Das Leben geht manchmal schon komische Wege. Kaum beschäftige ich mich aus Versehen mal mit der dunklen deutschen Vergangenheit, da werde ich am nächsten Tag wieder Zeuge dieser Erbschuld mit der wir Deutschen immer noch leben. Da wagt es ein Literaturnobelpreisträger doch allen Ernstes ein israelkritisches Gedicht (naja ich würde das ja nicht als Gedicht bezeichnen) zu verfassen und schwups hat er den braunen Stempel auf der Stirn. Erinnert mich ja dann doch wieder an die braune deutsche Zeit, als Andersdenkende nicht toleriert wurden. Da frage ich mich doch, wer da das braune Gedankengut in sich trägt. Was wohl Herr Freud dazu sagen würde …?
Die Medien knüppeln lustig auf ihn ein. Warum tue er dies? Er wolle doch nur mal wieder ins Rampenlicht. Und und und. Es ist schon sehr bezeichnend, dass sich niemand wirklich mit dem auseinandersetzt, was er in seinem Gedicht kritisiert. Es geht mal wieder ausschließlich um die Person Grass an sich, die deutsche Vergangenheit und braunes Gedankengut. Nein, bloß nicht mit dem Thema intensiv auseinandersetzen. Man könnte sich ja selbst die Finger verbrennen. Nein, ein öffentliches kritisches Betrachten der israelischen Politik. Nein, das geht nicht in Deutschland. Nein, Israel darf alles.
Ich bin dazu aber nicht mehr bereit. Ich lebe jetzt und heute. Ich bin nicht dafür verantwortlich was vor 60 Jahren gesah. So grausam dies auch war. Und ja es ist ein Teil der deutschen Geschichte mit der wir leben müssen. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern. Aber die Gegenwart und die Zukunft „beeinflussen“. Und dazu gehört es auch, die israelische Politik zu kritisieren, wen sie Grund dazu bietet. Schon seit einigen Jahren verfolge ich die israelische Politik mit skeptischen Blick. Auch Israel hart Blut an den Händen. Auch in jüngster Vergangenheit. Und ich hoffe, dass dies nicht wieder mehr wird… Mal abgesehen davon, dass jede Atommacht eine zu viel ist.
„Warum aber schwieg ich bislang?
Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.“
(Günter Grass – Was gesagt werden muss.)
Und die mehr als bezeichnende „Interpretation“ der Zeit findet ihr hier: Günter Grass Der Antisemitismus will raus