Bedingte Kooperation

So wo waren wir? Ach beim Herdentrieb und Co. Weil das soziale Wesen Mensch irre kompliziert ist. Und ich benutze hier bewusst dieses Wort. Interaktion mit anderen, Kooperation bringen uns vorwärts, ermöglichen uns eigentlich erst unseren Wohlstand und gleichzeitig können wir uns die Köpfe einschlagen. So von Gruppe zu Gruppe, Mensch zu Mensch. Oder auch einfach wie Lemminge die Klippe runterspringen, weil wir blind hinterhertappeln.

Wir müssen uns aus Herdentrieb vor allem dieses Social Proof merken. Dieses an anderen Orientieren. Orientierung vor allem auch erstmal finden. Vor allem in unsicheren Situationen. Erinnert mich auch irgendwie an 10-80-10 hegemoniale kritische Masse. Also an die 10-80-10 Theorie. Dass die Masse also die 80% Führung. Am Ende sind wir eben doch besagte Herdentiere und irgendwie darauf gepolt, den Leittieren zu folgen. Alles hört auf Olafs Kommando reicht aber dummerweise nicht aus.

Bedingte Kooperation bedeutet erstmal nur, dass wir bereit sind uns an bestimmte Regeln zu halten, wenn es andere auch tun. Wobei Fehlverhalten grundsätzlich such bestraft werden kann. Das spielt keine so große Rolle. Außer dass ein Erwischt werden z.B. beim Steuerbetrug dann halt echt weh tut. Aber je mehr wir davon ausgehen, dass die anderen sich auch „korrekt“ verhalten, um so mehr kooperieren wir. Interessant in dem Zusammenhang sind aber die Feldversuche aus 2010 im Zusammenhang mit öffentlichen Gütern.

«Die Ergebnisse im Spiel wiederspiegelten sich im realen Verhalten der Bauern in ihrer jeweiligen Gruppe. Wir konnten klar aufzeigen: Menschen machen ihren Kooperationswillen von demjenigen ihrer Mitmenschen abhängig.»

Auch zeigen die Ergebnisse eine negative Korrelation zwischen der Anzahl bedingt Kooperierender und Trittbrettfahrer: Je mehr Kooperation in einer Gruppe, desto weniger verhalten sich Einzelne darin rein egoistisch. Dies erklärt sich Rustagi damit, dass kooperative Gruppenmitglieder mehr Zeit in die Überwachung ihres Waldes investieren. Seine Studie zeigt: Bedingt Kooperierende wenden bis zu 32 Stunden pro Monat für das Überwachen ihres Gebietes auf; bei Trittbrettfahrern sind es nur 22 Stunden. Somit werden Trittbrettfahrer in kooperativen Gruppen mit höherer Wahrscheinlichkeit aufgespürt und potentielle Nachahmer dadurch abgeschreckt. «Freiwillige, durch Nutzergruppen selbst durchgeführte Kontrollen unterstützen das kooperative Verhalten zugunsten des Waldes», schliesst Rustagi daraus.

Rustagi glaubt, dass seine Erkenntnisse in die Zusammenarbeit von Entwicklungsorganisationen mit selbstverwalteten Gruppen fliessen könnten: «Wir haben gezeigt, dass es nicht reicht, externe Faktoren in die Gestaltung von Umweltschutzprogrammen mit einzubeziehen. Auch intrinsische Faktoren, wie das Kooperationsverhalten der einzelnen Gruppenmitglieder, müssen dabei berücksichtigt werden.» Ziel wäre es, laut Rustagi, die Bereitschaft für bedingte Kooperation gezielt zu stärken und Anreize für Trittbrettfahrten zu eliminieren – zum Beispiel durch selbstorganisierte Überwachung und Ächtung von unsozialem Verhalten.

Der bedingte «Homo cooperativus»

Bei Ächtung zucke ich zusammen. Ich meine, ja in Kleingruppen wie wir früher lebten – ich las letztens was davon, dass man davon ausgeht, dass eine Größe 150 ideal war – mag das ja funktioniert haben. Und auch hart und grausam gewesen sein so ne Ächtung. In unserer modernen Welt ist das mich der sozialen Ächtung aber a) schwierig und b) emm etwas unmoralisch. Also ich weiß nicht. Interessant finde ich, dass dieser Satz auch in der Version der Uni Frankfurt nicht vorkommt. Die Schweizer sind da wohl entspannter. Hüstel. Zumal „selbstorganisierte Überwachung“. Puhh. Ich wills mir gar nicht vorstellen. Anscheinend gibt es auch noch so ne Theorie der «Gen-Kultur-Evolution». Diese besagt, dass ein höheres Mass an Kooperation in Gruppen auftritt, in denen nicht-kooperatives Verhalten sanktioniert wird.

Aber halten wir fest, abgesehen von eigenen Nutzen, den wir durch Kooperation haben wollen, wollen wir halt auch nicht der Dumme sein wollen, der sich an Regeln hält und damit auch auf etwas verzichtet, während andere drauf scheißen. Und da hätten wir dann gern die Sicherheit, dass andere sich auch dran halten. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle dann wohl dich besser.

Noch was anderes. Wir waren ja gestern (No-Thinking Marx) beim Zuschauer-Effekt/ Bystander-Effekt und da dann bei der kollektiven Ignoranz. Ein ähnlicher Effekt ist das Abilene-Paradox. Wir unterdrücken dabei unsere eigene Meinung/ Präferenz, weil wir glauben die Gruppe hätte andere Ansichten als wir. Und wenn alle so denken, kommt halt Murks raus.

Laut Simone Kauffeld vom Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie an der TU Braunschweig zeichnet sich das Abilene-Paradox durch Passivität aus. Individuen behalten ihre private, den anderen unzugängliche Meinung in einer Entscheidungssituation für sich. „Die Gruppenmitglieder fühlen sich gezwungen, der öffentlichen Meinung zuzustimmen und entziehen sich der Verantwortung, die eine eigene Positionierung mit sich bringen würde“, sagt sie. Dadurch würden kollektiv Entscheidungen getroffen oder Handlungen angestoßen, die im Widerspruch zu dem stehen, was die Personen wirklich wollten – „wodurch sie ihr eigentliches Ziel verfehlen“. Die Kommunikation versagt, weil jedes Gruppenmitglied irrtümlicherweise davon ausgeht, dass seine Präferenzen oder Einstellungen denen der anderen Personen widersprächen

Abilene-Paradox: Warum wir mitmachen, ohne es zu wollen

Wir brauchen also doch mehr Quantenphysik. Oder eben kollektives Bewusstsein. Dieser soziale Druck ist ja das eine. Auch dass wir dann Dingen tun, die wir eigentlich nicht wollen, aber Gruppe und Gruppe wichtig blub. Aber das andere ist dann halt auch noch, dass wir nicht mal wirklich wissen, was die anderen/ die Gruppe will. Wir können halt nicht in die Köpfe anderer schauen. Und diese Orientierung an anderen ist tief in uns verankert und auch der Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit, aber es ist alles nicht perfekt. Das macht das ganze noch komplizierter.

Ich hab mich auch noch gefragt, ob wir auch in Krisen-Situationen wie eben Klimakrise auch diese Phasen wie beim Zuschauer-Effekt durchlaufen. Das wir erstmal das Problem registrieren müssen. Dass wir dann uns an anderen orientieren, um festzustellen, ob wir da ein größeres Problem haben oder nicht. In Schritt drei dann die Verantwortung ins Spiel kommt, die dann eben wieder total verwässert, weil man ja allein nicht die Welt retten kann und überhaupt. Um dann auch gleich bei Schritt vier festzustellen, dass man keinen Plan hat, wie man das Problem lösen soll. Und am Ende auch noch viel zu viel selbst zu verlieren hat. Und darum gucken wir einfach lieber zu. Gut „lieber“ ist jetzt sehr unpassend formuliert.

Wir sind für sowas wie den Klimawandel echt nicht geschaffen. Argh.

Irgendwie muss man diesen Herdentrieb aktiviert bekommen. Und die Zweifel bezüglich Trittbrettfahrer (ja aber China macht eh was es will) entweder ausräumen oder Zweifel sein lassen. Und innerhalb unseres eigenen näheren Umfelds bestimmte Annahmen grade rücken oder schön reden wie der Erb. Aber grade rücken würde auch schon was bringen. Weil wir unterschätzen die Bereitschaft Dinge bezüglich Klimawandel zu tun.

Hat der Armin zu geforscht.

Normen durch Aufklärung Geltung verschaffen

Da die meisten Menschen bedingt kooperativ sind, also ihr eigenes Verhalten von der wahrgenommenen Kooperationsbereitschaft anderer abhängig machen, liegt es nahe, dass sich diese Bereitschaft auch beim Klimaschutz verbessern ließe, indem man die Menschen über ihre Fehleinschätzung aufklärt.

Um das zu überprüfen, wurden die Teilnehmenden der US-Studie über die tatsächliche Kooperationsbereitschaft ihrer Mitbürger informiert, der übermäßige Pessimismus also korrigiert. Anschließend wurde die Bereitschaft zum Klimaschutz wie in der deutschen Studie in Form einer Spendenentscheidung gemessen. Die Aufklärung über die tatsächliche Bereitschaft anderer zum Klimaschutz führte zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Klimaspende um 12 Dollar. Wurde die falsche Wahrnehmung der sozialen Norm korrigiert, stieg der Spendenbetrag im Schnitt sogar um 16 Dollar. Die US-Studie belegt somit einen kausalen Effekt auf klimafreundliches Verhalten. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Klimaskeptikern, die eigentlich eine geringe Bereitschaft zum Klimaschutz haben.

Angesichts der Gemeinsamkeiten beider Studien ist davon auszugehen, dass sich die Ergebnisse der US-Studie auch auf Deutschland übertragen lassen: Aufklären darüber, was die meisten Mitbürgerinnen und Mitbürger für richtig halten, könnte demnach auch in Deutschland beim Kampf gegen den Klimawandel helfen.

Soziale Normen prägen Bereitschaft zum Klimaschutz

Freue mich schon auf die Aufklärungskampagne „Hee dein Nachbar find Klimaschutz auch wichtig“. Aber im Ernst wie man sich das praktisch vorstellt, is mir noch schleierhaft.

Auf alle Fälle sollte man dabei auf eine verständliche Sprache achten. So dass jeder das versteht. Gendern am besten weglassen. Und auch die fette Moral und so. Und Kapitalismuskritik bloß nicht. Und schon gar nicht „die Reichen ruinieren das Klima.“ Oder sonstigen „du musst jetzt, weil sonst bist du böser Mensch“. Und auf alle Fälle nicht die Lebensrealitäten von anderen Menschen außer acht zu lassen und alles auf den Kopf stellen zu wollen. Inklusive Wertesysteme und Identitäten. Bedingungslos kooperiert niemand.

MiMiMi.

Vielleicht sollte man mit der Aufklärungsarbeit „auch Reiche wollen Klimaschutz“ anfangen. Und da meine ich „normalen Klimaschutz“ jenseits selbstloser österreichischer Erbinnen.

Nacht.

Ich komm‘ aus meiner Höhle
Und reib mir die Augen
Und aus meiner Wäsche
Schaut ein Steinzeitmensch.

Aus seinen Augen,
Da blicken Milliarden
Jahre, Träume, Universen.

Ich seh‘ den Himmel und die Berge.
Ich seh‘ den Wald voller Bäume
Und das Meer.

Von Mensch zu Mensch auf der Reise,
Von Mensch zu Mensch,
Bis hierher.

Deine Flügel sind wie meine
Und wir fliegen in das selbe Licht.
Ich grüße dich aus der Ferne.
Denn so-fern wir uns verstehen,
Sind wir uns nicht.

Oh oh oh
Oh oh oh-o

Oh oh oh
Oh oh oh-o

Die Welt in uns wird immer kleiner,
Als die Welt in uns herum.
Den Kopf zwischen Mars und Venus,
Irr ich durch die Gänge im Saturn.

Oh, deine Planeten sind wie meine
Und du fliegst ins selbe Licht.
Inmitten zahlloser Sterne,
Schau‘ ich in dein Gesicht

Und seh‘ den Himmel und die Berge.
Ich seh‘ den Wald voller Bäume
Und das Meer.

Von Mensch zu Mensch auf der Reise,
Von Mensch zu Mensch,
Bis hierher.

Deine Flügel sind wie meine
Und wir fliegen in das selbe Licht.
Ich grüße dich aus der Ferne.
Denn so-fern wir uns verstehen,
Sind wir uns nicht.

Oh oh oh
Oh oh oh-o

Oh oh oh
Oh oh oh-o

Von Mensch zu Mensch

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