Tag 4 – Ich und der Autopilot

Thema der ersten Woche: Lernen Sie ihren Autopiloten kennen!

Irgendwie wurde ich von Tag zu Tag unruhiger. Und meine Versuche achtsam zu sein, waren selten von Erfolg gekrönt. An diesem Tag stand gab es ein Nachfolgemeeting zum Meeting von Tag 1. Im Nachhinein stelle ich fest, dass sich dieses Meeting hervorragend eignete, um mich im Autopilotenmodus zu beobachten. Soweit mir das gelang. Ich war irgendwie nicht wirklich in der Lage mich bewusst zu fokussieren. Weder darauf achtsam zu sein, noch auf das was ich zur Diskussion beigetragen habe. Ich war immer nur kurzzeitig in der Lage zu registrieren, dass ich wie immer schön brav meine Senf beigetragen habe. Quak quak quak. Schon inhaltlich fundiert, aber so ungesteuert. Nicht bewusst gesteuert. … Ich habe darüber nachgedacht. Irgendwie ist es interessant und doch erschreckend. Wie viel vom täglichen Leben/ Dasein vom Unterbewusstsein gesteuert wird. Was wir maximal nur noch als Beobachter wahrnehmen. Auch wenn uns gar nicht bewusst ist, dass wir nur Beobachter sind.

Ansonsten gab es nichts weltbewegendes.

Meditieren viel flach, weil ich erst relativ spät und leicht angeheitert von der Weihnachtsfeier kam.

Tag 3 – Wie man den Chef führt

Thema der ersten Woche: Lernen Sie ihren Autopiloten kennen!

Nachdem unser halbes Team mal wieder an unserem Chef verzweifelte und wir uns alle genug aufgeregt hatten und die Versuche meiner Kollegen Chefchen einzufangen nicht funktioniert hatten, machte ich mal etwas anderes als sonst. Gewöhnlich enden Meinungsverschiedenheiten zwischen meinem Chef und mir immer damit, dass wir heftigst aneinandergeraten. Nachdem meine Kollegen und ich frustriert zusammengehockt waren, stand ich auf und ging zum Cheffe. Setzte mich in sein Büro und fragte ruhig, warum er die Dinge anderes machen will als wir. Hörte mir seine Argumente an und wir kamen zum Schluss, dass er von falschen Anforderungen ausgegangen war. Nein kein übliches „ich will“, aber „ich will“ … Und schwups änderte er seine Meinung. Ich ging zurück in unser Büro und Kollege B, der vorher nicht erfolgreich war, sagte: „Wenn du jetzt Erfolg hattest, dann lege ich Cheffe morgen meine Kündigung auf den Tisch.“ Ich grinste nur … 🙂

Ansonsten gab es nichts weltbewegendes.

Meditieren viel flach, weil mir so tierisch kalt war. Und zittern beim Meditieren bringt nix.

Tag 2 – Achtsamkeit im Alltag der schwierigen Art

Thema der ersten Woche: Lernen Sie ihren Autopiloten kennen! Denken Sie über die Folgen nach, die das “Leben auf Autopilot” für ihr Alltagsleben hat. Was geht Ihnen verloren? Wie wirkt sich die Unbewusstheit auf ihre Gedanken,Gefühle und ihren Körper aus, und auch auf ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen und der Welt insgesamt?

Man möge sich jeden Tag eine alltägliche Routinehandlung aussuchen, der man achtsam begegnet. Duschen, Zähne putzen, Essen, zur Arbeit gehen, zwischenmenschliche Gespräche. Ich muss mir ja gleich das einfachste aussuchen und hab mich mal für zwischenmenschliche Interaktion entschieden. Wusste ja nicht, was mich heute erwartet. Hätte ich mal Duschen gewählt …

Situation 1

Ich entschied mich ein Meeting achtsam zu sein. Stelle zu Beginn fest, dass ich gut gelaunt und ruhig war, mir aber ziemlich kalt war. Keine 10 Minuten später war mir aber schon so warm, dass ich mich entkleiden musste. Mein Puls war auch höher und meine Laune nicht mehr ganz so frisch. Kollegin X hatte heute irgendwie einen schlechten Tag und war total unproduktiv auf Konfrontationskurs. Allerdings auch ohne wirkliche Argumente. Klang alles nach „Ich will aber nicht“. Mit jedem Argument, dass wir brachten, wurde es eigentlich nur schlimmer. Da kommt dann mein Autopilot ins Spiel, der dann diskutiert und diskutiert. Was dann meine innere Heizung angeschmissen hat. Ich habe mich auch dabei ertappt, dass ein oder andere ironische Grinsen zur Diskussion beigesteuert zu haben, wenn sich Kollegin X selbst widersprochen hat. Interessant war es aber, mal genauer hinzuschauen und hinzuhören. Während man sowohl bei Körperspache und Tonfall beim Rest der Teilnehmer eine Resignation, Aggression und Verwirrtheit feststellen konnte – der ein oder andere musste sich auch ziemlich beherrschen – war bei Kollegin X ein wildes Gestikulieren, kaum Augenkontakt mit anderen und absolute Kontrahaltung sichtbar und spürbar. Was mich irgendwann zu der direkten Frage brachte, warum sie denn so absolut dagegen ist. Dann kamen endlich mal ein/ zwei nachvollziehbare Argumente. Halten wir fest: Initiative ergreifen und direktes nachfragen hilft manchmal, wenn man sich im Kreis dreht, bevor es zu einer Endlosschleife wird. Ende der Geschichte: Mein Puls war zwar gestiegen, aber ich war doch relativ ruhig da ich versucht hatte darauf zu achten, dass ich mich nicht hineinsteigere. Ich hatte da schon andere Tage. Nachdem ich dann noch schnell das weitere Vorgehen Kollegin Y aufs Auge gedrückt hatte – weil extremer Zeitdruck – und das ganze irgendwie in halbwegs produktive Bahnen gelenkt hatte (irgendwie greift mein Autopilot dann immer ein, wenn es sich im Kreis dreht, das war irgendwie ziemlich automatisch und nicht bewusst), war für mich das ganze dann erledigt und ich auf mich fokussiert. Und ich freute mich auf das Mittag essen, nachdem ich achtsam dem Knurren meines Magens gelauscht hatte. Mei, sie hat halt wohl einen echt schlechten Tag gehabt. Schwamm drüber, wir haben ja irgendwann doch noch ein Resultat erzeugen können. Meinen Kollegen erging es anders und die waren noch eine ganze Zeit lang ziemlich angenervt. Manchmal ist es doch hilfreich, wenn man manche Dinge einfach mal hinnimmt und nicht an ihnen kleben bleibt. Heute ist heute und morgen ist morgen.

Situation 2

Soweit so gut. Auf meiner ToDo Liste stand noch das Abklären eines geplanten Weihnachtsmarktbesuches. Meine Erfahrung und mein Gefühl (ist das nicht eh das gleiche?) hatten mir seit der Idee schon gesagt, dass wird eh nix. Und mit diesem Gedanken bin ich dann auch rein. Ich bin ja auch eh eher Pessimist. Was ich jetzt gar nicht so schlimm finde, da es Enttäuschungen reduziert und Freude über einen positives Ergebnis erhöht (Pessimisten leben länger und glücklicher). Und das Resultat war dann das erwartete. Das Hineinhorchen in mich zeigte mir, dass ich trotzdem enttäuscht war. Auch wenn ich genau dies vermeiden wollte durch meine pessimistische Einstellung. Meine Körperspannung war im Arsch und ein Gefühl von Traurigkeit vorhanden. Und dies lies sich nicht abschütteln. Den Rest des Tages nicht. Mal ganz zu schweigen von den Gedanken ‚War so klar. Warum zum Geier, machst du überhaupt erst Vorschläge, die du eh nicht einhälst? Du bist doch froh, wenn du mich nicht siehst! … ‚ Ja der Autopilot ist bei Gedanken und Gefühlen besonders gefährlich. Aber ich habe zumindest versucht das Gefühl anzunehmen und zu akzeptieren. So weit möglich. Und ich habe meinen Autopiloten zumindest so weit ausgeschaltet, dass ich mich nur zu einem „hatte ich mir schon gedacht“ hinreißen lassen habe und nicht zu mehr

Wir können nichts ändern, bis wir es annehmen (C.J. Jung)

Wenn Sie versuchen, eine Situation oder ein Gefühl anzunehmen, um davon loszukommen, dann funktioniert dies nicht nur nicht, sondern lässt auch einen wichtigen Aspekt außen vor. Nehmen wir an, Sie fühlen sich traurig. Wenn Sie dieses Gefühl mit dem heimlichen Wunsch anerkennen, dass es dann vielleicht verschwindet, haben sie es nicht voll und ganz akzeptiert. Nehmen Sie stattdessen die Traurigkeit mit ganzem Herzen an, wenn Sie können – Gefühle entstehen, um uns etwas zu sagen. Hören Sie Ihren Gefühlen zu und finden Sie heraus, was sie Ihnen zu sagen haben.

Dann werde ich dies mal versuchen. Und noch ein paar andere Kapitel lesen zum Thema „Erwartungshaltung“ „Urteilsfrei“, „Umgang mit negativen Gefühlen“.

Situation 3

Gut meine Laune war im Arsch und ich immer noch gefangen in der Enttäuschung. Als dann das Telefon klingelte und Kollegin F anrief und nach zwei gewechselten Worten fragte, ob ich einen Seelentröster bräuchte, war ich schon etwas verwirrt (wars so schlimm, dass man es gleich an meinem Tonfall merkte??). War wohl eher Zufall, da ich die letzten Wochen den Seelentröster gespielt hatte. Ich verneinte jedenfalls und hörte ihr stattdessen zu, während ich nebenbei meine Stimmungslage checkte. Irgendwann kam sie zu dem Punkt, wo sie mir erzählte, dass ungeplanter Weise jemand mit einem Anpfiff durch den Abteilungsleiter rechnen müsste. Jemand den ich eigentlich aus der Schusslinie der Obrigkeit nehmen wollte und dem ich letzten Freitag auch gesagt hatte, dass ich dies wohl erstmal geschafft hätte. So dass gab mir dann den Rest. Das Gefühl das mich durchfuhr kann ich nicht wirklich beschreiben (Anspannung, Panik??). Aber die Gedanken. So was wie ‚Fuck, wie bringe ich ihm das bei? Das wird jetzt so richtig Öl ins Feuer gießen und Fronten noch weiter verhärten. Was ich eigentlich bekämpfen wollte.‘ An Konzentration war für den Rest des Tages nicht mehr zu denken. Mein Hirn war voll am rödeln, um nach einer Lösung zu suchen.

So ich werde mich jetzt erstmal der Vergebungsmeditation widmen. Und dann der Loslaß-Mediation. Und morgen werde ich es wohl doch mit dem achtsamen Zähneputzen versuchen. 😉

Kleinigkeit am Rande: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Kaffee trinken bei mir immer zu einer inneren Unruhe führt. Werde dies mal achtsam weiter verfolgen.

Tag 1 – Rosinen-Ess-Meditation

Buddha sagt, ich soll Tagebuch führen.

Thema der ersten Woche: Lernen Sie ihren Autopiloten kennen! Denken Sie über die Folgen nach, die das „Leben auf Autopilot“ für ihr Alltagsleben hat. Was geht Ihnen verloren? Wie wirkt sich die Unbewusstheit auf ihre Gedanken,Gefühle und ihren Körper aus, und auch auf ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen und der Welt insgesamt?

Erste Übung – Rosinen-Ess-Mediatation: Man nehme eine Rosine und stelle sich vor man ist ein Marsmännchen und hat noch nie eine gesehen oder gegessen:

  • betrachte diese einige Minuten lang
  • rieche an ihr einige Minuten lang
  • halte sie an dein Ohr und quetsche drauf rum, so dass du vielleicht etwas hörst
  • quetsche dann noch mal weiter mit geschlossen Augen auf ihr rum und versuche sie zu spüren
  • lutsche sie und spielt mit der Zunge mit ihr und iss sie langsam und genüsslich auf

Dann beantworte folgende Fragen:

Wie fühlen Sie sich nachdem Sie diese Übung gemacht haben?: Verarscht und erheitert. Gut ich hätte vorher wohl keine Orange essen sollen, jedenfalls roch die Rosine nach Orange weil meine Hände danach rochen. Ich hoffe das hat keine Konsequenzen und mein Hirn bringt die beiden Früchte auf die Dauer nicht durcheinander.

Wie wird sich der Prozess auf Ihre Erfahrungen beim Essen von Rosinen auswirken?: Aufgrund der Tatsache, dass ich irgendwie immer noch grinsen muss, weil es irgendwie lächerlich war, fürchte ich fast, dass ich beim Essen von Rosinen in Zukunft immer grinsen und kichern muss. Was ich jetzt aber nicht unbedingt schlimm finde. Mal gucken, wie mir das morgen früh beim Müsliessen ergeht.

Was haben sie bemerkt und herausgefunden: Dass Rosinen klebrig sind, wusste ich schon vorher. Und dass sie Aussehen wie Elefantenpopel war mir auch klar. Zumindest kommt mir das nicht wie eine neue Erkenntnis vor. Dass sie Geräusche machen können und knacken, wenn man sie mit den Fingern rollt/ quetscht, ist mir allerdings neu. Sind wohl ein paar Zellen zu Bruch gegangen. Und ich habe festgestellt, dass zuvor verspeiste Nahrung Geruchs- und Geschmackssinn beeinflusst. Ansonsten habe ich herausgefunden, dass es mir schwer fällt solche aus meiner Sicht lächerlichen Übungen minutenlang zu machen. Minutenlang auf eine Rosine starren, an ihr riechen, auf ihr rumquetschen. Ein paar Sekunden hätten mir gereicht. Minutenlang war eher ein Zwang. Wobei ich auch nicht minutenlang durchgezogen habe. Und ich habe herausgefunden, dass es mir widerstrebt mit Essen zu spielen. Mit Essen spielt man auch nicht. Habe ich mal gelernt. Auf einer Rosine rumzuquetschen macht auch klebrige Hände. Alles in allem muss ich sagen, dass ich mein Essen nicht unbedingt mit allen Sinnen wahrnehmen muss. Ich muss mein Essen auch nicht mit der Zuge bespaßen. Das verdirbt mir den Spaß am Essen. Mal ganz zu schweigen vom Genussfaktor. Stellen wir also fest, dass diese Übung vielleicht nicht unbedingt meins ist. Achtsam Essen stelle ich mir anders vor mit weniger spielen und Zwang. .. ach ja und ich habe gedacht. Zwar an die Rosine und was ich da tue, aber ich habe gedacht.

Hinweis: Es gib nicht DIE richtige Erfahrung. Wahrscheinlich ist ihnen aufgefallen, dass ihre Erfahrung anders war als sonst beim Essen (Ohhhhhh jaaa). Wie auch immer ihre Erfahrung aussieht, es ist Ihre Erfahrung und sie ist richtig und gültig.

Fazit: Bei aller Erheiterung, ja ich habe den Autopiloten ausgeschaltet und die Rosine bewusst gegessen und was ich sonst noch mit ihr gemacht habe. Ergo Sinn und Zweck der Übung verstanden. Bewusstsein fokussiert mit allen Konsequenzen 😀 … ach und ich habe neue Dinge über Rosinen gelernt. Ich gebe zu, dass es interessant ist, darüber nachzudenken, was man über andere Dinge neues erfahren kann, wenn man achtsam ist …