Klimadialog – wir brauchen einen Reset

Weißt du Fritze, ich habe den Eindruck, dass wir in der Vergangenheit festhängen. Wobei, wer ist wieder dieses ominöse „wir“? Wie die Veronika ja auch festgestellt hat, kann man beobachten, dass sich Klimaschützer und Industrie/ Wirtschaft oftmals skeptisch gegenüberstehen und sich beäugen, und dabei wäre es so wichtig, zusammenzufinden. Kann man sicher in dem Kontext auch auf Parteien/ Wähler übertragen.

Aber gerade jetzt braucht es Dialog, verstehst? Jetzt ist das Fenster da für Veränderung. Und das ist nicht so gemeint, dass man jetzt die große Revolution anzetteln muss. Mit dem Kopf durch die Wand. Das Fenster bedeutet, dass Menschen für das Thema Klimaschutz und den damit verbundenen Wandel unseres mehr oder weniger kompletten Lebens sensibilisiert und offen sind. Siehe auch diverse Umfragen und auch stimmen aus der Wirtschaft. Die Welt dreht sich und wir uns mit ihr. Es geht ja eher ums „wie“ wandeln wir uns. Und darum müssen wir reden und handeln auf diversen Ebene. Und wie Veronika sagte, von einander zu lernen. Offen und ehrlich einander zuhören, nicht bekriegen.

Ich hab mich vor längerer Zeit mal gefragt, ob man seine Vergangenheit ablegen kann. Nach all den langen Jahren wo das Thema Klimaschutz immer irgendwie mal angesprochen wurde und es nie irgendwie vorwärts kam. Gutachten hin, Gutachten her. Klimakonferenz hin, Klimakonferenz her, Studie hin, Studie her. Wo man sehr laut rufen musste, um gehört zu werden. Wo man vielleicht auch belächelt wurde. Wo man oft enttäuscht würde, weil doch nichts passiert ist. Wo sich Gruppen / Bewegungen / Denkschulen ausgebildet haben mit wenig Dialog aber viel Kritik an dem System/ den Systemen die uns vor die Wand fahren. Wo auch Lösungen nur im „eigenen Saft“ erarbeitet wurden. Mit viel Vergangenheitsbetrachtung und daraus abgeleitetem „das geht nicht anders“. Wo sich irgendwie auch ein Freund-Feind-Schema herausgebildet hat. Das dann noch durch diverse gesellschaftliche Entwicklungen verstärkt wurde.

Was meinst Fritze, ob man dann nicht irgendwie festhängt in diesen Erfahrungen, Gedanken und auch Verhaltensmustern? 🤔 Dass man glaubt, es ist weiter so wie bisher. Die anderen wollen nicht. Man muss mit sehr viel Nachdruck dahinter sein. Man muss laut und fordernd sein. Alles was von anderer Seite kommt ist nur Ausrede. Und Lobby sowieso. Und überhaupt es ist in erster Linie ein Kampf.

Und die anderen denken sich, dass die doch gar nicht wissen wie das in der Praxis läuft. Und was die da wieder wollen und viel zu schnell und viel zu viel. Und die ganzen Vorschriften – Panik. Und überhaupt alles unrealistisch.

Was hat das andere gesagt?

Und wenn man dann mal zusammen kommt, so redet man gekonnt aneinander vorbei – weil der Kopf nicht frei ist. Weil der Autopilot die Informationsverarbeitung steuert. Du ich sagst dir Fritze, manchmal ist es echt frustrierend.

A sagt: Ich habe ein Problem das in der operativen Praxis umzusetzen, ich fühle mich überfordert, Help
B hört: Der will nicht
A sagt: Wir haben im Moment keine Möglichkeit das real umzusetzen, weil … daher Vorschlag X
B hört: Der will nicht
A sagt: Ich glaube, wir werden nicht weniger mobil sein wie vor Corona.
B hört: „Auto“.
Und genau so wenig wie A daran glaub, dass wir uns ändern werden, will B dran glauben, dass wir uns nicht ändern werden. Anmerkung der Redaktion: Vielleicht liegt die Wahrheit wie so oft dazwischen. Aber was will ich
A sagt: Wir müssen nur mal die Tourismuszahlen aus China oder mittleren Osten angucken.
B sagt: Wir haben hier mal genauer die Buchungen in Reisebüros angeschaut.
Anmerkung der Redaktion: Und ich sitz da und denke „emm ja, globales Problem“ – systemisch betratet – es ging um China
A sagt: die Wirtschaft in China, Afrika wird ungeachtet unserer Aktivitäten wachsen
B möchte immer noch dass wir in Deutschland nur 15 h arbeiten und BGE.
Anmerkung der Redaktion: Und ich denke an chinesische Touristen und wie wir uns darum kloppen, ihnen Weißbier und Brezn servieren zu dürfen weils andre Jobs nicht mehr gibt

Apropos, das mit aneinander vorbeireden. Was meinst Fritze? Ja ich weiß.

Aber was anderes, dieses Beäugen scheint weiter verbreitet als gedacht. Zu mir sagte mal jemand, er hätte mal in der nähe vom WBGU gearbeitet. Dessen Mitarbeiter hätten immer schräg auf sie geschaut, weil sie die bösen waren. Im Normalfall sollten die Blicke in die andere Richtung nicht anders gewesen sein, vermute ich mal. Feindbilder müssen gepflegt werden. Und meist pflegen wir sie. Gern zusammen.

Und anstelle Dialog zu suchen, suchen wir Halt in unseren Gruppen. Gehen nicht dahin wo es weh tut, sondern dahin wo wir Sicherheit haben und putschen uns dort auch noch auf. Haben einen Plan und glauben nicht, dass der falsch sein kann oder es sinnvolle Alternativen gibt.

Ich würde gern neu aufsetzen – GreatMindReset

Weißt Fritze, ich denke, die Welt neu denken, kann man nur, wenn man sich von der Vergangenheit frei macht. Und wenn man Interesse an der anderen Seite hat. Die andere Seite auch verstehen will.

„Der Menschen kann in seinem Denken nicht frei sein, wenn er nicht auch emotional frei ist.“ sagte der Herr Fromm wohl mal.

Könnten wir bitte den Reset-Knopp drücken? Nicht den Aus-Knopp. Neee den Reset-Knopp. The GreatMindReset quasi. Einfach neu anfangen. Bewusst zuhören. Bewusst versuchen die Welt anders zu sehen. Bewusst versuchen zu verstehen, auch wenn der andere sich ungeschickt ausdrückt. Nicht gleich das schlechte vermuten und nicht jeden Kompromiss als kleinsten gemeinsamen Nenner betrachten. Das was die Veronika sagt. Sich auch ehrlich machen. Fragen stellen und gemeinsam die Lösungen finden? Die Welt ist komplex.

Und davon ausgehen dass die Wahrheit vielleicht in der Mitte liegt. Oder wie Markus Gabriel .. schau nicht so Fritze, ja ich weiß ich mag den nicht, aber ein blindes Huhn Korn und so .. also der Markus Gabriel der war mal beim Friedmann und er sagte, dass man (moralische) Wahrheit nur dann finden kann, wenn man davon ausgeht, dass auch der andere im Besitze der Wahrheit sein kann und man so nur gemeinsam im Dialog zur Wahrheit finden kann. Hör auf die Augen zu verdrehen Fritze. So falsch ist der Gedanke nicht. Vielleicht kann man den Weg nur finden, wenn man offen ist.

Es geht bei Dialog und gesellschaftlichem Aushandeln nicht darum, dass unendlich zu betreiben, bis der letzte bzw. Thea Dorn mitmacht. – Nein muss man nicht kennen die Thea, Fritze – Es geht nicht darum, dass es nicht mehr emotional werden kann. Es geht darum, dass die Mehrheit der Gesellschaft Dinge mitgeht/ mitträgt. Dass Menschen Perspektiven haben. Und um das zu erreichen, braucht es wirkliches Zuhören – und alle Ideen. Auch wenn sie nicht perfekt sind.

Konsens heißt nicht, den letzten erreichen zu müssen. Konsens ist nicht immer Minimalkonsens. Und wenn die auf der anderen Seite schon sagen, dass wir keine Zeit mehr haben, sondern was tun müssen, warum nicht um den Konsens ringen?

Warum nicht darum ringen, auch die zu erreichen die Bestandteil der kritischen Masse sind, die notwendig ist, um Veränderung auszulösen. Auch die kritische Masse ist im Jahr 2021 plural. Wer breite gesellschaftliche Veränderung will, muss weit über die eigenen Grenzen hinaus denken. Man kann die Vergangenheit nicht auf heute übertragen. Früher war anders. Früher war einfacher. Früher war nicht so plural und nicht so komplex. Systemisch betrachtet. Aber dazu nicht heute. Irgendwie muss man alles alleine machen 🙃

Lösungen bringen selten Applaus. Kritik, Provokation und Empörung verkauft sich besser. Und 80% Lösungen sind schon gar nix wert. Und zu kritisieren hat immer einer was. Wir hatten mal ein Projekt bei Merck. Damals hörte man noch Xavier und meine Kollegin rauf und runter „Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.“ aus Gründen. Verzeih Fritze meine Gedanken schweifen ab.

Es muss immer einer der erste sein, der anfängt etwas anders zu machen. Erst dann können andre folgen. Das andere Veränderungen herbeiführen außer dem richtigen Kreuz oder die nächste Demo.

Das Zuhören ist eine Kunst an sich. Wenn wir mit stillem und konzentriertem Geist zuhören, ist es möglich, tatsächlich für das empfänglich zu sein, was die Worte sagen. Manchmal blitzen unerwartet tiefe Einsichten auf.

sagt Buddha

Ach und weil ich ja noch auf der Gefühlsebene rumhänge, weil Mensch und so, das muss jetzt als Wort zum Sonntag. Ich hoffe ja immer noch auf musikalische Erleuchtung bei Noir TV. Aber irgendwie können die auch immer nur Liebeslieder. Muss man sich halt schön denken … Fritze warum läufst du weg? Fritze? ….

Wir waren mal Hals über Kopf
Und furchtlos und selten und gut
Ich frag mich oft ob wirs nur lassen
Weil jeder das irgendwann tut
Ich würd dir so gern was versprechen
Sowas wie „alles wird heil“
Wenn wir uns einfach schwören können:

Wir fangen von vorne an
Für alles das was zählt
Fangen wir von vorne an

Wir können rennen
Wir dürfen stolpern

Jupiter Jones – Rennen + Stolpern

1 Gedanke zu „Klimadialog – wir brauchen einen Reset“

Schreibe einen Kommentar