Das mit dem Konfetti kann ich in die Tonne kloppen. Biochemie verändert sich. Und manches kommt nicht mehr wieder, dafür kommt das andere wieder. Das was auch irgendwie mal eine Zeit lang verschwunden war. Und nein das bist du nicht.
Manchmal gehe ich auch nach Hause und starre an die weiße Wand. Nicht wie sonst so gern aus dem Fenster. Sondern nur an die Wand. Es muss ich sortieren.
Ich habe Kopfweh. Vielleicht brüte ich was aus. Vielleicht auch nur zu viel Lakritz. Ich hab sonst nie Kopfweh.
Gestern war solle, gestern war Lachen. Vollkommen unabhängig von mir. Weil es gibt keine Abhängigkeit zu mir. Was okay ist. Thats life. Aber trotzdem war gestern Sonne. Was man beim reinkommen schon hört. Freundliche Gespräche. Gemeinsames Lachen. Mit unseren älteren Mitbürgern. Mit jungen. Egal. Und heute war irgendwie. Hm. Das Gegenteil. Und du hörst es schon beim reinkommen. Und ich stelle fest, Oh W ist wieder da. Das Rotationssystem hat sie wieder vorgespült. Sie macht kurz die zweite Kasse auf. Und bevor ich da bin, schließt sie sie wieder. Dabei hätte ich mich ja gern von ihr behandeln lassen. Bringt mich zum Punkt, dass ich ja auch das Ziel hatte, sie mal zum Lächeln zu bringen. Stelle fest, sie kann lachen. Ganz ohne mein Zutun. Obwohl sie dabei in meine Richtung blickt. Hab mich nicht umgedreht. Wills auch nicht wissen. Aber du lachst nicht. Ein Tag an dem ich als Kunde möglichst geräuschlos durchrausche. Bloß keinen Fehler machen. Ja beschwer dich ruhig über die Technik. Besser als über mich. Ich versuche zu funktionieren. Was die älteren Damen vor mir nicht ganz schaffen. Und ja, ich verstehe, dass wenn man unter Strom/ Spannung stehe das mit der Geduld so ne Sache ist. „Lass dich nicht stressen“ sagst du zu W und selbst steht dir der Stress ins Gesicht geschrieben. Die ältere Dame, die nicht hört was du sagst, darf es spüren.
Martina hatte letztes festgestellt „wir zwei wieder“. Als sie mir die Einkäufe auch zwischen den Apparaturen durchreicht, weil die Kundin vor mir länger braucht zum einpacken. Wir machen das doch auch öfter. Heute doch auch. Das Wechselgeld knallt neben mir auf dieses Geldablageteil. Und nicht in meine Hand. Ich hasse dieses Geräusch. Es ist Lärm in meinen Ohren. Ich glaube nicht, dass ich Geräuschempfindlich bin. Wäre mir neu. Es ist Lärm in meinen Ohren. Jedes Mal. Vollkommen unabhängig von folget der Wissenschaft und so.
„Lass dich nicht stressen“ hast du gesagt. Gestresst sieht sie nicht aus. Sie lacht. Ich hab sie noch nie lachen sehen. Ich hab sie auch noch nie gestresst gesehen.
Warum fällt es uns Menschen oft so schwer, zu sagen dass man grad mal ne Pause braucht. Robert ist auch noch da. Der wird eh unterschätzt. Aber Brötchen bewachen kann er auch. Das mit den Selbstscannern traut man ihm ja auch zu. Sie hätte dir helfen können.
Ich habe Kopfweh.
„Lass dich nicht stressen“ hast du gesagt. Warum?
Gut ich muss akzeptieren, dass es kein Konfetti gibt. Zeitfenster schließen sich. Und wie immer hab ich das „Problem“, dass wenn ich einen Mensch in meinen Kopf gelassen habe, dann is das unabhängig von Konfetti. Und ich würde das gar nicht so sehen, was man Hochsensiblen so nachsagt. Dass sie die Probleme anderer zu ihren machen. Ich glaube es hat eher was mit Problem-Lösungsorientiertung zu tun. Und Dopamin. Oder vielleicht doch Fürsorge.
Am Ende ist Stress im Job und mein Angsthuhn auch nix anderes. Es ist Biochemie im Körper, die den Körper in den Kampfmodus hochfährt. Und Konfrontation machts nicht besser. Nur dass meine Stressreaktion intensiver ist, aber nur für einen kurzen Moment anhält und ich da auch schnell wieder rauskomme, und deine halt viel viel länger anhält auf einem „niedrigeren Niveau“. Was durchaus schlimmer ist. Das biologische Prinzip an sich ist das gleiche. Und man ist dem ganzen irgendwie ausgeliefert.
Du bist nicht so. Wie heute. Du bist nur so, wenn der Stress dich auffrisst. Ich bin mal gekommen und habe aus dem Augenwinkel mitbekommen wie du zum einem „charmant“ warst zu dem jungen Mann und während er nach seinem Geld kramte, hast du dein Gesicht in deinen Händen vergraben und erschöpft wieder vorzukrabbeln. Wie man es tut, wenn einem der Schädel platzt. Um kurze Zeit später wieder lächelnd die Selbstscanner zu bewachen.
Es geht nicht um jemanden, dem einfach alles schnell zu viel wird und nichts aushält. Generation Schneeflöckchen und so. Du schaffst das schon. Es geht auch nicht um Schwäche. Ne darum gehts nicht. Es geht um Biologie. Biochemie. Und das hat Auswirkung nicht nur auf die Gesundheit. Sondern auch auf die Persönlichkeit auf sozialen Umgang. Auf Lebensqualität.
Man ist gereizt. Man ist spürbar gestresst. Man lässt es an anderen aus. Um irgendwie damit klar zu kommen. Und nein, ich bin nicht Mutter Theresa und ich habe auch kein Helfersyndrom. Aber zugucken finde ich scheiße. Unabhängig davon, dass mir das missfällt wenn ich die Auswirkungen zu spüren bekomme. Weil ich bin da nich so tiefenentspannt wie die ein oder andere ältere Dame. Für mich fühlt sich das scheiße an. Und im Zweifel hängt mir das dann den ganzen Tag nach.
Da kann man doch bestimmt was machen. Das muss doch so nicht weiter gehen. Wo endet das, wenn es so weitergeht? Ich kann den Markt wechseln. Und du?
Und ja, ich kann und will nicht zugucken. Schlagt mich dafür. Ich böser Mensch ich.
Googeln find ich nur bedingt zielführend. Diese Antistress-Tipps sind zum Teil sehr esoterisch oder so in die Richtung „mach mehr Sport, triff dich mit Freunden“. Kuscheln nicht vergessen. Aber eigentlich gehts ja viel mehr auch darum in der direkten Situation die körperliche Reaktion abzumildern. Mehr Stressausgleich in der Freizeit Ist ja nett und sicher auch nicht verkehrt, aber eigentlich geht es doch um was anderes.
In einem dieser lustigen Videos wird erklärt, dass die Amygdala keine Sprache versteht. Aber gleichzeitig sagen sie, dass wenn man Situationen vermeidet, dann wird man noch ängstlicher und kriegt schon angst beim Gedanken an das was Angst macht. Was unterscheidet Gedanken von Sprache? Und ich sach euch was, die Mönche wissen, dass man auch die Amygdala kontrollieren kann. Und leben wir nicht in einer Gesellschaft die alle Nase lang Angst erzeugt. Durch Rhetorik.
Gut man muss jetzt nicht gleich buddhistischer Mönch werden. Und auch ohne Kloster is das ganze ein fuck anstrengendes Training. Ich hatte ja eh überlegt ob ich noch mal anfangen soll. Mit dem Meditieren. Wegen Angsthuhn und so. Hust. Wobei man unterscheiden muss, bei akutem Stress helfen eher die einfachen Meditationen wie Atemübungen. So komplexere Meditationen gehen nicht unter akuter Anspannung. Ich kann mich noch dran erinnern. Bei diesem 10 Wochen Kurs muss man jeden Tag Body Scan und so. Und an Tagen wo der Stresslevel sehr hoch war und die innere Anspannung so hoch war, da zuckst du im Zweifel nur, da kannst du dich nicht entspannen und meditieren. Und ja ich kenne diese Art von beruflichen Stress. Die Auslöser mögen verschieden sein, aber die körperlichen Reaktionen sind dann doch wieder die gleichen.
Gibts eigentlich noch dieses „Achtsamkeit für Dummies“? Ich schwör ja noch drauf.
Ich denke noch. Weil eher geht ein Elefant durch ein Nadelöhr, als dass ich mit dem Buch in den Supermarkt dackel. Gut reindackeln sollte noch klappen, aber danach wird’s kompliziert. Ach und Kamel war’s nicht Elefant … beim Nadelöhr. Ich muss mit meinem Dopamin reden. Es muss das Adrenalin besiegen. Oder so. Vielleicht meditiere ich gleich mal.
Ach guck, ich habe sogar „Angstfrei leben für Dummies“. Muss ich mal drin blättern. LOL. Systemtherapie hab ich glaube auch irgendwo. Ich mag ja diese „für Dummies“-Reihe. Einfach, verständlich, kurz und knapp. Keine Schnickschnack drum rum. Kein Esoterikzeug. Und auch nicht zu viel Wissenschaft. Wer das will soll sich andere Bücher kaufen. Und nein „für Dummies“ heißt nicht, dass es für „Dumme“ geschrieben ist. Vielmehr für uns alle.
Rauchst du? Ich habs 20 Jahre getan, würde das hier aber unterschreiben
Volle Terminkalender, scheinbar nie enden wollende To-do-Listen und stetig steigende Anforderungen in Beruf und Freizeit lassen das individuelle Stresslevel steigen. Viele Menschen greifen, wenn sie unter Stress stehen, zur Zigarette. Sie soll beruhigen und dabei helfen, zur Ruhe zu kommen. Studien beweisen aber das Gegensteil. So wird der Körper durch den Nikotinkonsum weiter in Alarmbereitschaft versetzt. Angst und Stressgefühle können sogar durch die im Tabak enthaltenen Giftstoffe verstärkt werden. Wer aufhört zu rauchen, gönnt nicht nur dem Körper eine Verschnaufpause, sondern stärkt auch die Psyche. Schon sechs Wochen nach dem Rauchstopp mindern sich Anzeichen von Stress, Angst und Depression.
Rauchen fördert Stress
Für Kaffee würde ich ähnliches unterschreiben. Den trinke ich übrigens immer noch.
Manchmal komme ich nach Hause, starre an die Wand. Sortiere mich, meine Wünsche und meine Bedürfnisse. Und dann versuche ich den Rest zu verstehen. Und dann tue ich mich schwer wegzusehen. Und irgendwie will ich auch nicht wegsehen. Ich schlimmer Mensch ich.
„Lass dich nicht stressen“ hast du gesagt.
Und nein, ich bin niemand der anderen erklärt, was sie fühlen, denken etc. und was sie dann tun müssen. Ich hasse das.
„Lass dich nicht stressen“ hast du gesagt. Und so weit ich mich erinnere diese oder letzte Woche auch „ihr habt keine Ahnung, was das für ein Stress ist“.
Ich glaube nicht, dass Stress uns zu besseren Menschen macht, auch wenn die Wissenschaft das behauptet. Zumindest für Frauen
Dabei zeigten sich zur Überraschung der ForscherInnengruppe in allen Aufgaben entgegengesetzte Effekte von Stress auf die sozialen Fähigkeiten von Männern und Frauen. Frauen konnten unter Stress besser zwischen selbst- und fremdbezogenen Emotionen und Kognitionen unterscheiden, und waren dadurch in der Lage, empathischer auf andere Personen zu reagieren. Männer hingegen zeigten ein Verhaltensmuster, das eher mit einer klassischen Kampf- oder Fluchtreaktion erklärt werden konnte. Dies führte dazu, dass sie unter Stress höhere Egozentrizität und verminderte Empathie zeigten.
Stress vermindert soziale Fähigkeiten bei Männern und erhöht sie bei Frauen
Ich hab unter Stress auch schon einige Kollegen blöd angemacht. Wobei bevorzugt Chefs. Und wenn ich bei Muttern renoviere oder sonstwas frickeln muss, grummelige ich sie auch gern an, wenn ich irgendwie nicht vorwärts komme und was nicht so läuft. Mach was ich dir sage und ansonsten halt die Klappe.
„Lass dich nicht stressen“ hast du gesagt.
Und ich sag das zu dir. Weil das bist du nicht.
Dein Gesicht ist blass zur Zeit
die Vorhänge sind zu
dafür warst du nicht bereit
deinen Schweigen sagt lasst mich in ruh‘Ich hau nich ab, sei du ruhig schwach
ich sag alles abAlles grau, Marleen
du stehst im Regen
jeder Tropfen trifft dich schwer
wenn du willst, Marleen
können wir reden
ich versuch dich zu verstehen
oh, MarleenDie Zeit und du waren federleicht
deine Tür stand immer auf
das beschissene am Schicksal bleibt
es kommt auch dann, wenn du nicht dran glaubst
Doch ich hau nich ab, sei du ruhig schwach
ich sag alles abAlles grau, Marleen
du stehst im Regen
jeder Tropfen trifft dich schwer
ich bleib hier Marlen
wenn du willst können wir reden
ich lass dich nicht untergehn`
oh Marlen
Dein Gesicht ist blass zur Zeit
doch irgendwann
fällt der Regen an dir vorbei