiten. Die Führung die wir brauchten, konnte sie nicht leisten. Vor allem inhaltlich. Und irgendwie wollte oder konnte sie auch nicht.

Naja das Projekt hatte ich gerettet, die Firma nicht. Und mich ruiniert. Ex-Siemens, meine Chefin und ich fuhren zum Kunden und bekamen die Abnahme. Sie schrieb einen Dreizeiler an die Mitarbeitet. Das das Meeting so gut war, dass wir die Abnahme bekommen haben. Und ich setzte mich hin und schrieb auf Englisch an alle, dass es nicht das Meeting war, was uns die Abnahme gebracht hat anstelle der Klage. Sondern das wir es alle gemeinsam waren. Ich bedankte mich bei jedem einzelnen. Ein rumänischer Kollege sagte, es war die geilste Mail, die er je in seinem Leben bekommen hätte.

Führung ist eben etwas anderes. Oder wie ein Ex-Kollege sagte: Solange du da bist, besteht noch eine Chance. Ich ging, einige mit mir und ein Jahr später war over. Und meine Ex-Chefin ging wieder an die Uni und wurde Professorin.

Manche sind für die freie Wildbahn nicht geschaffen. Und manche nicht für die Uni. Aber für beides gilt, Chef sein ist nicht so einfach. Vor allem wenn man die Welt nur bedingt kennt in der man Chef ist. Erwartungen …

I’ve put my trust in you
Pushed as far as I can go
For all this
There’s only one thing you should know

I tried so hard and got so far
But in the end it doesn’t even matter
I had to fall to lose it all
But in the end it doesn’t even matter

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