Klimabewegung verhindert Lösungen

Ich habe das Glück in einer Stadt zu wohnen, die reich ist. Eine Stadt in Bayern, die eine bunte Koalition hat aus SPD, Grünen, Freien Wählern, ÖDP und Bürgerliste. Ja nixe CSU oder FDP. Eine Stadt, die mal zur lebenswertesten Kleinstadt der Welt gewählt wurde und auch schon Nachhaltigkeitspreise erhalten hat. Wir haben sogar Windräder. Kapitalistisch getriggert von dem Grafen zwecks Bio-Bier. Oder so ähnlich. Und wir hätten gern mehr und kommen dafür sogar ins Fernsehen.

Und manchmal habe ich das Gefühl Pfaffenhofen wird zum Symbol der Probleme bei der Errichtung von Windrädern. Man findet mittlerweile diverse Artikel im Netz – auch über unseren Bürgerenergiewindpark. Das Pfaffenhofen-Syndrom: Warum der Ausbau der Windenergie nicht vorankommt zum Beispiel oder Wie Klagen den Windkraftausbau verzögern. Die Zustimmung zu Windenergie (10H kannst du nur aushebeln mit Bürgerentscheiden) und Bürgerbeteiligung reicht halt nicht aus

„Naja, das wurde maximal intensiv im Sinne von Morddrohungen, die ausgesprochen wurden, aber auch Sachbeschädigungen, also ein Pflasterstein, der durchs Fenster geflogen ist, mit Morddrohungen verpackt oder auch gekreuzte Messer, die vor meiner Haustür beispielsweise gelegen haben. Also das alles zählt zu diesen Anfeindungen, die wir erlebt haben im Rahmen vor dem Bürgerentscheid, der dazu durchgeführt wurde. Das muss man aushalten können.“

https://www.deutschlandfunkkultur.de/energiewende-in-gefahr-deutschland-braucht-mehr-gruenen-100.html

Aber das nur am Rande eingeworfen als Werbeblock für den nicht geringen Willen, Pfaffenhofen grün zu machen. Apropos Werbeblock, ich muss noch einen einwerfen. Wir sind sogar Schwammstadt. Oder wie man aus ner Gartenschau was richtig geiles machen kann. All das verdanken wir der kleinen Gartenschau, die wir vor ein paar Jahren mal hatten. Nachmachen erwünscht.

Kostet aber bestimmt auch was. Vor allem gehören wir zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschland. Eine Stadt, die auf Wiki sogar einen eigen Block zum Thema Nachhaltigkeit hat. Wir haben Biodiversitätsprojekte und sogar kostenlosen Stadtbus. Sicher noch nicht alles perfekt, sage ich, aber auf nem guten Weg. Eine Stadt, die versucht ein „grünes“ biodiverses Gewerbegebiet zu bauen.

Als Ausgleich soll möglichst viel für die Nachhaltigkeit im Gebiet erreicht werden: ansehnliche Fassaden, erneuerbare Energien, bestmögliche Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität und Biodiversität. Dazu hat die Stadtverwaltung verpflichtende Nachhaltigkeits-Kriterien erarbeitet. Der Katalog umfasst 34 Punkte zu den Themen Energie, Gebäude, Mobilität, Begrünung, blaue Infrastruktur (Regenrückhaltung, Oberflächenentwässerung etc.), Artenschutz und Naherholung für die im Gebiet Arbeitenden.

Das erste biodiverse Gewerbegebiet in der Region

Auf Begrünung und Artenschutz liegt besonderes Augenmerk bei den Nachhaltigkeitskriterien für Kuglhof II. Während eine naturnahe Gestaltung der Außenanlagen mit heimischen Pflanzen und Blühwiesen vielerorts zum Standard bei neuen Gewerbegebieten wird, soll Kuglhof II zusätzlich neue Maßstäbe bei der Biodiversität setzen. Fassaden und Freiflächen werden begrünt und „betiert“.

Naturnahe Gestaltung, Fassaden- und Dachbegrünung und jede Menge Maßnahmen für den Artenschutz sind verpflichtend und gehen weit über das Übliche hinaus. Beispiele: Die Abführung des Oberflächenwassers über naturnahe Teiche schafft Lebensraum für Amphibien. Das Verbot von Glasfassaden vermeidet Vogelschlag.

https://pfaffenhofen.de/artikel/gewerbegebiet-kuglhof/

Aber auch hier mosern die Kämpfer für Klima und Umwelt und Co, dass es nicht perfekt ist und überhaupt, müssen wir schrumpfen. Das will das unumstößliche Klima-Gesetz so. Weil ehe man sich versieht entsteht eine Interessengemeinschaft mit BUND vorn weg, die das Gewerbegebiet verhindern will. Ich zitiere meine Lieblingssatz.

„Grünes Wirtschafts-Wachstum gibt es nicht! Nach aktueller wissenschaftlicher Erkenntnis muss unsere Wirtschaft sogar unabdingbar schrumpfen, um das Klimaziel von maximaler Erderwärmung von 1,5 Grad zu erreichen.“

Interessengemeinschaft „Stoppt den Flächenfraß“ kritisiert Pfaffenhofens Bürgermeister Herker

Ich lese diesen Satz und will laut schreien. Und mindestens Jason Hickel und Ulrike Herrmann und Degrowther zum Rapport einbestellen. Und vielleicht noch ein paar andere Personen. Eine Stadt, die aktuell von Pendlern in die umliegenden Großstädte München und Ingolstadt lebt, will lokale Wirtschaft stärken und somit Verkehr reduzieren und das ganze möglichst grün so gut man das heute machen kann, zack niedergemacht von der Klima-Bewegung. Klasse voll die Lösung. Die einen Bürgerbewegungen verhindern unsere neuen Windräder, die anderen den Umbau Richtung grün. Meine Begeisterung bezüglich Bewegungen hält sich in Grenzen. Sie zerren alle an dir, erzählen dir Geschichten von der toten Sau und stellen sich Lösungen in den Weg.

Warte drauf, dass sie sich auch bei uns auf die Straße kleben und mit Essen werfen.

Wenn niemand anfängt Dinge umzubauen/ neu zu machen, wird es keiner machen. Und wer außer den Kommunen, die ausreichend finanzielle Mittel besitzen, soll das als erster beginnen mit dem ausprobieren/ neu machen/ umbauen/ zeigen dass es grün geht? Mal ganz zu schweigen davon, dass ein lokaler Ausbau der Wirtschaft – Regionalisierung – nicht bedeutet, dass das BIP deutschlandweit wächst. Können wir noch mal über Logik reden? Was passiert, wenn man Menschen „wissenschaftliche Erkenntnis“ in die Hand gibt? Und was heißt „wissenschaftliche Erkenntnis“ in dem Zusammenhang überhaupt? Können sie wirklich damit umgehen die Nicht-Wissenschaftler? Können sie über den Tellerrand hinaussehen?

Und nein, es ist kein demokratischer Weg und schon gar kein strukturelles Problem, wenn die Politiker in einer repräsentativen Demokratie nicht jede Forderung von Bewegungen/ Aktivisten umsetzen. Das strukturelle Problem ist eher, was man den Aktivisten in den Kopf gepflanzt hat. Eben die strikte Einhaltung von 1,5 Grad Erwärmung alles andere tötet uns alle – was in der Konsequenz auch nichts anderes ist als „ja wenn wir die 1,5 Grad nicht errechnen, dann is es eh egal“. Die die letztes sagen kritisiert man, die Aktivisten versteht man. Die Dinge verbreiten bis hin zu Dogmas wie, die Wirtschaft darf nicht wachsen. Vollkommen unreflektiert. Mal ganz zu schweigen davon, dass sogar der Club of Rome mehrfach sagt/ gesagt hat, dass der Umbau der Wirtschaft etc. das BIP steigen lassen wird. Wenn ich solche Erwartungshaltungen habe, dann verhindere ich Fortschritt, der nicht in dieses Weltbild passt. Und denke alles andere als langfristig und systemisch. Und somit sind auch die mit in der Verantwortung und tragen Schuld, die einseitige festgefahrenen Lösungen als die einzig wahren verbreiten und in die Köpfe „junger Leute“ (hust) zimmere.

Solche Aussagen wie die der Pfaffenhofener Interessensgemeinschaft kommen ja nicht von irgendwoher. Wie auch die der letzten Generation, die ebenfalls total überzeugt davon redet, dass die Welt in Mad Max endet mit Kriegen bis zum Abwinken. Die Frage ist hier auch, wer ihnen das alles in den Kopf gesetzt hat. Was dann in dieser „Ohnmacht“ und „Verzweiflung“ endet, die einzige Hoffnung darin zu sehen, seine Mitmenschen zu ärgern. Was auch wieder irgendwer als Lösung ausgemacht hat und der man bereitwillig Glauben schenkt in der vorher erschaffenen Verzweiflung. Noch mal Hust.

Es ist auch ein Ergebnis von Wissenschaft, dass eine Klimabewegung so schwarz weiß denkt, wie sie denkt mit den entsprechenden Konsequenzen. Es wäre an der Zeit dies zu korrigieren, wenn „Wissenschaft“ ein Interesse an der Rettung de Welt hat. So wird das jedenfalls nixe. Und das einengen des Lösungsspektrums ist keine Coping-Strategie in Stresssituationen. Das ist einfach ein Haufen Bias und ganz vorne Weg Überzeugungen und Gruppendenken. Kann man manchen, muss man aber nicht. Vor allem wenn man wirklich das machen will, was man predigt – lösungsoffen sein.

In diesem Haus, wo ich wohn‘
Hier ist alles so gewohnt
So zum Kotzen vertraut
Mann, jeder Tag ist so gleich
Ich zieh‘ Runden durch mein‘ Teich
Ich will nur noch hier raus
Ich brauch‘ mehr Platz und frischen Wind
Ich muss schnell woanders hin
Sonst wachs‘ ich hier fest
Ich mach‘ ’nen Kopfsprung durch die Tür
Ich lass‘ alles hinter mir
Hab‘ was Großes im Visier
Ich komm‘ nie zurück zu mir


Es gibt nichts, was mich hält, au revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam’n
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, au, au
Au, au, au revoir
Au, au, au, au, au revoir
Au, au, au, au
Au revoir
Au, au, au, au

Schreibe einen Kommentar