Urlaub in Estland – Tag 3 Pärnu

Merke: In Estland fährt man Bus und nicht Bahn

Fahrschein nach Pärnu
Fahrschein nach Pärnu

Ein Blick auf den Fahrplan der Bahn verrät, dass es nur 2 Züge am Tag von Tallinn nach Pärnu gibt. Einen um 6:48 Uhr und einen im 17.29 Uhr. Aha. Nein, ich will nicht ohne Frühstück Zugfahren und dann 4 Stunden in Pärnu mit Gepäck rumlungern, bis wir ins Hotel können. Dann doch mal lieber Bussi Reisid. Fährt alle 30 Min ein Bus und man solls kaum glauben, der braucht nur 2 Stunden, während der Zug 3 Stunden benötigt. Unter Beachtung der Tatsache, dass es in Estland keine Autobahnen gibt und man max. 110 km/h auf Schnellstraßen fahren darf, eine beachtliche Leistung. Oder besser gesagt ein Armutszeugnis für die Bahn! Also ab mit dem Taxi zum Bissijaam. Die 4 Euro investieren wir doch gern anstelle mit dem Gepäck Bus-Tam-Hopping zu betreiben. Man will ja komfortabel reisen und nimmt den teuersten Bus für 8,40 Euro. Einen Sitzplatz kriegt man auch gleich zugewiesen und da wir ne halbe Stunde zu früh waren, waren wir wohl die ersten und sitzen glatt ganz vorn auf den Logenplätzen.

Merke: In Estland gibt es kaum Autos und kaum Kurven

Irgendwo zw. Tallinn und Pärnu
Irgendwo zw. Tallinn und Pärnu

Nachdem wir die Stadt Tallinn verlassen haben, geht es ab auf die E7. Kurzzeitig mal zweispurig, sonst immer nur eine Spur. Interessant sind die Radfahrer die auf dem schmalen Seitenstreifen den LKWs trotzen. Ich denk gerade nach, was in Deutschland passieren würde, wenn ein Radfahrer auf der Standspur der Autobahn fahren würde. Knappe 130 km geht es immer schnurstracks geradeaus. Kurven kann man an einer Hand abzählen. Und weit und breit kaum Autos. Rechts und links pure Natur. Wälder und Wiesen. Zwischendrin mal ein Rapsfeld oder ein Weizenfeld oder einen Pferdekoppel. Aber alles in allem relativ wenig landwirtschaftlich genutzte Felder. Und die Häuser, die man sieht kann man auch an einer Hand abzählen. Meine Mutter wundert sich, dass die paar Häuser die wir sehen meist verlassen aussehen. Aber mal ehrlich, wer will denn schon an einer Schnellstraße Mitten im Nirgendwo wohnen, wenn du so viel Platz hast und überall hinkannst. Wenn ich aufs Land will, geh ich nicht an einen Schnellstraße. Ich komme zu dem Schluss, dass hier sogar mir das Autofahren Spaß machen würde. Alles ruhig und gemächlich, teilweise einsam in Mitten einer herrlichen Natur. Neben uns sitzt eine Russin, die ein wenig nervt. Ich hätte auch behauptet, dass sie Wodka getankt hat. Da ihr angeblich beim Busfahren immer schlecht wird (so die Übersetzung meiner Mutter), muss sie unbedingt vorn sitzen und vertreibt somit eine nette Estin, die irgendwie nicht neben ihr sitzen will. Aber zum Glück ist noch viel Platz im Bus. So und nun das geilste. Wer nicht die Schönheit der Natur genießen will oder kein Nickerchen machen will, der kann im Internet surfen. Die paar Cent, die der Bus teurer ist als die anderen, rentieren sich nicht nur beim Bus selbst (großer neuer Reisebus), sondern lassen das Herz eines jeden Internetjunkies höher schlagen. Kostenloses WLAN!!! Ok kostenloses WLAN findest du an vielen öffentlich Orten, aber im Bus ist das schon sehr angenehm. Sollte man bei uns auch in Zügen einführen! Aber nein das geht ja bei uns schon aus Sicherheitsdingends nicht. Wie dem auch sei, ich und die estnische Jugend freuen uns drüber.

Strand Hotel

Blick vom Hotel aufs Meer
Blick vom Hotel aufs Meer

Nach knapp 2 Stunden hält der Bus das erste und einzige Mal und wir sind da. Wir sind zwar etwas früh, aber da nur ein Taxi weit und breit steht, warten wir lieber beim Hotel bis wir rein können. Besagte Russin läuft aber gerade in diesem Moment Richtung Taxi. Der Fahrer mag sie aber anscheinend nicht und ruft – woher auch immer – einen Kollegen herbei. Ich ahne schlimmes, aber als wir in seine Nähe kommen, hält er uns freundlich die Türe auf 🙂 Ab zum Strand Hotel. Wie der Name schon sagt, mehr oder weniger direkt am Strand. Wobei ich nicht weiß, wieso das Hotel STRAND heißt. Auf Estnisch ist Strand „Rand“. Und Deutsche gibt es weit und breit nicht. Naja vielleicht ist es ja finnisch. Wir sind umzingelt von Finnen – in allen Größen und Formen. Die machen hier wohl gern Badeurlaub weil es preiswerter ist als in der Heimat. Wobei ich die Hotelpreise nicht ohne finde. So 80 – 100 Euro nenne ich nicht gerade billig. Aber vielleicht geht es den Finnen ja um die Grundnahrungsmittel 😉 die billiger sind als in Finnland. Meine Mutter kriegt ein Zimmer im Erdgeschoss. Ich muss rauf in den vierten. Man sagt mir an der Rezeption, dass mein Zimmer in der Nähe des Nachtclubs ist und es wohl besser wäre, wenn ich das Zimmer nehme und nicht meine Mutter, da es etwas lauter werden kann. In ein paar Stunden weiß ich was sie gemeint hat 😀

Erstkontakt und Strandbesuch

Strand Pärnu
Strand Pärnu

Nachdem wir schnell mal die Klamotten wechseln und die Koffer auspacken, klingelt auch schon das Telefon. Ich hatte ja brav der unbekannten Verwandtschaft unsere Ankunft mitgeteilt. Und schon kommt meine – öhhh was ist sie denn??- also die Tochter der Cousine meiner Mutter (ich kenn mich da nicht so aus mit den Verwandtschaftsbezeichnungen) vorbei. Ich hatte irgendwo gelesen „Niemals einen Esten umarmen“. Stimmt! Brauch man auch nicht, die machen das von allein!! 😀 Immer diese Vorurteile. Nach der ersten Begrüßung zeigt sie uns den Strand und wir verabreden uns für den Abend, wo auf uns eine Begrüßungsparty wartet. Aufgrund der hohen Temperaturen (ca.. 28 Grad) verzichten wir jedoch auf einen Strandspaziergang und setzen uns dafür auf eine Bank in einem der unzähligen Parks – halb Pärnu ist ein Park – und bereiten uns seelisch und moralisch auf das große Familientreffen vor.

Begrüßungsparty

Am Abend treffen wir dann zu Hause bei unserer Verwandtschaft die Cousine meiner Mutter, ihre Tochter mit Ehemann und ihre zwei Töchter mit Anhang :-). Der Sohn der Cousine meiner Mutter schaut mit seinen beiden jüngsten auch vorbei. Es gibt estnsiche Spezialitäten wie Kilu (der kleine estnische Strömling) auf Schwarzbrot mit Schnittlauch und jede Menge einheimisches Bier zum probieren. Dazu wird noch gegrillt. Demzufolge kann ich nicht mehr jedes Detail wiedergeben! Ich war mehr oder weniger beschwipst. Alles in allem ein schöner Abend. Und auch vollkommen ungezwungen. Herzlich. Eine Mischung aus Russisch, Englisch, Deutsch und Estnisch. Es gibt viel zu erzählen und man meistert dies in den eben genannten Sprachen oder mit Händen und Füßen. Ich hätte nie gedacht, dass es so schön wird. Fühlt sich gut an! Kann nur ein Anfang sein!

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